Donnerstag, 22. April 2021

Rämisgumme - Krokusglück im Schneefall

@wandernohneende
Nach meiner Ostertour auf den Clariden hatte ich meine Schneeschuhe im Keller und meine warmen Wanderhosen in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verstaut. Ich war bereit für sonnige Frühlingswanderungen über mit Blumen übersäte Wiesen bei milden Temperaturen. Entsprechend meldete ich mich für eine Wanderung zum Rämisgumme im Grenzgebiet zwischen Emmental und Entlebuch an, um mein Krokusglück an den Hängen des Rämisgummen zu finden. 

Als wir in Wiggen aus dem Bus stiegen und ich den kühlen Wind an meinen Beinen spürte und die schneebedeckten Hänge sah, ahnte ich, dass ich meine Winterausrüstung wohl etwas verfrüht eingemottet hatte. Der Aufstieg zum Binzberg gab wenigsten ein bisschen warm und auf der Terrasse eines geschlossenen Restaurants bei Geisshalden fanden wir ein windgeschütztes Plätzchen für eine Mittagspause. 

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Danach war ich aber richtig durchgefroren und beim weiteren Aufstieg durch die immer ausgedehnter werdenden Schneeflecken begrub ich meine Hoffnung auf blühende Krokuswiesen endgültig. Auf dem Rämisgummehogger (1'301 m) verzichteten wir auf eine Pause - zu kalt, zu windig und die Aussicht auf die Berner Alpen war ohnehin von Wolken verdeckt. 

Wir folgten weiter der bernisch-luzernischen Grenze und dann beim Aufstieg zum Wachthubel gab es - plötzlich und unerwartet - nicht nur weisse Schneeflecken, sondern auch weisse Krokusflecken. Voller Freude darüber, dass wir doch ein paar Blüten entdeckt hatten, legten wir uns auf den kalten Boden, um den besten Winkel für ein Foto der Krokuspracht zu finden. Und während die Sonne allmählich durch die Wolken drückte, fielen gleichzeitig Schneeflocken vom Himmel. Aprilwetter vom Feinsten! 

Auf dem Wachthubel (1'414 m) war es dann  etwas milder und windstill genug für eine kurze Pause. Unter den Wolken hindurch konnte man sogar den Fuss des Hogants sehen. Danach ging es runter nach Schangnau, wo es im lokalen Volg heissen Kaffee zum Aufwärmen gab.



Wanderinfos
:

  • Gewandert: Samstag, 17. April 2021
  • Route: Wiggen, Egghus - Schärhof - Binzberg - Schärligbad - Sätteli - Geisshalden - Rämisgummehoger - Hinter Rämisgumme - Brunnebode - Wachthubel - Chüng - Schangnau
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 40 min
  • Distanz: 15 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m
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Sonntag, 18. April 2021

Clariden und Planura - Vier Tage im Schatten des Tödi

@wandernohneende
Saisonende und -höhepunkt in Einem: Über Ostern beschloss ich die Schneeschuhsaison mit einer eindrücklichen, viertägigen Tour durch die Planura/Clariden-Region. Vom Urnerboden aus - der Glarner in unserer Gruppe reagierte auf alte Hahn-Legenden etwas allergisch - ging es ohne Anstrengung mit der Gondel zum Fisetenpass, welcher bereits auf gut zweitausend Metern liegt. 

Den weiteren Anstieg dem Bergkamm entlang mussten wir dann aus eigener Muskelkraft zurücklegen. Die Strecke war einseitig abschüssig, was in den Schneeschuhen zu einem unangenehmen Druck auf die Innenbänder des immer gleichen Fusses führte. Vom Gemsfairenjoch (2'846 m) aus konnten wir dann einen ersten Blick zum Tödi werfen, der uns in den nächsten Tagen immer begleiten würde. Über die fast senkrechte Steilstufe ging es zum Claridenfirn hinunter und von da aus war es nicht mehr weit zur Claridenhütte (2'451 m). Wir wurden in der modernen SAC-Unterkunft, in welcher es sogar warmes Wasser zum Waschen gab, freundlich empfangen und ausgezeichnet verköstigt.

@wandernohneende
Der nächste Tag war Gipfeltag. Wir wanderten über den langgezogenen Claridenfirn und einzelne Wolkenschwaden, die vom Tal her über die Berge zogen, verleihten der Umgebung eine atmosphärische Dynamik. Am Fuss unseres Tagesziels legten wir ein Gepäckdepot an, bevor wir die letzten, steilen Höhenmeter bis zum Gipfel des Clariden (3'267 m) erklommen. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, auf einer Bergspitze zu stehen! Unter uns lag das wolkenbedeckte Mittelland, während um uns herum die schneebedeckten Berge vor blauem Himmel im Sonnenlicht strahlten.

