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Montag, 1. September 2025

Über die Grünhornlücke zum höchsten Berner (Gletschertrekking von der Jungfrau zur Grimsel 1/2)

@wandernohneende
Vor zwei Jahren hatte ich ein Gletschertrekking vom Jungfrauhoch zum Grimselpass gebucht. Leider musste damals die Tour nach zwei Tagen wegen eines Unwetters abgebrochen werden. Dieses Jahr versuchte ich mein Glück mit der gleichen Route nochmals und dieses Mal versprachen die Wetterprognosen vier Tage lang nichts als eitler Sonnenschein.

Die Strecke vom Jungfraujoch über den Jungfraufirn hinab zum ausgedehnten Konkordiaplatz, entlang von steilen Felswänden und Gletscherabbrüchen, war so eindrücklich wie ich sie in Erinnerung hatte und wurde auch bei Wiederholung nicht langweilig. Ebenfalls alles andere als langweilig war der Aufstieg über die 526 luftigen Treppenstufen hinauf zur Konkordiahütte - ich fand, dass ich sie besser meisterte als vor zwei Jahren. Das Bier auf der Terrasse der Hütte mit freiem Blick über den Aletschgletscher hatte ich mir auf jeden Fall verdient.


Der nächste Morgen begann mit dem Abstieg über dieselben 526 Treppenstufen. Und dann betrat ich Neuland: Zunächst auf dem Geröllfeld neben, dann auf dem Grüneggfirn selber, stiegen wir Schritt für Schritt in Richtung Grünhornlücke hinauf. Hinter uns strahlte das Eis des Konkordiaplatzes in der Sonne, während wir noch lange im Schatten blieben.

@wandernohneende

Die Sonne erreichte uns schliesslich gleichzeitig wie wir die Grünhornlücke (3'266 m) erreichten. Direkt vor uns ragte das imposante Finsteraarhorn in den Himmel, seines Zeichens der höchste Berg des Kantons Bern. Tief unten an seiner Felswand konnten wir bereits die nach ihm benannte Hütte, unser heutiges Tagesziel, erkennen.

@wandernohneende
Luftlinie schien es bis dorthin auch gar nicht mehr so weit zu sein, doch es kostete schliesslich ziemlich Zeit, die zahlreichen Gletscherspalten zu umgehen, die von weichem Schnee bedeckt waren. Schneller vorwärts kamen wir dann auf dem aperen Fiescherfirn. Wir wanderten quer über ihn und auf der anderen Seite angekommen, zogen wir die Steigeisen aus und kraxelten über einen steilen Weg hoch zur Hütte.

Die Finsteraarhornhütte (3'047 m) ist gross, modern, hat eine schöne Sonnenterrasse und kann mit den breitesten Betten aller bisher von mir besuchten SAC-Hütten aufwarten. 

Wir verbrachten einen gemütlichen Nachmittag auf der Terrasse unter den schattenspendenden Sonnenschirmen und genossen einfach die Welt um uns herum, die aus nichts ausser Bergen, Gletschern und blauem Himmel zu bestehen schien.


Die Fortsetzung zur Oberaarjochhütte und Grimsel findet sich hier.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 7./8. August 2025
  • Route: Jungfraujoch - Jungfraufirn - Konkordiaplatz - Konkordiahütte (Donnerstag); Konkordiahütte - Grüneggfirn - Grünhornlücke - Fiescherfirn - Finsteraarhornhütte (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 30 min (Donnerstag); 4 h 45 min (Freitag)
  • Distanz: 8,5 km (Donnerstag); 6,5 km (Freitag
  • Höhenmeter210 m; 850 m (Donnerstag); ↑740 m; 520 m (Freitag)
  • Übernachten: Konkordiahütte SAC (Donnerstag); Finsteraarhornhütte SAC (Freitag)

 

@wandernohneende
Route Donnerstag & Freitag

 

Donnerstag, 24. Juli 2025

Steinböcke auf dem Güggigrat - Vom Gemmenalp- aufs Niederhorn

@wandernohneende
Nachdem ich am Samstag mit dem SAC von der Engstligenalp nach Sunnbüel gewandert war, entschloss ich mich spontan, meinen Aufenthalt im Berner Oberland um einen Tag und eine Wanderung zu verlängern. Bei einer kurzer Recherche stiess ich auf den Niederhorn-Panoramaweg und damit auf das zweite Wanderziel des Wochenendes.

Mit dem Bus fuhr ich - zusammen mit zahlreichen Gleitschirmfliegern - von Interlaken bis zur Waldegg. Nach einer kurzen Steigung am Anfang führte die Wanderung zunächst bei angehnehmen Temperaturen auf einem breiten Weg fast flach durch den schattigen Wald. Ich fand es schon fast ein bisschen kühl, doch ich kam ganz schnell ins Schwitzen, als ich das Ende des Geländeeinschnitts erreichte und es über zahlreiche Treppenstufen aus dem steilen Tobel heraus ging. 

@wandernohneende
Bei der Chüematte verliess ich den Wald und vor mir lagen - zum Geländenamen passend - weite Kuhweiden. Hier gab es auch den ersten Blick auf das blockförmige Gemmenalphorn. Von der Gemmenalp hätte es einen direkten Aufstieg zum namensgleichen Horn gegeben, doch nach kurzem Abwägen folgte ich der ausgeschilderten Wanderroute und legte noch einen Extraschlenker ein. 

Eine Schlenker der sich lohnte: Die Landschaft öffnete sich zu einem Hochplateau, welches von karger Vegetation und von flachen, abgeschliffenen Felsen überzogen war. Man hatte einen schönen Blick auf die Hügelketten der Sieben Hengste, des Hohgants und über den ganzen Brienzergrat. 

Beim Chüestand wandte ich mich schliesslich wieder dem Gemmenalphorn zu. Der Aufstieg führte zunächst über einen breiten Rücken, dann entlang senkrechter Felsen über eine Steintreppe. Ich war so konzentriert auf meine Schritte, dass ich den Steinbock fast übersehen hätte. Dieser liess sich von mir nicht beirren, sondern schlenderte gemächlich über den Wanderweg und blieb ein paar Stufen über mir genug lange stehen, damit ich sowohl mit der Kamera wie auch dem Handy Fotos machen konnte, und ging dann gnädig ein paar Schritte weiter, um mich passieren zu lassen.

