Dienstag, 29. November 2016

Von Mooren und steuerbegünstigten Wohnlagen

Anfang Jahr auf unserem Weg zum Gotthard war das Ziel der von mir organisierten Etappen Rothenthurm gewesen. Ich hatte damals eigentlich vorgehabt, noch einen Schlenker über das Moor bis Biberbrugg einzubauen. Doch Regen, Schnee und nasse Füsse führten dazu, dass wir lieber in ein warmes Restaurant flüchteten, als freiwillig weiterzuwandern. Aber ich hatte mir fest vorgenommen, die Wanderung durch das Moor, das insbesondere wegen der Rothenthurm-Initiative, die 1987 den Schutz von Moorlandschaften in der Verfassung verankerte, bekannt ist, möglichst bald nachzuholen.

Aus "möglichst bald" wurden schliesslich gut 6 Monate und ich erinnerte mich eigentlich erst wieder an das Vorhaben, als ich nach einer Wanderung suchte, die man auch machen kann, wenn man es - Jetlag-bedingt - nicht geschafft hatte, frühzeitig aus den Federn zu kommen.

Zürich lag unter einer grauen Hochnebeldecke und ich rechnete eigentlich nicht damit, an diesem Tag die Sonne zu sehen. Doch zu meiner Überraschung endete der Nebel kurz vor Rothenthurm und die überdimensionierte Kirche des kleinen Örtchens strahlte vor blauem Himmel im Sonnenschein. Damit hatte das schöne Wetter meinem angedachten Blogtitel im Sinne von "Im Nebel durchs Moor" einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Ich folgte dem offiziell ausgeschilderten Moorweg, weil ich davon ausging, dass ich damit das meiste vom Moor sehen würde, doch leider wurde ich enttäuscht. Am Anfang führte der Weg entlang von offenbar landwirtschaftlich genutzten Feldern. Erst danach überquerte er kurz das eigentliche Moor. Zugegebenermassen hatte ich für meinen Besuch wohl auch die falsche Jahreszeit ausgesucht, denn das Gras und Schilf war überall kurz geschnitten und braun, was der Landschaft einen öden Anstrich gab. Hingegen konnte ich mich über mangelnden Sumpf nicht beklagen, meine Schuhe blieben zweimal fast im Morast stecken. Der Rest der Strecke führte dann durch den Wald, welcher das Moor seitlich abschliesst.

Nach knapp zwei Stunden erreichte ich bereits Biberbrugg, wo der Moorweg endet. Da sich für bloss zwei Stunden wandern das Aufstehen kaum gelohnt hätte, beschloss ich, noch etwas weiterzugehen. In Biberbrugg hatte mich auch der Nebel wieder eingeholt, bzw. ich hatte ihn eingeholt, denn der Weg bis hierhin führte immer leicht abwärts. Die paar Höhenmeter Steigung bis Schindellegi reichten nicht aus, wieder an die Sonne zu kommen. Von Schindellegi ging es stetig abwärts via Wollerau in Richtung Zürichsee. Dabei führte der Weg im Zickzack durch steuergünstige Wohnquartiere, wobei man direkt entlang den Hauseingängen und Vorgärten der Steuerprivilegierten lief. Doch an diesem Tag nützte auch eine privilegierte Wohnlage mit grosszügiger Terrasse und Balkon nichts: Der Nebel verhinderte für alle eine Sicht auf den See. Nach einem Endspurt stieg ich in Richterswil wieder in die S-Bahn zurück nach Zürich ein.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 27. November 2016
  • Route: Rothenthurm - Bubrugg - Bibersteg - Biberbrugg (entlang des Moorwegs Rothenthurm) - Schindellegi - Wollerau - Richterswil
  • Meine Wanderzeit: 3 h 45 min
  • Distanz: 18,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 300 m



Sonntag, 20. November 2016

Pura Vida! Streifzüge durch Costa Rica

Was macht man, wenn das Schweizer Mittelland unter einer grauen Nebeldecke verschwindet und die Temperaturen gegen den Nullpunkt sinken? Man macht es wie die Zugvögel und fliegt in wärmere Gefilde. Den ganzen Winter konnte ich zwar nicht im Süden verbringen, doch zwei Wochen Costa Rica lagen allemal drin.

Costa Rica wird auch die Schweiz Mittelamerikas genannt und beim Landeanflug auf San José flog man über eine dicht bewaldete Hügellandschaft, die mich tatsächlich an die Schweiz erinnerte und zum Wandern einlud. Für grössere Wanderungen war das Reiseprogramm leider zu dicht bepackt, doch der eine oder andere Spaziergang lag natürlich dennoch drin. Und dabei stellte ich wirklich einige interessante Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Schweiz und Costa Rica fest. 

