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Donnerstag, 15. August 2024

Von der Schlucht auf den Berg - Heisse Quellen, nette Busfahrer und ganz viel Aussicht

@wandernohneende
Ich war auf die Beschreibung einer Wanderung auf den Pizalun gestossen und nachdem ich herausgefunden hatte, wo dieser Berg überhaupt liegt, stellte sich heraus, dass ich ihn mit einem Ziel verbinden konnte, das schon lange auf meiner Wunschliste stand: Der Taminaschlucht.

Die Wanderung fing mit einem gemütlich Spaziergang durch Bad Ragaz zum Eingang der Taminaschlucht an. Auch von hier ging es zunächst nur leicht ansteigend ohne grosse Anstrengung weiter. Die senkrechte Felswand, an deren Fuss die Tamina das enge Tal hinunter rauscht, spendete angenehmen Schatten an diesem bereits warmen Vormittag. 

Ich stellte fest, dass sogar ein Postauto durch die Schluch fährt. Das Kreuzen mit dem breiten Bus war aber selbst als Fussgänger auf der schmalen Strasse nicht ganz einfach, der aufmerksame Chauffeur lotste mich aber auf die richtige Seite.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichte ich schliesslich das Alte Bad Pfäfers. Paracelsus soll dem historischen Heilbad zu Ruhm verholfen haben und Berühmtheiten wie Rainer Maria Rilke haben in der heissen Heilquelle gebadet. 

@wandernohneende
Der Zugang zur Quelle ist kostenpflichtig und der Eintrittspreis lohnt sich für Durchquerung der sich hier verengenden Schlucht und des blau beleuchteten Felsentunnels. Von der Heilquelle - die heute nach Bad Ragaz abgeleitet wird - bekommt man dagegen wenig zu sehen. Dafür spürt man sie: Je tiefer ich in den Fels hinein kam, je feuchter und schwüler wurde es, so dass sowohl meine Brille wie auch die Linse meines Fotoapparates alles nur noch durch einen Nebel sahen.

Zurück beim Bad Pfäfers wanderte ich dem Hang entlang zur Naturbrücke, auf welcher ich die Tamina überquerte. Hier begann dann die Wanderung doch noch anstrengend zu werden: Über unzählige holzige Treppenstufen führte der Weg aus der Schlucht heraus und jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich die Treppen hinter mir habe, tauchte hinter einer Kehre die nächste auf.

In Ragol erreichte ich schliesslich die Strasse. Mein Plan, Schlucht und Berg zu verbinden, hatte den Nachteil, dass ich dieser fast drei Kilometer würde folgen müssen. Sie war zwar nicht stark befahren, doch ich stellte mich auf ein langes und langweiliges Wegstück ein. Ich hatte noch nicht die erste Kurve erreicht, als ein Mini-Postauto neben mir hielt und der Chauffeur anbot, mich mitzunehmen, obwohl er eigentlich Pause hatte. 

@wandernohneende
So dauerte der Aufstieg nach St. Margrethenberg nur ein paar Minuten statt über eine Stunde. Von diesem kleinen Dorf aus war der auffällig geformte, waldbewachsene Pizalun nicht mehr weit. In drei weit ausholenden Kurven führte der Weg ohne grosse Steigung durch den Wald. Über eine Eisenleiter erreichte ich schliesslich den Gipfel des Pizalun (1'478 m). 

Die kleine Aussichtsplattform bot einen spektakulären Blick ins flache Rheintal und die spitzen Ostschweizer Gipfel. Nach einer kurzen Orientierung stellte ich fest, dass ich zahlreiche davon schon bestiegen hatte: Gonzen, Alvier, Falknis, Vilan, Parpaner Rothorn, Alpsteinkette mit Hohem Kasten und Säntis, um nur eine Auswahl zu nennen - ich glaube, ich wandere zu viel...

Für den Rückweg wählte ich den direktesten Abstieg hinunter nach Landquart. Es war eine schöne Wanderung gewesen mit einem lohnenswerten Gipfel. Die Verbindung mit der Schlucht ist aber - sofern man keine netten Busfahrer trifft - nur bedingt zur Nachahmung zu empfehlen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 20. Juli 2024
  • Route: Bad Ragaz - Taminaschlucht - Altes Bad Pfäfers - Naturbrücke - Ragol - St. Margrethenberg - Pizalun - Valzaudawald - Rütiguot - Hagwald - Mastrils - Landquart
  • Wanderzeit: Inkl. Quellbesichtigung und inkl. Abkürzung mit Bus: 4 h 30 min; alles zu Fuss gemäss SchweizMobil: 6 h
  • Distanz: 19,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'010 m
@wandernohneende







Donnerstag, 7. September 2023

Himmelsleiter und Lisengrat: Ausgesetztes am Säntis

@wandernohneende
Über das lange 1. August-Wochenende hatte ich an einer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch teilgenommen. Dies war zwar eine sehr schöne Tour gewesen, doch als "Souvenir" hatte ich mir einen sehr hartnäckigen Virus eingefangen, der mich mitten im Hitzesommer zwei Wochen flachlegte. Obwohl noch rekonvaleszent, wollte ich unbedingt an der von Reto (unter tatkräftiger Mithilfe von Nicole) organisierten Wanderung über den Säntis mitmachen, denn sowohl Himmelsleiter wie auch Lisengrat standen schon lange auf meiner Wanderwunschliste.

Auf der Schwägalp liefen die letzten Vorbereitungen für das Schwägalp-Schwingen, als wir mit dem langen Aufstieg begannen. In scheinbar endlosen Schlaufen schlängelte sich der schmale Pfad den anfangs noch im Schatten liegenden Hang hoch. Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag auf den Säntis wollten: Wie an einer Perlenkette reihten sich die Wanderer auf dem ausgesetzten Weg in einer Einerkolonne auf. 

@wandernohneende
Für mich war der Aufstieg eine Tortur und von zahlreichen Hustenanfällen begleitet - vielleicht hätte ich mich besser doch noch eine Woche länger geschont. Netterweise nahmen meine Mitwanderer aber Rücksicht auf mich und passten ihr Tempo an. Ich war froh, als wir schliesslich das Berggasthaus Tierwis erreichten, wo wir eine längere Pause einlegten. Einer meiner Hustenanfälle verscheuchte einen anderen Gast von unserem Tisch - er traute meiner Versicherung, dass mein Corona-Test negativ ausgefallen war, offensichtlich nicht.

Nach dem Tierwis wechselte die Route in die sonnenbeschienene Westflanke des Säntis. Diese ist mit weissem, zerfurchten Kalkstein überzogen. Fast senkrecht stehen hier die gut erkennbaren Gesteinsschichten nebeneinander. Über uns sah man bereits die Gipfelstation des Säntis - und die steilen Felswände, die noch vor uns lagen.

Schliesslich erreichten wir die Himmelsleiter, das letzte Stück vor dem Gipfel. Zahlreiche Metalltritte und Stahlseile ermöglichen den Aufstieg über die vertikale Felswand. Kurz aber anstrengend war die Kletterei dieses Nadelöhr hinauf. Oben angekommen war man zwar nicht im Himmel, aber wenigstens nahe beim nächsten Restaurant für eine erneute Verschnaufpause.

Den Säntisgipfel teilen sich übrigens die drei Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen. Dass Appenzell Ausserrhoden - entgegen dem natürlichen Grenzverlauf - einen Anteil am Gipfel hat, geht auf ein Bundesgerichturteil aus dem Jahr 1895 zurück, für welches eine Delegation aus drei Bundesrichter zu Fuss zum Säntis aufsteigen musste und welches die NZZ als "sympathischstes Fehlurteil" des Bundesgerichts betitelte (Juristisch Interessierte - die auch noch die alte deutsche Schrift lesen können - finden den Originalentscheid des Bundesgerichts hier: BGE 21 I 957)

@wandernohneende
Der zweite Teil der Wanderung führte über den Lisengrat, auch dieser ist für seine Ausgesetztheit bekannt. Nach einem ersten kraxeligen Stück wurde der Grat aber schnell wieder breit und ich war schon fast ein wenig enttäuscht. Doch Reto versicherte mir, dass noch weitere interessante Teilstücke kommen würden, und er behielt recht: Der Weg führte entlang von und teilweise zwischen spitzen Felswänden hindurch. Doch überall gab es Metalltritte und Ketten, an denen man sich festhalten konnte. 