@wandernohneende
Etwas weiter oben, im Zentrum einer Wegschlaufe, so dass man ihn von allen Seiten begutachten konnte, ruhte sich dann der nächste Steinbock aus. Dieser hatte nicht nur ein sehr eindrucksvolles Geweih, sondern war auch in Begleitung von zwei Steinbockdamen.

Nach einer ausgiebigen Fotosession riss ich mich schliesslich von den Steinböcken loss und stieg die letzten Meter zum Gemmenalphorn (2'061 m) hoch. Auf der einen Seite ging es tief hinunter ins Justistal - bekannt für sein Hirschröhren und den sichelförmigen Talabschluss -, auf den anderen schauten die Berner Viertausender zwischen den aufziehenden Wolken hervor. 

@wandernohneende
Mit diesem Panorama (die Route heisst ja auch Panoramaweg) ging es in stetem Auf und Ab weiter über den Güggigrat bis zum Burgfeldstand (2'063 m). Hier konnte ich erstmals mein Ziel sehen, das Niederhorn mit seiner prominenten Antenne. Und ich stellte fest, dass das Niederhorn seinen Namen zu Recht hatte: Es liegt nämlich tiefer als der Burgfeldstand, welches der höchste Gipfel der Kette ist. 

Entsprechend führte der Rest der Wanderung vornehmlich abwärts. Auf diesem letzten Teilstück waren sehr viele Spaziergänger unterwegs, die mit der Bahn hochgefahren waren. Trotzdem lagen nur wenige Meter neben dem Wanderweg weitere Steinböcke im Gras und blickten wiederkauend ins Justistal hinunter. Vom Touristentrubel liessen sie sich dabei nicht stören. 

Ich beendete die Wanderung auf dem Niederhorn (1'934 m) und fuhr mit Gondel und Standsteilbahn zur Beatenbucht hinunter, gerade als die ersten Regentropfen fielen.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 6. Juli 2025
  • Route: Beatenberg, Waldegg - Zigerwang - Chüematte - Gemmenalp Oberberg - Chüestand (Ptk. 1'862) - Gemmenalphorn - Güggigrat - Burgfeldstand - Niederhorn (Niederhorn-Panoramaweg/lokale Route Nr. 342) 
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter1'100 m; 350 m 

 

@wandernohneende


Donnerstag, 10. Juli 2025

Von der Engstligenalp ins Sunnbüel - Grathopping im Berner Oberland

@wandernohneende
Ich war wieder mal mit dem SAC unterwegs, was sich vor allem daran zeigte, dass die Aufstiegsgeschwindigkeit über meiner Wohlfühlzone für Aufstiegsgeschwindigkeiten lag. Und mit einem giftigen Aufstieg startete diese Wanderung auch: Zwar hatten wir die ersten Höhenmeter von Adelboden auf die Engstligenalp noch mit der Gondel zurückgelegt, doch dann begann ohne jegliches Einlaufen direkt der Aufstieg über den Ärtelegrat. 

Wolken hatten sich in der Bergkette verfangen, so dass wir leider wenig von der Bergwelt um uns herum mitbekamen, dafür waren wir beim anstrengenden Aufstieg auf der Sonne geschützt, so dass ich nicht noch mehr ins Schwitzen kam.

@wandernohneende
Siebenhundert Höhenmeter später erreichten wir schliesslich die steilen und zerklüfteten Felswände des Tschingellochtighorns und traversierten seinem Fuss entlang auf den Entschligegrat (2'630 m) hinauf. Hier öffneten sich die Wolken für einen Moment und die auffällige Turmformation des Tschingellochtighorns zusammen mit öden Entschligengrat erweckte den Eindruck, als wären wir auf unverhofft auf dem Mars gelandet.

Wir folgtem dem Grat nur für ein kurzes Stück und stiegen dann in ein kleines Zwischental hinab, in welchem ein kleiner Bergsee mit milchig-blauem Wasser lag. Auf ein paar Felsen machten wir kurz Mittagspause, bevor der nächste, diesmal aber kürzere Aufstieg folgte: Über lockeres Gestein und direkt unterhalb einer senkrechten, schwarzen Wand ging es hoch auf das Schwarzgrätli (2'381 m) - der Name war eindeutig kein Zufall.

@wandernohneende
Wir überquerten das Grätli und stiegen dann auf die breite Ebene hinunter, welche Sunnbüel mit der Gemmi verbindet. Direkt beim Hotel Schwarenbach trafen wir auf den breiten Wanderweg, welcher das Berner Oberland mit dem Wallis verbindet. Diesmal kehrten wir hier nicht für einen Aprikosenkuchen ein, sondern wanderten - jetzt in einem Tempo eher in meiner Wohlfühlzone - immer leicht abwärts zur Seilbahn Sunnebüel. Spätestens beim kalten Most auf der Restaurantterrasse war ich wieder mitten drin in meiner Wohlfühlzone.

 




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 5. Juli 2025
  • Route: Adelboden, Engstligenalp - Ärtelegrat - Entschligegrat - Schwarzgrätli - Schwarenbach - Kandersteg, Sunnbüel
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Höhenmeter880 m; 890 m 

 


 

 

Donnerstag, 27. Juni 2024

Überquerung Hohgant: Unmarkierte Pfade und hartnäckige Schneefelder

@wandernohneende
Die offizielle Wandersaison startete mit dem Projekt von Nicole, welches uns auf unmarkierten Wegspuren quer über das Hohgantmassiv führte. Die Wetterprognosen für das Wochenende waren - positiv ausgedrückt - durchzogen, doch davon lässt sich unser Grüppchen prinzipiell nicht vom Wandern abhalten.

Zum Start gab es zunächst beim Kemmeriboden Bad eine der berühmten Kemmeriboden Merängge - man kann ja nicht mit leerem Magen wandern. Der Anfang der Wanderung konnte man noch als Verdauungsspaziergang bezeichnen, doch der war schnell vorbei, als wir das Asphaltsträsschen und die markierten Wanderwege hinter uns liessen.

