Samstag, 31. Dezember 2016

Jahresrückblick 2016

Seit gut einem Jahr führe ich meinen "Wandern ohne Ende"-Blog und als ich durch die 55 Einträge aus diesem Jahr klickte, stellte ich fest, dass ich ein - im wahrsten Sinne des Wortes - bewegtes Jahr hinter mir habe: Etwas über 1000 km, nämlich ziemlich genau die Strecke von Zürich nach Warschau (Luftlinie) habe ich 2016 zu Fuss zurückgelegt. Dabei ging es in 280 Wanderstunden 55'286 Höhenmeter hinauf.

Neben den nackten Zahlen bleiben vor allem die lebhaften Erinnerungen an viele tolle Wanderungen: Der Höhenweg von Zürich auf den Gotthard, dem wir etappenweise den ganzen Sommer über folgten und der uns quer durch die Schweiz führte. Die 7. Etappe vom Pragelpass entlang der Silberen zur Glattalp war eine der landschaftlich schönsten Wanderungen, die ich je gemacht habe.

Weitere Höhepunkte waren die Touren über den Col des Audannes, der mir zwar weiche Knie bescherte, aber auch einen Ausflug auf einen scheinbar fremden Planeten, und über die Greina-Ebene, wo ich mich dem Sternenhimmel besonders nahe fühlte. Das Wanderjahr führte mich aber auch an meine eigenen Grenzen: Zähne-zusammen-beissen war beim Rigimarsch gefragt, um nach fast 50 km noch auf die Rigi hochzukraxeln, Augen-zu-und-durch bei meinem ersten Klettersteig in Braunwald.

Doch auch kleinere Wanderungen brachten neue Ein- und Aussichten: Die Einsicht zum Beispiel, dass man auf einen Berg hochsteigen und doch keine Aussicht haben kann, wie auf dem Gonzen oder dem Parpaner Rothorn, wo wir von Nebel und Schnee überrascht wurden. Doch über mangelnde Bergpanoramen konnte ich mich in diesem Jahr beim besten Willen nicht beklagen, die Tour auf den Vilan oder den Wildspitz waren nur zwei Beispiele dafür.

Nach den vielen Erlebnissen und Begegnungen mit alten und neuen Wanderfreunden freue ich mich auf das nächste Jahr: Die ersten Wanderungen für 2017 sind bereits gebucht, die Planung für weitere läuft. Ich wünsche allen Wanderern und Bloglesern einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich freue mich darauf, auch im 2017 mit euch unterwegs zu sein.






Mittwoch, 28. Dezember 2016

Rigi zum Dritten

Ende Dezember, kein Schnee in Sicht, die Schneeschuhe noch tief im Keller vergraben - da blieb mir nichts anderes übrig, als nochmals in diesem Jahr die Wanderschuhe zu schnüren, um an die Sonne zu kommen. Ich schloss mich das erste Mal den "Wanderfreaks" an, die eine perfekt organisierte Wanderung auf die Rigi auf dem Programm stehen hatten. Es war bereits meine dritte Rigi-Besteigung in diesem Jahr, doch die Rundum-Aussicht vom Kulm wird nie alt.

Wir starteten in Immensee und stiegen entlang dem Gratweg zur Seebodenalp hoch, wo wir den Nebel hinter uns liessen. Auf der Seebodenalp kamen auch die Erinnerungen an den diesjährigen Rigimarsch hoch, und ich stellte fest, dass der Aufstieg von hier zum Kulm zwar immer noch anstrengend war, aber eindeutig besser zu bewältigen, wenn man nicht schon fast 50 km in den Beinen hat.

Spätestens bei Rigi Staffel war klar, dass wir nicht die Einzigen auf der Suche nach Sonne und Aussicht waren. Die Leute strömten in Scharen aus den Bähnchen, so dass wir im Restaurant auf dem Kulm zwanzig Minuten für den wohlverdienten Kaffee anstehen mussten. Doch kaum waren wir ein Stück Richtung Goldau abgestiegen, hatten wir auch den Trubel wieder hinter uns gelassen. Als wir das Tal erreichten, hatte sich der Nebel dort zwar auch aufgelöst, doch es lag bereits im Schatten und die Temperatur erinnerte uns daran, dass eigentlich Winter war.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Mittwoch, 28. Dezember 2016
  • Route: Immensee - Seebodenalp - Rigi Staffel - Rigi Kulm - Oberschwändi - Dächli - Harmettlenberg - Arth-Goldau
  • Unsere Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 18,3 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'350 m


Sonntag, 25. Dezember 2016

Weihnachtliches Kalorienverbrennen am Zürichsee

Die ersten Weihnachtsapéros bereits hinter mir, das grosse Weihnachtsessen noch vor mir, war klar, dass ich all die zusätzlichen, in Weihnachtsguetzi und Glühwein versteckten Kalorien auch wieder loswerden musste. Da traf es sich gut, dass Moni zu einer Wanderung von Rapperswil nach Meilen, evtl. bis Küsnacht "oder weiter, hihihi..." einlud. Der letzte Zusatz hätte mich eigentlich vorwarnen sollen, auf was noch kommen sollte.

Unser kleines Grüppchen folgte dem ausgeschilderten Zürichsee-Rundweg, der immer etwas erhöht entlang dem See führt. Wir fragten uns teilweise, nach welchen Überlegungen die Strecke angelegt worden war, denn immer wieder wich der Weg für eine Extra-Schlaufe von der Höhenlinie ab. Vermutlich einzig, um uns ein paar zusätzliche Höhenmeter aufzuzwingen. Es war sicher nicht die attraktivste Wanderung dieses Jahres, doch über mangelnde Abwechslung konnten wir uns nicht beklagen: Wir durchquerten Wälder und Wiesen, passierten Teiche und Sportanlagen, stiegen über steile Treppen in Tobel hinunter (und auf der anderen Seite wieder hinauf) und liefen durch die Villenquartiere der Zürcher Goldküste. Das Ganze immer mit Blick auf den Zürichsee und die Berge auf der anderen Seeseite.

Wie üblich wenn man mit Moni unterwegs ist, war das Tempo von Anfang an äusserst zügig und die Mitwanderer mehr als fit. In Meilen aufzuhören, wurde nicht einmal diskutiert, und kurz vor Erlenbach kam die Idee auf, dass man eigentlich direkt bis Zürich durchmarschieren könnte. Ich spürte zwar bereits deutlich meine Beine, doch als Jüngste der Gruppe konnte ich schlecht Schwäche zeigen, also biss ich die Zähne bis zum Schluss zusammen. Gut, dass ich erst zu Hause herausfand, dass wir schliesslich vier Etappen des Zürichsee-Rundwegs in einem Zug gemacht hatten.

Gerade vor dem Eindunkeln erreichten wir die Tramstation Rehalp in Zürich. Ein Vorteil der verlängerten Wanderung war, dass die Heimreise für mich von da aus nur kurz war. Und ich hatte das Tagesziel erreicht: Eine Menge Kalorien verbrennen!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 24. Dezember 2016
  • Route: Rapperswil - Widmen - Stäfa - Meilen - Herrliberg - Erlenbach - Küsnacht ZH - Zollikon - Zürich, Rehalp (Etappen 7, 8, 9 und 10 des Zürichsee-Rundwegs/regionale Route Nr. 84)
  • Unsere Wanderzeit: 7 h 15 min
  • Distanz: 34,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m
  • Weitere Etappen des Zürichsee-Rundwegs finden sich hier


Sonntag, 11. Dezember 2016

Anfängerfehler am Bachtel

Der Vorteil an den kurzen Wintertagen ist, dass man gar nicht so früh aufstehen muss, um den Sonnenaufgang zu sehen. Als ich kurz nach acht Uhr in Wald aus der S-Bahn stieg, hatte die Sonne gerade den Alpenkamm erreicht. Im Licht der ersten Sonnenstrahlen stieg ich Richtung Bachtel hoch. Tief unter mir konnte ich den Zürichsee sehen, über dem noch ein leichter Nebelschleier lag.

Nach einer kurzen Besichtigung des Bachtelspalts - eine enge Lücke im Nagelfluhfelsen, die entgegen der Legende nicht durch einen Blitzschlag entstanden ist, sondern als Folge eines Unwetters - erreichte ich bei blauem Himmel und Sonne den Bachtel und genoss kurz das Rundum-Panorama. Ein kalter Wind verhinderte aber eine längere Pause und ohnehin war ich erst anderthalb Stunden unterwegs. Also beschloss ich, direkt weiterzulaufen und mir später ein windgeschütztes, sonniges Bänkchen für eine ausgiebigere Pause zu suchen. Nach einem kurzen Abstieg führte die Route Richtung Steg in einem stetigen Auf und Ab mehrheitlich dem Grat entlang.

Das mit dem sonnigen Bänkchen wurde schliesslich nichts, stattdessen zogen von Norden her immer mehr Wolken auf. Das war der Moment, als ich bemerkte, dass ich mir die Wetterprognosen gar nicht angesehen hatte. Ich war einfach davon ausgegangen, dass sich das schöne Wetter der letzten Tage fortsetzen würde. Das Wetter vor einer Wanderung nicht abklären? Ein eindeutiger Anfängerfehler. Bei einer Pause auf einem gar nicht sonnigen Bänkchen holte ich das Versäumte nach und musste feststellen, dass MeteoSchweiz nicht nur Wolken, sondern sogar etwas Regen vorausgesagt hatte.

