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Donnerstag, 10. November 2022

Kleiner Mythen: Erste Gehversuche im T5-Gelände

@wandernohneende
Schweizer Wanderwege sind in sechs Schwierigkeitsstufen von T1 (leichteste) bis T6 (schwierigste) eingeteilt. Meine Wohlfühlzone ging bisher bis T4, wobei ich schon lange nach einer sicheren Gelegenheit Ausschau gehalten hatte, mich versuchsweise ins T5-Terrain hineinzutasten. Die ideale Gelegenheit dazu ergab mit dem "Schnupperkurs Alpinwandern", welcher der SAC Uto ausgeschrieben hatte. In den Händen von zwei erfahrenen Tourenleitern fühlte ich mich sicher. 

Von Brunni aus steigerte sich der Schwierigkeitsgrad graduell. Zunächst ging es über eine breite Fahrstrasse, dann über einen Waldweg, bis - kurz nach dem Restaurant Zwischenmythen - der markierte Wanderweg aufhörte. Über eine kaum sichtbare Wegspur respektive teilweise ganz weglos ging es zunächst eine abschüssige Wiese hoch und dann durch ein lockeres Schotterfeld - alles noch tief in meiner T4-Wohlfühlzone.

@wandernohneende
Während des ganzen Aufstiegs wurden wir von einer Herde Gämsen beäugt, die bei der Kletterei durch die steilen Hänge eindeutig mehr Eleganz und Tempo an den Tag legten als wir. Wir erreichten schliesslich die ersten felsigen Kraxelstellen, gefolgt von einer ausgesetzten Wiese, auf der sich etwas Schnee vom Schneefall der vorangehenden Nacht gehalten hatte. 

Kurz vor dem Gipfel gab es eine kurze knifflige Kletterstelle und dann stand ich bereits auf dem Hauptgipfel des Kleinen Mythen (1'811 m). Wir gratulierten uns zum Gipfelerfolg und unser Tourenleiter baute einen kleinen Schneemann.

Ich hatte beim Aufstieg die Aussengrenze meiner Komfortzone nur knapp gestreift. Das änderte sich beim Abstieg: Zwei Kletterstellen über glatte Felspartien hinunter zeigten mir meine Grenzen deutlich auf. Unser Tourenleiter hatte aber vorgesorgt und ein Seil mitgebracht. Mit dieser zusätzlichen Haltemöglichkeit kam ich - und unsere ganze Gruppe - schliesslich sicher die zwei Schlüsselstellen hinunter.

@wandernohneende
Über einen schmalen, ausgesetzten Pfad dem Grat entlang ging es weiter in Richtung Vorgipfel. Als der Weg die Gratseite wechselte, brauchte es nochmals etwas Überwindung und das Vertrauen, dass der Weg wirklich weitergehen würde, nachdem man fast blind einen Schritt auf einen kleinen Vorsprung in der senkrechten Felswand gemacht hatte. Er ging weiter.

Vom Vorgipfel des Kleinen Mythen (1'763 m) hatte man einen guten Blick zurück auf den Hauptgipfel und wenn man die senkrechten, zerklüfteten Felsen ansah, fragte ich mich, wie ich dort heruntergekommen war. Dafür war der Rest des Abstieges dann zwar immer noch steil, doch technisch keine besondere Herausforderung.

In der Alpwirtschaft Zwüschet Mythen kehrten wir zu einem Bier ein, um auf die erfolgreiche Gipfelbesteigung anzustossen - für viele der Gruppe war es wie für mich die erste T5-Erfahrung gewesen. Die Strecke zurück nach Brunni kam einem danach wie ein Sonntagsspaziergang vor.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 18. September 2022
  • Route: Brunni - Zwüschetmythenwald - Rämensiten - Chli Mythen (T5) - Vorgipfel - Gletti - Zwüschetmythen - Brunni
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 6,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 740 m

@wandernohneende


Donnerstag, 7. März 2019

Schilt: Gipfeltour ohne Gipfelerlebnis

@wandernohneende
Glärnisch / Klöntal
An diesem Wochenende stand auf dem Schneeschuh-Programm der Schilt, ein kleiner Berg in der "Tektonikarena Sardona" im Glarnerland. Für eine geologische Lernstunde lag zwar zuviel Schnee über den Felsformationen, doch zumindest ein Lehrstück zum Thema Tourenplanung gab es an diesem Tag.

