Freitag, 20. Oktober 2023

Sighignola: Auf dem Balcone d'Italia

@wandernohneende
Ich sass auf dem sonnigen Balkon meines Hotels hoch über dem Luganersee und suchte auf SchweizMobil nach einem geeigneten Gipfel, den ich am nächsten Tag besteigen konnte. Als ich meinen Kopf hob, starrte er mir schliesslich direkt entgegen: Der Sighignola, auch bekannt als Balcone d'Italia. 

Zum Ausgangspunkt der Wanderung gelangte ich per Schiff: Von Lugano aus tuckerte das mit asiatischen Touristen gut besetzte Kursschiff gemächlich entlang der stark verbauten Küste bis zum malerischen Dörfchen Gandria. Von dort wechselte es zur gegenüberliegenden, wilderen Uferseite. In San Rocco war ich schliesslich der einzige Passagier, welcher das Schiff verliess - der Rest gondelte wieder zurück nach Lugano.

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Ich wanderte den kleinen Weiler San Rocco hinauf. Am Anfang führte die Strecke entlang eines schmalen Teersträsschens und durch mehrere kleine Orte, bis ich schliesslich die letzten Häuser hinter mir liess und in einen schmalen Waldpfad einbog. 

Es gibt nicht viel über den Aufstieg zu berichten: Er war einfach sehr steil und bot - abgesehen von kleinen Unterschieden im Grad der Steilheit - wenig Abwechslung. Der dichte Wald versperrte die meiste Zeit den Blick auf den Luganersee, dafür spendete er viel Schatten, worüber für ich an diesem aussergewöhnlich heissen Herbsttag sehr froh war.

Ich hatte die Hälfte der Höhenmeter schon zurückgelegt, als der Sighignola zum ersten Mal auf einem Wegweiser als Ziel auftauchte. Ich schien mich bis dahin nicht auf der Hauptaufstiegsroute zu befinden. Bald danach erreichte ich die schweizerisch-italienische Grenze, welche mit einem Stein markiert war. Sowohl schweizerische wie italienische Wegweiser zeigten die weitere Richtung zum Gipfel an. Ich folgte ihnen dem Grat entlang bis schliesslich zwischen den Bäumen ein Gebäude auftauchte. Ich hatte es geschafft!

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Auf der grossen Aussichtsplattform wurde dann auch klar, warum der Gipfel mit einem Balkon verglichen wird. Die Sicht ist wirklich spektakulär, selbst an diesem leicht dunstigen Tag. Unklar blieb mir, warum es der Balcone d'Italia ist. Der Gipfel des Sighignolas (1'314 m) liegt zwar - ganz knapp - auf italienischem Boden, die beste Aussicht hat man aber eindeutig in Richtung Schweiz.

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Während ich auf der Wanderung kaum einer Menschenseele begegnet war, herrschte auf dem Gipfel reges Treiben. Komplett verschwitzt und im Wanderoutfit fiel ich zwischen den schick gekleideten Italienerinnen auf. Von der italienischen Seite her kann man nämlich mit dem Auto auf den Gipfel fahren, der anstrengende Aufstieg ist komplett freiwillig.

Der Abstieg führte dann wieder teilweise abschüssig durch den Wald und war - wie der Aufstieg - eher eintönig und nicht wirklich abwechslungsreich. In Arogno stattete ich schliesslich noch der imposanten Kirche einen Besuch ab, bevor es mit dem Bus zurück nach Lugano ging.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 30. September 2023
  • Route: San Rocco - Selvetta - Pugerna - Alla Gera - Alpe di Pugerna - Sighignola - Costa dell'Oro - Arogno
  • Meine Wanderzeit: 3 h 15 min
  • Distanz: 8,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'050 m


Donnerstag, 21. September 2023

Gletschertrekking über den Grossen Aletschgletscher

@wandernohneende
Als Abschluss meiner Sommerferien hatte ich eine viertägige Gletschertour geplant. Nachdem das Wetter der vorangehenden zwei Wochen heiss und sonnig gewesen war, kündigte sich ausgerechnet für das Wochenende der Tour ein heftiger Wetterwechsel an. Statt der viertägigen Wanderung über vier Gletscher wurde daher ein zweitägiges Trekking über einen Gletscher - den Aletschgletscher - daraus.