@wandernohneende
Der Einstieg zum unmarkierten Teil der Wanderung versteckte sich am Waldrand hinter einer Stallruine. Auf einem schmalen Trampelpfad ging es von dort einen stotzigen Hang hoch. Kurz bevor wir den Wald wieder verliessen, setzte der angekündigte Regen ein. Es war gar nicht einfach, auf dem abschüssigen Weg mit einem Schirm in der Hand die Balance zu halten. 

Die Landschaft wurde felsiger und für die eine oder andere Passage musste ich den Regenschirm schliessen, um beide Hände zum Festhalten frei zu haben. Unterdessen hatten wir auch die ersten Verluste zu beklagen: Zwei unserer Mitwanderer entschieden sich zur Umkehr und gaben den Merängge den Vorzug über unsere Gesellschaft.

Eine weite Karstlandschaft lag unter uns und bei schönem Wetter hätte man freie Sicht auf die Alpen gehabt. Die Berner Bergprominenz versteckte sich aber über das gesamte Wochenende vornehm hinter den Wolken.

@wandernohneende
Bei einem Geröllfeld hörte die Spur, welcher wir bisher gefolgt waren, plötzlich auf. Ein Blick auf die Karte half nicht weiter, denn dort war der Weg überhaupt nicht eingezeichnet. Da die Richtung ungefähr stimmte, entschlossen wir uns, das Geröllfeld zu überqueren, in der Hoffnung, danach wieder auf die Wegspur zu treffen. Bald stellte sich heraus, dass diese Hoffnung vergebens war. Gut, dass es mittlerweile wenigstens zu regnen aufgehört hatte, so dass wir bei unserem Irrlauf durch das Geröll wenigstens nicht durchnässt wurden.

Ein erneuter Blick auf die Wanderbeschreibung bestätigte schliesslich, dass wir falsch waren. Also ging es zurück quer über das Geröllfeld und dann hoch zum Grat, wo wir bei einer kleinen Schutzhütte wieder auf die richtige Route gelangten (richtiger Weg für allfällige Nachahmer: Vor dem Geröllfeld zur gut sichtbaren Schutzhütte aufsteigen und diese linker Hand passieren).

Es ging noch eine Weile dem teilweise schmalen Grat entlang, direkt auf die senkrechten Felswände des Hohgantmassivs zu, bis wir schliesslich links abzweigten und zur Hohganthütte hinunter stiegen. Die unbewartete Hütte befindet sich in einer kleinen Waldlichtung und dank der Wetterbesserung reichte es sogar für einen Apéro auf der Terrasse.

Am nächsten Tag stiegen wir - zunächst über den ausgeschilderten Wanderweg - in Richtung Hohgant auf. Ein langsames Einlaufen gab es dabei nicht, bereits auf den ersten Metern stieg es zünftig steil an. Wir schreckten ein paar Steinböcke auf, die sich in einem halsbrecherischen Tempo vor Sicherheit brachten. 

@wandernohneende
Wir hatten bereits am Vortag festgestellt, dass noch viel Schnee lag. Ein erstes, flaches Schneefeld passierten wir ohne Probleme. Doch kurz unterhalb des Gipfels galt es ein weiteres, abschüssigeres Schneefeld zu queren. Zudem schien der Gipfel mit mächtigen Wächten bedeckt zu sein. 

Daher entschlossen sich zwei weitere Mitwanderer zur Umkehr. Das restliche, auf vier Personen geschrumpfte Grüppchen schnallte die Spikes an und machte sich an die Querung des Schneefelds, die sich schliesslich als weniger heikel herausstellte, als gedacht. Die restlichen Meter zum Gipfel kraxelten wir über eine schneefreie Wiese hoch. Schneefrei war auch der Gipfel des Hohgants (2'163 m) - die von unten so mächtig erscheinenden Wächten waren von oben nur schmale Streifen Restschnee.

Nach einem kurzen Duchatmen auf dem flachen Gipfelplateau ging es auf einem nur mit ein paar Steinmännchen markierten Weg weiter. Zunächst über ein Feld von Blockfelsen, dann über einen Grat unterhalb des Aff hindurch - der so benannte Felsen glich tatsächlich einem Affengesicht.

@wandernohneende
Wir folgten der Hügelkette, welche einen Halbkreis bildet, und hatten damit gute Sicht auf ein weiteres Schneefeld, welches in einer steilen, langgezogenen Rinne liegen geblieben war. Dieses zu queren erschien uns dann doch zu gefährlich. 

Also kraxelten wir - auch sehr steil, aber zumindest schneefrei - einen schroffen Grashang hoch und hielten uns dabei an Alpenrosenstauden fest, bis wir auf einen höher gelegenen Weg stiessen. Dieser führte uns - ganz ungeplant - auf einen weiteren Gipfel, den wir nach einem kurzen Rätselraten als Hohgant West (2'060 m) identifizierten. Das unverhoffte Gipfelglück liess uns den anstrengenden und abenteuerlichen Aufstieg fast vergessen.

Nun wieder auf offiziellen Wanderwegen und unbehelligt von weiteren Schneefeldern wanderten wir in Richtung Trogenhorn. Diesen Gipfel umgingen wir aber, die Anstrengung der letzten beiden Tage machte sich langsam aber deutlich bemerkbar. 

@wandernohneende
Nach einem letzten Gegenanstieg folgte schliesslich der lange Abstieg: Zunächst erforderten Blocksteine unsere ganze Aufmerksamkeit und kaum hatten wir diese hinter uns gelassen und erreichten den Wald, wurden sie von rutschigen Wurzeln abgelöst. Für den idyllischen Wald voller verknorrter Bäume hatte ich kaum einen Blick, zu sehr musste ich mich konzentrieren, im stotzigen Gelände nicht auszurutschen (was nur fast gelang). Der ganze Waldboden war überwuchert von Heidelbeersträuchern, leider waren wir für eine Ernte ein paar Wochen zu früh.

Als das Gelände endlich abflachte, mussten wir noch durch ein Sumpfgebiet waten, bis wir schliesslich beim Grüenebergpass ein festes Strässchen erreichten. Normalerweise wandere ich nicht gerne über Asphalt, diesmal war ich froh, mich nicht mehr bei jedem Schritt auf meine Füsse schauen zu müssen.