Vom Bahnhof Näfels/Mollis aus ging es zunächst mit dem Taxibus über ein kurvenreiches, sehr schmales Strässchen bis zu einem Parkplatz bei Chängel. Die Tourenskifahrer, die mit uns im Bus waren, hatten von hier aus den einfacheren Start als wir: Diese konnten nämlich direkt neben dem Parkplatz die Skis anziehen und zum Bügellift fahren, der sie weitere 400 Höhenmeter hochschleppte. Für uns Schneeschuhläufer gab es dagegen keine weitere mechanische Unterstützung: Mit nichts als eigener Muskelkraft stiegen wir zunächst entlang des verschneiten Fahrsträsschen zum Naturfreundehaus Fronalp hoch. Von dort hatte man erstmals eine schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Klöntal und den Glärnisch. Die paar Wolken, welche über den Bergspitzen hingen, taten der Stimmung keinen Abbruch - ganz im Gegenteil.

@wandernohneende
Schilt
Weiter ging es über zwei etwas steilere Stufen zunächst zum Mittelstafel und dann zum Ober Stafel. Von dort aus hatte man einen freien Blick auf die verschneite Bergkette, die einer Arena gleich vor uns lag. Der Schilt war zwischen den zahlreichen grösseren und kleineren Gipfel kaum zu identifizieren.

Danach ging es leider statt weiter aufwärts nur noch abwärts - buchstäblich und im übertragenen Sinne: Zunächst verpasste uns ein Tourenskifahrer eine Schelte, weil wir mit den Schneeschuhen die Aufstiegspur der Skifahrer benutzten - übrigens der Einzige der zahlreichen Tourenfahrer, die an diesem Tag unterwegs waren, der sich daran störte. Kurz darauf stellten unsere Tourenleiterinnen fest, dass es zeitlich nicht mehr auf den Gipfel reichte, wenn wir unseren Bus zurück erwischen wollten. Also kehrten wir rund 300 Höhenmeter unter dem Schilt wieder um, ohne auf dem Gipfel gestanden zu haben.

Ich war schon etwas frustriert, dass aus dem geplanten Gipfelerlebnis nichts wurde und fragte mich, ob es überhaupt einen Zeitplan gegeben hatte, bei welchem es für den Schilt gereicht hätte. Der Abstieg durch den knöcheltiefen, weichen Neuschnee hellte meine Stimmung aber wieder auf und spätestens nach dem Bier auf der Terrasse des Naturfreundehaus Fronalp kam ich zum Schluss, dass sich das frühe Aufstehen trotzdem gelohnt hatte.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 2. März 2019
  • Route: Parkplatz Chängel/Mollis - Unterstafel - Naturfreundehaus Fronalp - Mittelstafel - Ober Stafel - Pkt. 2063 (ungefährer Umkehrpunkt)/gleiche Route zurück
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min
  • Distanz: 11,1 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 970 m






Sonntag, 20. Januar 2019

Höch Gumme: Aussichten ohne Ende

An diesem Tag stimmte einfach alles: Der Schnee, das Wetter, die Aussicht. Und ich lernte mit dem Gebiet Turren-Lungern erneut eine mir bislang unbekannte Ecke der Schweiz kennen, die ich mir auch im Sommer einmal näher ansehen muss. Doch zunächst ging es mit den Schneeschuhen auf Erkundungstour.

Die ersten paar Höhenmeter überwanden wir mit dem Turren-Bähnchen. Ich hatte mir darunter eine alte, wacklige Seilbahn vorgestellt, doch stattdessen fuhren wir mit einer modernen Gondel in die Höhe. Bereits bei der Bergstation waren diverse Schneeschuhtrails ausgeschildert. Wir wählten den direktesten - und damit auch steilsten - Weg Richtung Schönbüel. Die Strecke war mit dem Pistenfahrzeug frisch präpariert worden, so dass das Schneeschuhlaufen technisch keinerlei Schwierigkeiten bot; hingegen leisteten die Steighilfen der Schneeschuhe an diesem Tag gute Dienste.