Mit dem neuen Eigerexpress ging es von Grindelwald Terminal - wirklich vergleichbar mit einem Flughafenterminal - bis Eigergletscher und von dort mit der Bahn durch die Eigernordwand auf das Jungfraujoch.

Aletschgletscher
Auf 3'463 m herrschte T-shirt-Wetter, als wir unsere Steigeisen anschnallten. Ich hatte die Strecke vom Jungfraujoch zur Konkordiahütte schon vor ein paar Jahren gemacht, doch ich war erneut beeindruckt von der Weite der Gletscherwelt und der zum Greifen nahen Alpengipfel. Davon kann ich einfach nicht genug bekommen!

Nur das oberste Stück des Jungfraufirns war noch schneebedeckt und bald wanderten wir über blankes Eis. Unser Bergführer navigierte uns geschickt um die zahlreichen Spalten herum. Das Wasser rann in kleinen Rinnsalen über das Eis, um sich schliesslich zu einem reissenden Wildbach zu vereinen, der sich tief ins Eis eingegraben hatte. Wir folgten seinem Ufer bis zum Punkt, wo er durch eine Gletschermühle in die Tiefen des Eises verschwand. 

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Auf dem Konkordiaplatz vereinen sich drei Gletscher. Hoch darüber auf einem Felsen liegt die Konkordiahütte. Der Aufstieg über die senkrechte Felswand führt über eine luftige Metalltreppe. Diese wurde vor ein paar Jahren versetzt und um 100 Stufen verkürzt. Für mich waren es an diesem Tag aber immer noch viel zu viele Stufen - die Hitze und die Höhe forderten ihren Tribut und brachten mich an den Rande des Kollapses. 

Auf der sonnigen Terrasse der Hütte bei einem grossen Bier und einem Stück Aprikosenkuchen mit einer Extraportion Rahm erholte ich mich aber schnell wieder. Der Blick über die ausgedehnte Eismasse des Konkordiaplatzes war unbeschreiblich. Leider wird in weniger als hundert Jahren davon nichts mehr übrig sein.

Am nächsten Morgen starteten wir im Morgengrauen. Über einen schmalen, abschüssigen Trampelpfad ging es wieder zurück auf den Gletscher. Nachdem wir die erste Spaltenzone hinter uns gebracht hatten, erreichten wir den "Aletschhighway", eine flache, fast spaltenfreie Zone im Zentrum des Gletschers, auf der wir zügig vorwärts kamen. 

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Das pyramidenförmige Eggishorn markierte schon von weitem den Ausstiegspunkt aus dem Gletscher, der an seinem Fuss eine leichte Kurve macht und dabei in grosse Spalten aufreisst. Eigentlich glich der Gletscher hier eher einem Meer aus vereisten Wellen mit tiefen, breiten Tälern und schmalen Kämmen. Wie in einem Labyrinth mussten wir uns den richtigen Weg suchen, um zum Gletscherrand zu gelangen.

Dort verstauten wir die Steigeisen definitiv in unseren Rucksäcken und stiegen über glatte Felsen zu den Märjelenseen hoch. Durch den Tunnel und über breite Wanderwege ging es schliesslich zur Fiescheralp und mit der Gondel bequem ins Tal zurück.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 24./25. August 2023
  • Route: Jungfraujoch - Jungfraufirn - Konkordiaplatz - Konkordiahütte (Donnerstag); Konkordiahütte - Aletschgletscher - Märjelenseen - Obers Tälli - Fiescheralp (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min (Donnerstag); 5 h (Freitag)
  • Distanz: 8,7 km (Donnerstag); 13,7 km (Freitag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 180 m (Donnerstag); 250 m (Freitag)
  • Übernachten: Konkordiahütte SAC
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Strecke Donnerstag

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Strecke Freitag

Donnerstag, 14. September 2023

Sonnenaufgang auf dem Brienzer Rothorn

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Vor ein paar Jahren hatte ich mit den Schneeschuhen den Höch Gumme oberhalb Lungern bestiegen und dabei entdeckt, dass man von dort über den Grat bis zum Brienzer Rothorn weiter gehen kann. Seither stand diese Tour auf meiner Wander-to-do-Liste und da traf es sich gut, dass das Motto unseres diesjährigen Wanderprojekts "Gratwanderung" lautet.