Die erste Gemeinsamkeit war, dass auch in Costa Rica auf 2'600 m Höhe die Luft merklich dünner ist, was man bei jeder Steigung luftschnappend feststellte, als wir auf der Suche nach dem Quetzal waren, dem heiligen Vogel der Azteken. Da im Gegensatz zur Schweiz die Berge von Costa Rica selbst auf dieser Höhe noch von dichtem Regenwald bedeckt sind, hatte der scheue Vogel reichlich Möglichkeiten, sich zu tarnen. Ein gutes Foto liess sich nur dank des einheimischen Guides schiessen, der im dichten Laub nicht nur den Quetzal erspähte, sondern auch noch mit fototechnischen Tricks aufwarten konnte.

Die meisten Berge in Costa Rica sind vulkanischer Natur und verstecken sich gerne hinter dicken Wolken. Wir hatten Glück beim Poás, der uns freie Sicht auf seinen Kratersee gewährte. Hingegen zierte sich der Arenal, uns seinen Doppelgipfel zu zeigen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns mit einem kühlen Drink in der Hand in die heissen Thermalquellen an seinem Fuss zu setzen und geduldig auf den Moment zu warten, wo sich die Wolkenschleier kurz lichteten. Nach einem kühlen Drink sehnten wir uns beim dritten Vulkan vergeblich: Die blubernden, Schwefel speienden Schlammlöcher des Rinón de la Vieja mussten wir uns mit einer Wanderung durch die pralle Sonne in der schwülen Mittagshitze verdienen. Die Brüllaffen hoch über uns in den Bäumen fanden das zum Brüllen.


Merklich kühler und ziemlich nass war der Abstecher zu den Nebelwäldern von Monte Verde. Aber was wäre ein Regenwald ohne Regen! Also Regenjacke hervor holen und ab in den Dschungel. Über zahlreiche Hängebrücke lief man über und durch die Baumkronen und die üppige Pflanzenwelt schien unendlich. Jeder Baum bietet Lebensraum für Dutzende andere Pflanzen und man konnte sich am satten Grün kaum satt sehen. Kein Zentimeter, der nicht überwuchert ist, am Boden wäre kein Durchkommen möglich gewesen.

Neben Nebel- und Regenwälder gibt es noch etwas Weiteres, was die Schweiz im Gegensatz zu Costa Rica nicht bieten kann: Kilometerlange Sandstrände. Das Highlight der Reise war für mich ein Naturspektakel am Strand von Tortuguero an der Karibikküste: Jeden Abend kurz nach der Dämmerung gruben sich kleine Schildkröten aus den Sandlöchern, in die ihre Schildkrötenmutter die Eier vergraben hatte, und watschelten zielstrebig Richtung Meer. Zu Hunderten eilten sie über den Strand und liessen sich durch kein Hindernis aufhalten (siehe Video unten).


Pura Vida, pflegen die Costa Ricaner zu sagen und nichts verkörperte für mich auf dieser Reise dieses Motto so sehr, wie die kleinen Schildkröten auf ihren Weg ins offene Meer: Pura Vida - Leben pur! Damit qualifizierte sich die Costa Rica-Reise ohne weiteres als mein schönstes Reiseerlebnis im Jahr 2016, wonach Andy und Linda-Marie in ihrem Reiseblog gefragt hatten.

















Sonntag, 13. November 2016

Frühschoppen auf der Rigi

Eine Wanderung auf die Rigi ist nicht gerade die originellste Tour und sicher keine, die man machen sollte, wenn man den Menschenmassen ausweichen will. Dafür ist die Anreise von Zürich aus kurz und man kann sicher sein, dass der Kulm aus dem Hochnebel hinaus ragt. Mehr verlangte ich an diesem Tag nicht.

Ich war sehr früh unterwegs, die Kirche von Goldau schlug gerade sieben, als ich sie passierte. Schon bald liess ich die Nebeldecke hinter mir und in der Morgensonne sah man den Wildspitz aus den Wolken ragen, den ich ein paar Tage zuvor erklommen hatte. Ich wollte eigentlich - wie bei der Wildspitz-Tour - dem Schwyzer Höhenweg folgen, doch irgendwo nach Kösterli kam ich - mehr oder weniger absichtlich - von der ausgeschilderten Route ab. Das stellte sich schliesslich als Glücksfall heraus, denn mein Weg verlief entlang des Sonnenhangs, während die offizielle Route unten im schattigen Tobel weiterging.  Zudem war Verirren nicht möglich, denn mittlerweile war der rot-weisse Sendemast auf dem Gipfel deutlich erkennbar.

