Donnerstag, 30. Januar 2020

Längs über die Albiskette auf den Üetliberg

Grenze des Schutzgebietes
Sihlwald
Der Nicht-Winter im Flachland machte einen Strich durch allfällige Schneeschuhtouren und eine generelle Unlust für lange Anreisen verringerte die Auswahl der in Frage kommenden Wanderungen. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn die Nebelgrenze so nah ist: Ein Blick auf die Webcam bestätigte, dass der Üetliberg nebelfrei war. Damit sich die Wanderung zumindest distanzmässig lohnte, startete ich in Sihlbrugg.

Bereits nach wenigen Höhenmetern liess ich den Nebel hinter mir und hatte damit das Hauptziel des Tages bereits erreicht. Ich hatte in der Vergangenheit die Albiskette schon unzählige Male kreuz und quer bewandert, daher gab es nicht wirklich viel Neues zu entdecken. Doch der Blick auf das Nebelmeer zur Rechten über dem Zürichsee und zur Linken über dem Knonauer Amt hatte durchaus seinen Reiz. Und schliesslich lernte ich sogar auch etwas Neues: Der höchste Punkt der Albiskette ist nicht etwa der Üetliberg, sondern der Bürglen (914 m), ein "Gipfel", der mir bei meinen bisherigen Ausflügen nie aufgefallen war.

Blick nach vorne über die Albiskette
Nachdem ich den Albispass gequert hatte, nahm mit jedem Kilometer, um den ich mich dem Uetliberg näherte, die Anzahl der Wanderer und Spaziergänger exponentiell zu. Zudem verwandelte sich der Wanderweg immer mehr zur breiten Autobahn.

Als ich schliesslich den Üetliberg (870 m) erreichte, hatte sich der Nebel über dem See fast ganz aufgelöst, so dass die Sicht auf die Stadt Zürich frei war - sofern man sich durch die Massen der Sonntagsausflügler zum Aussichtspunkt kämpfen konnte. Für eine komplette Albisüberschreitung hätte ich bis nach Schlieren absteigen müssen. Doch als ich bei der Bahnstation vorbeikam, stand dort gerade ein abfahrtbereiter Zug, dem ich nicht widerstehen konnte. Entsprechend war ich im Nu wieder zu Hause.





Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 26. Januar 2020
  • Route: Sihlbrugg, Dorf - Schweikhof - Mätteli - Bürglen - Schnabellücken - Hochwacht - Albispasshöhe - Buchenegg - Felsenegg - Staffel - Üetliberg 
  • Meine Wanderzeit: 4 h 20 min
  • Distanz: 21 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 990 m



Donnerstag, 16. Januar 2020

Waldbaden am Pilatus

Ich war wieder einmal mit Bergstrolch Michael unterwegs und damit abseits markierter Pfade. Ziel des Streifzuges war diesmal die Krienseregg am Pilatus.

Bei der Talstation der Gondelbahn in Kriens stauten sich die Autos und die sonnenhungrigen Gondelfahrer. Wir liessen Auto- und Menschenmasse indessen bald hinter uns, indem wir bereits kurz nach dem Start der Wanderung vom offiziellen Wanderweg ab- und in einen Trampelpfad einbogen. Auf einer Geländerippe, entlang einer kaum sichtbaren Wegspur, ging es in direkter Linie den Hang hoch.

Umherliegende Baumstämme verführten einige Mitwanderer zu Balanceakten. Obwohl der Pilatus - gerade am Wochenende - ein beliebtes und belebtes Ausflugsziel ist, waren wir wie in einer anderen, eigenen Welt. Rund um uns herum gab es nichts als Wald. Nur ab und zu sah man durch eine Lücke in den Baumkronen eine Gondel vorüberschweben.

Bei der Krienseregg mischten wir uns dann wieder unter die Sonntagsausflügler und tranken Kaffee auf einer sonnigen Restaurantterrasse. Beim Abstieg suchten wir nach einem sonnigen Plätzchen für eine Mittagsrast - kein einfaches Unterfangen an einem Schattenhang. Doch plötzlich leuchtete uns ein Bänkchen geradezu entgegen. Auf dem einzigen noch sonnenbestrahlten Flecken hatte am Tag zuvor ein Bauer ein paar Bretter gesägt und netterweise für uns liegen lassen.