Schliesslich erreichten wir die Rotsteinpasshütte, wo wir die Nacht verbrachten und den zahlreichen Steinböcken zuschauen konnten, die sich im Geröllfeld gegenüber der Hütte tummelten. 

Nachdem mich der erste Tag ziemlich geschlaucht hatte, entschied ich mich am nächsten Tag zusammen mit einem weiteren Mitwanderer direkt nach Wildhaus abzusteigen, statt noch einen Umweg über den Altmannsattel zu machen. Gemütlich und mit vielen Pausen erreichten wir so schliesslich gegen Mittag Wildhaus.



Wanderinfos:

  • Gewandert: 19./20. August 2023
  • Route: Schwägalp - Musfallen - Tierwis - Säntis - Lisengrat - Rotsteinpass (Samstag); Rotsteinpass - Schafboden - Gerstei - Dreihütten - Gamplüt - Wildhaus (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 6,1 km (Samstag); 8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 110 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Rotsteinpass
@wandernohneende
Strecke Samstag

Sonntag, 20. September 2020

Gratwanderung über den Marwees

@wandernohneende
Nach einer unfreiwilligen Wanderpause wagte ich es wieder, meine Wanderschuhe zu schnüren. Rico hatte im Rahmen unseres Wanderprojekts "See" zu einer zweitägigen Tour in den Alpstein geladen, die ich trotz meiner eingebrochenen Kondition auf keinen Fall verpassen wollte. 

Am Anfang konnte ich mich in der langen Warteschlange der Gondelbahn zur Alp Sigel noch etwas schonen: Die Kapazität der kleinen Bahn ist sehr begrenzt und an diesem sonnigen Tag waren wir bei weitem nicht die Einzigen, die im Alpstein unterwegs waren. Es dauerte daher eine ganze Weile, bis unsere Gruppe vollständig bei der Bergstation versammelt war und die Tour beginnen konnte.

Das erste Stück der Wanderung über die Alp Sigel war eher flach und damit durchaus noch schonend. Anstrengend wurde es aber beim Aufstieg zur Bogartenlücke und kaum hatten wir den schmalen Durchgang in der Felsenkette erreicht, sah man bereits den nächsten, noch steileren Anstieg. Ab der Borgartenlücke war der Weg zudem blau/weiss markiert. 

@wandernohneende
Wie bei meiner letzten Gratwanderung - damals über den Federigrat - fand ich den Zustieg auch dieses Mal die grössere Herausforderung als die Wanderung über den Grat selber, denn es gab einige abschüssige Stellen aus kahlem Kalkstein, wo ich die Hände zu Hilfe nehmen musste, um mein Gleichgewicht zu halten. 

Entlang der schmalen Graskante ging es dann über den Marweesgrat, direkt in Richtung Säntis, den man mit seiner prominenten Antenne nicht übersehen konnte. Beim Gipfelkreuz (1'991 m) machten wir ein kurze Rast und ich konnte den Blick auf die spitzen Felsformationen, die so typisch für den Alpstein sind, ausgiebig geniessen. 

@wandernohneende
Für den Abstieg richtete ich meine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder auf meine Füsse und die felsigen Absätze. In einem weiten Bogen ging es via Widderalpsattel zur Alphütte Widderalp, wo wir auf die gelungene Wanderung anstiessen. Ganz waren wir aber noch nicht am Ziel: Nach einem weiteren Abstieg, kam der letzte Gegenanstieg: Entlang von senkrechten Felswänden ging es hoch zum Fälensee, der idyllisch in die Felsen eingebettet liegt. Im Berghaus Bollenwees an seinem Ufer verköstigten wir uns mit einer leckeren Rösti und übernachteten im Massenlager. 

Der nächste Morgen brachte ein reichhaltiges Frühstück - und Regen. Die Wolken hingen tief und sehr fotogen über dem Fälensee und wir entschlossen uns, auf dem kürzesten und einfachsten Weg zurück nach Brülisau zu wandern. Ausgerüstet mit unseren Regenschirmen spazierten wir entlang des Sämtisersees und durch das Brüeltobel - der abschüssige Taleinschnitt ist weder hinab noch hinauf ein Genuss.

Gegen Mittag erreichten wir bereits Brülisau und trotz des regnerischen Sonntags war es ein schönes und erlebnisreiches Wochenende mit einer eindrücklichen Gratwanderung gewesen. Bei der Kondition gibt es aber Aufholbedarf.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 5./6. September 2020
  • Route: Alp Sigel, Bergstation - Alp Sigel - Obere Mans - Borgartenlücke - Marwees - Widderalpsattel - Alphütte Widderalp - Stiefel - Bollenwees (Samstag); Bollenwees - Plattenbödeli - Brülisau (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 45 min (Samstag); 1 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 10 km (Samstag); 6,8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 m (Samstag); 80 m (Sonntag)

@wandernohneende
Gratwanderung Marwees (Samstag)


Donnerstag, 16. Juli 2020

Federi hoch drei: Federihütte - Federigrat - Federispitz

@wandernohneende
Irgendeiner diese Spitzen 
ist der Federispitz
Die Wetterprognosen waren so gut, dass mir beim besten Willen keine Entschuldigung in den Sinn kam, warum ich den Ferientag auf meinem Balkon verbringen sollte. Mit dem Federispitz stand auch das Gipfelziel des Tages fest. 

Von Schänis aus näherte ich mich einer Wand aus Wald. Und so war der erste Teil des Aufstiegs auch: Sau steil und dicht bewaldet. Endlos schien es mir, windete sich der Weg den Hang hoch. Nach 900 Höhenmeter und zwei Stunden gab es endlich einen Lichtblick zwischen den dunklen Bäumen: Ich hatte die Federihütte (1'373 m) erreicht und mir damit eine Pause mit frisch gebackenem Schoggikuchen verdient. Von der Federihütte aus hatte man einen schönen Blick auf den Zürichsee aus einer ungewohnten rückwärtigen Perspektive.

@wandernohneende
Federispitz mit
Zürichsee im Hintergrund
Zudem sah man zum Federigrat hoch und so konnte ich ziemlich genau abschätzen, wie viele Höhenmeter noch vor mir lagen. Es waren nicht wenige. Der Wald wurde lichter und nach Ober Federi war der Weg auch nicht mehr so steil. Stattdessen führte er ausgesetzt unterhalb eines Felsbandes dem Hang entlang. Die schmale und teilweise abschüssige, mit einzelnen Felsen durchsetzte Spur empfand ich aber schliesslich als unangenehmer als jede Steigung. Es war wieder einmal einer dieser Momente, wo ich einen Steilhang hinunterblickte und ich mich fragte, wem ich eigentlich von meinen Wanderplänen erzählt hatte.

Ein letzter Aufschwung brachte mich schliesslich auf den Federigrat. Im Gegensatz zum Zustieg erschien mir die Wanderung entlang des Grates kaum ausgesetzt und angenehm zu begehen. Wenig später stand ich bereits auf dem Federispitz (1'864 m). Ich war so damit beschäftigt, die Aussicht auf den Zürichsee zu fotografieren, dass es einen Moment dauerte, bis ich mich umdrehte und feststellte, dass hinter mir mit dem Walensee ein anderer See in Griffnähe schien.