Die Wanderung - und damit diesen tollen Einstieg in die Wandersaison - beendeten wir bei der ersten Bushaltestelle von Habkern, mit genügend Vorsprung vor dem heranziehenden Unwetter. Die ganze Tour würde sich lohnen, bei etwas besserem Wetter - weniger Schnee und mehr Aussicht -  zu wiederholen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 8./9. Juni 2024
  • Route: Kemmeribodenbad - Brünneligrind - Grätli - Hohganthütte (Samstag); Hohganthütte - Hohgant - Aff - Wysschrützgrat - Hohgant West - (Trogenhorn) - Arnigrat - Grüenebergpass - Habkern (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 20 min (Samstag); 5 h 20 min (Sonntag)
  • Distanz: 8,1 km (Samstag); 12 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'110 m (Samstag); 660 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hohganthütte SAC
@wandernohneende
Route Samstag

@wandernohneende
Route Sonntag


Donnerstag, 21. September 2023

Gletschertrekking über den Grossen Aletschgletscher

@wandernohneende
Als Abschluss meiner Sommerferien hatte ich eine viertägige Gletschertour geplant. Nachdem das Wetter der vorangehenden zwei Wochen heiss und sonnig gewesen war, kündigte sich ausgerechnet für das Wochenende der Tour ein heftiger Wetterwechsel an. Statt der viertägigen Wanderung über vier Gletscher wurde daher ein zweitägiges Trekking über einen Gletscher - den Aletschgletscher - daraus.

Mit dem neuen Eigerexpress ging es von Grindelwald Terminal - wirklich vergleichbar mit einem Flughafenterminal - bis Eigergletscher und von dort mit der Bahn durch die Eigernordwand auf das Jungfraujoch.

Aletschgletscher
Auf 3'463 m herrschte T-shirt-Wetter, als wir unsere Steigeisen anschnallten. Ich hatte die Strecke vom Jungfraujoch zur Konkordiahütte schon vor ein paar Jahren gemacht, doch ich war erneut beeindruckt von der Weite der Gletscherwelt und der zum Greifen nahen Alpengipfel. Davon kann ich einfach nicht genug bekommen!

Nur das oberste Stück des Jungfraufirns war noch schneebedeckt und bald wanderten wir über blankes Eis. Unser Bergführer navigierte uns geschickt um die zahlreichen Spalten herum. Das Wasser rann in kleinen Rinnsalen über das Eis, um sich schliesslich zu einem reissenden Wildbach zu vereinen, der sich tief ins Eis eingegraben hatte. Wir folgten seinem Ufer bis zum Punkt, wo er durch eine Gletschermühle in die Tiefen des Eises verschwand. 

@wandernohneende
Auf dem Konkordiaplatz vereinen sich drei Gletscher. Hoch darüber auf einem Felsen liegt die Konkordiahütte. Der Aufstieg über die senkrechte Felswand führt über eine luftige Metalltreppe. Diese wurde vor ein paar Jahren versetzt und um 100 Stufen verkürzt. Für mich waren es an diesem Tag aber immer noch viel zu viele Stufen - die Hitze und die Höhe forderten ihren Tribut und brachten mich an den Rande des Kollapses. 

Auf der sonnigen Terrasse der Hütte bei einem grossen Bier und einem Stück Aprikosenkuchen mit einer Extraportion Rahm erholte ich mich aber schnell wieder. Der Blick über die ausgedehnte Eismasse des Konkordiaplatzes war unbeschreiblich. Leider wird in weniger als hundert Jahren davon nichts mehr übrig sein.

Am nächsten Morgen starteten wir im Morgengrauen. Über einen schmalen, abschüssigen Trampelpfad ging es wieder zurück auf den Gletscher. Nachdem wir die erste Spaltenzone hinter uns gebracht hatten, erreichten wir den "Aletschhighway", eine flache, fast spaltenfreie Zone im Zentrum des Gletschers, auf der wir zügig vorwärts kamen. 

@wandernohneende
Das pyramidenförmige Eggishorn markierte schon von weitem den Ausstiegspunkt aus dem Gletscher, der an seinem Fuss eine leichte Kurve macht und dabei in grosse Spalten aufreisst. Eigentlich glich der Gletscher hier eher einem Meer aus vereisten Wellen mit tiefen, breiten Tälern und schmalen Kämmen. Wie in einem Labyrinth mussten wir uns den richtigen Weg suchen, um zum Gletscherrand zu gelangen.

Dort verstauten wir die Steigeisen definitiv in unseren Rucksäcken und stiegen über glatte Felsen zu den Märjelenseen hoch. Durch den Tunnel und über breite Wanderwege ging es schliesslich zur Fiescheralp und mit der Gondel bequem ins Tal zurück.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 24./25. August 2023
  • Route: Jungfraujoch - Jungfraufirn - Konkordiaplatz - Konkordiahütte (Donnerstag); Konkordiahütte - Aletschgletscher - Märjelenseen - Obers Tälli - Fiescheralp (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min (Donnerstag); 5 h (Freitag)
  • Distanz: 8,7 km (Donnerstag); 13,7 km (Freitag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 180 m (Donnerstag); 250 m (Freitag)
  • Übernachten: Konkordiahütte SAC
@wandernohneende
Strecke Donnerstag

@wandernohneende
Strecke Freitag

Donnerstag, 14. September 2023

Sonnenaufgang auf dem Brienzer Rothorn

@wandernohneende
Vor ein paar Jahren hatte ich mit den Schneeschuhen den Höch Gumme oberhalb Lungern bestiegen und dabei entdeckt, dass man von dort über den Grat bis zum Brienzer Rothorn weiter gehen kann. Seither stand diese Tour auf meiner Wander-to-do-Liste und da traf es sich gut, dass das Motto unseres diesjährigen Wanderprojekts "Gratwanderung" lautet.

Mit der Gondelbahn ging es zunächst von Lungern nach Turren hinauf, wo wir das Wanderwochenende mit einem Startkaffee starteten. Ich hatte die Tour so geplant, dass möglichst viel Grat miteingeschlossen war, so dass wir zunächst ein paar Meter Richtung Dundel abstiegen, um anschliessend über einen breiten Feldweg in weiten Kurven zur Dundelegg (1'727 m) hochzusteigen, wo das eigentliche Gratwandern begann.