Höch Gumme
Wir passierten den Weiler Breitenfeld, dessen Häuser und kleine Kapelle tief eingeschneit waren, und kurz darauf erreichten wir das Berghaus Schönbüel, wo wir uns bei Kuchen und Kaffee aufwärmten. Doch wir waren uns alle - mehr oder weniger schnell - einig, dass die Verhältnisse einfach zu perfekt waren, um direkt wieder umzudrehen. Zu sehr lockte der Gipfel, der direkt hinter dem Berghaus in den blauen Himmel ragte und dessen Flanke bereits mit zahlreichen Spuren von Tourenskifahrern geschmückt war.

Also schnallten wir wieder unsere Schneeschuhe an und überwanden in direkter Linie die letzten zweihundert Höhenmeter bis zum Höch Gumme (2'204 m). Und dieser Abstecher zahlte sich aus: Vom Gipfel hatte man eine herrliche Rundumsicht auf die Alpen und den Brienzersee. Unsere Tourenleiterin brachte uns kaum wieder weg vom Gipfel.

Panorama vom Höch Gumme
Doch schliesslich machten wir uns an den Abstieg - die ersten paar Meter vornehmlich auf dem Hosenboden. Ab Schönbüel folgten wir wieder dem ausgeschilderten Schneeschuhtrail und mit einem kleinen Schlenker ging es zurück zur Gondelstation. Auch auf der Rückreise passte alles zusammen: Die Gondel fuhr ab, kaum hatten wir unsere Schneeschuhe verstaut, und der Shuttle-Bus der Turren-Bahn brachte uns an den Bahnhof, wo gerade der Zug einfuhr.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 19. Januar 2019
  • Route: Lungern-Turren Bergstation - Breitenfeld - Schönbüel - Höch Gumme - Schönbüel - Breitenfeld - Chuematt - Lungern-Turren Bergstation (bis/ab Schönbüel violett ausgeschilderter Schneeschuhtrail)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 10 min
  • Distanz: 7,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 730 m


Sonntag, 13. Januar 2019

Windige Vier-Gipfelwanderung im Tessin (Cima di Lago - Matro di Stinchè - Monte Bigorio - Moschera)

Blick zurück zum Cima di Lago
Eigentlich hatte ich mich beim SAC für eine Schneeschuhwanderung angemeldet, doch diese wurde wegen den gar garstigen Wetteraussichten abgesagt. Als Alternative organisierte die Tourenleiterin eine Wanderung mit vier Gipfeln; zwar ohne Schneeschuhe, dafür mit viel Sonne. Alles was es dafür brauchte, war eine Reise durch den Gotthardtunnel.

Im Süden strahlte der Himmel blau. Von Isone aus stiegen wir unter dem kritischen Blick einer Gämse durch die kahlen Wälder. Die Wege waren teilweise knietief mit Laub bedeckt, unter welchem sich manche Stolperfalle versteckte. Als wir den schützenden Wald hinter uns liessen und uns an den Aufstieg auf den ersten Gipfel des Tages machten, wurde schnell klar, weswegen im Süden das Wetter so viel besser war: Der Nordföhn blies uns heftig um die Ohren, während wir weglos die steile Wiese hochstiegen. Trotzdem nahmen wir uns auf dem Cima di Lago (1'146 m) die Zeit für einen Rundblick auf die umliegenden Gipfel: Zur Linken sah man den Monte Bar, auf dem ich vor etwas mehr als einem Jahr war (auch damals bei windigem Wetter), zur Rechten den Monte Tamaro mit seiner markanten Antenne, der noch auf meiner Wander-to-do-Liste steht.

Ein paar Meter vom Gipfel entfernt befand sich ein grosser, sehr schön gemachter Unterstand, der Schutz vor dem Wind bot und wo wir Pause machten und den Dreikönigskuchen verspiesen, welchen unsere Tourenleiterin mitgebracht hatten. Die Krone windfest auf dem Kopf festzumachen, stellte für den auserkorenen König eine ziemliche Herausforderung dar.