Zum Abschluss verliessen wir nochmals den Wanderweg und kletterten in ein Tobel hinunter. Entlang eines kleinen Baches - manchmal auch einfach quer durch den Bach - erreichten wir wieder unseren Startpunkt.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 12. Januar 2020
  • Route: Kriens, Pilatusbahn - Rappentobel - Brunnemösli - Krienseregg - Ghöl - Geeriwald - Kriens Pilatusbahn (teilweise abseits markierter Wege)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 30 min
  • Höhenmeter (Aufstieg): 540 m

Donnerstag, 9. Januar 2020

Blau-weisse Tage in der Jenatschhütte

@wandernohneende
Blick Richtung Fuorcla d'Agnel
Schon (fast) traditionsgemäss verbrachte ich Silvester im Schnee. Diesmal diente die Jenatschhütte im Graubünden als Basis für die Schneeschuhtouren. Die Wetterprognosen für den Jahreswechsel versprachen viel Sonne, wenn auch bei eher niedrigen Temperaturen. Die SBB half mir netterweise bei der Akklimatisation an die Kälte, indem sie auf der Strecke zwischen Zürich und Chur einen ihrer "Dosto-Problemzüge" einsetzte, dessen Heizung ausgefallen war. Eine lange (aber warme) Postautofahrt brachte mich dann zum Julierpass, wo ich auf meine Mitschneeschuhläufer traf und auf Bergführer Jörn, der uns die nächsten Tag über die Berge führen würde.

Trotz der langen Anreise wurde uns keine Zeit für eine Verschnaufpause gegönnt, sondern wir schnallten direkt unsere Schneeschuhe an und wanderten den sonnenbeschienenen Hang hoch. Der Anstieg machte mir an diesem Tag ziemlich zu schaffen. Neben der Höhe - der Startpunkt lag bereits über 2000 m - half auch der Umstand nicht, dass ich die Festtage vor allem Fondue essend und Netflix schauend verbracht hatte.

@wandernohneende
Chamanna Jenatsch
Ich war entsprechend ziemlich ausser Atem, als wir die Fuorcla d'Agnel (2'982 m) erreichten. Von diesem Übergang aus sah man unten im Tal bereits die Jenatschhütte, die auf einem kleinen Hügel thront. Der Abstieg war schnell geschafft, doch dann kam zum Abschluss der Wiederaufstieg zur Hütte. Eigentlich betrug er nur etwas mehr als hundert Höhenmeter, mir kam es aber schier endlos vor, bevor endlich die Terrasse der Hütte in Sicht kam und ich bei einem Sauren Most wieder etwas Energie tanken konnte.

Am nächsten Tag stand als Abschluss des Jahres 2019 ein Gipfel auf dem Programm: Wir wanderten von der Hütte aus nordwärts über den schneebedeckten Valdret Calderas. Der Himmel war zwar wolkenlos blau, doch ein kalter Wind blies uns den ganzen Tag um die Ohren und sorgte für ein "Kühlschrankfeeling". Beim Aufstieg hatte man einen guten Blick auf die Flanke des Piz Calderas. Dort hatten zwei Tage zuvor Tourenfahrer ein Schneebrett ausgelöst. Der Lawinenabgang verlief glücklicherweise glimpflich, doch die lange Anrisskante war noch deutlich und eindrucksvoll sichtbar.

@wandernohneende
Triebschneemuster 
Auf einem windausgesetzten Kamm genossen wir kurz die Aussicht ins Surses, bevor wir den restlichen Anstieg unter die Schneeschuhe nahmen. Die meisten (inkl. mir) begnügten sich mit dem kleinen Vorgipfel, während nur wenige noch über den ausgesetzten Grat bis zum Gipfel der Tschima da Flix (3'315 m) kletterten. Über die Aufstiegsroute stiegen wir wieder zur Hütte ab, wo ich mich bei einer "Schoggi mit Schuss" wieder aufwärmen und darüber hinweg trösten konnte, dass ich auf der Tour die Winterteller an (beiden!) Stöcken verloren hatte.