Und wie aufs Stichwort fing es tatsächlich an zu nieseln - und ich entdeckte den nächsten Anfängerfehler, den ich an diesem Tag begangen hatte: Ich hatte keinen Regenschutz eingepackt. Ich hatte angenommen, dass es zwar kalt, aber eben trocken sein würde und hatte entsprechend Regenjacke und Schirm zu Hause gelassen und stattdessen die warme, aber nur beschränkt wasserdichte Winterjacke angezogen. Ich überlegte kurz, die Wanderung frühzeitig abzubrechen. Doch in der Hoffnung, dass MeteoSchweiz nicht nur den Regen korrekt vorausgesagt hatte, sondern auch, dass er bald wieder aufhören würde, ging ich weiter, steigerte aber etwas das Tempo.

Über den Alpen war im Übrigen der Himmel noch offen, so dass die Berge unter der Wolkendecke sichtbar blieben. Das waagrecht einfallende Licht tauchte die Landschaft in einen seltsam gelblichen Farbton. Der Regen hörte tatsächlich nach einer Weile wieder auf. Ein steiler Abstieg führte hinab ins Tösstal und in Steg stieg ich wieder in die S-Bahn zurück nach Zürich, ohne dass ich wirklich nass geworden war. Da hatte ich nochmals Glück gehabt.

 Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 11. Dezember 2016
  • Route: Wald (ZH) - Tänler - Bachtelspalt - Bachtel - Egg - Allmen - Ferenwaltsberg - Ghöch - Wil - Steg im Tösstal
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 15,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 800 m







Sonntag, 4. Dezember 2016

Zwei Stauseen, ein kleiner Berg und ganz viele Eiszapfen

Ich lese regelmässig die Wandertipps von Heinz Staffelbach in der "Stil"-Beilage der NZZ am Sonntag. Vor ein paar Wochen empfahl Staffelbach unter dem Titel "Terra incognita" eine Wanderung vom Wägitalersee zum Sihlsee. Da die Gegend auch für mich unbekanntes Land war, entschloss ich mich, dem Tipp zu folgen, und ich konnte sogar ein paar Mitwanderer motivieren, mich zu begleiten.

Kurz vor neun Uhr stieg unser kleines Wandergrüppchen also bei der Staumauer des Wägitalersees aus dem Postauto und angesichts des blauen Himmels, der sich hinter den Bergen abzeichnete, beklagte sich auch (fast) niemand mehr über das frühe Aufstehen.

Der Weg führte zunächst über die Staumauer und dann ein kurzes Stück dem See entlang, bevor er über Raureif-überzogene Weiden und lichte Wälder den Hang hochstieg. Es war ein kalter Morgen, doch durch den Aufstieg und die Sonne wurde uns rasch warm. Bei wärmeren Temperaturen ist das Gebiet um den Nüssen vermutlich sumpfig und schwieriger zu begehen, doch jetzt war der Boden gefroren, was das Fortkommen einfacher machte. Schon bald waren wir hoch genug, um die Rundumsicht auf die Innerschweizer Bergwelt und das unter einer Nebeldecke versteckte Unterland zu geniessen. Auf der Terrasse der leider geschlossenen Alp-Wirtschaft Wildegg machten wir eine frühe Mittagspause und befürchteten schon, uns einen Sonnenbrand zu holen.

Von der Wildegg zum Chli Aubrig sind es nur noch gut 100 Höhenmeter, so dass sich der Abstecher zu diesem kleinen Gipfel geradezu aufdrängte. Oben angekommen, folgte eine ausgiebige Fotopause, denn an dem Bergpanorama um uns herum konnte man sich kaum satt sehen.


Schliesslich machten wir uns doch an den Abstieg in Richtung Sihlsee. Bei der Vorder Chrummflue hatten wir die Wahl, das Chilentobel entweder zu umgehen, oder direkt durch das Tobel abzusteigen. Wir entschlossen uns für die zweite Variante und kamen dadurch zu einem weiteren Highlight an diesem Tag: Im Tobel war es zwar schattig und merklich kühler, doch gerade deswegen hatten sich an den Felswänden und den kleinen Wasserfällen unzählige Eiszapfen gebildet. Zahlreiche weitere Fotostopps waren die Folge davon.

In Euthal angekommen, nahmen wir das Postauto nach Einsiedeln. Dabei stellten wir fest, dass es die Schwyzer Postautogesellschaft mit der Billettkontrolle sehr genau nimmt; so etwas wie Selbstkontrolle kennen sie offenbar nicht. In Einsiedeln liessen wir den Tag auf dem Weihnachtsmarkt bei Glühwein und Fonduebrot (wofür man eine ausführliche Essanleitung bekommt: Nicht kippen, nicht zusammenpressen, langsam essen) ausklingen.

Nach diesem Tag war mir klar, dass dies zwar mein erster, aber sicher nicht mein letzter Besuch im Wägital gewesen war, und ich noch öfters den Wanderratschlägen von Heinz Staffelbach folgen sollte.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 3. Dezember 2016
  • Route: Innerthal, Staumauer - Brandhaltli - Nüssen - Wildegg - Chli Aubrig - Wildegg - Vorder Chrummflue - Chilentobel - Euthal
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 13,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 820 m








Dienstag, 29. November 2016

Von Mooren und steuerbegünstigten Wohnlagen

Anfang Jahr auf unserem Weg zum Gotthard war das Ziel der von mir organisierten Etappen Rothenthurm gewesen. Ich hatte damals eigentlich vorgehabt, noch einen Schlenker über das Moor bis Biberbrugg einzubauen. Doch Regen, Schnee und nasse Füsse führten dazu, dass wir lieber in ein warmes Restaurant flüchteten, als freiwillig weiterzuwandern. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, die Wanderung durch das Moor, das insbesondere wegen der Rothenthurm-Initiative, die 1987 den Schutz von Moorlandschaften in der Verfassung verankerte, bekannt ist, möglichst bald nachzuholen.

Aus "möglichst bald" wurden schliesslich gut 6 Monate und ich erinnerte mich eigentlich erst wieder an das Vorhaben, als ich nach einer Wanderung suchte, die man auch machen kann, wenn man es - Jetlag-bedingt - nicht geschafft hatte, frühzeitig aus den Federn zu kommen.

Zürich lag unter einer grauen Hochnebeldecke und ich rechnete eigentlich nicht damit, an diesem Tag die Sonne zu sehen. Doch zu meiner Überraschung endete der Nebel kurz vor Rothenthurm und die überdimensionierte Kirche des kleinen Örtchens strahlte vor blauem Himmel im Sonnenschein. Damit hatte das schöne Wetter meinem angedachten Blogtitel im Sinne von "Im Nebel durchs Moor" einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich folgte dem offiziell ausgeschilderten Moorweg, weil ich davon ausging, dass ich damit das meiste vom Moor sehen würde, doch leider wurde ich enttäuscht. Am Anfang führte der Weg entlang von offenbar landwirtschaftlich genutzten Feldern. Erst danach überquerte er kurz das eigentliche Moor. Zugegebenermassen hatte ich für meinen Besuch wohl auch die falsche Jahreszeit ausgesucht, denn das Gras und Schilf war überall kurz geschnitten und braun, was der Landschaft einen öden Anstrich gab. Hingegen konnte ich mich über mangelnden Sumpf nicht beklagen, meine Schuhe blieben zweimal fast im Morast stecken. Der Rest der Strecke führte dann durch den Wald, welcher das Moor seitlich abschliesst.

Nach knapp zwei Stunden erreichte ich bereits Biberbrugg, wo der Moorweg endet. Da sich für bloss zwei Stunden wandern das Aufstehen kaum gelohnt hätte, beschloss ich, noch etwas weiterzugehen. In Biberbrugg hatte mich auch der Nebel wieder eingeholt, bzw. ich hatte ihn eingeholt, denn der Weg bis hierhin führte immer leicht abwärts. Die paar Höhenmeter Steigung bis Schindellegi reichten nicht aus, wieder an die Sonne zu kommen. Von Schindellegi ging es stetig abwärts via Wollerau in Richtung Zürichsee. Dabei führte der Weg im Zickzack durch steuergünstige Wohnquartiere, wobei man direkt entlang den Hauseingängen und Vorgärten der Steuerprivilegierten lief. Doch an diesem Tag nützte auch eine privilegierte Wohnlage mit grosszügiger Terrasse und Balkon nichts: Der Nebel verhinderte für alle eine Sicht auf den See. Nach einem Endspurt stieg ich in Richterswil wieder in die S-Bahn zurück nach Zürich ein.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 27. November 2016
  • Route: Rothenthurm - Bubrugg - Bibersteg - Biberbrugg (entlang des Moorwegs Rothenthurm) - Schindellegi - Wollerau - Richterswil
  • Meine Wanderzeit: 3 h 45 min
  • Distanz: 18,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 300 m



Sonntag, 20. November 2016

Pura Vida! Streifzüge durch Costa Rica

Was macht man, wenn das Schweizer Mittelland unter einer grauen Nebeldecke verschwindet und die Temperaturen gegen den Nullpunkt sinken? Man macht es wie die Zugvögel und fliegt in wärmere Gefilde. Den ganzen Winter konnte ich zwar nicht im Süden verbringen, doch zwei Wochen Costa Rica lagen allemal drin.