Mit der Gondelbahn ging es zunächst von Lungern nach Turren hinauf, wo wir das Wanderwochenende mit einem Startkaffee starteten. Ich hatte die Tour so geplant, dass möglichst viel Grat miteingeschlossen war, so dass wir zunächst ein paar Meter Richtung Dundel abstiegen, um anschliessend über einen breiten Feldweg in weiten Kurven zur Dundelegg (1'727 m) hochzusteigen, wo das eigentliche Gratwandern begann.

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Stetig ansteigend folgten wir dem Kamm und umrundeten so in einem Halbkreis das Turren-Hochplateau. Es war ein warmer, sonniger Tag, auch wenn sich immer wieder eine Wolke in den Berggipfeln verfing und die Aussicht verdeckte. Das Mändli (2'056 m) mit seinem steinernen Kreuz war der erste Gipfel, den wir erreichten. 

Doch da waren wir noch lange nicht am Ziel: Weiter ging es im abwechselnden Auf und Ab dem schmalen Bergrücken entlang mit dem Höch Gumme (2'204 m) als nächste Bergspitze. Dort machten wir Mittagspause und ein Mandelgipfel wäre das perfekte Dessert gewesen, doch niemand liess sich dazu überreden, uns einen im Berghaus Schönbüel (welches nur zweihundert Höhenmeter unter uns lag) zu holen.

Ein steiler Abstieg führte vom Höch Gumme hinunter und wir wussten alle, dass wir diese verlorene Höhe später mühsam wieder zurückgewinnen mussten. Linker Hand - tief unter uns - lag türkisfarben der Brienzersee. Rechter Hand - näher, kleiner, dunkler - der Eisee. Vor uns das Brienzer Rothorn, dessen Spitze sich hinter einer Wolke verborg. Und hinter uns konnte man auf die lange Bergkette zurückblicken, über welche wir gewandert waren.

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Ab dem Eiseesattel begann der Schlussanstieg, der über einen eher langweiligen Schotterweg hinaufführte. Doch schliesslich hatten wir es geschafft! Den Gipfel des Brienzer Rothorns (2'348 m) teilten wir mit zahlreichen "Bähnlitouristen", die eindeutig frischer aussahen als wir. Im Berggasthaus Rothorn Kulm erholten wir uns schnell mit einer Dusche, einem Bier und einem guten Abendessen. 

Am nächsten Morgen waren wir früh genug aus den Betten, um vom Gipfel des Rothorns aus den Sonnenaufgang zu betrachten, bevor es zum reichhaltigen Frühstücksbuffet ging.

Für die Wanderung vom Sonntag gab es verschiedene Varianten: Nicole und Reto entschieden sich für die harte Tour und wanderten auf dem berüchtigt ausgesetzten Brienzer Grat weiter bis Harderkulm. Der Rest von uns machte es den Bähnlitouristen gleich und tuckerte mit der historischen Dampfzahnradbahn (unsere hatte leider eine Diesellock) sehr gemächlich nach Brienz hinunter. 

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Wir wollten aber auch noch etwas wandern, trotz der bereits am Vormittag drückenden Hitze. Zuerst entlang des Brienzersees, dann durch die beiden hübschen Dörfchen Hofstetten und Brienzwiler machten wir uns auf in Richtung Brünigpass. Dabei konnten wir zur Bergkette hochsehen, über welche wir am Tag zuvor gewandert waren. 

Als die Route schliesslich steiler wurde, führte der Weg zum Glück durch den Wald. Trotzdem - ich hatte selten so geschwitzt wie bei dieser Wanderung. Auf dem Brünigpass (1'008 m) herrschte reges Treiben und Kolonnen von Autos und Motorräder brausten die engen Kurven der Passstrasse empor. 