Das neue Jahrzehnt begann schliesslich so wie das alte geendet hatte: Mit einer Gipfeltour. Diesmal ging es auf die andere Talseite, wofür wir zunächst absteigen mussten und es graute mir bereits vor dem absehbaren Wiederanstieg am Abend.

Durch ein namenlosen Seitental ging es mit einer angenehmen Steigung zur Fuorcla Margun hoch. Dort legten wir eine "Handypause" ein, denn zum ersten Mal im neuen Jahr hatten wir Empfang, so dass wir Neujahrswünsche erhalten und senden konnten. Danach ging es kurz abwärts, bevor der Schlussanstieg zum Piz Surgonda begann. Eine lange Querung eines Steilhangs war technisch etwas anspruchsvoller, doch im Gegensatz zum Montag war meine Kondition zurück und ich konnte den Aufstieg und dann insbesondere den Gipfel geniessen.
@wandernohneende
Ausblick vom Piz Surgonda
Vom Piz Surgonda (3'195 m) aus hatte man Ausblick auf schneebedeckte Berge soweit das Auge reichte. Besonders prominent war der Piz Bernina mit Biancograt erkennbar. Im Gegensatz zum Vortag war es zudem windstill, so dass man den Gipfelhalt ausgiebig und ohne Frostbeulen geniessen konnte. Für den Abstieg hatte unser Bergführer bereits am Vorabend zwei Varianten ausgearbeitet. Aufgrund der guten Verhältnisse entwickelte er auf dem Gipfel spontan "Plan C". Dafür schnallten wir die Schneeschuhe vorerst auf den Rucksack und wanderten ein Stück dem Grat entlang, bevor wir rückwärts eine kurze Schneewand hinunterkletterten.

@wandernohneende
Schneehuhn im Schnee
Im etwas flacheren Gelände zogen wir die Schneeschuhe wieder an. Dank "Plan C" und einer verbesserten Lawinensituation blieb mir sogar der mühsame Wiederaufstieg zur Hütte erspart, denn wir konnten sie von oben ohne zusätzliche Höhenmeter direkt ansteuern.

Schliesslich brach bereits der letzte Tag unserer Tour an. Der Himmel war erneut wolkenlos, doch von der Sonne hatten wir trotzdem wenig, da das ganze Val Bever noch im Schatten lag, als wir früh am Morgen den Heimweg antraten. Wir suchten uns unsere Spur durch den weichen, unberührten Schnee zwischen kleinen Hügelchen und gefrorenen Bächen. Pause machten wir auf der einzigen sonnenbeschienen Kuppe. Auf einem Schneehügel - gut getarnt weiss vor weiss - entdeckten wir zwei Schneehühner.

Schliesslich erreichten wir die Waldgrenze und schlängelten uns durch die Bäume. Der Weg durch das Val Bever war weit, aber abwechslungsreich, bis wir schliesslich in Spinas unsere Tour beendeten.





Toureninfos:
  • Gewandert: Montag, 31. Dezember 2019 bis Donnerstag, 2. Januar 2020
  • Route: Julier, La Verduta - Val d'Agnel - Fuorcla d'Agnel - Chamanna Jenatsch (Montag); Chamanna Jenatsch - Vadret Calderas - Tschima da Flix - Vadret Calderas - Chamanna Jenatsch (Dienstag); Chamanna Jenatsch - Fuorcla Margun - Piz Surgonda - (namenloses) Eisfeld bei Fuorcla Traunter Ovas - Chamanna Jenatsch (Mittwoch); Chamanna Jenatsch - Alp Suvretta - Palüd Marscha - Spinas (Donnerstag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min (Montag); 4 h 30 min (Dienstag); 5 h 15 min (Mittwoch); 4 h (Donnerstag)
  • Distanz: 9 km (Montag); 9,5 km (Dienstag); 10 km (Mittwoch); 13 km (Donnerstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 m (Montag); 700 m (Dienstag); 870 m (Mittwoch); 100 m (Donnerstag)
  • Übernachten: Chamanna Jenatsch SAC