@wandernohneende
Stetig ansteigend folgten wir dem Kamm und umrundeten so in einem Halbkreis das Turren-Hochplateau. Es war ein warmer, sonniger Tag, auch wenn sich immer wieder eine Wolke in den Berggipfeln verfing und die Aussicht verdeckte. Das Mändli (2'056 m) mit seinem steinernen Kreuz war der erste Gipfel, den wir erreichten. 

Doch da waren wir noch lange nicht am Ziel: Weiter ging es im abwechselnden Auf und Ab dem schmalen Bergrücken entlang mit dem Höch Gumme (2'204 m) als nächste Bergspitze. Dort machten wir Mittagspause und ein Mandelgipfel wäre das perfekte Dessert gewesen, doch niemand liess sich dazu überreden, uns einen im Berghaus Schönbüel (welches nur zweihundert Höhenmeter unter uns lag) zu holen.

Ein steiler Abstieg führte vom Höch Gumme hinunter und wir wussten alle, dass wir diese verlorene Höhe später mühsam wieder zurückgewinnen mussten. Linker Hand - tief unter uns - lag türkisfarben der Brienzersee. Rechter Hand - näher, kleiner, dunkler - der Eisee. Vor uns das Brienzer Rothorn, dessen Spitze sich hinter einer Wolke verborg. Und hinter uns konnte man auf die lange Bergkette zurückblicken, über welche wir gewandert waren.

@wandernohneende
Ab dem Eiseesattel begann der Schlussanstieg, der über einen eher langweiligen Schotterweg hinaufführte. Doch schliesslich hatten wir es geschafft! Den Gipfel des Brienzer Rothorns (2'348 m) teilten wir mit zahlreichen "Bähnlitouristen", die eindeutig frischer aussahen als wir. Im Berggasthaus Rothorn Kulm erholten wir uns schnell mit einer Dusche, einem Bier und einem guten Abendessen. 

Am nächsten Morgen waren wir früh genug aus den Betten, um vom Gipfel des Rothorns aus den Sonnenaufgang zu betrachten, bevor es zum reichhaltigen Frühstücksbuffet ging.

Für die Wanderung vom Sonntag gab es verschiedene Varianten: Nicole und Reto entschieden sich für die harte Tour und wanderten auf dem berüchtigt ausgesetzten Brienzer Grat weiter bis Harderkulm. Der Rest von uns machte es den Bähnlitouristen gleich und tuckerte mit der historischen Dampfzahnradbahn (unsere hatte leider eine Diesellock) sehr gemächlich nach Brienz hinunter. 

@wandernohneende
Wir wollten aber auch noch etwas wandern, trotz der bereits am Vormittag drückenden Hitze. Zuerst entlang des Brienzersees, dann durch die beiden hübschen Dörfchen Hofstetten und Brienzwiler machten wir uns auf in Richtung Brünigpass. Dabei konnten wir zur Bergkette hochsehen, über welche wir am Tag zuvor gewandert waren. 

Als die Route schliesslich steiler wurde, führte der Weg zum Glück durch den Wald. Trotzdem - ich hatte selten so geschwitzt wie bei dieser Wanderung. Auf dem Brünigpass (1'008 m) herrschte reges Treiben und Kolonnen von Autos und Motorräder brausten die engen Kurven der Passstrasse empor. 

Wir beschlossen, unsere Wanderung auf der Passhöhe zu beenden. Und auf dem Heimweg im Zug fantasierten wir von kalten Duschen und erfrischenden Apéros. 


Wanderinfos:

  • Gewandert: 9./10. September 2023
  • Route: Turren - Dundel - Dundelegg - Rückenegg - Mändli - Höch Gumme - Zwischenegg - Eiseesattel - Brienzer Rothorn (Samstag): Brienz - Hofstetten b.B. - Brienzwiler - Brääch - Herwäg - Brünigpass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min (Samstag); 2 h 40 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,9 km (Samstag); 9,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 650 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berghaus Rothorn Kulm
@wandernohneende
Wanderung Samstag

@wandernohneende
Wanderung Sonntag


Donnerstag, 6. Oktober 2022

Lötschengletscher - Lötschenpass - Lötschenpasshütte - Lötschental

@wandernohneende
Die Lötschenpasshütte stand schon lange auf meiner Hüttenwunschliste und so war das Ziel für meinen Beitrag zum diesjährigen Wanderprojekt mit dem Motto "Hütten, die ich immer schon mal besuchen wollte" schnell gefunden. 

Mit dem Ortsbus ging es vom Bahnhof Kandersteg bis zur Talstation der Sunnbüelbahn - eine Bahn würde uns aber an diesem Tag nicht helfen, die sehr vielen Höhenmeter zu überwinden. Statt in die Gondel zu steigen, bogen wir nämlich zu Fuss ins Gasterntal ab. Wir folgten dem ausgeschilderten Lötschberg-Panoramaweg. 

Der Zugang zum Gasterntal führt durch eine enge Klus, vorbei an einem rauschenden Wasserfall. Nach der ersten Steigung öffneten sich die senkrechten Felswände und boten einer ausgedehnten, von Bergen umschlossenen Ebene Platz, durch welche die Kander ruhig floss. 

@wandernohneende
Die Strecke über den Talboden war fast flach, doch weil eine lange Strecke und 1'600 Höhenmeter vor uns lagen, hatte ich von Anfang an Restaurantbesuche gestrichen. Als wir aber die einladende Terrasse des Berghotels Waldhaus passierten, gab es unter meinen Mitwanderern kurze Anzeichen der Meuterei; doch es war ohnehin zu früh für eine Pause. Sicherheitshalber umging ich aber in Selden am Talende das Restaurant und wählte den direkten Weg zum Einstieg in den Aufstieg.

Unter dieser Aufstieg hatte es in sich: Entlang der hohen Wasserfälle des Leitibach ging es in engen Zickzackkurven den Wald hinauf. Höher und höher stiegen wir und der Blick über die Schultern in Richtung des Kanderfirns, welcher das Gasterntal abschliesst, wurde mit jedem Meter schöner und schöner. 