Costa Rica wird auch die Schweiz Mittelamerikas genannt und beim Landeanflug auf San José flog man über eine dicht bewaldete Hügellandschaft, die mich tatsächlich an die Schweiz erinnerte und zum Wandern einlud. Für grössere Wanderungen war das Reiseprogramm leider zu dicht bepackt, doch der eine oder andere Spaziergang lag natürlich dennoch drin. Und dabei stellte ich wirklich einige interessante Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Schweiz und Costa Rica fest. 

Die erste Gemeinsamkeit war, dass auch in Costa Rica auf 2'600 m Höhe die Luft merklich dünner ist, was man bei jeder Steigung luftschnappend feststellte, als wir auf der Suche nach dem Quetzal waren, dem heiligen Vogel der Azteken. Da im Gegensatz zur Schweiz die Berge von Costa Rica selbst auf dieser Höhe noch von dichtem Regenwald bedeckt sind, hatte der scheue Vogel reichlich Möglichkeiten, sich zu tarnen. Ein gutes Foto liess sich nur dank des einheimischen Guides schiessen, der im dichten Laub nicht nur den Quetzal erspähte, sondern auch noch mit fototechnischen Tricks aufwarten konnte.

Die meisten Berge in Costa Rica sind vulkanischer Natur und verstecken sich gerne hinter dicken Wolken. Wir hatten Glück beim Poás, der uns freie Sicht auf seinen Kratersee gewährte. Hingegen zierte sich der Arenal, uns seinen Doppelgipfel zu zeigen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit einem kühlen Drink in der Hand in die heissen Thermalquellen an seinem Fuss zu setzen und geduldig auf den Moment zu warten, wo sich die Wolkenschleier kurz lichteten. Nach einem kühlen Drink sehnten wir uns beim dritten Vulkan vergeblich: Die blubernden, Schwefel speienden Schlammlöcher des Rinón de la Vieja mussten wir uns mit einer Wanderung durch die pralle Sonne in der schwülen Mittagshitze verdienen. Die Brüllaffen hoch über uns in den Bäumen fanden das zum Brüllen.


Merklich kühler und ziemlich nass war der Abstecher zu den Nebelwäldern von Monte Verde. Aber was wäre ein Regenwald ohne Regen! Also Regenjacke hervor holen und ab in den Dschungel. Über zahlreiche Hängebrücke lief man über und durch die Baumkronen und die üppige Pflanzenwelt schien unendlich. Jeder Baum bietet Lebensraum für Dutzende andere Pflanzen und man konnte sich am satten Grün kaum satt sehen. Kein Zentimeter, der nicht überwuchert ist, am Boden wäre kein Durchkommen möglich gewesen.

Neben Nebel- und Regenwälder gibt es noch etwas Weiteres, was die Schweiz im Gegensatz zu Costa Rica nicht bieten kann: Kilometerlange Sandstrände. Das Highlight der Reise war für mich ein Naturspektakel am Strand von Tortuguero an der Karibikküste: Jeden Abend kurz nach der Dämmerung gruben sich kleine Schildkröten aus den Sandlöchern, in die ihre Schildkrötenmutter die Eier vergraben hatte, und watschelten zielstrebig Richtung Meer. Zu Hunderten eilten sie über den Strand und liessen sich durch kein Hindernis aufhalten (siehe Video unten).


Pura Vida, pflegen die Costa Ricaner zu sagen und nichts verkörperte für mich auf dieser Reise dieses Motto so sehr, wie die kleinen Schildkröten auf ihren Weg ins offene Meer: Pura Vida - Leben pur! Damit qualifizierte sich die Costa Rica-Reise ohne weiteres als mein schönstes Reiseerlebnis im Jahr 2016, wonach Andy und Linda-Marie in ihrem Reiseblog gefragt hatten.

















Sonntag, 13. November 2016

Frühschoppen auf der Rigi

Eine Wanderung auf die Rigi ist nicht gerade die originellste Tour und sicher keine, die man machen sollte, wenn man den Menschenmassen ausweichen will. Dafür ist die Anreise von Zürich aus kurz und man kann sicher sein, dass der Kulm aus dem Hochnebel hinaus ragt. Mehr verlangte ich an diesem Tag nicht.

Ich war sehr früh unterwegs, die Kirche von Goldau schlug gerade sieben, als ich sie passierte. Schon bald liess ich die Nebeldecke hinter mir und in der Morgensonne sah man den Wildspitz aus den Wolken ragen, den ich ein paar Tage zuvor erklommen hatte. Ich wollte eigentlich - wie bei der Wildspitz-Tour - dem Schwyzer Höhenweg folgen, doch irgendwo nach Kösterli kam ich - mehr oder weniger absichtlich - von der ausgeschilderten Route ab. Das stellte sich schliesslich als Glücksfall heraus, denn mein Weg verlief entlang des Sonnenhangs, während die offizielle Route unten im schattigen Tobel weiterging.  Zudem war Verirren nicht möglich, denn mittlerweile war der rot-weisse Sendemast auf dem Gipfel deutlich erkennbar.

Menschenmassen begegneten mir auf der ganzen Wanderung im Übrigen keine. Vielmehr war ich bis Rigi Staffel praktisch alleine unterwegs. Als ich kurz nach zehn Uhr schliesslich den Kulm erreichte, waren zwar schon die ersten chinesischen Touristen da, doch selbst im Restaurant fand ich problemlos einen Fensterplatz, um mein mehr als verdientes Bier zu geniessen.

Die Menschenmassen kamen dann doch noch: Als ich in der fast leeren Zahnradbahn zurück nach Goldau tuckerte, kreuzten wir bergwärtsfahrende Züge, die vollbesetzt waren mit sonnenhungrigen Wanderern und Touristen. Ich selber war bereits am Mittag wieder zurück in Zürich.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Dienstag, 1. November 2016
  • Route: Arth-Goldau - Dächli - Malchuskapelle - Klösterli - Hundsboden - Staffel - Rigi Kulm (+/- Etappe 2 des Schwyzer Höhenwegs/regionale Route Nr. 63)
  • Meine Wanderzeit: 3 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'325 m


Sonntag, 6. November 2016

In luftigen Höhen über dem Thunersee

Ich musste auf Krankenbesuch nach Gunten und ein Blick auf die Wanderland-App zeigte, dass sich das sehr gut mit einer Wanderung entlang des Panorama Rundwegs um den Thunersee verbinden liess. Insbesondere lag die Hängebrücke bei Sigriswil direkt am Weg, zu welcher ich lange schon mal wollte.

Ich begann in Thun und folgte zunächst der Aare Richtung See. Der Himmel war noch verhangen, doch durch ein paar Löcher in der Wolkendecke drangen erste Sonnenstrahlen und spiegelten sich an der Oberfläche des Thunersees.

Bei der Anlegestelle von Hünibach verliess die Route das Seeufer und führte hoch zum Waldrand. Die Thuner schienen mir ein sportliches Völkchen zu sein, denn immer wieder begegnete ich Joggern, Walkern und Mountainbikern. Ich lieferte mir ein Wettwandern mit einem sehr fitten Pärchen im AHV-Alter, welches ich zwar in den Steigungen jeweils überholte, das aber durch ortskundige Kenntnis von Abkürzungen immer wieder aufholte.

Zahlreiche Aussichtsstellen mit Bänken luden zum Verweilen ein, doch noch war das Bergpanorama hinter der Wolkenwand verborgen. Der schönste und abwechslungsreichste Teil der Strecke war bei der Balmflue, wo sich der Wanderweg entlang von hohen, senkrecht abfallenden Nagelfluhfelsen schlängelte. Gegen Mittag setzte sich endlich die Sonne durch und als ich aus dem Wald kam, blickten mir Eiger, Mönch und Jungfrau entgegen.

Nach knapp drei Stunden erreichte ich die Panoramabrücke bei Sigriswil. Die Hängebrücke ist 340 m lang und führt in 182 m Höhe über die Gummischlucht. Die Begehung kostet 8 Franken, die sich aber lohnten. Ich genoss die Aussicht von der Brücke auf den See bis hin zum Niesen am gegenüberliegenden Ufer. Die Brücke sieht sehr stabil aus, doch in der Mitte schwankte es doch spürbar. Auf der anderen Seite angekommen, stieg ich in die Schlucht hinab, die ich soeben überquert hatte. Je tiefer ich kam, desto eindrücklicher war die Höhe erkennbar, in welcher die Hängebrücke die Schlucht überspannt.

Ich liess den Tag auf der Terrasse der Klinik Schönberg in Gunten ausklingen, wo man es gut aushalten könnte, wenn man sich nicht zuerst ein paar Wirbel brechen lassen müsste, um zu einem längeren Aufenthalt zu kommen.