@wandernohnenende
Walensee
Nach einer Pause machte ich mich an den Abstieg und der war nicht weniger herausfordernd als der Aufstieg: Der "Weg" war kaum mehr als eine ausgewaschene Sandspur, die über eine abschüssige Wiese führte. Wenigstens war der Untergrund trocken, bei nassem Wetter möchte ich nicht diesen Abhang hinunterrutschen. 

Bei Oberfidersche hatte ich den schlimmsten Teil des Abstiegs hinter mir. Anstatt weiter bis nach Weesen abzusteigen, nahm ich den breiten Feldweg, der mehr oder weniger entlang der Höhenlinie Richtung Amden führte. Die Route bot einen tollen Blick zurück Richtung Federikette, doch leider konnte ich in den zahlreichen, gleich aussehenden Felsenspitzen denjenigen, den ich so mühsam erklommen hatte, nicht mehr identifizieren.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Donnerstag, 9. Juli 2020
  • Route: Schänis - Federiwald - Federihütte - Ober Federi - Federigrat - Federispitz - Fidscherbode - Oberfidersche - Underbütz - Brunnenegg - Underfurggle - Durschlegi - Amden
  • Meine Wanderzeit: 5 h  45 min
  • Distanz: 15,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'680 m
    @wandernohneende



Donnerstag, 29. August 2019

Via Glaralpina: Ausgesetzte Balanceakte im Glarnerland

@wandernohneende
Blick zurück zum Gulderstock
Die Via Glaralpina ist ein dieses Jahr neu eröffneter alpiner Etappenwanderweg, welcher den Kanton Glarus umrundet. Diverse Wegstrecken sind blau/weiss markiert und damit nicht nur konditionell, sondern auch technisch anspruchsvoll, wie ich nun am eigenen Leib erfahren musste resp. durfte.

Während es für mich die ersten Gehversuche auf der Via Glaralpina waren, hatte Moni, welche die Zweitagestour organisierte, mit einer Kollegin bereits mehr als die Hälfte der Etappen begangen. Die Mitwanderer für die Etappen 16 und 17 waren alle ebenfalls von Moni handverlesen. Damit war von Anfang an klar, dass es eine schweisstreibende Angelegenheit werden würde - und da hatte ich die Höhenmeter und das warme Sommerwetter noch gar nicht mit eingerechnet.

@wandernohneende
Blick vom Gulderstock
Für die ersten Höhenmeter bis Weissenberge nahmen wir zwar noch die Seilbahn, doch dann folgte der weitere Aufstieg im erwarteten forschen Tempo. Bald liessen wir die Waldgrenze hinter uns und wanderten über einen mit Erika und Heidelbeeren bedeckten Kamm. Als wir die Lawinenverbauungen am Sonnenhorn erreichten, kamen wir kurz vom richtigen Weg ab, was aber nicht an den Markierungen lag - diese waren auf der ganzen Strecke zahlreich und brandneu -, sondern an unserer Unaufmerksamkeit.

Eine Abkürzung durch eine steile Wiese brachte uns wieder auf Kurs und mich an den Rande des Kollaps. Mit einer kurzen Verschnaufpause und einer halben Banane päppelte ich mich zumindest vorläufig wieder auf. Nach dem Sonnenhorn (2'163 m) wurde der Weg zunehmend felsiger, bis wir auf dem zerklüfteten Gipfel des Gulderstocks (2'510 m) standen. Von hier aus konnten wir den dreigeteilten Grat überblicken, der uns bis zum Wissmeilen führen würde.

@wandernohneende
Spitzmeilen
Nachdem es bis zum Gulderstock zwar steil, am nicht besonders ausgesetzt gewesen war, fing das technisch schwierige Stück mit dem Abstieg durch ein lockeres Schotterfeld zum Guldergrat an. Dieser bestand aus einem violetten, schieferartigen Gestein mit einer glatten Oberfläche. Ausrutschen war auf dem ausgesetzten und stellenweise schmalen Grat aber verboten. Die blau/weisse Markierung (T4) war mehr als gerechtfertigt. An diversen Stellen musste man die Hände zu Hilfe nehmen, um hoch- oder runter zu kraxeln, denn - entgegen meinen Hoffnungen - hörten die Höhenmeter auf dem Gulderstock nicht auf, sondern sammelten sich munter weiter an.

Eine kurze Kletterstelle bildete den Einstieg zum weiss leuchtenden Gipsgrat. Langsam spürten wohl alle die Anstrengung in den Gliedern, denn die Wanderung verlangte nicht nur der Ausdauer, sondern auch der Konzentration ziemlich viel ab. Eine letzte Steigung brauchte uns schliesslich auf den Wissmeilen (2'581 m). Am gleichen Punkt war ich zwei Jahre zuvor im Winter schon einmal mit den Schneeschuhen gestanden, im Sommer präsentierte sich die Aussicht nicht minder schön.

@wandernohneende
Wanderbloggerin vor Kollaps
©Clemens
Ein kurzer Abstieg führte uns zum Wissmeilenpass und von da ein längerer Abstieg ins Mülibachtal hinunter. Fast parallel zu unserer Aufstiegsstrecke ging es den Talkessel hinaus bis zur Skihütte Mülibachtal. Dort nahm sich der Hüttenwart Werner sehr viel Zeit für uns und bekochte uns mit einem Risotto mit frisch gesammelten Pilzen.

Im Gegensatz zum Vortag begann der Montag mit einem (fast) gemütlichen Einlaufen entlang der Höhenlinie. Erst nachdem wir den Widersteiner Bach überquert hatten, fing der Aufstieg durch einen mit Felsen und Wasserläufen durchzogenen Steilhang an. Die abwechslungsreiche Route war gut markiert, doch die teilweise kaum sichtbare Wegspur zeigte, dass dieser Streckenabschnitt bisher wenig begangen worden war. Das letzte Stück bis zum ersten Gipfel des Tages führte schliesslich über die nackten Felsen. Auf dem Gufelstock (2'435 m) gab es ein wolkenloses 360°-Panorama mit Glärnisch, Kurfirsten, Alpstein und - ganz nah - Mürtschenstock, den ich nur eine Woche zuvor umrundet hatte.

@wandernohneende
Mürtschenstock
Entlang des "Schoggigrat" ging es weiter bis zum Schwarzstöckli (2'383 m). Warum der Grat den Namen trägt, blieb unklar, im Gegensatz zum Vortag war aber die Schwierigkeit wirklich (fast) "schoggi".

Ich hatte unterdessen eingesehen, dass ich mit meinen Mitwanderern nicht ganz mithalten konnte und mein Tempo gedrosselt, um den Kollaps zu vermeiden und noch genügend Reserven für den Abstieg zu haben. Und diese brauchte ich auch: Entlang des Fusses des Schilt, dessen Besteigung ich auch dieses Mal verpasste, ging es auf ziemlich mühsamen Wegen, die entweder abgerutscht oder mit lockerem Schotter bedeckt waren, die Hänge hinunter bis zum Naturfreundehaus Fronalp, wohin wir das Alpentaxi bestellt hatten.

Es war eine anstrengende, anspruchsvolle und wunderschöne Wanderung gewesen, die mir noch drei Tage heftigsten Muskelkater bescherte, und von der ich jeden Moment genossen hatte. Via Glaralpina, ich komme wieder!