Danach stiegen wir quer durch ein Birkenwäldchen ab und gerade wieder auf bis zum nächsten Gipfel, dem Matro di Stinchè (1'152 m), immer bemüht, nicht vom Wind weggeblasen zu werden. Wieder am Fuss des Hügels angekommen, querten wir den Wanderweg und stiegen - weiterhin weglos - auf den Monte Bigorio (1'188 m). Dieser bot einen schönen Blick vom glänzenden Lago Maggiore bis zur Smog überzogenen Poebene.

Monte Tamaro im Hintergrund
Über einen langgezogenen Grat erreichten wir schliesslich mit dem Moschera (1'167 m) den letzten Gipfel des Tages, welcher zusätzlich noch Aussicht auf den Lago di Lugano bot.

Der anschliessend Abstieg war lang, doch sobald wir ein paar Höhenmeter verloren hatten, hörte der Wind auf und dank der warmen Tessinersonne kam man fast mehr in Schwitzen als beim Aufstieg. Die Strecke führte durch kleinere und grössere Dörfchen bis wir in Torricella den Talboden und den nächsten Bahnhof erreichten.







Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 6. Januar 2019
  • Route: Isone - Muricce - Gola di Lago - Cima di Lago - Matro di Stinchè - Monte Bigorio - Moschera - Condra - Convento Santa Maria - Sala Capriasca - Ponte Capriasca - Taverne-Torricella (grosser Teil der Strecke weglos/unmarkiert)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min
  • Distanz: 16,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 m 



Sonntag, 5. August 2018

Gratwanderung extrem: Gewitter, Hagelschauer und eine Schlägerei

Augstbordgrat
Nach zwei Hitzewochen schien mir für den 1. August die Wanderung über den Augstbordgrat nicht nur phonetisch passend, sondern versprach angesichts der Höhe von fast 3'000 m auch eine willkommene Abkühlung und mit der T4-Kraxelei sogar etwas Nervenkitzel. Am Ende bekam ich mehr Abkühlung und Nervenkitzel als mir lieb war:

Der Nervenkitzel begann bereits im Zug, als einem Mitwanderer die Kamera (und das Lunchsäckli) aus dem Rucksack gestohlen wurde und der Dieb, als er in flagranti ertappt wurde, dem Besitzer eine reinhaute. Ein Polizeiaufgebot wartete am nächsten Bahnhof und für Täter wie Opfer endete die Fahrt auf einem Polizeiposten in Bern. Für den Rest von uns ging es weiter ins Wallis und wir dachten, dass wir damit den aufregendsten Teil des Tages bereits hinter uns hatten.

Augstbordhorn
Auf der Moosalp liessen wir die berühmten Crèmeschnitten links liegen und machten uns direkt an den Aufstieg. Bald hatten wir den breiten Grat erreicht, der auf den ersten Gipfel des Tages, das Violenhorn (2'876 m), führt. Von dort hatte man nicht nur mit dem Augstbordhorn den nächsten Gipfel in Sicht, sondern konnte den ganzen Grat bis zum eigentlichen Tagesziel, dem Dreizehntenhorn, überblicken. Die gesamte Gegend war felsig und karg und besonders der Aufstieg zum Augstbordhorn zeigte deutlich, dass die ganze Gipfelkette aus einem einzigen felsigen Schutthaufen besteht - ein Umstand, der noch Spuren an meinen Beinen hinterlassen würde.

Bei der Pause auf dem Augstbordhorn (2'973 m) waren zwar bereits einige der umliegenden Gipfel hinter den Wolken versteckt, doch gemäss Wetterradar sollten wir genug Zeit haben, unsere Wanderung wie geplant fortzusetzen. Ein erstes Donnergrollen, das vorbeizog, sassen wir kurz abseits vom Grat aus.

Wir hatten gerade die ersten kraxeligen Stellen des Augstbordgrates erreicht, als das nächste Gewitter heranzog. Schnell scheuchte uns die Tourenleiterin vom ausgesetzten Grat weg. Wir kauerten uns oberhalb eines steilen Abhangs zusammen, deponierten die Wanderstöcke ein Stück entfernt und versuchten, uns so gut wie möglich gegen den einsetzenden Regen zu schützen. Das ging ganz gut - bis sich der Regen in Hagel verwandelte und erbarmungslos auf uns niederprasselte und nicht mehr aufzuhören schien. Ich hatte am Morgen meine kurzen Hosen angezogen, was sich als ganz schlechte Entscheidung entpuppte: Nicht nur sind Hagelkörner auf der Haut ziemlich schmerzhaft, das Wasser lief auch meinen nackten Beinen entlang direkt in meine Wanderschuhe - der Rest der Wanderung hatte ich das Gefühl, durch einen See zu waten.