Zu Hause versuchte ich übrigens noch herauszufinden, warum die Gummischlucht Gummischlucht heisst, wenn doch der Guntenbach und nicht etwa der Gummibach hindurch fliesst. Doch für einmal war selbst Wikipedia um eine Antwort verlegen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 30. Oktober 2016
  • Route: Thun - Hünibach - Tannebüel - Balmflue - Blooch - Erizbüel - Aeschlen - Panoramabrücke Sigriswil - Gummischlucht - Gunten (Etappe 1 des Panorama Rundwegs Thunersee/regionale Route Nr. 26)
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Distanz: 12,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 650 m






Samstag, 29. Oktober 2016

Sonnensuche auf dem Wildspitz

Als ich am Morgen aufwachte, war es draussen dunkel und neblig. Ein Blick auf die Webcam auf dem Wildspitz zeigte aber den Sonnenaufgang und Berge, die sich vor einem wolkenlosen Himmel abzeichneten. Also nichts wie raus aus dem Nebel und ab in die Höhe.

Arth-Goldau, wo ich meine Wanderung entlang des Schwyzer Höhenwegs startete, steckte noch unter einer dicken Wolkenschicht. Der Weg stieg aber schnell an, so dass ich hoffte, schon bald die Sonne zu sehen. Doch dafür musste ich mich schliesslich etwas gedulden. Der Härzigwald, den ich durchquerte, schien mir im Nebel mit den überwucherten Felsbrocken eher mystisch als härzig. Beim ersten Aussichtspunkt betrug die Sicht null. Doch dann, auf knapp 1'000 m Höhe, tauchte plötzlich die Sonne und mit ihr der blaue Himmel auf. Ich stieg immer höher und der Blick auf das Nebelmeer unter mir wurde immer besser, so dass ich zahlreiche Fotostops einlegen musste.

Hoch oben sah man das Gipfelkreuz des Gnipen, meines ersten Zwischenziels, dem ich aber kaum näher zu kommen schien. Der letzte Teil des Aufstiegs führte über steile Alpweiden, die nicht enden wollten. Dafür hatte ich - endlich auf dem Gnipen angekommen - die wesentlichen Höhenmeter des Tages hinter mir. Vom Gnipen waren es entlang der Abbruchkante des Goldauer Bergsturzes nur ein paar Minuten bis zum Wildspitz. Auf der sonnigen Terrasse des gleichnamigen Bergrestaurants gönnte ich mir zunächst eine Stärkung und legte mich dann für eine Weile in die Sonne und genoss das ausgedehnte Bergpanorama. Selbst die schneebedeckten Berner Viertausender zeigten sich in der Ferne.

Beim Abstieg Richtung Sattel kamen mir die Wanderer in Scharen entgegen, offenbar war ich nicht die Einzige, die dem Nebel entfliehen wollte. Je tiefer ich kam, desto matschiger wurde der Weg und ich landete - natürlich als gerade ein paar Augenzeugen da waren - unelegant auf meinem Hintern. Gut, dass ich meine Wanderhose nach der letzten Wanderung nicht gewaschen hatte, es hätte sich nicht gelohnt. Als ich am Bahnhof Sattel-Ägeri ankam, hatten sich dort die letzten Nebelschwaden gerade verzogen, so dass ich in der Sonne auf den Zug warten konnte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 29. Oktober 2016
  • Arth-Goldau - Ochsenboden - Gnipen - Wildspitz - Halsegg - Sattel (Etappe 3 des Schwyzer Höhenwegs/regionale Route Nr. 63)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 13 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'203 m


Sonntag, 23. Oktober 2016

Umwege im Alpstein

Nachdem ich das letzte Wochenende trotz perfektem Wanderwetter erkältungsbedingt zu Hause verbringen musste, fühlte ich mich endlich wieder fit genug, meine Wanderschuhe zu schnüren. Der Alpstein ist ein Gebiet, in dem ich bisher nur selten unterwegs gewesen war und daher kam Nicoles entsprechender Wandervorschlag wie gerufen.

Die Anreise mit dem Zug führte über eine kurvenreiche Strecke mitten durch das Appenzellerland mit unzähligen Stopps in Ortschaften, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. In Wasserauen, wo die Zugstrecke endet, startete wir unsere Wanderung. Geplant war eigentlich eine eher kurze Wanderung zum Seealpsee und dann via Äscher zur Ebenalp. Doch für eine nur kurze Wanderung schien uns dieser schöne Herbsttag schon fast eine Verschwendung, so dass wir mehrmals absichtlich einen Umweg einbauten. Den ersten schon zu Beginn, als wir anstatt des direkten Wegs zum Seealpsee die längere Variante via Grosshütten wählten. Das Tal lag noch im Schatten, doch die Berghänge weiter oben waren bereits sonnenbeschienen und im Seealpsee spiegelten sich der blaue Himmel und der schneebedeckte Säntis.

Nach einer Kaffeepause im Restaurant Seealpsee begann die Steigung Richtung Altenalp und endlich erreichten wir selber die Sonne. Der Zickzack-Weg war sehr nass und rutschig, was das Fortkommen teilweise schwierig machte - und meine neuen Wanderschuhe endgültig nicht mehr so neu aussehen liess. Von der Altenalp hätte man ohne viele Höhenmeter direkt Richtung Äscher wandern können, aber eben, Umwege standen auf dem Programm: Also ging es steil weiter hinauf bis zum Schäfler, der auf knapp 2'000 m liegt und wo bereits Schnee lag. Für die Anstrengung wurden wir mit einer herrlichen Aussicht über den Alpstein, vom Hohen Kasten bis zum Säntis, belohnt.

Während wir bis dahin praktisch alleine unterwegs gewesen waren, kreuzten uns ab dem Schäfler zahlreiche andere Wanderer und Touristen, nicht alle in den geeigneten Schuhen. Direkt entlang der senkrechten Felswand, an der sich diverse Kletterer versuchten, ging es weiter bis zum Berggasthaus Äscher. Der Äscher war in der letzten Zeit öfters in der Presse gewesen, einerseits auf dem Titelbild von "National Geografic" als einer der spektakulärsten Orte der Welt und selbst Roger Federer war schon da gewesen, andererseits weil eine Extra-Gabel zwei Franken kostet.

Die Lage direkt an der Felswand ist zweifelsohne spektakulär und entsprechend war die Terrasse bis auf den letzten Platz besetzt. Wir hatten unsere Rösti schon fast abgeschrieben, als Nicole es schaffte, uns einen Tisch mit bester Aussicht zu besorgen. Ich verzichtete auf eine Extra-Gabel und verdrückte stattdessen mit einem Löffel eine Meringue, die sehr lecker war. Kaum hatten wir das Essen beendet, zog eine Wolke auf und schob sich vor die Sonne und das Bergpanorama. Damit wurde es plötzlich kühl und wir packten unsere Sachen zusammen.

Vom Äscher war es nur noch ein kurzer Spaziergang via Wildkirchli und durch ein kleines Höhlensystem bis zur Ebenalp, von wo aus wir mit der Gondelbahn zurück nach Wasserauen hinunter fuhren.

Neben einer schönen Wanderung nahm ich von diesem Tag vor allem eine Menge Ideen für weitere Abstecher in den Alpstein mit. Der frische Schnee auf den Gipfeln zeigte aber auch, dass die meisten davon bis zum nächsten Sommer warten müssen.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 22. Oktober 2016
  • Route: Wasserauen - Grosshütten - Seealpsee - Altenalp - Schäfer - Füessler- Äscher - Ebenalp
  • Unsere Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m










Freitag, 21. Oktober 2016

Der frühe Vogel kann mich mal...oder doch nicht?

Julia fragte in ihrem Blog, ob man eher Frühaufsteher oder Nachteule sei. Da grippebedingt für mich das Wandern zwar keine Ende, aber doch eine Pause hat, bleibt Zeit, auch was dazu zu sagen:

Ich bin kein Frühaufsteher, doch der Alltag hat darauf noch nie gross Rücksicht genommen, so dass ich mich seit Jahren gegen 6 Uhr in der Früh aus meinem warmen Bett quäle, damit ich es rechtzeitig zum Zug und damit pünktlich ins Büro schaffe. Mein Eulendasein habe ich lange nur an den Wochenenden ausgelebt. Schlafen bis Mittag - was gibt's Schöneres?

Doch dann hat mich plötzlich eine neue Leidenschaft gepackt, die diametral mit meinem ausgiebigen Schlafbedürfnis kollidiert: Die Wanderlust. Ich bin praktisch jedes Wochenende wandernd unterwegs. Aber dazu muss man früh aus den Federn, insbesondere wenn eine längere Wanderung geplant ist und auch noch die Anfahrt zwei oder drei Stunden dauert. Die Folge davon ist, dass am Wochenende der Wecker regelmässig noch früher klingelt als unter der Woche und mehr als einmal, als ich noch im Dunklen meine Wanderschuhe schnürte, überlegte ich mir, ein neues Hobby zu suchen: Nachmittags-Tee-Trinken, zum Beispiel.

Doch egal wie widerwillig ich am Morgen aus dem Bett gestiegen bin, bereut habe ich es am Ende des Tages noch nie. Tagwacht um 4.30 Uhr, um den Sonnenaufgang auf einem Berggipfel auf 3'000 m Höhe zu sehen - was gibt's Schöneres?





Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zu(e)gig durch den Jura

Moni hatte eine grosse Alpstein-Tour geplant, für welche ich sogar einen Tag frei genommen hatte. Leider wollte das Wetter sich nicht unseren Plänen anpassen und ich befürchtete schon, dass ich doch noch arbeiten gehen musste, bis Moni mit einer Alternative kam, die auf jeden Fall besser war, als im Büro zu sitzen.