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag/Montag, 25./26. August 2019
  • Route: Weissenberge - Engisboden - Bärenboden - Sonnenhorn - Gulderstock - Guldergrat - Gipsgrat - Wissmeilen - Wissmeilenpass - Mülibach Oberstafel - Skihütte Mülibachtal (Sonntag); Skihütte Mülibachtal - Widersteiner Hüttli - Chüebuch - Gufelstock - Heustock - Schwarzstöckli - Rotärd - Fronalppass - Ober-/Mittelstafel - Naturfreundehaus Fronalp (Montag) (Etappen 16 und 17 der Via Glaralpina; mehrheitlich weiss/blau markiert/T4+)
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 30 min (Sonntag); 5 h (Montag)
  • Distanz: 19 km (Sonntag); 15 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'700 m (Sonntag); 900 m (Montag)
  • Übernachten: Skihütte Mülibachtal





Donnerstag, 11. Juli 2019

Sardonahütte: Im Hagelsturm auf dem Schneefeld

@wandernohneende
Am Wochenende organisierte Rico eine Tour durch die Tektonikarena Sardona. Wir rechneten von Anfang an mit einem anstrengenden Tag, doch nicht damit, dass das Ganze in einen  Kampf gegen die Elemente ausarten würde. Doch der Reihe nach:

Die Wanderung startete gemütlich mit einer Postautofahrt durch das Weisstannental und dabei kamen Erinnerungen hoch an die Via Alpina-Etappe, auf welcher wir das Tal zu Fuss durchquert hatten und - wenn uns unser Gedächtnis nicht trog -, offenbar in jedem Restaurant eingekehrt waren. Dafür hatten wir dieses Mal keine Zeit, denn der Wegweiser gab die Wanderzeit bis zu unseren Tagesziel, der Sardonahütte, mit sieben Stunden an.

@wandernohneende
Wir folgten einem breiten Weg mit einer massvollen Steigung ins Lavtina-Seitental hinein. Dieses endete im Talkessel Batöni, wo drei Wasserfälle die Felswände hinabstürzen und fünf Bäche zusammenfliessen. Die Stelle soll ein Kraftort sein, wovon ich - trotz der unbestreitbaren Schönheit - nicht viel spürte. Wir überquerten die neue Hängebrücke und danach fing der Aufstieg erst so richtig an. Bald waren wir höher als die Wasserfälle. Auf der Alp Valtüsch machten wir eine erste Verschnaufpause - da hatten wir aber noch nicht einmal die Hälfte der Höhenmeter hinter uns. Weiter ging es durch Felder von Alpenrosen, die bereits am Verblühen waren, und über Schneefelder, die noch nicht geschmolzen waren.

Nach dem Heidelpass (2'387 m) flachte der Weg etwas ab und wir konnten einen ersten Blick in das Calfeisental hinunter werfen. Mir gefiel die einsame, rauhe Landschaft sehr. Wir passierten das hübsche Plattenseeli, verzichteten aber auf eine Badepause - die immer dunkler werden Wolken begannen, uns Sorgen zu machen. Wir hatten gerade den Heubützlipass (2'413 m) erreicht, als es anfing zu tröpfeln. Die Sardonahütte war in der Ferne auf einem Felsvorsprung knapp erkennbar; nicht zu übersehen waren dagegen die ausgedehnten Schneefelder, die noch vor uns lagen. Das Tröpfeln verwandelte sich innert wenigen Minuten in strömenden Regen und nur kurz darauf in einen ausgewachsenen Hagelsturm mit heftigen Windböen, begleitet von Blitz und Donner.

@wandernohneende
Plattenseeli
Weit und breit gab es keine Möglichkeit, Schutz zu suchen, so dass uns nichts anders übrig blieb, als weiterzumarschieren. Die Hagelkörner schmerzten auf der Haut und es gab Momente, wo ich befürchtete, der Wind würde mich umhauen. Ich konzentrierte mich darauf, auf den rutschigen Schneefeldern das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Wo genau der Wanderweg lag, liess sich teilweise nur erahnen. Der Regen hatte die Bäche anschwellen lassen, so dass auch deren Überquerung zum heiklen Balanceakt wurde. Mittlerweile waren aber meine Füsse so nass, dass es keine Rolle mehr spielte, wenn ich dabei direkt ins Wasser trat.

Als das Unwetter nach einer scheinbaren Ewigkeit endlich nachliess, war die Hütte immer noch fast eine Stunde entfernt. Kalt, dreckig und nass bis auf die Unterwäsche kamen wir dort schliesslich an. Der Hüttenwart begrüsste uns freundlich und zeigte uns direkt die Steinböcke, die etwas oberhalb weideten. Auf unserer Prioritätenliste war die einheimische Fauna in diesem Zeitpunkt aber ziemlich weit unten. Viel wichtiger war uns, wieder trocken und warm zu werden.

@wandernohneende
Gigerwaldstausee
Nach dem ersten Bier und einem Teller Suppe ging es aber allen schnell wieder besser und wir konnten uns der Frage widmen, warum unsere Wandererlebnisse mit zunehmendem Alter immer grenzwertiger zu werden scheinen - nach unserer Pfingstwanderung war dies innert weniger Wochen bereits die zweite Wanderung unter heiklen Bedingungen gewesen.

Zum Ausgleich war dann der zweite Tag des Wochenendes geradezu harmlos: Ein steiler Abstieg brachte uns hinunter ins Calfeisental und wir folgten der Tamina das Tal hinaus. Eindrücklich waren die Spuren des Lawinenwinters: Neben niedergedrückten Bäumen waren sogar noch meterhohe Schneereste direkt vor der kleinen Walsersiedlung St. Martin übrig geblieben. Entlang des Gigerwaldstausees ging es schliesslich zur Postautostation, welche sich direkt auf der Staumauer befand. Und bei der Rückfahrt waren wir uns einig: Es war eine dieser Wanderungen gewesen, an welche wir uns noch lange zurück erinnern würden.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 6./7. Juli 2019
  • Route: Weisstannen - Batöni - Alp Valtüsch - Heidelpass - Plattensee - Heubützlipass - Schafälpli - Sardonahütte (Etappe 4 des Sardona-Welterbe-Wegs/ regionale Route Nr. 73) (Samstag); Sardonahütte - Sardonaalp - St. Martin - Gigerwald Staumauer (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 30 (Samstag); 3 h (Sonntag)
  • Distanz: 16,2 km (Samstag); 12,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'800 m (Sonntag); 90 m (Sonntag)
  • Übernachten: Sardonahütte SAC



Donnerstag, 4. Juli 2019

Gocht: Prekäre Kraxeleien bei brütender Hitze hoch über dem Walensee

@wandernohneende
Ostschweizer Cousine
von Gian & Giachen
An einem der bisher heissesten Tagen des Jahres eine ausgesetzte Kraxeltour an der sonnenausgesetzten Südseite der Kurfirsten unternehmen? Schon der Gedanke daran brachte mich ins Schwitzen. Doch die Beschreibung der Wanderung, welche Nicole geschickt hatte, klang zu gut, um die Einladung abzulehnen. Also packte ich Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 50), meinen grössten Sonnenhut, drei Liter Flüssigkeit und meinen Kletterhelm ein und fuhr nach Walenstadtberg. Ziel war der Gocht, ein Übergang vom Walensee ins Toggenburg.

Bei der Reha-Klinik starteten wir die Wanderung, welche zunächst über breite Wege unterhalb der Kurfirsten durchführte. Warm war es von Anfang an und Pause machten wir nur, wenn wir ein Schattenplätzchen fanden. Kurz nach der Alp Säls kam dann die weiss/blau markierte Abzweigung zum Gocht und damit fing der interessante Teil der Wanderung an: Zuerst stiegen wir weglos eine Wiese hoch, bevor uns die Markierungen durch ein zerklüftetes Waldstück führten. Beim Säls Chamm ging es entlang der Falllinie eine mit Felsen und lockerem Gestein durchsetzte, abschüssige Wiese hoch. Oben angekommen musste ich mich erstmal hinsetzen - die Hitze und die Anstrengung setzten mir ziemlich zu. Und von der Karte wusste ich, dass es noch steiler werden würde.

@wandernohneende
Zunächst wurde der Pfad indes etwas flacher. Er traversierte ausgesetzt lockere Schotterfelder direkt unter den senkrechten Felswänden und forderte volle Konzentration beim Aufsetzen der Füsse. Ausrutschen war verboten, denn ein Sturz hätte wohl erst im Walensee geendet, der tief unter uns in der Sonne blitzte.