@wandernohneende
Direkt oberhalb der Baumgrenze fanden wir auf der Terrasse eines Pfadiheims einen aussichtsreichen Platz für eine Verpflegungspause (aus dem Rucksack). Danach ging es eine Weile im gleichen Zickzackstil wie zuvor weiter - nur ohne Wald, dafür durch eine immer steiniger werdende Landschaft, bis wir eine geröllige Schwemmebene erreichten, die durch eine senkrechte, scheinbar unpassierbare Felswand abgeschlossen wurde. 

Es gab natürlich einen Weg hinauf - wenn auch ein ziemlich steiler. Inzwischen hatten sich die Wolken zusammengezogen - respektive wir hatten die Höhe der Wolken erreicht -, so dass wir immer wieder von dichten Nebelschwaden eingehüllt wurden.

@wandernohneende
Oberhalb der Steilstufe erreichten wir die letzten Ausläufer des Lötschengletschers. Zu meiner Überraschung gab es unter der dicken Geröllschicht, welche das Gletscherende bedeckte, noch viel Eis. Es war eine eindrückliche Gletscherüberquerung aus einer Mischung von Geröll, Eis und Nebel.

Über die Gletschermoräne stiegen wir weiter hoch bis zur nächsten unüberwindbar erscheinenden Felswand, an welcher die Wegmarkierungen senkrecht hochführten. Beim Näherkommen offenbarte sich eine abwechslungsreiche Kraxelei, wobei ausgesetzte Stellen mit Stahlseilen gesichert waren. Diese Wanderung hatte wirklich alles zu bieten!

@wandernohneende
Trotzdem war ich froh, als wir schliesslich den Lötschenpass (2'689 m) erreichten; ich spürte die 1'600 Höhenmeter Aufstieg deutlich in meinen Beinen. Die Lötschenpasshütte befindet sich direkt auf der Passhöhe. Die Hütte ist gross und modern, nur der Hüttenwart war etwas grummelig.

Am nächsten Morgen war der Pass von einer dünnen Schneeschicht überzogen, die fotogen in der Morgensonne glitzerte - von den Wolken war an diesem Tag nichts mehr zu sehen. Das Wallis zeigte sich stattdessen von seiner sonnigen Seite. Wir folgten weiter dem Lötschberg-Panoramaweg. Am Anfang war der Weg noch felsig und alpin. Kleine Seelein säumten den Weg, in denen sich die umliegenden Berge spiegelten. 

@wandernohneende
Auf der Laucheralp gab es auf der Aussichtsterrasse des Berghaus Lauchern ein zweites Frühstück mit Kaffee und Kuchen - da es an diesem Tag vornehmlich abwärts ging, war das Einkehrverbot vom Vortag aufgehoben. Der Rest der Strecke führte dann über einen breiten, aussichtsreiche Wanderweg immer tiefer ins Lötschental hinein. Am Talende direkt vor uns konnte man zur Lötschenlücke hochsehen, linker Hand zum Petersgrat, beides Gletscherübergänge, die ich schon begangen hatte.

Als wir die Waldgrenze erreichten, änderte sich die Landschaft erneut, diesmal in einen lieblichen Lärchenwald. Wir passierten den Schwarzsee und erreichten schliesslich die Fafleralp, wo wir das Wochenende bei einem Bier ausklingen liessen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 10./11. September 2022
  • Route: Kandersteg, Talst. Sunnbüel - Waldhaus - Gasterenholz - Gfelalp - Lötschengletscher - Lötschenpass - Lötschenpasshütte (Samstag); Lötschenpasshütte - Sattlegi - Lauchernalp - Biel - Weritzstafel - Fafleralp (Sonntag) (Etappen 2-4 des Lötschberg-Panoramawegs/regionale Route Nr. 56)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min (Samstag); 4 h 10 min (Sonntag)
  • Distanz: 14,6 km (Samstag); 14 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'600 m (Samstag); 250 m (Sonntag)
  • Übernachten: Lötschenpasshütte
@wandernohneende
Lötschberg-Panoramaweg Tag 1 (Samstag)

@wandernohneende
Lötschberg-Panoramaweg Tag 2 (Sonntag)



Donnerstag, 2. April 2020

Geltenhütte: Social Distancing auf Schneeschuhen

@wandernohneende
Kurz bevor der Schnee ging und der "Corona-Lockdown" kam, führte mich die - nicht ganz freiwillig - letzte Tour der Saison ins Berner Oberland. Wir starteten "dert hinge bim Louenesee", auch wenn der berühmte See unsichtbar blieb. Der erste Teil der Strecke führte durch den Wald und die Schneeschuhe schleiften immer wieder mit einem ziemlich unangenehmen Geräusch über apere Stellen.

Eine erste Herausforderung stellte sich dann bei einer Bachüberquerung, da von der eigentlich vorhandenen Brücke nur noch ein paar Stahlträger übrig geblieben waren. Auch an der schmalsten Stelle brauchte es einen beherzten Sprung über das rauschende, eiskalte Wasser und ganz ohne nasse Schuhe kam nicht jeder davon. Nachdem wir einen mit einem Lawinenkegel verzierten Steilhang hochgestiegen waren, kam dann bereits das nächste Wasserhindernis: Diesmal in Form eines Wasserfalls, welcher einerseits den Schnee zum Schmelzen gebracht und andererseits eisige Skulpturen gebildet hatte. Diesmal kam das Nass also von oben.

@wandernohneende
Geltenhütte
Kurz darauf tauchte im Nebel bereits die Hütte auf. Von aussen sah die Geltenhütte aus wie eine ältere Alphütte, doch innen überraschte sie mit einem modernen Innenausbau. Nach einer kurzen Mittagspausen im hellen Aufenthaltsraum ging es nochmals hinaus ins trübe Wetter. Ziel war das Schafhore, doch mit jedem Meter, den wir höher stiegen, wurde der Nebel dichter, der Hang steiler und die Sicht schlechter. Das Wetter und die vielen abschüssigen Querungen machten die Sache nicht gerade zu einer Genusswanderung.