Das Gewitter intensivierte sich und zweimal hatte ich das sehr unangenehme Gefühl, dass der Blitz direkt in der Nähe in den Grat einschlug. Als ich versuchte, die Regenhülle meines Rucksacks abzuziehen, um meine Beine damit zu schützen, glitt mir der Rucksack aus den Händen und rutschte - auch dank der gut gleitenden Regenhülle - gemächlich aber unaufhaltsam den Abhang herunter und über die Felsen hinaus. Ein Nachsteigen war zu gefährlich, ich schrieb ihn bereits als Totalverlust ab.

Violenhorn
Als das Gewitter sich kurzzeitig entfernte, wagten wir uns vorsichtig weiter. Der Regen und Hagel hatte die Felsen auf dem ausgesetzten Gratweg rutschig werden lassen. Unsere Tourenleiterin fand schliesslich eine geeignete Stelle, wo wir den Grat endgültig verlassen konnten. Der improvisierte Abstieg führte über ein lockeres Geröllfeld und wir mussten aufpassen, keine Steinlawine auszulösen. Innert kürzester Zeit waren meine ungeschützten Beine - die sich gerade von meinen Kletterversuchen erholt hatten - von Steinen zerkratzt. Dafür rettete die Tourenleiterin meinen verloren geglaubten Rucksack!

Besser wurde es, als wir ein Schneefeld erreichten, welchem wir folgen konnten. Beim See im Talkessel stiessen wir wieder auf den Wanderweg. Wir waren erleichtert, den Grat und das Geröllfeld sicher hinter uns gelassen zu haben, doch für eine Ruhepause blieb keine Zeit: Einerseits drohte uns das Gewitter wieder einzuholen, andererseits mussten wir uns beeilen, den Bus zu erwischen. Der lange Abstieg führte zunächst entlang von Skiliften, später erreichten wir den Wald, wo der Weg einer sprudelnden Suone folgte. Bei schönerem Wetter - und einem gemächlicheren Tempo - wäre der letzte Teil sicher eine sehr idyllische Wanderung.

Wir schafften schliesslich eine "Punktlandung" bzw. waren am Schluss knapp acht Minuten zu früh bei der Busstation. Nass, aber sonst unbeschadet, stiegen wir ins Postauto. Auf der langen Heimreise blieb genügend Zeit, um über vorhersehbare und unvorhersehbare Wetterumschwünge im Gebirge nachzudenken und über Demut gegenüber Naturgewalten. Nachdem meine Wanderschuhe nach zwei Tagen endlich wieder trocken waren, stand für mich aber fest: Die Wanderung über den Augstbordgrat hole ich - bei stabilem Sonnenschein - nach!



Wanderinfos:

  • Gewandert: Mittwoch, 1. August 2018
  • Geplante Route: Moosalp - Violenhorn/March - Augstbordhorn - Augstbordgrat (T4) - Dreizehntenhorn - Grosser See - Obers/Unters Sänntum - Alte Suon - Bürchen




Sonntag, 15. Juli 2018

SAC Grundkurs Hochtouren: Fels, Eis und geschundene Knie


Nachdem ich im Juni bereits den zweitägigen Hochtouren-Einführungskurs des SAC Uto besucht hatte, legte ich mit dem fünftägigen Grundkurs nach. Der Kurs fand in der Sewenhütte statt, die im Meiental hoch über der Sustenpassstrasse thront, und wo wir während einer Woche überaus gastfreundlich beherbergt und verpflegt wurden. Zwei Bergführer betreuten uns und Tom übernahm die wohl nicht immer nervenschonende Aufgabe, sich um die unerfahrene Hälfte unserer Gruppe zu kümmern.

Die Ausbildung startete am Montagnachmittag mit Knoten üben und damit zahlten sich endlich all die Pfadilager aus meiner Jugend aus. Danach gab es erste Kletterversuche im Fels, wobei mein persönliches Highlight das Abseilen war: Ich hätte nie gedacht, dass dies so einfach ist und ich es auf Anhieb hinkriegen würde!