Für den Abstieg wechselten wir in die Steigeisen - damit hatten wir die schweren Dinger wenigstens nicht vergebens mitgeschleppt. Über die fast flache, schneebedeckte Eisfläche ging es dann via Clariden-/Hüfipass zur Planurahütte. Die Hütte klebt, einem Adlerhorst gleich, von einem Ring aus Gletscher umgeben ausgesetzt an einem Felsen. 

@wandernohneende
In Empfang und Verköstigung stand die Planurahütte (2'940 m) der Claridenhütte in nichts nach - ausser dass es nicht nur kein warmes Wasser, sondern gar kein Wasser gab. Die Hüttenwartin muss das kostenbare Nass mühsam aus Schnee schmelzen.

Abends schauten wir zu, wie die Sonne hinter dem Schärhorn versank. Nach einer kurzen Nacht auf fast dreitausend Metern erkundeten wir am folgenden Tag weiter die ausgedehnte Gletscherlandschaft. Entlang des Fusses des Clariden ging es zunächst zum Chammliloch, um die Aussicht zu bestaunen. Mir erschien diese wie ein Rückblick auf die Highlights meiner Wanderungen der letzten Jahre: Hinter Klausenpass und Glattalp erhob sich die Silberen mit dem Bödmerenwald, irgendwo dahinter musste der Pragelpass liegen und der Übergang zum Hoch Ybrig.

Wir umrundeten das Chammlihore halb und warfen dann von der Chammilücke noch einen Blick auf die Klausenpassstrasse, bevor wir den Hüfifirn überquerten und direkt vor einem Eisbruch Mittagspause machten. Danach ging es zurück zur Hütte und unser Bergführer hatte offenbar Stalldrang, denn er gönnte uns auf dem dreihundert Höhenmeter langen Aufstieg keine einzige Pause. 

@wandernohneende
Aus einem gemütlichen Nachmittag auf der sonnigen Terrasse der Planurahütte wurde leider nichts, zu kalt bliess der Wind um die exponierte Hütte. Der Wind erklärt auch die kreisförmige Form des Gletschers um die Hütte herum: Dieser sogenannte "Windkolk" wurde vom Wind regelrecht ins Eis gefräst.

Am nächsten Tag ging es dann bereits wieder heimwärts. Nach dem sanften Abstieg über den Claridenfirn wartete an dessen Ende wieder die Steilstufe des Gemsfairenjochs, diesmal im Aufstieg, was zwar anstrengend war, dann aber weniger lange dauerte als angenommen. So blieb genügend Zeit für einen weiteren Gipfel und mit dem Gemsfairenstock lag einer direkt am Weg. Es wurde ein kurzer, wenn auch sehr windiger Aufstieg in dessen Verlauf unser Bergführer auch noch notfallmässig die Schneeschuhe einer Mitwanderin reparieren musste.

@wandernohneende
Der Gemsfairenstock (2'971 m) erlaubte uns ein letzter Blick über die Gletscherlandschaft und auf den imposanten Tödi. Danach ging es endgültig zurück zum Fisetenpass, von wo aus es wieder bequem mit der Gondelbahn zurück auf den Urnerboden ging. Dort fanden wir ein Restaurant, das Take-away anbot, und an einem sonnigen, windgeschützten Plätzchen liess es sich gut auf den Bus warten.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag bis Montag, 2. bis 4. April 2021 (Osterwochenende)
  • Route: Fisetenpass - Rund Loch - Gemsfairenjoch - Claridenhütte (Freitag); Claridenhütte - Claridenfirn - Clariden - Clariden-/Hüfipass - Planurahütte (Samstag); Planurahütte - Chammlijoch - Chammlilücke - Planurahütte (Sonntag); Planurahütte - Clariden-/Hüfipass - Gemsfairenjoch - Gemsfairenstock - Rund Loch - Fisetenpass (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 35 min (Freitag); 4 h 15 min (Samstag); 4 h 35 min (Sonntag); 4 h 30 min (Montag)
  • Distanz: 6 km (Freitag); 9 km (Samstag); 12 km (Sonntag); 10,8 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 m (Freitag); 840 m (Samstag); 675 m (Sonntag); 390 m (Montag)
  • Übernachten: Claridenhütte SAC (Freitag); Planurahütte SAC (Samstag/Sonntag)