Geplant waren zwei Etappen des Trans Swiss Trails und damit auch ein paar Höhenmeter zusammen kamen, machten wir sie in umgekehrter Richtung. Wir starteten in Neuenburg mit einem ersten leichten Aufstieg durch den Wald. Sobald wir aber den Wald verlassen hatten und offene Weiden durchquerten, war klar, dass der Herbst definitiv da war: Ein kalter Wind pfiff uns um die Ohren und wir hielten unsere Pausen nur sehr kurz, weil sofort eine unangenehme Kälte an den Gliedern hochkroch, wenn man länger anhielt. Zudem gab es auf der ganzen Strecke kein offenes Restaurant, in dem wir uns hätten aufwärmen können.

Es blieb uns also nichts anderes übrig, als so zügig wie möglich gegen den Wind anzuwandern. Die Strecke selber war eher unspektakulär und führte leider oft auf asphaltierten Wegen.

Ich hatte die Wanderung genutzt, um meine neuen Wanderschuhe einzulaufen und als mir plötzlich die Beine anfingen zu schmerzen, dachte ich zunächst, dies sei wegen den neuen Schuhen oder den ebenfalls neuen Einlagen, von denen mir der Verkäufer versprochen hatte, dass ich damit kilometerweit ohne Ermüdungserscheinungen wandern könne. Am Ende wurde mir aber klar, dass ich eine Erkältung ausbrütete und in Sonvilier machte ich endgültig schlapp. Ich stieg dort in den Zug, während Moni und Stephan noch bis St. Imier weiter wanderten.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Dienstag, 11. Oktober 2016
  • Route: Neuenburg - Vilars - Chézard St. Martin - Les Vieux Prés - Renan - Sonvilier (Etappen 5 + 4 des Trans Swiss Trails/nationale Route Nr. 2)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min
  • Distanz: 22,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 960 m 


Samstag, 1. Oktober 2016

Quer über den Bürgenstock

Ich war in den letzten Jahren viel in der Innerschweiz unterwegs gewesen und hatte dabei oft zum Bürgenstock herüber, herunter oder herauf geschaut. Darauf oben war ich aber bisher noch nie gewesen und es war höchste Zeit, dies zu ändern. Ich startete von Stansstad aus und folgte immer dem ausgeschilderten Waldstätterweg. Nach einem Schlenker über die Schiffsanlegestelle führte die Strecke bald über zahlreiche Stufen steil den Wald hoch. Dabei querte sie das Trassee der alten Fürigenbahn und die komplett überwachsenen Geleise bewiesen, dass die Bahn schon länger nicht mehr in Betrieb ist. Ebenfalls nicht mehr im Betrieb ist das Hotel Fürigen, an dem ich vorbeikam und welches trostlos vor sich hin zerfällt.

Der Aufstieg - und damit die immer bessere Sicht auf den Vierwaldstättersee - setzte sich fort, nachdem ich Fürigen hinter mir gelassen hatte. Auf dem Bürgenstock angekommen, kam ich dann beim nächsten unbewohnten Hotel vorbei; doch dieses war nicht geschlossen, sondern noch gar nicht eröffnet. Von dem was ich sah, wird das geplante Resort riesig, und selbst am Samstag waren die Bauarbeiten hörbar in vollem Gang.

Danach fing das eigentliche Highlight der Wanderung an, nämlich der Felsenweg, der vor mehr als hundert Jahren direkt in die senkrechte Felswand gebaut wurde und teilweise durch Tunnels führt. Ungefähr in der Mitte der Strecke kam ich zudem beim Hammetschwand-Lift vorbei, dem längsten Aussenlift Europas. Den wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und ich war überrascht, wie schnell der Lift hochrauschte. Ich machte auf der Hammetschwand eine kurzen Pause und genoss die Aussicht auf den Vierwaldstättersee und die Innerschweizer Berge, bevor ich mit dem Lift wieder hinunter fuhr und weiter wanderte.

Der Felsenweg endete beim Känzeli und ab diesem Punkt führte die Strecke nur noch abwärts. Bei St. Jost schaute ich mir die kleine Kirche an und war offenbar dadurch so sehr abgelenkt, dass ich danach eine Abzweigung verpasste. Bis ich feststellte, dass ich falsch war, lohnte sich eine Umkehr nicht mehr und den Hügel wieder hoch laufen wollte ich ohnehin nicht. Es war zudem eigentlich klar, in welche Richtung ich gehen musste - hinunter zum See. Nach einem trotzdem etwas ineffizienten Zickzack zwischen den verstreuten Bauernhöfen hindurch traf ich schliesslich kurz vor Ennetbürgen wieder auf die offizielle Wanderstrecke.

Ich hatte schon von Anfang an überlegt, mit dem Schiff zurück nach Luzern zu fahren. Ein Blick auf den Fahrplan zeigte aber, dass sowohl von Ennetbürgen wie auch von Buochs aus nur zweimal pro Tag ein Kursschiff fuhr. Für eine Schifffahrt musste ich also bis Beckenried weiterlaufen. In Buochs zeigte der Wegweiser 1 h 05 min bis Beckenried Hafen an - die SBB-App sagte 60 min bis zur Abfahrt des nächsten Schiffs. Ich steigerte also das Tempo.

Der letzte Teil der Wanderung lud ohnehin nicht zum langsamen Geniessen ein - der Weg war durchgehend asphaltiert und obwohl man immer wieder einen schönen Blick auf den See hatte, führte er oft der Strasse entlang oder durch Einfamilienhausquartiere. Ich schaffte es schliesslich in knapp 45 min bis Beckenried und musste damit am Schluss sogar noch etwas Zeit totschlagen, bis das Schiff kam.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 1. Oktober 2016
  • Route: Stansstad - Harissenbuch - Fürigen - Schiltgrat - Bürgenstock - Felsenweg - (Hammetschwand via Lift) - Känzeli - St. Jost - Ennetbürgen - Buochs - Beckenried (Etappen 5 + 6 des Waldstätterwegs/regionale Route Nr. 98)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 21,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m








Sonntag, 25. September 2016

Endspurt auf den Gotthard (15. + 16. Etappe Zürich - Gotthard)

Wie die Zeit vergeht! Bereits standen die beiden letzten Etappen von unserem diesjährigen Wanderprojekt Zürich - Gotthard auf dem Programm. Und wer immer für das Wetter verantwortlich war, er unterstützte unser Finale nach besten Kräften und bescherte uns ein Wochenende mit viel Sonne und blauem Himmel.

Wir starteten auf dem Oberalppass und stiegen Richtung Tomasee auf. Unsere Route an beiden Tagen verlief gleich wie Etappen 1 und 2 des Vier-Quellen-Wegs (Regionale Route Nr. 49). Der Tomasee stellte sich als ein zweifellos hübscher, wenn auch als ein eher unspektakulärer Bergsee heraus. Wenn man aber wusste, dass hier der Rhein entspringt, bekam der Besuch dieses kleinen blauen Tümpels eine ganz andere Bedeutung.

Ein heftiger Wind hielt uns davon ab, die Mittagspause direkt am See zu machen. Wir holten sie an einer windgeschützten Stelle beim Abstieg nach und nahmen für den anschliessenden Kaffee einen Extraaufstieg zur Maighelshütte in Kauf. So gestärkt wanderten wir das Val Maighels hoch, welches mich wegen der spärlichen Vegetation und den zahlreichen Wasserläufen an die Greina erinnerte.

Ein kurzer Anstieg brachte uns über den Pass Maighels. Direkt hinter der Passhöhe erreichten wir einen kleinen See, welcher gemäss Karte keinen Namen hat, aber eindeutig einen verdienen würde, denn sein Ufer lud zum Verweilen ein. Wir legten uns in die Sonne und beobachteten den Steinbock, der sich für sein Sonnenbad den höchsten Gipfel der Gegend ausgesucht hatte und auf uns herunter schaute.

Vom See zu Vermigelhütte, wo wir die Nacht verbrachten, war es nicht mehr weit. Spätestens beim Bier auf der Terrasse war klar, dass der Sommer vorbei war, denn es wurde schnell empfindlich kühl. Also liessen wir uns drinnen vom sehr freundlichen Hüttenteam bewirten.

Am Sonntag nahmen wir die letzte Etappe unseres Wanderprojekts unter die Füsse und diese begann mit einem stetigen, aber zunächst relativ sanften Aufstieg. Doch kaum hatte Nicole bemerkt, dass es sich um eine sehr angenehme Steigung handeln würde, wurde diese immer giftiger. Das Gras verschwand und machte einer grauen Steinwüste Platz, unterbrochen nur durch teilweise riesige quarzhaltige Felsen und Steine. Trotz - oder gerade wegen - der kargen Landschaft war es aber eine enorm schöne Wanderung. Über ein lockeres Geröllfeld erreichten wir schliesslich den Sellapass und konnten einen ersten Blick Richtung Süden werfen. Vom Pass waren es nur noch ein paar (Höhen-)Meter bis zum Piz Giübin, welcher mit 2'776 m der höchste Punkt unserer gesamten Wanderung markierte.