Am zweiten Tag wechselten wir in den Schnee und bei den Rutsch- und Bremsübungen im steilen Schneefeld stellte sich heraus, dass sich der Bergsport nicht von der Juristerei unterscheidet: Zwei Spezialisten - drei Meinungen. Auf jeden Fall war Tom dezidiert der Ansicht, dass die Technik, die uns ein paar Wochen zuvor im Einführungskurs beigebracht worden war, unbrauchbar war. Am Ende des Tages hatten wir aber etwas gelernt: Wichtig ist, am Schluss über alles noch einen Spierenstich zu legen: Ob Blockierungsknoten, Seilverkürzungen oder zu lange Bändel am Steigeisen, Abspieren ist die Lösung für (fast) alles.
Blick vom Bächenstock auf
Gross und Chli Spannort

Diese neue Erkenntnis half mir dann aber wenig, als es wieder zum Klettern in den Fels ging und ich feststellen musste, dass mir neben den richtigen Klettergenen auch ein paar Armmuskeln fehlen. Der sichtbare "Erfolg" meiner ersten Vorstiegsversuche im dritten Grad waren ein paar heftige Dellen im Knie.

Am Donnerstag stand schliesslich der Höhepunkt der Woche an: Die Hochtour auf den Bächenstock. Im Licht der aufgehenden Sonne, die die weissen Firnfelder rosa färbte, stiegen wir das Tal hoch, bis wir den (kläglichen Rest des) Seewenzwächten erreichten. Mit den Steigeisen und angeseilt ging es über den hart gefrorenen Schnee - wie viel Gletscher tatsächlich noch darunter liegt, konnte man nicht erkennen. Kurz bevor wir den Fels erreichten, wurde das Schneefeld steil und beim Übergang vom Schnee zum Fels zeigte sich, dass Klettern mit Steigeisen seine Tücken hat, was mir prompt die nächsten Schrammen an den Knien einbrachte.

Über ein schottriges Couloir erreichten wir den Grat und kraxelten von einem Felsblock zum nächsten, bis wir auf dem Gipfel des Bächenstock (3'010 m) standen. Bei schönstem Sonnenschein genossen wir den Ausblick auf die umliegenden Berge, darunter ein paar alte Bekannte wie Titlis, die Mythen und die Berner Alpen aus einer ungewohnten Perspektive. Vorsichtig machten wir uns schliesslich wieder an den Abstieg und kurz nach dem Mittag waren wir zurück in der Hütte, wo wir uns eine ausgiebige Siesta gönnten.

Zum Abschluss der Woche gab es am Freitag eine Repetition in Knoten- und Sicherungstechnik, darunter nochmals Abseilen. Und auch wenn es mit dem Hochklettern nicht so klappt, das Mehrseillängen Abseilen lief einwandfrei.

Es war eine lehrreiche und abwechslungsreiche Woche gewesen und ich hatte nicht nur viel über das Bergsteigen gelernt, sondern auch, wie man am effizientesten duscht, wenn das warme Wasser nach jeweils zwanzig Sekunden wieder abstellt.



Infos:
  • Kursdaten: Montag - Freitag, 9. - 13. Juli 2018
  • Tour: Bächenstock (Normalroute, WS) (Donnerstag)
  • Übernachten: Sewenhütte SAC





Sonntag, 24. Juni 2018

Über den nicht so niedrigen Nideri

Der Nideri ist ein Pass, welcher - östlich der Churfirsten - von Walenstadt ins St. Galler Rheintal führt. Nach dem Höhenmeter-Exzess vom letzten Wochenende schien mir die vom SAC Uto angebotene Wanderung zu einem etwas niedereren Ziel der perfekte Ausgleich. Dass es ganz ohne Höhenmeter nicht gehen würde, wurde aber offensichtlich, als man in Walenstadt zu den senkrechten Felswänden hochschaute, die das nördliche Walenseeufer bilden.