Schliesslich erreichten wir das Schlusscouloir, welches zwischen zwei Felswänden fast senkrecht den Abhang hochführte. Kurz vor dem Einstieg flog uns ein Stein entgegen - die tierischen Steinewerfer würden wir später noch entlarven. Der lockere Schutt, der in der Aufstiegsrinne lag, gab wenig Halt und wir kraxelten auf allen Vieren den abschüssigen Steilhang hoch, vorsichtig darauf bedacht, nicht selber einen (zu grossen) Steinschlag auszulösen. Eine kurze Rast gab die Möglichkeit, den Tiefblick zum Walensee zu geniessen und wieder Atem zu holen - so hart an meiner Leistungsgrenze war ich schon lange nicht mehr gewesen. Nach einer letzten Anstrengung schafften wir auch noch das restliche Stück und erreichten nassgeschwitzt aber stolz über unsere Leistung den Gocht (1'949 m).

@wandernohneende
Blick zurück ins
Aufstiegscouloir zum Gocht
Im Schatten von ein paar grossen Steinbrocken machten wir Mittagspause. An einem Felsen gegenüber entdeckten wir eine Herde Steinböcke. Sie lagen ebenfalls im Schatten und sprangen nur ab und zu auf, um ein paar Steine das Couloir hinunter zu fliegen zu lassen.

Eindeutig weniger elegant als die Steinböcke machten wir uns schliesslich an den Abstieg. Auf der Nordseite des Übergangs lag noch Schnee und man fühlte sich wie in einer anderen Welt. Am Horizont konnte man den Säntis erkennen - auch er noch mit zahlreichen Schneefeldern bedeckt. Mit jedem Meter, den wir abstiegen, nahm die tropenhafte Hitze zu. Als geradezu bösartig stellte sich bei diesen Temperaturen der kurze Gegenanstieg zum Tritt heraus. Die Aussicht auf ein kühles Getränk bei der Alp Looch trieb mich hoch. Doch zu unserer Enttäuschung wurde daraus nichts, die Alp Looch hatte geschlossen. Also konnten wir erst in Arvenbüel auf unseren Erfolg anstossen und uns mit Glacé abkühlen.

Die Tour war eine der herausforderndsten Wanderungen gewesen, die ich bisher gemacht habe. Nicht nur wegen der Hitze und den Höhenmetern, sondern auch weil der technisch schwierige Teil (T4+) lang ist und sich nicht nur auf ein paar wenige Schlüsselstellen beschränkt.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 30. Juni 2019
  • Route: Walenstadtberg, Reha-Klinik - Schönegg - Hochrugg - Schwaldis - Säls - Säls Chamm - Gocht - Tritt - Alp Looch - Egg - Arvenbüel (zwischen Säls und Gocht weiss/blau markiert/T4+)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 10 min
  • Distanz: 14,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'200 m





Dienstag, 12. Februar 2019

Flügespitz - Ungeplantes Gipfelglück

@wandernohneende
Vor knapp zwei Jahren hatte ich im Sommer eine Drei-Gipfel-Tour bei Amden hoch über dem Walensee gemacht. Die Gegend hatte mir sehr gefallen und als ich herausfand, dass es im Winter auch Schneeschuhtrails gibt, stand mein nächster Ausflug fest.

Von der Busstation Arvenbüel waren es nur ein paar Schritte zum Einstieg in die Schneeschuhtrails. Am Anfang ging es - in einer angenehmen Steigung - vor allem aufwärts durch ein offenes Waldstück. Die Routen waren jeweils nur an den Kreuzungspunkten markiert, doch die Wegfindung bereitete keine Probleme, weil man einfach nur der breiten, ausgetretenen Spur folgen musste. Dachte ich wenigstens. Ich hatte von den diversen ausgeschilderten Routen die schwarz markierte ausgewählt, die um den Flügespitz herum führen sollte. Doch ziemlich unvermittelt erreichte ich plötzlich den schmalen Grat, der zum Gipfel hinauf führte. Da es mir sicherer schien, der Spur auf dem Grat zu folgen, als den steilen, unverspurten Hang zu queren, stand ich also ganz ungeplant auf dem Gipfel des Flügespitz (1'701 m).

@wandernohneende
Blick vom Flügespitz
Richtung Leistkamm
Ich genoss ausgiebig das unverhoffte Gipfelvergnügen, bevor ich nach einem rutschigen Abstieg durch den Wald wieder in meine Route einbog, welche weiter bis Vorderhöhi verlief. Dorthin führte auch ein offensichtlich sehr beliebter Winterwanderweg, entsprechend voll war die Alpwirtschaft, so dass ich mich direkt an den Abstieg machte. Zuerst folgte ich dem Winterwanderweg, bis ich eine Schneeschuhspur etwas abseits entdeckte, die schliesslich zum Beerenbach abbog, wo ich der Massenwanderung auf dem Winterwanderweg etwas entfliehen konnte. Am Ausgang des kleinen Tals fand ich ein schneefreies Bänkchen an der Sonne, wo es sich gut aushalten liess, bis der nächste Bus fuhr.





Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 9. Februar 2019
  • Route: Arvenbüel - Looch - Flügespitz - Bärenegg - Vorderhöhi - Zopf - Schwaderloch - Arvenbüel (+/- ausgeschilderter Schneeschuhtrail "schwarz")
  • Meine Wanderzeit: 2 h 30 min
  • Distanz: 8,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 m

Sonntag, 24. Juni 2018

Über den nicht so niedrigen Nideri

Der Nideri ist ein Pass, welcher - östlich der Churfirsten - von Walenstadt ins St. Galler Rheintal führt. Nach dem Höhenmeter-Exzess vom letzten Wochenende schien mir die vom SAC Uto angebotene Wanderung zu einem etwas niedereren Ziel der perfekte Ausgleich. Dass es ganz ohne Höhenmeter nicht gehen würde, wurde aber offensichtlich, als man in Walenstadt zu den senkrechten Felswänden hochschaute, die das nördliche Walenseeufer bilden.

Entsprechend führte der Weg von Anfang an aufwärts, die erste Hälfte angenehm im schattigen Wald. In Lüsis, einer kleinen Ansammlung von Ferienhäuschen, hatten wir die erste Steilstufe hinter uns gebracht und erreichten offenes Gelände. Nach einer kurzen Verschaufpause machten wir uns an die zweite Steilstufe: In schier endlosen Kurven wand sich der Weg den Hang hoch. Ablenkung von der Anstrengung boten die unzähligen Blumen und dank unserer sachkundigen Tourenleiterin gelang es dieses Mal sogar, die einzelnen Arten zu bestimmen. Der (botanische) Höhepunkt waren Feuerlilien, die uns orange-rot entgegen leuchteten.

Feuerlilie
Nach gut drei Stunden hatten wir den Nideri (1'825 m) erreicht. Von hier aus hätte man in einer halben Stunde auf den Höchst weiterwandern können; ein Abstecher, der sich sicher lohnen würde. Doch für heute blieben wir in den niedrigen Gefilden und stiegen durch mit Kühen und Alpenrosen bestockte Weiden sanft ab. In der Ferne sah man bereits das Rheintal. Auf der Terrasse des Berggasthauses Voralp - hoch über dem gleichnamigen See - warteten wir auf den Bus und suchten nach den Zwetschgen im Zwetschgenkuchen.