Wir beschlossen, unsere Wanderung auf der Passhöhe zu beenden. Und auf dem Heimweg im Zug fantasierten wir von kalten Duschen und erfrischenden Apéros. 


Wanderinfos:

  • Gewandert: 9./10. September 2023
  • Route: Turren - Dundel - Dundelegg - Rückenegg - Mändli - Höch Gumme - Zwischenegg - Eiseesattel - Brienzer Rothorn (Samstag): Brienz - Hofstetten b.B. - Brienzwiler - Brääch - Herwäg - Brünigpass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min (Samstag); 2 h 40 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,9 km (Samstag); 9,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 650 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berghaus Rothorn Kulm
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Wanderung Samstag

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Wanderung Sonntag


Donnerstag, 7. September 2023

Himmelsleiter und Lisengrat: Ausgesetztes am Säntis

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Über das lange 1. August-Wochenende hatte ich an einer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch teilgenommen. Dies war zwar eine sehr schöne Tour gewesen, doch als "Souvenir" hatte ich mir einen sehr hartnäckigen Virus eingefangen, der mich mitten im Hitzesommer zwei Wochen flachlegte. Obwohl noch rekonvaleszent, wollte ich unbedingt an der von Reto (unter tatkräftiger Mithilfe von Nicole) organisierten Wanderung über den Säntis mitmachen, denn sowohl Himmelsleiter wie auch Lisengrat standen schon lange auf meiner Wanderwunschliste.

Auf der Schwägalp liefen die letzten Vorbereitungen für das Schwägalp-Schwingen, als wir mit dem langen Aufstieg begannen. In scheinbar endlosen Schlaufen schlängelte sich der schmale Pfad den anfangs noch im Schatten liegenden Hang hoch. Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag auf den Säntis wollten: Wie an einer Perlenkette reihten sich die Wanderer auf dem ausgesetzten Weg in einer Einerkolonne auf. 

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Für mich war der Aufstieg eine Tortur und von zahlreichen Hustenanfällen begleitet - vielleicht hätte ich mich besser doch noch eine Woche länger geschont. Netterweise nahmen meine Mitwanderer aber Rücksicht auf mich und passten ihr Tempo an. Ich war froh, als wir schliesslich das Berggasthaus Tierwis erreichten, wo wir eine längere Pause einlegten. Einer meiner Hustenanfälle verscheuchte einen anderen Gast von unserem Tisch - er traute meiner Versicherung, dass mein Corona-Test negativ ausgefallen war, offensichtlich nicht.

Nach dem Tierwis wechselte die Route in die sonnenbeschienene Westflanke des Säntis. Diese ist mit weissem, zerfurchten Kalkstein überzogen. Fast senkrecht stehen hier die gut erkennbaren Gesteinsschichten nebeneinander. Über uns sah man bereits die Gipfelstation des Säntis - und die steilen Felswände, die noch vor uns lagen.

Schliesslich erreichten wir die Himmelsleiter, das letzte Stück vor dem Gipfel. Zahlreiche Metalltritte und Stahlseile ermöglichen den Aufstieg über die vertikale Felswand. Kurz aber anstrengend war die Kletterei dieses Nadelöhr hinauf. Oben angekommen war man zwar nicht im Himmel, aber wenigstens nahe beim nächsten Restaurant für eine erneute Verschnaufpause.

Den Säntisgipfel teilen sich übrigens die drei Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen. Dass Appenzell Ausserrhoden - entgegen dem natürlichen Grenzverlauf - einen Anteil am Gipfel hat, geht auf ein Bundesgerichturteil aus dem Jahr 1895 zurück, für welches eine Delegation aus drei Bundesrichtern zu Fuss zum Säntis aufsteigen musste und welches die NZZ als "sympathischstes Fehlurteil" des Bundesgerichts betitelte (Juristisch Interessierte - die auch noch die alte deutsche Schrift lesen können - finden den Originalentscheid des Bundesgerichts hier: BGE 21 I 957)

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Der zweite Teil der Wanderung führte über den Lisengrat, auch dieser ist für seine Ausgesetztheit bekannt. Nach einem ersten kraxeligen Stück wurde der Grat aber schnell wieder breit und ich war schon fast ein wenig enttäuscht. Doch Reto versicherte mir, dass noch weitere interessante Teilstücke kommen würden, und er behielt recht: Der Weg führte entlang von und teilweise zwischen spitzen Felswänden hindurch. Doch überall gab es Metalltritte und Ketten, an denen man sich festhalten konnte. 

