Donnerstag, 12. Januar 2023

Windiger Jahreswechsel auf der Rotondohütte

@wandernohneende
Traditionsgemäss verbrachte ich den Jahreswechsel auf den Schneeschuhen, diesmal rund um die Rotondohütte im Kanton Uri. Angesichts der grünen Wiesen im Mittelland war ich etwas skeptisch in Bezug auf die Schneeverhältnisse, doch zu meiner Überraschung konnten wir bereits etwas ausserhalb von Realp von den Wander- zu den Schneeschuhen wechseln. Die Schneeschicht auf dem schmalen Strässchen, dem wir ins Witenwasserntal hinein folgten, war zwar nicht dick, aber gerade so ausreichend, und sie wurde dicker, als wir allmählich höher stiegen.

Während in Realp noch die Sonne geschienen hatte, steuerten wir direkt auf eine Wolkenwand zu, welche der Föhn über die Alpen drückte. Als wir Oberstafel erreichten und die Steigung des Weges zunahm, nahm auch der Wind an Fahrt auf und Schneegestöber begleitete uns auf dem Rest der Strecke, bis endlich die Rotondohütte in Sicht kam, wo wir warm empfangen wurden.

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Der nächste Tag - der letzte Tag des alten Jahres - brachte Sonne, blieb aber windig. In einem gemächlichen Tempo wanderten wir über die ausgedehnte, sanft ansteigende Schneefläche, unter welcher der Witenwassergletscher lag. Es fühlte sich gut an, sich wieder einmal durch eine richtige Winterlandschaft zu bewegen. 

Das letzte Stück bis hoch auf den Grat führte durch einen Steilhang aus kniehohem Neuschnee. Dank Tom, unserem Bergführer, wurde aber auch dieser Aufstieg nicht allzu anstrengend, denn Tom schlug für uns praktische Stufen in den Schnee.

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Als wir den Sattel erreicht hatten, waren wir zwar ungeschützt dem Wind ausgesetzt, konnten dafür einen ersten Blick ins Bedrettotal hinunterwerfen und auf die Tessiner Bergwelt. Wir folgten dem Grat entlang von spitzen Felsformationen zum Hüenderstock (2'882 m), dem Gipfelziel des Tages. Unter uns lag der ausgedehnte Talkessel, in dessen Mitte die Rotondohütte auf einem kleinen Hügel thronte.

Wir hielten unsere Pause auf dem Gipfel - wie alle Pausen an diesem Tag - kurz, zu stark blies der Wind. Immer mehr oder weniger dem Bergrücken folgend, wanderten wir weiter bis zum Hüendersattel. Von dort warfen wir einen letzten Blick ins Tessin, bevor wir uns über teilweise sehr steile Abhänge zurück zur Hütte rutschten, wo es Glühwein zum Aufwärmen gab.

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Am nächsten Morgen - der erste des neuen Jahres - brachen wir noch vor Sonnenaufgang von der Hütte auf; ein langer Abstieg stand uns bevor. Dieser begann aber zunächst mit einem Aufstieg zum Läckipass, währenddessen langsam die Sonne über den Bergen hinter uns aufging. Auf dem Übergang hatte der Wind den Schnee fast weggeblasen, so dass die Krallen der Schneeschuhe mit unangenehmen Geräuschen über die nackten Steine kratzten. Schon bald wurde der Schnee aber wieder tiefer und es wurde ein genussvoller Abstieg in das breite Tal hinein. Vom Muttengletscher, der gemäss Karte unter uns liegen sollte, waren aber kaum mehr Spuren zu entdecken.

Als das Tal eine Kurve machte, gab es einen kurzen Gegenanstieg auf das ausgedehnte Hochplateau unterhalb der Stotzigen Firsten. Dort machten wir eine ausgiebige Pause und genossen den Blick zurück zum Läkipass. Das erste Mal an diesem Wochenende war unser Pausenplatz so warm und windstill, dass wir nicht vorzeitig von Kälte und Wind aufgescheucht wurden. Im Gegenteil, ich hätte es noch eine Weile an diesem sonnigen Plätzchen ausgehalten.

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Doch es wartete das letzte Stück des Rückwegs nach Realp auf uns. Solange die Strecke an der Sonne lag und der Schnee weich unter den Schneeschuhen nachgab, war dieser vergnüglich. Doch im Schatten war der Schnee fest und Abstieg machte sich in den Knien bemerkbar. Wir erreichten schliesslich wieder das Strässchen, auf welchem wir zwei Tage zuvor aufgestiegen waren, und die zwei Tage hatten ausgereicht, den Schnee im unteren Bereich grösstenteils wegzuschmelzen.

Ausserhalb von Realp zogen wir schliesslich die Schneeschuhe wieder aus. In Realp beim Abschlusskaffee hatte man zwar wieder frühlingshafte Gefühle, doch es war schön gewesen, den Winter zumindest für drei Tage zu erleben.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 30./31.12.2022/1.1.2023
  • Route: Realp - Vorder-/Hinterschweig - Oberschäseren - Witenwasserenstafel - Oberstafel - Rotondohütte (Freitag); Rotondohütte - Witenwassergletscher - Hüenderstock - Hüendersattel - Rotondohütte (Samstag); Rotondohütte - Läckipass - Muttengletscher - Auf den Ampelenplanggen - Deieren - Grueben - Realp (Sonntag)
  • Distanz: 8,2 km (Freitag); 7 km (Samstag); 12,4 km (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Freitag); 4 h 30 min (Samstag); 5 h 45 min (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'030 m (Freitag); 580 m (Samstag); 600 m (Sonntag)
  • Übernachten: Rotondohütte SAC
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Hüenderstock (Samstag)

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Abstieg (Sonntag)