Eine interessante Tatsache über den Nideri fand ich zu Hause heraus, als ich für meinen Blog nach Hintergrundmaterial forschte: Die Wikipedia-Seite zum Nideri gibt es in genau zwei Sprachen: Schwedisch und Cebuano (letzteres - ebenfalls gemäss Wikipedia - eine auf den Philippinen gesprochene Sprache). Meines Erachtens ist dies der ultimative Beweis, dass es in vorchristlicher Zeit über den scheinbar unscheinbaren Nideri eine Handelsstrasse von den Philippinen nach Schweden gegeben haben muss. Die archäologische Expedition zum Nachweis meiner These ist bereits in Planung.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 23. Juni 2018
  • Route: Walenstadt - Sonnenberg - Gräpplig - Lüsis - Tscherler Chämm - Nideri - Schranggenbrunnen - Kurhaus/Berggasthaus Voralp
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 12 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'430 m 




Sonntag, 15. April 2018

Regitzer Spitz: "Schnuppern" mit dem SAC

Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied beim SAC Uto, doch die einzige Aktivität, an der ich bisher teilgenommen hatte, war der Begrüssungsapéro. Höchste Zeit also, auch mal bei einer Wanderung mitzumachen, dafür war ich ja schliesslich Mitglied geworden.

Als Einstieg bot sich eine "Schnuppertour" für Neumitglieder an, welche der SAC Uto monatlich anbietet. Das Ziel in diesem Monat war der Regitzer Spitz, ein markanter, wenn auch nicht besonders hoher Zacken im Rheintal. Es wurde aber schnell klar, dass eine Wanderung auf einen der höheren Bergen (noch) nicht in Frage kam: Gonzen, Alvier, Vilan und die übrigen bekannten Gipfel der Region waren noch bis weit hinunter von einer dicken Schneedecke überzogen - eigentlich nichts Neues, schliesslich war bei meiner Besteigung des Gonzens wie auch des Alviers Schnee jeweils das bestimmende Thema gewesen.

Der Aufstieg führte von Fläsch aus im Zickzack durch den Wald und bot einen schönen Ausblick auf das Rheintal. Nach etwas über einer Stunde hatten wir die Aussichtsplattform des Regitzer Spitz (1'135 m) bereits erreicht. Offenbar ein beliebtes Ausflugsziel, den neben zahlreichen anderen Wanderern trafen wir auch viele Mountain Biker an. Bei der Pause bot sich zudem die Gelegenheit, unseren Tourenleiter ein bisschen auszufragen, zum Beispiel darüber, welches Tempo die anderen Tourenleiter so anzuschlagen pflegen.

Der Abstieg führte mehrheitlich auf breiten Wegen durch den Wald und an den leuchtend grünen Blättern, die überall hervorsprossen, merkte man dann doch, dass trotz der schneebedeckten Gipfel der Frühling im Anmarsch war.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 20. April 2018
  • Route: Fläsch - Vorder Ochsenberg - Regitzer Spitz - Mattheid - Mäls (FL)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 40 min
  • Distanz: 10,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 650 m

Sonntag, 25. Juni 2017

Feuchtigkeitsprobleme am Foopass (2. + 3. Etappe Via Alpina)

Da in den Bergen der Schnee endlich geschmolzen war, konnten wir die nächsten Etappen der Via Alpina unter die Füsse nehmen. Und die Hitze der letzten Tage hatte nicht nur die Alpenpässe passierbar gemacht, sondern bescherte uns - zumindest für die erste Hälfte des Wochenendes - tropische Verhältnisse. Der Himmel war zwar bedeckt, als wir am Samstag in Sargans starteten, doch die hohe Luftfeuchtigkeit machte uns zu schaffen, kaum hatten wir den Aufstieg ins Weissentannental erreicht, so dass wir im Laufe des Tages noch mehrmals froh waren, dass die Sonne nicht auch noch auf uns herunter brannte.

Wir begannen das Wochenende gemütlich und nahmen uns viel Zeit für Pausen und Abstecher ins lokale Gastgewerbe. Landschaftlich ist das Weisstannental - eingeklemmt zwischen steilen Felswänden, über welche kleine und grosse Wasserfälle stürzen - sehr grün und bewaldet, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich auch nur eine einzige Weisstanne gesehen habe. Am späteren Nachmittag erreichten wir bereits die Alp Siez, wo wir sehr freundlich empfangen und bewirtet wurden. Nach dem Abendessen sassen wir noch lange draussen und genossen den warmen Abend und die lustige Gesellschaft.

Am nächsten Morgen war der Himmel immer noch bedeckt, doch im Gegensatz zum Vortag fiel aus den Wolken Regen und die Temperaturen waren spürbar gesunken. Gesunken war damit auch bei einigen Mitwanderern die Motivation, zum Foopass hochzusteigen. Nur gerade etwas mehr als die Hälfte unserer Wandergruppe liess sich vom Wetter nicht beeindrucken und machte sich auf den Weg in Richtung der tief hängenden Wolken am Ende des Tals.

Für mich war es eine gute Gelegenheit, meine neuen Regenhosen zu testen und dafür boten sich ideale Bedingungen: Kaum hatten wir den ersten grösseren Anstieg erreicht, setzte der Regen ein und verwandelte den steilen Bergweg in ein Schlammbett. Zudem mussten unzählige Bäche und Rinnsale überquert werden, so dass jeder bis am Ende des Tages herausfand, ob seine Schuhe wasserdicht waren oder nicht. Doch trotz - oder gerade wegen - des Regens erschien uns die einsame Landschaft wunderschön.

Kurz unterhalb des Foopasses erbettelten wir bei einer Alp Kaffee und Tee als Stärkung für die letzten paar Höhenmeter bis zur Passhöhe. Dieser letzte Abschnitt führte durch ausgedehnte Felder von blühenden Alpenrosen. Auf dem Foopass selber (2'223 m) regnete es zwar nicht mehr, trotzdem verweilten wir dort nur ein paar Augenblicke, zu ungemütlich bliess der Wind über den ausgesetzten Grat.

Während des langen Abstiegs öffneten sich immer mehr blaue Löcher in der Wolkendecke und je tiefer wir kamen, desto tropischer wurden wieder die Verhältnisse. Das Tosen von Wasserfällen und das Bimmeln von Kuhglocken war die begleitende Geräuschkulisse, während wir entlang von breiten Waldwegen immer tiefer ins Tal hinab stiegen, bis wir schliesslich Elm erreichten. Leider sahen wir weder das Martinsloch noch Vreni Schneider (aber wenigstens der nach Letzterer benannte Weg), während wir auf den Bus warteten. Bereits nächste Woche werden wir dafür aber nochmals eine Chance bekommen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 24./25. Juni 2017
  • Route: Sargans - Mels - Schwendi - Weisstannen - Vorsiez/Alp Siez (Samstag); Vorsiez - Untersäss - Enggi - Foopass - Raminer Matt - Mittelstaffel - Elm (Sonntag) (Etappen 2 und 3 der Via Alpina/nationale Route Nr. 1)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 5 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 17 km (Samstag); 17,8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'020 m (Samstag); 1'170 (Sonntag)
  • Übernachten: Alp Siez, Vorsiez
  • Weitere Etappen Via Alpina finden sich hier


Samstag, 3. Juni 2017

Der Alvier und das Schneefeld

Blick zurück zum Alvier
Unter meinen Wanderkollegen kursiert seit längerem eine Geschichte über eine Schlechtwetterwanderung auf den Alvier, bei welcher ein Schneefeld überquert werden musste. Je nach Erzähler - der meistens auf der betreffenden Wanderung gar nicht dabei gewesen war - war die Überquerung entweder völlig problemlos oder völlig leichtsinnig gewesen. Ich war auf dieser Wanderung nicht dabei gewesen, dank der Geschichte stand aber der Alvier auf meiner Gipfelwunschliste.

An diesem Pfingstsamstag bot sich endlich die Gelegenheit diesen Wunsch in Wirklichkeit umzusetzen, und als ich kurz vor Sargans vom Zug aus nach oben schaute, war klar, dass wir auch auf das eine oder andere Schneefeld treffen würden. Für die ersten 1'200 Höhenmeter nahmen wir die Seilbahn Palfries und dank Nicole, welche für uns Plätze reserviert hatte, konnten wir die kleine Schlange, die sich an der Talstation gebildet hatte, einfach überholen.

