Sonntag, 20. März 2022

Wintertage auf der Greina

@wandernohneende
Vor fast sechs Jahren machte ich im Sommer eine zweitägige Wanderung über die Greina, die ich seither unbedingt im Winter wiederholen wollte. Mehrere Anläufe in den letzten Jahren scheiterten an schlechten Wetter- und Lawinenbedingungen, doch diesmal klappte es: Bei schönstem Wetter und wolkenlosem Himmel fuhren wir mit dem Bus das Val Lumnezia hoch. 

Die Wanderung - zunächst noch ohne Schneeschuhe - begann beim kleinen Weiler Sogn Giusep. Die Schneeschuhe brauchten wir erst, als wir bei Parvalsauns einen kleinen Bach überquert hatten und der Aufstieg anfing. Die Sonne sorgte schon fast für sommerliche Temperaturen. Über die ausgedehnte Alp Diesrut erreichten wir den gleichnamigen Pass (2'428 m) und damit das Tor zur Greina. Die weitläufige Hochebene lag unter einer dicken Schneedecke, die im Lichte der Sonne glänzte, doch selbst mit all dem Schnee waren die Wasserläufe erkennbar, welche die Ebene durchziehen. Genauso hatte ich mir die Greina im Winter vorgestellt! 

@wandernohneende
Gut zu sehen und eigentlich ganz nah war auch die Terrihütte, die prominent auf einem Felsen thront. Leider war der direkte Zustieg nicht passierbar. So mussten wir einen grossen Bogen um den Muot la Greina machen, um die Hütte von Süden her anzusteuern. 

Die Terrihütte lag bereits im Schatten, als wir sie schliesslich erreichten. Schnell heizten wir den Winterraum ein und begannen Mengen an Schnee zu schmelzen, so dass es nicht nur angenehm warm wurde, sondern wir auch bald ein leckeres, selbst gekochtes Abendessen auf dem Tisch hatten. Die Nacht unter einem dicken Duvet und zwei Wolldecken war dann aber eher kühl.

@wandernohneende
Am nächsten Morgen waren die Berge in dicke Wolken gehüllt. Wir wanderten entlang der Greinaebene, ohne etwas von ihr zu sehen oder auch nur zu erkennen, wo der Schnee aufhörte und der Nebel anfing. Das entsprach eindeutiger weniger meinen Vorstellung einer Schneeschuhwanderung über die Greina. 

Bis zum Passo della Greina (2'358 m) war die Strecke fast flach, doch dann fing der Anstieg zur Fuorcla Sura da Lavaz an. Ich hätte zugegebenermassen den Abzweiger nicht gefunden, die Wolken verdeckten sämtliche Orientierungspunkte. Doch Tal, unser Bergführer, hatte die Routenführung trotz den miserablen Sichtverhältnissen jeder Zeit fest im Griff.

Der Schnee im abschüssigen Hang war hart gepresst, so dass wir in die Steigeisen wechselten und die Schneeschuhe auf den Rucksack banden. Ein kalter Wind blies uns um die Ohren und liess die Eiseskälte noch etwas kälter erscheinen. Wir kamen zudem nur extrem langsam vorwärts, weil einer unserer Mitwanderer sowohl konditionell wie auch technisch Schwierigkeiten mit der anspruchsvollen Tour hatte. Dies führte zu einem ständigen Stop-and-go, so dass es mir trotz des steilen Aufstiegs nie richtig warm wurde. 

@wandernohneende
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten die Fuorcla Sura da Lavaz (2'702 m). Bei schönem Wetter bietet sich hier sicher ein toller Blick über die Greina und ins Val Lavaz, doch an diesem Tag gab es nichts ausser frostige Windböen, so dass wir uns sofort an den Abstieg machten. Irgendwann erreichten wir die Reste des Lavaz-Gletschers, doch davon war natürlich auch nichts zu sehen, vielmehr hatte ich das Gefühl, mich durch einen weissen Windkanal zu kämpfen.

Zum Abschluss stand dann noch der Gegenaufstieg zur Medelserhütte an. Hoch oben sah man bereits die Fahne im Wind flattern, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir endlich vor der Hütte standen, wo wir von den Hüttenwarten mit heissem Tee begrüsst wurden. Fast zehn Stunden waren wir alles im allem bei diesen garstigen Wetterbedingungen unterwegs gewesen. 

In der gemütlichen Gaststube wurde es mir aber schnell wieder warm, und als selbst das Gefühl in den Fingerspitzen zurückkehrte, war ich schon fast wieder bereit für die Gipfeltour auf den Piz Medel vom nächsten Tag.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 10./11. März 2022
  • Route: Vrin, Sogn Giusep - Puzzatsch - Parvalsauns - Alp Diesrut - Pass Diesrut - Plaun la Greina - Terrihütte (Donnerstag); Terrihütte - Plaun la Greina - Passo della Greina - Fuorcla Sura da Lavaz - Glatscher da Lavaz - Fuorcla da Lavaz - Medelserhütte (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h (Donnerstag); 8 h (Freitag)
  • Distanz: 9 km (Donnerstag); 10,6 km (Freitag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'050 m (Donnerstag): 1'060 m (Freitag)
    • Übernachten: Camona da Terri CAS (Donnerstag); Camona da Medel CAS (Freitag)

    @wandernohneende
    Terrihütte - Medelserhütte (Freitag)