Schliesslich waren wir fast 600 Höhenmeter hochgestiegen und nur ein flacher Grat trennte uns noch vom Gipfel, doch weil man den Himmel nicht mehr vom Boden unterscheiden konnte - alles war gleichmässig weiss - blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren. Der harte Schnee machte den Abstieg zwar auch nicht gerade zum Genuss, doch wenigstens waren wir schnell wieder zurück in der warmen Hütte.

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Schlüsselstelle
Dort zeigte sich, dass man auch in einer SAC-Hütte Social Distancing betreiben kann: Wir waren zu fünft in einem 10er-Schlafsaal untergebracht; zwischen mir und meinem nächsten Bettnachbarn befanden sich drei leere Betten. Die Distanz erwies sich nicht nur nützlich zur Vermeidung einer Ansteckung mit heimtückischen Viren, sondern förderte auch die Schlafqualität - so gut hatte ich noch selten in einem Massenlager geschlafen.

Am nächsten Morgen waren die Wolken verschwunden und hatten nichts als einen strahlend blauen Himmel zurückgelassen. Damit waren die Berggipfel um uns herum anders als am Vortag tatsächlich sichtbar, unter anderem das Wildhorn von hinten, das ich letztes Jahr mit den Schneeschuhen von vorne her bestiegen hatte.

Wir folgten dem Furggetäli und ich genoss die Tour bei idealen Verhältnissen in vollen Zügen, was auch einfacher möglicher war, weil der Anstieg nicht ganz so steil war wie am Tag zuvor. Auf dem Übergang (2'683 m) zwischen Hüenerhürli und Arpelihore hatten wir den höchsten Punkt erreicht und der von der Sonne aufgeweichte Schnee erlaubte eine vergnügliche Rutschpartie auf dem Allerwertesten. Mit dem Abstieg durch ein unberührtes Seitental komplettierten wir die Umrundung des Hüenerhürlis und waren bald wieder zurück in der Hütte.

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Hüenerhürli
Auf der sonnigen Terrasse genossen nochmals ausgiebig den perfekten Wintertag. Doch dann blieb uns nichts mehr anderes übrig, als den Rückweg nach Lauenen anzutreten. Als Schlüsselstelle stellte sich dabei wieder der Wasserfall heraus, während wir das Brückenproblem umgehen konnten.

Während meine Schneeschuhe kratzend über die freiliegenden Steine schleiften, schien es mir zudem, als hätten sich die aperen Stellen seit dem Aufstieg verdoppelt. Beim Louenensee (wieder ohne Sichtkontakt) war die Tour vorbei und die Zeit gekommen, die Schneeschuhe frühzeitig im Keller zu versorgen.







Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 14./15. März 2020
  • Route: Louenesee (Lauenen Seebüel) - In de Dole - Nüwe Berg - Geltenhütte - Jägerstei - irgendwo südlich des Schafhore - Geltenhütte (Samstag); Geltenhütte - Furggetäli - Pkt. 2683 - Rottal - Geltenhütte - Nüwe Berg - in de Dole - Louenesee (Lauenen Seebüel) (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min (Samstag); 4 h (Sonntag)
  • Distanz: 9,5 km (Samstag); 10 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 720 m (Sonntag)
  • Übernachten: Geltenhütte SAC



Donnerstag, 3. Oktober 2019

Tierbergsattel und Schnidejoch: Durch das Rückzugsgebiet der Gletscher

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Enzian am Iffighore
Die wohl letzte Zweitagestour der diesjährigen Wandersaison führte mich ins Berner Oberland in die wilde Gegend von Wildstrubel, Wildhorn und den gleichnamigen Hütten. Ivan war der Organisator dieser Wanderung der Superlative, die durch eine Landschaft von rauer Schönheit führte und selbst meine Kistenpasswanderung von der Woche zuvor in den Schatten stellte. Da muss auch nicht unbedingt erwähnt werden, dass der Organisator den Zug verpasste und mit einer Aufholjagd starten musste, um "seine" Gruppe einzuholen.

Der Anfang der Wanderung stand im Zeichen der Wasserfälle: Zunächst passierten wir - noch auf einem breiten Spazierweg - die Simmenfälle. Danach stiegen wir auf einem teilweise ausgesetzten, direkt in den Stein gehauenen Pfad eine Steilwand hoch entlang von Bächen, die über die Felsen hinab fielen. Beim türkisblauen Flueseeli legten wir eine erste Verschnaufpause ein. Ein weiterer Aufstieg brachte uns schliesslich auf das vom Gletscher geformte Plateau des Tierbergs. Das Eis ist hier längst verschwunden, geblieben sind die glatt geschliffenen Felsen und das Geröll der Moränen, über welche das Schmelzwasser des Gletschers hinabrauscht. Das Rezligletscherseeli bildet einen blauen Farbtupfer in der grauen Landschaft. Ein eindrücklicher Ort!

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Post-Gletscher Landschaft
am Tierberg
Ein weiterer, am Schluss ziemlich steiler Aufstieg brachte uns auf den Tierbergsattel (2'654 m). Die Wildstrubelhütte, unser Tagesziel, lag fast auf gleicher Höhe wie der Übergang, versteckte sich aber noch hinter der Flanke des Wisshore. Um die Hütte zu erreichen, mussten wir zunächst fast bis zu den Rawilseeleni hinunter absteigen. Verlorene Höhenmeter, die wir wieder mühsam zurückholen mussten.

Der Schlussanstieg durch den gerölligen Steilhang war dann einer dieser Momente, wo ich mich fragte, warum ich eigentlich nicht ein weniger schweisstreibendes Hobby gewählt hatte. Ich hatte bereits im letzten Jahr auf der Wildstrubelhütte (2'793 m) übernachtet, ich konnte mich aber nicht daran erinnern, dass der Aufstieg beim letzten Mal auch so anstrengend gewesen war.

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Sonnenuntergang auf der
Wildstrubelhütte
Beim Bier auf der sonnigen Terrasse der Hütte resp. spätestens beim Anblick des Sonnenuntergangs über den Bergketten waren die fast zweitausend Höhenmeter des Tages bereits vergessen und Selbstzweifel wie weggeblasen. Die kamen erst wieder, als wir am nächsten Morgen den gleichen rutschigen Steilhang wieder hinabsteigen mussten.