Vom Gipfel hatten wir bei einem tief blauen, wolkenlosen Himmel eine 360°-Sicht auf hunderte von Bergen - und ich erkannte keinen einzigen von ihnen. Claude hatte zwei Flaschen Gipfelwein besorgt und so konnten wir nicht nur auf die Besteigung des Piz Giübins, sondern auf die ganze Wanderung, welche im März bei trübem Wetter in Zürich begonnen hatte, anstossen.

Danach stiegen wir Richtung Sellasee ins Tal hinab. Am Ufer dieses Stausees machten wir die letzte Pause und genossen nochmals das schöne Wetter. Von dort war es dann nicht mehr weit bis zum Ziel: Nach 16 Etappen, 215 km, 67 h Wanderzeit, 13'618 m Aufstieg, nach Wanderungen durch Regen und Schnee, Sonnenschein und Nebel, nach Übernachtungen in Hotels, Hütten und Massenlagern, nach kurzen Nächten, langen Wandertagen und vielen schönen Begegnungen mit neuen und alten Mitwanderern, erreichten wir schliesslich den Gotthardpass!



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 24./25. September 2016
  • Route: Oberalppass - Tomasee - Val Maighels - Pass Maighels - Vermigelhütte SAC (Samstag); Vermigelhütte SAC - Sellapass - Piz Giübin - Sellasee - Gotthardpass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 4 h 15 min (Sonntag)
  • Distanz: 13 km (Samstag); 12,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 730 m (Samstag); 860 (Sonntag)
  • Übernachten: Vermigelhütte SAC
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier




Samstag, 17. September 2016

Kein Kreuz auf dem Stöcklichrüz

Die Wetterprognosen für das Wochenende sahen durchzogen aus und ich überlegte mir schon, eine Wanderpause einzulegen, doch nachdem ich am Freitagabend ein grosses Cordon Bleu verdrückt hatte, mussten diese Kalorien auch wieder verbrannt werden. Ich hatte über das ganze Jahr verteilt einzelne Etappen des Alpenpanoramawegs gemacht und es bot sich an, dort einige Lücken zu schliessen. Im Januar waren wir im Schnee von Weesen nach Siebnen gelaufen und ich entschloss mich, dort anzuknüpfen, zumal damit zur Abwechslung die Anfahrt zum Startpunkt nur kurz war.

Am Anfang führte der Weg in einem etwas seltsamen Zickzack durch Einfamilienhausquartiere und vorbei an sehr gepflegten Vorgärten. Dabei stellte ich fest, dass es in der Innerschweiz offenbar grosse Mode ist, seinen Garten mit Zwergen oder anderen - mehr oder weniger modernen - Figuren und Kunstwerken zu schmücken. Etwas mühsam war, dass die Strecke vornehmlich über asphaltierte Wege führte. Erst als schliesslich der Weg begann, steil anzusteigen, waren die Teerstrassen zu Ende. Mit jedem Höhenmeter wurde auch die Aussicht besser. Zwar verdeckten die tiefliegenden Wolken die Sicht auf die Alpen, doch der Blick auf den Zürichsee, insbesondere auf den Untersee und den Seedamm, entschädigte dafür.

Das erste und das letzte Drittel dieser Etappe des Alpenpanoramawegs verlaufen gleich wie der Jakobsweg (nationale Route Nr. 4). Letzterer macht aber noch eine zusätzliche Kurve, vermutlich um ja keine Kapelle oder Kirche auszulassen. Doch auch auf meiner Strecke war durch die zahlreichen Weg- und Gipfelkreuze nicht zu übersehen, dass ich mich im katholischen Kanton Schwyz und im Einzugsbereich eines der grössten Klöster der Schweiz befand.

Kein Kreuz, sondern eine Triangulationspyramide, stand hingegen - trotz des Namens - auf dem höchsten Punkt der Wanderung, dem Stöcklichrüz (zur Kompensation befand sich aber kurz davor und kurz danach je ein grosses Kreuz). Von dort sah man auch zum ersten Mal auf die andere Seite der Hügelkette in Richtung Sihlsee hinab. Ziemlich genau entlang der Krete führte der Weg dann abwärts bis zur Tüfelsbrugg. Leider verlief auch auf dieser Seite der Wanderweg meistens auf geteerten Strassen.

Das letzte Stück bis Einsiedeln zog sich dann hin. Unterhaltung bot ein heftiger Luftkampf zwischen einem Schwarm Krähen, einem halben Dutzend Rotmilanen und mindestens zwei Mäusebussharden (das Vogelbestimmungsbuch, das ich vor einer Weile gekauft hatte, zahlte sich endlich aus).

Mittlerweile wurden die Wolken immer dichter und dunkler, doch ich hatte Glück: Der Regen wartete das Ende meiner Wanderung ab. Eigentlich hätte ich den Regenschirm zu Hause lassen können und stattdessen die Sonnenbrille einpacken sollen, denn es gab mehr Sonne als gedacht.

In Einsiedeln angekommen, schaute ich mir - zum wiederholten Male - das Kloster an. Die Klosterkirche ist eine barocke Orgie in rosarot. Doch ich musste selber zugeben, zum Anschauen sind die katholischen Kirchen interessanter als die schlichten reformierten. Mit einem letzten Blick auf das Prunkstück des Klosters, der prächtig in Gold geschmückten schwarzen Madonna, beendete ich die Tagestour.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 17. September 2016
  • Route: Siebnen - Galgenen - Diebishütten - Stöcklichrüz - Chörnlisegg - St. Meinrad - Tüfelsbrugg - Galgenchappeli - Einsiedeln (Etappe 8 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 30 min
  • Distanz: 23,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'100 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier






Sonntag, 11. September 2016

Tanz mit dem Teufel (14. Etappe Zürich - Gotthard)

Wir starteten die Etappe so, wie wir die letzte beendet hatten - mit einer langen Zugfahrt durch die Surselva. Nachdem wir es auch noch geschafft hatten, dass der Zug am Mini-Bahnhof Rueras - an welchem es nicht einmal einen Getränkeautomaten gibt - tatsächlich anhielt, konnte die Wanderung losgehen.

Nach etwa einer halben Stunde standen wir vor der Wahl, ob wir die ohnehin kurze Wanderung noch um eine Stunde verkürzen wollten. In einer Abstimmung, die sicher mit einer Stimmrechtsbeschwerde erfolgreich anfechtbar gewesen wäre, entschieden wir uns für die längere Variante, was einen steilen Anstieg durch den Wald zur Folge hatte. Belohnt wurden wir für diese Anstrengung mit wilden Heidelbeeren. Die Zusatzschlaufe endete mit einem Abstieg, bevor dann wieder die Aufstiege Richtung Milez und Pass Tiarms anstanden.

Nach knapp vier Stunden in einem äusserst angenehmen Wandertempo (Organisator und Tempomacher Thomas legte Wert auf die Feststellung, dass er nicht schnell gewandert war, und ich kann es mir mit ihm nicht (auch) verderben) kam schliesslich der Oberalppass in Sicht. Auf der Passhöhe steht ein - funktionierender - Leuchtturm, welcher die nahe Rheinquelle symbolisiert. Sein Gegenstück steht an der Rheinmündung an der Nordsee. Die Rheinquelle hoben wir uns aber für die finalen beiden Etappen in zwei Wochen auf.

Stattdessen steuerten wir direkt auf das Gasthaus Piz Calmot zu. Dort liessen wir uns nicht nur mit dem besten Essen der ganzen Tour verwöhnen, sondern schliefen in bequemen Betten in Mehrbettzimmern und zumindest ich hatte das Glück von zwei sehr ruhigen Zimmergenossinnen. Eine angenehme Abwechslung zu den schlafverhindernden Schnarchlauten im Massenlager.

Am Sonntag stand dann ein weiterer Klettersteig auf dem Programm. Nach meinen durchzogenen Erfahrungen bei meinem ersten Klettersteig in Braunwald vor knapp zwei Wochen, machte ich mir mit der Tatsache Mut, dass der Diavolo-Klettersteig in Andermatt eine halbe Schwierigkeitsstufe einfacher bewertet ist.

Der Einstieg zum Klettersteig liegt direkt bei der Teufelsbrücke. Neben dem Teufelsbild auf der gegenüberliegenden Felswand erweckte auch der Umstand, dass beim Einstieg bereits die Ambulanz stand, wenig Vertrauen. Die ersten paar Meter hatten es denn auch in sich, und mir war zunächst unklar, wo dieser halbe Schwierigkeitsgrad weniger geblieben war. Es wurde dann aber tatsächlich besser, insbesondere waren die Metallbügel teilweise sehr eng gesetzt. Dazu war die Felswand - im Gegensatz zu Braunwald - nicht ganz senkrecht. Die langen Passagen über glatten Fels, gespickt mit selbst für meine Füsse etwas zu kleinen Metallbügeln, brauchten aber viel Konzentration und setzten mit der Zeit etwas zu. Abwechslungsreicher waren die Abschnitte, in denen der Fels zerklüftet war und mehr natürlichen Halt bot. Weit unter uns floss die Reuss tosend durch die Schöllenenschlucht, ein genialer Ausblick! Oberhalb von uns kam dann schliesslich die Fahne in Sicht, die das Ende des Klettersteigs markierte.