Schliesslich erreichten wir die Rotsteinpasshütte, wo wir die Nacht verbrachten und den zahlreichen Steinböcken zuschauen konnten, die sich im Geröllfeld gegenüber der Hütte tummelten. 

Nachdem mich der erste Tag ziemlich geschlaucht hatte, entschied ich mich am nächsten Tag zusammen mit einem weiteren Mitwanderer direkt nach Wildhaus abzusteigen, statt noch einen Umweg über den Altmannsattel zu machen. Gemütlich und mit vielen Pausen erreichten wir so schliesslich gegen Mittag Wildhaus.



Wanderinfos:

  • Gewandert: 19./20. August 2023
  • Route: Schwägalp - Musfallen - Tierwis - Säntis - Lisengrat - Rotsteinpass (Samstag); Rotsteinpass - Schafboden - Gerstei - Dreihütten - Gamplüt - Wildhaus (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 6,1 km (Samstag); 8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 110 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Rotsteinpass
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Strecke Samstag

Donnerstag, 31. August 2023

Kesch Trek (2/2): Kopflos durch den Regen

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Nach einer kurzen Nacht in der Kesch-Hütte - mein Schlaf in SAC-Hütten wird von meiner Fitnessuhr regelmässig mit "schlecht" bewertet - nahmen wir den zweiten Teil unserer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch in Angriff. 

Der Morgen begann wenig anstrengend: Wir folgten dem schmalen Pfad, der meist flach oder leicht abwärts der Flanke des Val dal Tschüvel entlang führt. Das Tal ist mit kargen, eintönigen Weiden überzogen und ich fand, dass die Gegend im Winter schneebedeckt viel eindrücklicher ist. Wir bogen schliesslich ins Val Funtauna ab und erreichten bald den Scalettapass (2'605 m). Von hier aus war geplant, mit dem Scalettahorn den zweiten Dreitausender der Tour zu besteigen. Wir folgten einer spärlich mit Steinmännchen markierten Spur durch ein ausgedehntes Geröllfeld, in welchem jeder Stein eine andere Farbe zu haben schien. Ein paar besonders glänzende Exemplare hätten sich gut auf meinem Balkon gemacht, doch leider fand sich kein Träger dafür.

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Am Fuss des kläglichen Rest des Eisfelds unterhalb des Scalettahorns verloren wir kurz die richtige Wegspur, was dazu führte, dass wir in einem lockeren Moränenfeld endeten. Als wir schliesslich wieder die richtige Route fanden, hatten wir aber die Lust auf den Rest des Aufstiegs verloren. Daher ging es nach einer kurzen Pause zurück zum Scalettapass - ohne Gipfelerlebnis.

Wir stiegen vom Scalettapass hinunter und kurz vor dem Dürrboden bogen wir Richtung Grialetschhütte ab. Wie bereits am Vortag hätte nach meinem Geschmack die Wanderung hier enden können. Doch wir kamen um den Aufstieg zur Fuorcla da Grialetsch (2'537 m) nicht herum. Belohnt für die Anstrengung wurden wir mit schönen Bergseelein auf der Passhöhe und den Annehmlichkeiten der neu renovierten Chamanna da Grialetsch - ich gönnte mir sogar eine 5-minütige warme Dusche.

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Für den letzten Tag der Tour - den 1. August - war ab Mittag Regen angesagt. Der geplante Aufstieg auf das Flüela-Schwarzhorn strichen wir daher von Anfang an. Wir waren aber zuversichtlich, vor dem Regen den Flüelapass zu erreichen.