Menschenmassen begegneten mir auf der ganzen Wanderung im Übrigen keine. Vielmehr war ich bis Rigi Staffel praktisch alleine unterwegs. Als ich kurz nach zehn Uhr schliesslich den Kulm erreichte, waren zwar schon die ersten chinesischen Touristen da, doch selbst im Restaurant fand ich problemlos einen Fensterplatz, um mein mehr als verdientes Bier zu geniessen.

Die Menschenmassen kamen dann doch noch: Als ich in der fast leeren Zahnradbahn zurück nach Goldau tuckerte, kreuzten wir bergwärtsfahrende Züge, die vollbesetzt waren mit sonnenhungrigen Wanderern und Touristen. Ich selber war bereits am Mittag wieder zurück in Zürich.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Dienstag, 1. November 2016
  • Route: Arth-Goldau - Dächli - Malchuskapelle - Klösterli - Hundsboden - Staffel - Rigi Kulm (+/- Etappe 2 des Schwyzer Höhenwegs/regionale Route Nr. 63)
  • Meine Wanderzeit: 3 h
  • Distanz: 11 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'325 m


Sonntag, 6. November 2016

In luftigen Höhen über dem Thunersee

Ich musste auf Krankenbesuch nach Gunten und ein Blick auf die Wanderland-App zeigte, dass sich das sehr gut mit einer Wanderung entlang des Panorama Rundwegs um den Thunersee verbinden liess. Insbesondere lag die Hängebrücke bei Sigriswil direkt am Weg, zu welcher ich lange schon mal wollte.

Ich begann in Thun und folgte zunächst der Aare Richtung See. Der Himmel war noch verhangen, doch durch ein paar Löcher in der Wolkendecke drangen erste Sonnenstrahlen und spiegelten sich an der Oberfläche des Thunersees.

Bei der Anlegestelle von Hünibach verliess die Route das Seeufer und führte hoch zum Waldrand. Die Thuner schienen mir ein sportliches Völkchen zu sein, denn immer wieder begegnete ich Joggern, Walkern und Mountainbikern. Ich lieferte mir ein Wettwandern mit einem sehr fitten Pärchen im AHV-Alter, welches ich zwar in den Steigungen jeweils überholte, das aber durch ortskundige Kenntnis von Abkürzungen immer wieder aufholte.

Zahlreiche Aussichtsstellen mit Bänken luden zum Verweilen ein, doch noch war das Bergpanorama hinter der Wolkenwand verborgen. Der schönste und abwechslungsreichste Teil der Strecke war bei der Balmflue, wo sich der Wanderweg entlang von hohen, senkrecht abfallenden Nagelfluhfelsen schlängelte. Gegen Mittag setzte sich endlich die Sonne durch und als ich aus dem Wald kam, blickten mir Eiger, Mönch und Jungfrau entgegen.

Nach knapp drei Stunden erreichte ich die Panoramabrücke bei Sigriswil. Die Hängebrücke ist 340 m lang und führt in 182 m Höhe über die Gummischlucht. Die Begehung kostet 8 Franken, die sich aber lohnten. Ich genoss die Aussicht von der Brücke auf den See bis hin zum Niesen am gegenüberliegenden Ufer. Die Brücke sieht sehr stabil aus, doch in der Mitte schwankte es doch spürbar. Auf der anderen Seite angekommen, stieg ich in die Schlucht hinab, die ich soeben überquert hatte. Je tiefer ich kam, desto eindrücklicher war die Höhe erkennbar, in welcher die Hängebrücke die Schlucht überspannt.

Ich liess den Tag auf der Terrasse der Klinik Schönberg in Gunten ausklingen, wo man es gut aushalten könnte, wenn man sich nicht zuerst ein paar Wirbel brechen lassen müsste, um zu einem längeren Aufenthalt zu kommen.

Zu Hause versuchte ich übrigens noch herauszufinden, warum die Gummischlucht Gummischlucht heisst, wenn doch der Guntenbach und nicht etwa der Gummibach hindurch fliesst. Doch für einmal war selbst Wikipedia um eine Antwort verlegen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 30. Oktober 2016
  • Route: Thun - Hünibach - Tannebüel - Balmflue - Blooch - Erizbüel - Aeschlen - Panoramabrücke Sigriswil - Gummischlucht - Gunten (Etappe 1 des Panorama Rundwegs Thunersee/regionale Route Nr. 26)
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Distanz: 12,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 650 m