Der Abstieg zurück nach Andermatt zog sich etwas hin, doch der Zickzackweg durch die Lawinenverbauungen war sehr reizvoll und erholsam. Als Fazit nach zwei Klettersteigen kann ich festhalten, dass dies zwar eindeutig nicht mein neues Hobby wird, solange der Schwierigkeitsgrad aber nicht steigt, hat es aber durchaus seinen Reiz.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 10./11. September 2016
  • Route: Rueras - Liets - Ils Bruis - Milez - Pass Tiarms - Oberalppass (Samstag); Klettersteig Diavolo (K2-3), Andermatt (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); ab/bis Andermatt, inkl. Pausen, ca. 4,5 h (Sonntag)
  • Distanz: 12,4 km (Samstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'045 m (Samstag)
  • Übernachten: Gasthaus Piz Calmot
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier






Mittwoch, 31. August 2016

Klettersteig Braunwald - Ich gegen die Schwerkraft

In meinem Twitterfeed war der Spruch "Life begins at the end of your comfort zone" aufgetaucht. Das passte beinahe schon prophetisch zu meinem ersten Klettersteig, der am nächsten Tag auf dem Programm stand. Moni hatte die als Einführung für Anfänger geplante Tour auf die Beine gestellt und mit Werni einen erfahrenen Kletterer aufgeboten, der uns Anfänger unterstützte.

Mit der Standseilbahn ging es hoch nach Braunwald und dann mit der Sesselbahn weiter bis Gumen. Von dort wanderten wir bis zum Einstieg in den Klettersteig, wo wir uns in die Ausrüstung zwängten. Als ich dabei die senkrechte Felswand hoch schaute, an der man bereits andere Kletterer hängen sah, kamen mir die ersten Zweifel, ob ich an diesem Morgen doch nicht besser in meiner Komfortzone Bett liegen geblieben wäre. Doch jetzt stand ich in der extra gemieteten Klettermontur schon da, so dass Umkehren keine Option mehr war.

Spätestens nach der ersten heiklen Stelle, einem Kamin mit eindeutig zu wenigen Festhaltemöglichkeiten, war für mich klar, dass das Ganze kein Anfängerklettersteig sein konnte. Als eine weitere schwierige Stelle stellte sich eine Querung heraus, bei der man einen grossen Schritt seitwärts auf einen Metallbügel machen musste, unter welchem es senkrecht die glatte Felswand hinab ging. Ich habe keine Höhenangst, aber dieser Schritt ins Nichts brauchte ziemliche Überwindung. Es gab noch einige weitere Stellen, wo ich einen Moment lang innehalten musste, weil ich zunächst nicht wusste, wie und ob ich weiter komme. Einmal in der Wand blieb aber gar keine andere Möglichkeit, als sich von Eisenbügel zu Eisenstab, von Felsvorsprung zu Felsspalte zu hangeln. Doch erstaunlicherweise schlotterten meine Knie weniger als zwei Wochen zuvor auf dem Col des Audannes und ich musste nicht testen, ob die Klettersteig-Bremse einen Sturz auch tatsächlich bremsen würde.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir die Leiteregg und wurden für die Anstrengung und unseren Mut mit einem schönen Ausblick auf den Tödi sowie mit einer Wiese voller Edelweiss belohnt. Wir verzichteten aber darauf, den zweiten Klettersteig gerade auch noch anzuhängen, sondern machten uns an den Abstieg zurück zum Gumen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Mittwoch, 31. August 2016
  • Route: Klettersteig Rundgang Leiteregg (Route blau, K3)
  • Unsere Zeit: ab/bis Gumen, inkl. Pausen ca. 3 h
  • Höhenmeter (Aufstieg): 300 m


Sonntag, 28. August 2016

Im Badebottich auf 2'000 m (12. + 13. Etappe Zürich - Gotthard)

Auf unserem Weg auf den Gotthard machen wir keine Abkürzungen. Dies hatte zur Folge, dass wir die Wanderung zur Etzlihütte mit einer Gondelfahrt die falsche Talseite hinauf begannen, nämlich zur Golzern Bergstation, wo wir die letzte Etappe beendet hatten. Die Einheimische, die mit uns in der Gondel hochfuhr, sah uns denn auch etwa zweifelnd an, als wir sie über unser Tagesziel aufklärten. Der Vorteil des falschen Berghanges war, dass die Wanderung an diesem sehr warmen Tag mit einem Abstieg begann - nämlich (fast) wieder zur Talstation der Golzernbahn hinunter.

Ich war schon letztes Jahr zur Etzlihütte gewandert und der anstrengende, schwül-heisse Aufstieg war mir noch in lebhafter Erinnerung. Es war absehbar, dass es dieses Mal nicht weniger warm werden würde. Ich hatte schon längere Wanderungen mit mehr Höhenmeter gemacht, doch wieder setzte mir der Aufstieg zur Etzlihütte ziemlich zu, obwohl ab und zu eine Wolke die Sonne verdeckte, so dass es nicht ganz so warm wurde wie befürchtet.

Der Lohn für die Anstrengung und der Grund, warum ich mir das nochmals angetan hatte, war der Badebottich, den die Etzlihütte auf der Terrasse stehen hat. Nachdem wir uns mit einem Bier abgekühlt und beim Abendessen gestärkt hatten, stiegen wir in den mit sehr heissem Wasser gefüllten Zuber und genossen den Blick auf die umliegenden Berge mit einem Cüpli in der Hand - so grenzt Wandern schon fast an Dekadenz.

Am Sonntag, nachdem wir gefrühstückt und auch noch der letzte Mitwanderer seine Blasen vom Vortag verarztet hatte, stiegen wir Richtung Mittelplatten hoch. Der Hang lag noch in Schatten, was den Aufstieg und die damit verbundene Kletterei über Geröll und Felsen angenehm machte. Auf dem höchsten Punkt auf 2'487 m hatte man einen schönen Blick zurück ins Etzlital und nach vorne in die Surselva hinunter. Das einzige, was die Aussicht störte, war die Hochspannungsleitung, die beide Täler verbindet. Nach einer Pause unter dem Strommast machten wir uns an den Abstieg das Val Mila hinunter bis nach Rueras.

Von dort dauerte der Rückweg mit dem Zug nach Zürich sogar noch ein bisschen länger als die Wanderung selber. Dafür führt die Bahnstrecke durch die Rheinschlucht - ein Wanderziel, das schon lange auf meiner Wunschliste steht.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 27./28. August 2016
  • Route: Golzern (Bergstation) - Golzernsee - Stäfelialp - Herrenlimi - Rossboden - Müllersmatt - Etzlihütte SAC (Samstag); Etzlihütte - Müllersmatt - Mittelplatten - Val Mila - Rueras (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: ca. 4 h 30 min (Samstag); 3 h (Sonntag)
  • Distanz: 13,2 km (Samstag); 8,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'224 m (Samstag); 500 m (Sonntag)
  • Übernachten: Etzlihütte SAC
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier











Sonntag, 21. August 2016

Schlottrige Knie am Col des Audannes

Eigentlich wäre an diesem Wochenende mit dem Barrhorn der höchste Gipfel der Saison auf dem Programm gestanden; die unsicheren Wetterprognosen führten aber dazu, dass die Tour abgesagt werden musste. Ich sah mich schon das ganze Wochenende auf dem Sofa liegen und Netflix schauen, als Claude unverhofft eine Tour zur Cabane des Audannes organisierte. Er hatte das Ziel ausgewählt, weil er davon ausging, dass das schlechte Wetter im Westen zwar früher ankommen, dafür aber auch früher vorbei sein würde, und er sollte mit seiner Vermutung recht behalten. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt - wenn ich ehrlich sein wollte - keine Ahnung, wo die Cabane des Audannes überhaupt liegt.

Es wurde also nichts mit Faulenzen, stattdessen stieg ich am Samstagmorgen in den Zug Richtung Wallis. Die Anreise zum Ausgangspunkt der Tour, dem Barrage du Rawil, war etwas umständlich, doch gerade die letzte Etappe per Postauto stellte sich als ein besonderes Erlebnis heraus, nicht nur wegen der schmalen Strasse und der Aussicht ins Tal, sondern insbesondere wegen zwei Tunnel, die nur wenige Zentimeter grösser waren als der Bus und in die der Chauffeur richtiggehend einfädeln musste.

Von der Staumauer aus ging es für unsere kleine Wandergruppe zu Fuss weiter. Der Weg führte zunächst entlang des Lac de Tseuzier und nach ein paar Metern setzte bereits der erwartete Regen ein. Trotzdem entwickelte sich das Wetter an diesem Tag besser als erwartet: Der Regen hörte immer wieder auf und es goss auch nie - wie eigentlich vorausgesagt - in Strömen.