Von Palfries aus wanderten wir zunächst den senkrechten Felswänden der Alvierkette entlang, bis schliesslich der Weg direkt den Hang hinauf führte, welcher mit jedem Höhenmeter steiler zu werden schien, und schliesslich im "Chemmi" in eine Leiter mündete. Nach dem Chemmi erreichten wir den Grat und damit auch das berühmt-berüchtigte Schneefeld, welches mich aber etwas enttäuschte: Nicht nur war es nicht wirklich abschüssig, wir mussten es gar nicht überqueren, denn der markierte Weg führte aussen herum. Dafür gab es weitere steile 200 Höhenmeter, welche wir hochkraxeln mussten, bis wir endlich auf dem Gipfel des Alviers (2'343 m) standen.

Alvierhütte im Schnee
Die Alvierhütte direkt unter dem Gipfel war nicht nur geschlossen, sondern auch noch halb mit Schnee bedeckt. Auf das Gipfelbier mussten wir also verzichten - was angesichts des steilen Abstiegs, der uns noch bevorstand, vermutlich sogar besser war. Trotzdem machten wir natürlich eine ausgiebige Pause und genossen den Blick auf das Bergpanorama um uns herum und die Sicht auf die ganze Länge des Walensees, der tief unter uns lag.

Mit dem Gipfel war die Wanderung aber eben noch nicht zu Ende: Wir stiegen über die Rückseite des Alviers ab und hier gab es noch mehr als genügend Schneefelder: Die meisten konnte man gut umgehen, aber ich kam doch noch zu meiner Schneefeldüberquerung. Ein Blick zurück zum Alvier zeigte jeweils eindrucksvoll die Höhenmeter, welche wir mit dem Abstieg vernichteten.

Als wir uns der Alp Stofel näherten, entdeckten wir eine Fahne, die im Wind flatterte, und in uns keimte nochmals die Hoffnung auf ein kühles Bier auf - leider vergebens. Ebenfalls die Hoffnung, dass es nach Stofel mehr oder weniger flach um den Gauschla herum zurück nach Palfries gehen würde, wurde durch einen erneuten steilen Zwischenaufstieg - in der Mittagshitze und ohne jegliche kühlende Schneefelder - zerstört.

Blick ins Rheintal
Dafür führte der Weg plötzlich wieder hinunter und schlängelte sich ausgesetzt direkt der vertikalen Felswand des Gauschla entlang. Teilweise war der steile Abstieg mit Stahlseilen gesichert, doch der ausgesetzte Weg benötigte mehr Trittsicherheit als jedes passierte Schneefeld. Es war aber auch der schönste und abwechslungsreichste Teil der Wanderung und bot uns einen spektakulären Blick ins Rheintal hinunter.

Als wir beim nächsten Aufstieg bunte Schirme durch die Bäume blitzen sahen, dachte ich schon an eine optische Täuschung. Doch tatsächlich erreichten wir das Skihaus Gauschla, welches geöffnet hatte und wo wir von einem netten Hüttenwart mit kühlen Getränken versorgt wurden. Wir wären gerne noch länger sitzengeblieben, doch wir mussten die Seilbahn erwischen und so brachten wir auch noch die letzten Höhenmeter zurück nach Palfries hinter uns.





Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 3. Juni 2017
  • Route: Palfries - Chemmi - Alvier - Barbieler Grat - Stofel - Vormsweg - Alp Labria - Palfries
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min
  • Distanz: 12,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'080 m







Freitag, 26. Mai 2017

Drei Gipfel zum Sommeranfang

Blick zurück zum Leistchamm
Das lange Auffahrtswochenende brachte die ersten richtigen Sommertage des Jahres und damit ideale Verhältnisse für eine grössere Wanderung. Clemens hatte eine herausfordernde Tour oberhalb von Amden zusammengestellt, der ich mich gerne anschloss.

Wir starteten in Arvenbüel und die Wanderung begann mit einem harmlosen Aufstieg über Wiesen und offene Wälder. Dass der Aufstieg nicht so harmlos bleiben würde, zeigte sich spätestens am Fusse des Leistchamms, unserem ersten Zwischenziel. Gut 400 Höhenmeter auf knapp 1,3 Kilometer waren bis zu seinem Gipfel noch zu überwinden. Dass der Weg sich - wo er nicht mehr schneebedeckt war - in glitschigen Morast verwandelt hatte, der das Profil meiner Bergschuhe im Nu auffüllte, machte den Aufstieg auch nicht einfacher. Meine Lungen verlangten nach mehr Luft und meine Füsse nach mehr Grip, während ich meinen Mitwanderern nachstieg. Als Entschädigung für den anstrengenden Aufstieg gönnten wir uns auf dem Leistchamm (2'100 m) eine ausgiebige Pause. Wir waren die einzigen Wanderer, die den Gipfel um diese Zeit schon erreicht hatten und ausser einem Segelflieger, der leise surrend Kreise um uns herum zog, waren wir alleine, so dass wir die Rundumsicht ungestört geniessen konnten.

Während der Aufstieg vor allem mühsam gewesen war, stellte sich der Abstieg über den gleichen matschigen, steilen Weg als eine sehr rutschige Angelegenheit heraus. Am besten liess sich die Rutschpartie noch kontrollieren, wenn man direkt in den Schneefeldern hinunter glitt. Trotzdem landete ich zweimal auf meinem Allerwertesten.

Leistchamm-Grat
Nachdem wir den Leistchamm ohne bleibende Schäden hinter uns gebracht hatten, bildete der nächste Gipfel keine wirkliche Herausforderung: Der Flügespitz (1'701 m) war kaum mehr als eine Unebenheit im Weg. Dafür bot er einen schönen Blick zurück auf den Leistchamm, dessen steile Flanke mit den hellen Felsen und Schneeresten in der Sonne glänzte.

Wir erreichten schliesslich die Vorder Höhi und es wäre eigentlich Zeit für ein kühles Bier gewesen, doch das Beizli auf der Vorder Höhi hatte geschlossen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als den letzten Gipfel des Tages in Angriff zu nehmen. Von weitem hatte der Gulmen nicht besonders hoch ausgesehen und der breite Weg bot auch keine technischen Schwierigkeiten, doch schliesslich zog sich der Aufstieg länger hin als ich gedacht hatte. Auf dem Gipfel des Gulmen (1'788 m) machten wir die letzte Pause, bevor wir uns an den Abstieg zurück nach Arvenbüel machte.

Clemens hatte für den Rückweg eine Route entlang des Beerenbach ausgesucht und der abwechslungsreiche Weg durch die kleine Schlucht bildete einen schönen Abschluss für diesen gelungenen Sommertag.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag, 26. Mai 2017
  • Route: Arvenbüel - Looch - Leistchamm - Flügespitz - Vorder Höhi - Gulme - Hüttlisboden - Schwisole - Schwaderloch - Arvenbüel
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 16 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'200 m



Sonntag, 16. April 2017

Staustufen, Wolken und Frühlingsblumen

Schon seit längerer Zeit wandere ich in loser Folge Etappen des Alpenpanoramawegs (nationale Route Nr. 3), bis mich letztes Jahr zuerst die Schweizer Armee und dann der Schnee auf der Schwägalp stoppten. An diesem Karfreitag zeigte aber die Webcam der Schwägalp nur noch vereinzelte Schneefelder und ich ging davon aus, dass an hohen Feiertagen selbst die beste Armee der Welt eine Feuerpause einlegt.