Beim Rawilpass überschritten wir die Kantonsgrenze zum Wallis. Wir folgten dem ausgedehnten Hochtal, welches von Wasserläufen durchzogen war, bis zu einem (namenlosen) See, in dessen Oberfläche sich das Wildhorn spiegelte. Danach folgte der Aufstieg über ein zerklüftetes Karrenfeld mittels leichter und abwechslungsreicher Kraxelei. Eine Lücke in der Bergkette gab den Blick frei auf die Walliser Viertausender und den Lac de Tseuzier und weckte Erinnerungen an vergangene Wanderungen. Über lockeres Geröll ging es weiter hoch bis zum Schnidejoch (2'756 m) und damit zurück in den Kanton Bern. Knapp unterhalb des kläglichen Rests des Chilchigletschers führte der Weg einer Moräne entlang. Im letzten Winter hatte ich den gleichen Weg beim Abstieg vom Wildhorn genommen, damals war die Steinwüste unter einer dicken Schneeschicht versteckt gewesen.

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Rawilseeleni vor Wildhorn
Pünktlich zur Mittagszeit trafen wir in der Wildhornhütte ein. Kurz danach trennte sich unsere Wandergesellschaft auf: Einige stiegen auf direktem Weg zur Iffigenalp ab (mit oder ohne Bad im Iffigensee), während ich mich einem kleinen Grüppchen anschloss, welches noch auf das Iffighore steigen wollte - als hätte ich an diesem Wochenende nicht schon genügend Höhenmeter gemacht. Doch der Abstecher stellte sich als lohnenden heraus, nicht nur wegen der Aussicht vom Iffighore (2'378 m), sondern vor allem wegen dem anschliessenden Abstieg. Dieser führte durch eine mit weissen Felsen durchzogene Heidelandschaft inklusive einer Wiese voller blühender Edelweiss.

Auf der Iffigenalp liessen wir das Wochenende ausklingen und trotz den sch... vielen und steilen Höhenmetern - es war eine geniale Tour durch eine wunderschöne Berglandschaft mit Wiederholungspotential gewesen!




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019
  • Route: Lenk, Simmenfälle - Rezlibergli - Flueseeli - Rezligletscherseeli - Tierbergsattel - Rawilseeleni - Wildstrubelhütte (Samstag); Wildstrubelhütte - Rawilpass - Plan des Roses - Schnidejoch - Wildhornhütte - Sandbode - Iffighore - Groppi - Iffigenalp (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min (Samstag); 6 h (Sonntag)
  • Distanz: 12 km (Samstag); 19 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'920 m (Samstag); 900 m (Sonntag)
  • Übernachten: Wildstrubelhütte SAC




Donnerstag, 18. Juli 2019

Windegghütte: Brücke ins Nirgendwo

@wandernohneende
Triftbrücke
Die wohl prominenteste Brücke, die mir bei meiner "Hängebrücken-Sammlung" noch fehlte, war die Triftbrücke im Berner Oberland. Daher zögerte ich nicht lange, als sich die Gelegenheit bot, diese Lücke zu schliessen.

Der Weg von Guttannen zum Furtwangsattel war "so angelegt, dass man schnell Höhe gewinnt", sprich: Er war sehr steil. Dazu kam das sehr ambitionierte Tempo meiner Mitwanderer und - wenigstens am Anfang - eine drückende Hitze. Bei Holzhüs hatten wir bereits eine knappe Stunde Vorsprung auf die angegebene Marschzeit und ich die ersten Minderwertigkeitskomplexe, weil ich als Jüngste der Gruppe offenbar die schlechteste Fitness hatte.

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Danach wurde der Weg gerölliger und noch etwas steiler. Ein paar Schafe beobachteten neugierig unseren Schlussanstieg zum Furtwangsattel (2`562 m), der in den Wolken lag. In Guttannen war die Wanderzeit bis hierhin mit fünf Stunden angegebenen gewesen, wir hatten es in drei geschafft. Geschafft war ich in dem Moment auch selber.

Hinter dem Übergang eröffnete sich der Blick in einen noch mit dicken Schneefeldern bedeckten Talkessel. Wir liessen uns beim Abstieg über den rutschigen Schnee viel Zeit und legten zahlreiche Pausen ein, um die Aussicht auf das noch halb von Lawinenschnee bedeckte Tälliseewli und den Triftgletscher zu geniessen. Kurz vor der Windegghütte kam dann auch ein erstes Mal die Triftbrücke in Sicht.

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Tälliseewli
Wir erreichten die Windegghütte in dem Moment, als es zu regnen anfing. In der kleinen Hütte mit einer sehr gastfreundlichen Hüttenwartin verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Am nächsten Tag beim Frühstück regnete es immer noch. Also begruben wir unseren Plan, auch noch der Trifthütte einen Besuch abzustatten und beschränkten uns auf einen Abstecher zur Triftbrücke.

Diese hatten wir für uns alleine. Leider verdeckten die Wolken die Sicht auf Gletscher und See fast komplett. Nach einem Testlauf über die Brücke und zurück machten wir uns an den Abstieg ins Tal. Trotz des schlechten Wetters kamen uns zahlreiche Wanderer entgegen, die auch auf dem Weg zur Brücke waren.

Da die Wanderung an diesem Tag kürzer ausgefallen war als geplant, gingen wir an der Bergstation der Triftbahn vorbei und machten den ganzen Abstieg zu Fuss. Dieser führte durch einen üppig grünen Wald und beinhaltete erstaunlich viel Aufstieg. Als wir dann in Fu(h)ren auf den Bus warteten, schien wieder die Sonne.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag/Montag, 14./15. Juli 2019
  • Route: Guttannen - Holzhüs - Furtwangsattel - Bin der Chlempen - Windegghütte (Sonntag); Windegghütte - Triftbrücke - Schattige Trift - Triftbahn Bergstation - Im üssren Hori - Weid - Fuhren (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min (Sonntag); 3 h (Montag)
  • Distanz: 10,4 km (Sonntag); 9 km (Montag
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1`520 m (Sonntag); 280 m (Montag)
  • Übernachten: Windegghütte SAC