Kurz nach dem See begann die Steigung. Der Weg wand sich sehr steil zwischen den Felswänden den Hang empor und war durch den Regen glitschig geworden, so dass ich prompt ausrutschte und für einmal nicht nur bis zu den Knie schmutzig war, sondern darüber hinaus. Nachdem wir die ersten gut 600 Höhenmeter hinter uns gebracht und den ersten Mitwanderer verloren hatten, erreichten wir einen riesigen, hellen Karstrücken, welcher mitten zwischen den zwei dunkleren Felswänden liegt, als hätte ihn dort jemand hingepflanzt. Ich kraxelte teilweise auf allen Vieren über den zerklüfteten und ausgewaschenen Karst mit seinen tiefen Spalten und spitzen Kanten. Danach ging es weiter hoch, bis wir mit dem Col des Eaux Froides (auf dem es mehr kalte Winde als kalte Wasser gab) auf 2'648 m den höchsten Punkt des Tages erreichten. Von dort aus sahen wir bereits auf der gegenüberliegenden Seite auf einem kleinen Hügel über dem Lac des Audannes die Hütte, in der wir übernachten würden.

Die Cabanes des Audannes ist von aussen nicht gerade ein Schmuckstück und weist innen einen seltsam verwinkelten Grundriss auf. Davon liessen wir uns aber selbstverständlich nicht ablenken, sondern verbrachten einen vergnüglichen Abend mit Wein, Politik und dem Austausch von Lebensweisheiten.

Der nächste Morgen begrüsste uns mit Sonne und blauem Himmel. Wir hatten bereits am Vorabend über verschiedene Routen diskutiert und uns schliesslich auf die Variante via Col des Audannes und Sanetschpass geeinigt. Das bedeutete, dass der Morgen mit einem Aufstieg begann. Die Landschaft bestand in dieser Höhe fast nur noch aus verschiedenfarbigen Felsen und überraschend vielen Schneefeldern, hingegen gab es kaum noch Vegetation. Mehr als einmal wähnten wir uns an diesem Tag auf dem Mond oder einem fremden Planeten.

Die Herausforderung des Wochenendes war der Abstieg vom Col des Audannes: Dieser führt über diverse Leitern und in den Fels eingelassene Metallbügel die Felswand hinunter. Während ich mit den Leitern noch halbwegs zu recht kam, hangelte ich mich ungeschickt von einem rutschigen Metallbügel - welche offensichtlich nicht auf meine Schrittlänge oder Kletterfähigkeiten zugeschnitten waren - zum nächsten. Es gab einen Moment, wo ich dachte, dass ich nicht mehr vorwärts und nicht mehr rückwärts komme. Doch in der Felswand stehen bleiben war einfach keine Alternative, so dass ich mit schlottrigen Beinen den Abstieg beendete. Das letzte Mal, als meine Knie so gezittert haben, war während meiner Fahrprüfung, als ich das Auto seitwärts einparkieren sollte. Die ganze Wanderung war weiss/rot ausgeschildert, der Abstieg vom Col des Audannes ist aber meines Erachtens mindestens als T4 einzustufen - doch die Walliser sind vielleicht einfach härter im nehmen als ich.

Nach den Leitern und Metallbügeln gab es eine weitere kritische Passage, die mit einem Seil gesichert war, dann ging es einfach so steil das Schotterfeld hinunter, bis wir die Ebene Grand' Gouilles erreichten, wobei sich die Pfützen als hübsche kleine Seen entpuppten. Nach einem Gegenanstieg kamen wir auf den Arête de l'Arpille. Der Weg auf diesem Grat verlief auf dem Kamm eines hohen Schutthügels, den wir für die überig gebliebene Moräne eines verschwundenen Gletschers hielten.

Stück für Stück verloren wir Höhenmeter bis zur Sanetsch Passhöhe. Von da war es nicht mehr weit bis zum Sanetschstausee. Damit beendeten wir unsere Wanderung wie wir sie angefangen hatten: Auf einer Staumauer. Mit der Gondel fuhren wir hinab nach Gsteig und überquerten dabei die Kantonsgrenze zu Bern.

Die zwei Tage waren mehr als nur Ersatz für die abgesagte Barrhorn Besteigung gewesen, sondern eine geniale Tour und die alpinste und technisch anspruchsvollste Wanderung, die ich in diesem Jahr gemacht hatte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 20./21. August 2016
  • Route: Barrage du Rawil - Lac de Tseuzier - Lac de Ténéhet - Col des Eaux Froides - Cabane des Audannes (Samstag); Cabane des Audannes - La Selle - Col des Audannes - Grand' Gouilles - Arête de l'Arpille - Sanetschpass - Sanetsch-Stausee (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); 5 h (Sonntag)
  • Distanz: 8,6 km (Samstag); 14,1 (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'008 m (Samstag); 705 m (Sonntag)
  • Übernachten: Cabane des Audannes











Sonntag, 14. August 2016

Sommertage auf der Greina

Die Wetterprognosen prophezeiten das bisher vielleicht schönste Wochenende des Sommers: Zwei Tage strahlender Sonnenschein. Gut, dass mit der Greina die passende Tour auf dem Programm stand. Bereits am Bahnhof Zürich wurde aber offensichtlich, dass wir an diesem Wochenende nicht die Einzigen mit Wanderplänen waren: Der Zug Richtung Chur war voll von Leuten mit Wanderschuhen und Rucksäcken. Wanderern würden wir in den nächsten zwei Tagen denn auch noch in rauen Mengen begegnen.

Wir starteten in Vrin und die Route führte zunächst entlang eines Teersträsschens ins Tal hinein. Als der Teer endete, begann die Steigung. Die Vegetation war von Anfang an karg, bereits in Vrin gab es keine Bäume und kurz danach auch keine Sträucher mehr. Dafür gab es eine Menge glänzender, quarzhaltiger Steine. Ein besonders schönes Exemplar hätte sich gut in meinem (nicht vorhandenen) Garten gemacht, doch keiner meiner männlichen Mitwanderer liess sich dazu überreden, den (Fels-)Brocken für mich zu hochzutragen.

Auf dem Pass Diesrut hatten wir mit 2'428 m den höchsten Punkt des Tages erreicht und kurz danach kam die Greina Ebene endlich in Sicht. Wir machten eine Pause nur um die Aussicht auf die mit zahlreichen Bächen mäanderartig durchzogene Hochebene zu geniessen. Vor einigen Jahrzehnten plante man einen grossen Stausee, welcher die gesamte Ebene überflutet hätte. Obwohl ich durchaus ein Verfechter der Wasserkraft bin - beim Anblick dieser einzigartigen Landschaft war ich froh, dass Naturschützer die Projekte verhindert hatten. Heute steht die Greina unter Schutz und wurde ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen.

Unser Tagesziel war die Terrihütte, die von weitem sichtbar auf einem Hügel thront. Das Bier auf der sonnigen Terrasse mussten wir uns aber noch mit einer Kraxelei über nackte Felsen verdienen. Die Terrihütte ist die grösste SAC-Hütte, in der ich bisher war, und auch die mit der besten Infrastruktur, was sich insbesondere an den sanitären Anlagen zeigte. Nach dem Abendessen setzten wir uns nochmals auf die Terrasse und hofften auf Perseiden-Nachzügler. Sternschnuppe sah ich schliesslich nur eine, dafür zog die Raumstation ISS vorbei, wobei mir nicht klar war, ob man sich da auch was wünschen darf.

Der Sonntag begann mit Kerzen und einem Kuchen zum Frühstück für Geburtstagskind, Langschläfer und Tourorganisator Tom. Danach wanderten wir zunächst der Greina Ebene entlang bis zum Greinapass. Wir kamen gut vorwärts, so dass - wie bereits am Vortag - genügend Zeit für zahlreiche kleinere und grössere Pausen blieb. Die Passhöhe ist auch die Kantonsgrenze und markierte den Beginn des langen Abstiegs, der entlang des Brenno führte, der in zahlreichen Wasserfällen und Stufen das Tal hinab fliesst. Mit jedem Höhenmeter, den wir ins Tessin hinab stiegen, wurde es (noch) wärmer. Selbst das Murmeltier, das sich auf einem Stein sonnte, war fast zu träge, sich vor uns im Sicherheit zu bringen. Bei der Mittagspause drohte beinahe der Hitzschlag, doch ein ausgiebiges Fussbad in kalten Bach senkte die Körpertemperatur und gab uns die Gelegenheit, doch noch eine Staumauer zu bauen.

In Campo Blenio gab es endlich die lang ersehnte Glace. Ich entschied mich schliesslich für eine Rückreise via Lukmanierpass und dabei zeigten sich die Unterschiede in der Kundenfreundlichkeit zwischen den Tessiner und den Bündner Verkehrsbetrieben: Während der Tessiner die Leute in den Bus packte, bis man kaum mehr atmen konnte - Doppelführung von Kursen gibt's im Tessin wohl nicht -, begrüsste uns sein Bündner Kollege Claudio nach dem Umsteigen auf der Passhöhe nicht nur ausgesprochen freundlich, sondern er holte die Tessiner Verspätung fast auf und sorgte persönlich dafür, dass der Anschlusszug in Distentis die übrig gebliebene Minute noch auf uns wartete. Damit hatte selbst die lange Rückfahrt ein Highlight.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 13./14. August 2016
  • Route: Vrin - Puzzatsch - Alp Diesrut - Pass Diesrut - Camona da Terri CAS (Samstag); Camona da Terri CAS - Passo della Greina - Capanna Scaletta - Daigra - Campo Blenio (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 4 h 45 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,7 km (Samstag); 16,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'180 m (Samstag); 400 m (Sonntag)
  • Übernachten: Terrihütte SAC