Das Postauto von Urnäsch hatte sogar einen Anhänger angehängt, um die vielen Leute zu transportieren, die an diesem (frühen) Morgen ebenfalls auf die Schwägalp wollten. Die meisten waren Skifahrer, die sofort Richtung Säntis-Seilbahn drängten. Der Rest war ein Grüppchen von Einheimischen in Sennenhemden, die ich im Restaurant wieder traf und die - während ich Tageszeit-angemessen einen Kaffee trank - bereits zum Hochprozentigen übergegangen waren. Offenbar ein mir bisher unbekannter Appenzeller Karfreitags-Brauch.

Gegen halb neun Uhr machte ich mich schliesslich auf den Weg. Die Strecke führte zunächst im Schatten der Säntisalpen immer leicht abwärts über blumenübersäte Wiesen. Beim Dunkelboden traf mich der erste Sonnenstrahl, doch die Wolken hatten sich an den Berggipfeln festgehakt und je höher ich Richtung Risipass stieg, je grauer wurde der Himmel. Kurz vor der Passhöhe lagen auch noch letzte Schneereste auf dem Weg.

Der Abstieg führte steile Weiden hinab und nach drei Stunden hatte ich bereits Stein erreicht, wo die 5. Etappe des Alpenpanoramawegs endet. Da ich aber gut in der Zeit lag - schliesslich war ich an diesem christlichen Feiertag zu einer unchristlich frühen Zeit aufgestanden -, beschloss ich, die nächste Etappe direkt anzuhängen. Die Wolken, die auch über den Berggipfeln vor mir hingen, machten mir zwar etwas Sorgen, doch die Wetter-App von MeteoSchweiz versprach für Amden eine grosse, wolkenlose Sonne.

Also machte ich mich daran, die nächste Bergkette zu überschreiten. Der Weg folgte dem Dürrenbach entlang hoch, der über unzählige künstliche Staustufen den Berg hinunter fliesst. Nachdem ich die ersten paar Höhenmeter hinter mir hatte, wollte mich der Wegweiser mit der "3" vom Bach weglotsen, während ich gemäss der auf der Karte eingezeichneten Strecke dem Bach weiter folgen sollte. Ich hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, mich nicht an die Karte zu halten, zudem schien mir der Weg den Staustufen entlang attraktiver, also stieg ich weiter auf dem direkten Weg hoch, was sich als gute Entscheidung erweisen sollte. Der Abschnitt direkt neben dem Bach war das schönste Wegstück dieser Tour.

Bei Staustufe Nr. 1177 trafen sich der kartografierte und der signalisierte Weg wieder und das letzte Stück des Aufstiegs führte durch eine Hochmoorlandschaft, auf welcher bis vor kurzem noch Schnee gelegen hatte. Auf der Vorderhöhi (1'533 m) hatte ich den höchsten Punkt der Wanderung erreicht. Ich verschob meine wohlverdiente Pause noch etwas, weil mich dünkte, dass weiter unten die Sonne schien. Das erwies sich schliesslich - wie die grosse Sonne auf der MeteoSchweiz-App - als optische Täuschung.

Ich ignorierte die zahlreichen Abzweiger, die auf direktem Weg nach Amden geführt hätten, und folgte stattdessen konsequent der ausgeschilderten "3", die der Höhenlinie entlang noch einen Schlenker um die Höhenterrasse, auf welcher Amden liegt, herum machte. Zum Abschluss gab es dann nochmals einen steilen Abstieg fast der Falllinie entlang und man hatte das Gefühl, mit genügend Anlauf hätte man direkt ins blaue Wasser des Walensees springen können.

Und ach ja, an alle Kollegen, die mir Muskelkater gewünscht hatten: Euer Wunsch ging am Tag nach dieser Wanderung in Erfüllung.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Karfreitag, 14. April 2017
  • Strecke: Schwägalp - Dunkelboden - Lutertannen - Risipass - Stein SG - Badhus - Vorderhöhi - Hüttlisboden - Furggle - Hinter Höhi - Strichboden - Amden (Etappen 5 und 6 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Meine Wanderzeit: 6 h 30 min
  • Distanz: 27 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier




Sonntag, 2. April 2017

Fähnerenspitz: Vom Appenzell ins Rheintal

Das Ziel der Wanderung, der Fähnerenspitz (1'505 m), war als grüne Pyramide bereits bei der Einfahrt in Appenzell aus dem roten Wagen der Appenzellerbahn deutlich erkennbar. Ich schlenderte zunächst durch das pittoreske Städtchen, wo gerade die Stände für den samstäglichen Markt aufgebaut wurden.

Das erste Stück der Wanderung führte bis Steinegg entlang der Sitter, des kleinen Flüsschens, welches Appenzell durchfliesst. In Steinegg fing dann die Steigung an: Der ausgeschilderte Wanderweg führte weglos quer über steile Wiesen durch die typische Appenzeller Streusiedlungslandschaft. Die meisten Höfe und Ställe, die ich passierte, schienen verlassen, nur ab und zu begegnete ich einem Bauer bei der Arbeit (offenbar war heute Güllenausbringtag).

Die Aussicht beim Aufstieg wurde von zwei Bergen mit je einem markanten Sendemast auf dem Gipfel dominiert: Dem Säntis und dem Hohen Kasten; zwei Gipfel, die auch noch auf meiner Wanderwunschliste stehen (und für ersteren ist das Datum schon fixiert).

Kurz nach dem Eggli, dessen gleichnamiges Restaurant ich links liegen liess, erreichte ich die Alp Boschgeren. Gemäss meiner Karte sollte hier ein Wanderweg nach rechts direkt zum Fähnerenspitz abzweigen; in der Realität war weit und breit keine Markierung zu erkennen. Nach kurzem Zögern entschloss ich mich, auf meine Karte zu vertrauen und bog rechts ab. Die Wegspur, die ich zu erkennen glaubte, endete aber schon nach ein paar Metern, und während ich zweifelnd mein GPS konsultierte, überholte mich von hinten ein einheimisch aussehender Mann mit einem grossen Rucksack und stieg zielstrebig den Hang hoch. Ich folgte ihm unauffällig. Rückblickend war die Route aber eigentlich kaum zu verfehlen: Bei der Alp Boschgeren rechts abbiegen, dann linkerhand die Weide hoch, immer auf der linken Seite des Zauns. Ab Heubüel war dann der Weg wieder deutlich erkennbar und schliesslich kam auch das Gipfelkreuz des Fähnerenspitz in Sicht.

Auf dem Gipfel angekommen, traf ich den einheimischen Wanderer wieder. Dabei zeigte sich, dass in seinem grossen Rucksack ein Gleitschirm steckte. Ein Flug zurück ins Tal wäre auf jeden Fall knieschonender gewesen als der Abstieg, den ich noch vor mir hatte.

Beim Abstieg Richtung Resspass veränderte sich die Landschaft schlagartig: Während der Aufstieg von Appenzell aus durch baumlose Weiden führte, hatte der Abstieg durch die bewaldete Südostflanke des Fähnerenspitzes schon fast alpinen Charakter. Der Hohe Kasten kam immer näher und war gemäss Wegweiserangabe in weniger als zwei Stunden zu erreichen. Die Versuchung war gross, diesen Gipfel direkt anzuhängen, doch schliesslich hielten mich die zahlreich vorhandenen Schneefelder davon ab. Also warf ich, als ich das unterste Lawinennetz des Hohen Kastens erreicht hatte, einen letzten Blick zurück auf den Fähnerenspitz und wandte mich dann dem Rheintal zu.

Fast 1000 Höhenmeter vernichtete ich auf dem Weg entlang von krokusübersäten Wiesen und durch lichte Wälder. Die Aussicht auf das Rheintal bis nach Feldkirch und die österreichischen Alpen begleitete mich, bis ich schliesslich den Talboden erreichte und in Rüthi wieder in den Zug stieg.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 1. April 2017
  • Route: Appenzell - Steinegg - Eggli - Boschgeren - Heubüel - Fähnerenspitz - Resspass - Zapfen - Ruen - Kammhalden - Bergwald - Rüthi SG
  • Meine Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 19 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 985 m