Entsprechend führte der Weg von Anfang an aufwärts, die erste Hälfte angenehm im schattigen Wald. In Lüsis, einer kleinen Ansammlung von Ferienhäuschen, hatten wir die erste Steilstufe hinter uns gebracht und erreichten offenes Gelände. Nach einer kurzen Verschaufpause machten wir uns an die zweite Steilstufe: In schier endlosen Kurven wand sich der Weg den Hang hoch. Ablenkung von der Anstrengung boten die unzähligen Blumen und dank unserer sachkundigen Tourenleiterin gelang es dieses Mal sogar, die einzelnen Arten zu bestimmen. Der (botanische) Höhepunkt waren Feuerlilien, die uns orange-rot entgegen leuchteten.

Feuerlilie
Nach gut drei Stunden hatten wir den Nideri (1'825 m) erreicht. Von hier aus hätte man in einer halben Stunde auf den Höchst weiterwandern können; ein Abstecher, der sich sicher lohnen würde. Doch für heute blieben wir in den niedrigen Gefilden und stiegen durch mit Kühen und Alpenrosen bestockte Weiden sanft ab. In der Ferne sah man bereits das Rheintal. Auf der Terrasse des Berggasthauses Voralp - hoch über dem gleichnamigen See - warteten wir auf den Bus und suchten nach den Zwetschgen im Zwetschgenkuchen.

Eine interessante Tatsache über den Nideri fand ich zu Hause heraus, als ich für meinen Blog nach Hintergrundmaterial forschte: Die Wikipedia-Seite zum Nideri gibt es in genau zwei Sprachen: Schwedisch und Cebuano (letzteres - ebenfalls gemäss Wikipedia - eine auf den Philippinen gesprochene Sprache). Meines Erachtens ist dies der ultimative Beweis, dass es in vorchristlicher Zeit über den scheinbar unscheinbaren Nideri eine Handelsstrasse von den Philippinen nach Schweden gegeben haben muss. Die archäologische Expedition zum Nachweis meiner These ist bereits in Planung.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 23. Juni 2018
  • Route: Walenstadt - Sonnenberg - Gräpplig - Lüsis - Tscherler Chämm - Nideri - Schranggenbrunnen - Kurhaus/Berggasthaus Voralp
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 12 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'430 m 




Sonntag, 15. April 2018

Regitzer Spitz: "Schnuppern" mit dem SAC

Ich bin jetzt seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied beim SAC Uto, doch die einzige Aktivität, an der ich bisher teilgenommen hatte, war der Begrüssungsapéro. Höchste Zeit also, auch mal bei einer Wanderung mitzumachen, dafür war ich ja schliesslich Mitglied geworden.

Als Einstieg bot sich eine "Schnuppertour" für Neumitglieder an, welche der SAC Uto monatlich anbietet. Das Ziel in diesem Monat war der Regitzer Spitz, ein markanter, wenn auch nicht besonders hoher Zacken im Rheintal. Es wurde aber schnell klar, dass eine Wanderung auf einen der höheren Bergen (noch) nicht in Frage kam: Gonzen, Alvier, Vilan und die übrigen bekannten Gipfel der Region waren noch bis weit hinunter von einer dicken Schneedecke überzogen - eigentlich nichts Neues, schliesslich war bei meiner Besteigung des Gonzens wie auch des Alviers Schnee jeweils das bestimmende Thema gewesen.

Der Aufstieg führte von Fläsch aus im Zickzack durch den Wald und bot einen schönen Ausblick auf das Rheintal. Nach etwas über einer Stunde hatten wir die Aussichtsplattform des Regitzer Spitz (1'135 m) bereits erreicht. Offenbar ein beliebtes Ausflugsziel, den neben zahlreichen anderen Wanderern trafen wir auch viele Mountain Biker an. Bei der Pause bot sich zudem die Gelegenheit, unseren Tourenleiter ein bisschen auszufragen, zum Beispiel darüber, welches Tempo die anderen Tourenleiter so anzuschlagen pflegen.

Der Abstieg führte mehrheitlich auf breiten Wegen durch den Wald und an den leuchtend grünen Blättern, die überall hervorsprossen, merkte man dann doch, dass trotz der schneebedeckten Gipfel der Frühling im Anmarsch war.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 20. April 2018
  • Route: Fläsch - Vorder Ochsenberg - Regitzer Spitz - Mattheid - Mäls (FL)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 40 min
  • Distanz: 10,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 650 m