Der Aufstieg zur Fuorcla Radönt (2'786 m) ist mit ausgedehnten Blockfeldern bedeckt, über welche wir hinweg balancieren mussten. Irgendwann fielen die ersten Tropfen vom Himmel, zuerst aber nur sehr spärlich. Auf der anderen Seite des Übergangs erhob sich dunkel vor den tief hängenden Wolken das Schwarzhorn. Schade, dass wir auch diesen Dreitausender auslassen mussten. 

@wandernohneende
Wir hatten den Flüelapass schon fast erreicht, als sich schliesslich der feine Nieselregen in einen regelrechten Wolkenbruch verwandelte - zwei Stunden vor der von MeteoSchweiz vorhergesagten Zeit. Er dauerte nur eine Viertelstunde, doch diese reichte aus, um uns komplett zu durchnässen.

Wir erreichten die Passstrasse bei der Busstation "Susch, Abwz. Schwarzhorn" und suchten Schutz vor dem Wind hinter einem geparkten Kleinbus. Dort stellten wir fest, dass der Bus erst ab der Passhöhe fuhr. Die Kopflosigkeit, die unsere Gruppe danach erfasste, liess sich später nur schwer nachvollziehen: Irgendjemand lief aus nicht erklärbaren Gründen in die falsche Richtung - und alle anderen ohne nachzudenken hintendrein. Der Einzige, der zurückblieb, war unser Organisator Ivan, der so sehr mit dem Reissverschluss seiner Regenhose beschäftigt war, dass ihm der Totalverlust seiner Gruppe zunächst gar nicht auffiel. 

Wir waren sicher einen Kilometer der Passstrasse gefolgt - abwärts statt aufwärts - bis Ivan unsere Abwesenheit bemerkte und uns wieder auf den richtigen Weg leitete. Nass und leicht frustriert erreichten wir schliesslich die Passhöhe, wo wir uns bei einem Kaffee wieder aufwärmten. Trotz des nassen Endes waren es eine schöne Tour gewesen!

Der Blogbeitrag über den ersten Teil des Kesch Treks findet sich hier.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Montag/Dienstag, 31. Juli/1. August 2023
  • Route: Kesch-Hütte - Val dal Tschüvel - Val Funtauna - Scalettapass - Seeböden - Ober Schönbüel - Fuorcla da Grialetsch - Chamanna da Grialetsch (Montag); Chamanna da Grialetsch - Fuorcla Radönt - Radönt - Susch, Abzw. Schwarzhorn (Dienstag
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 15 min (Montag); 2 h 20 min (Dienstag)
  • Distanz: 16 km (Montag); 5,1 km (Dienstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 890 m (Montag); 320 m (Dienstag)
  • Übernachten: Chamanna da Grialetsch SAC (Montag)
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Strecke Montag


Donnerstag, 24. August 2023

Kesch Trek (Teil 1/2): Dreitausender im Nebel

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Über das verlängerte 1. August-Wochenende schloss ich mich wieder einmal Ivan an, der eine vielversprechende viertägige Wanderung rund um den Piz Kesch zusammengestellt hatte. Die Tour startete am Samstag in Madulain - mit einer angemessenen Abgangsverspätung, es war ja eine Wanderung von Ivan.

Der erste Tag bestand aus dem Aufstieg zur Chamanna d'Es-cha. Am Anfang folgten wir über eine weite Strecke einem breiten Feldweg, welcher in grossen Kurven den Hang hinauf führte, bis wir schliesslich das breite Val d'Es-cha erreichten. Am Horizont thronte der mächtige Piz Kesch, auf den wir direkt zusteuerten. Über weite Alpweiden stiegen wir die Bergflanke hinauf und versuchten, die Murmeltiere ausfindig zu machen, die ihre Artgenossen pfeifend vor uns warnten.

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Die Hütte hielt sich bis zum Schluss versteckt. Als wir einen kleinen Hügel halb umrundet hatten, standen wir dann plötzlich direkt vor ihr. Wir machten es uns zunächst auf der Terrasse gemütlich, doch kaum hatte die nette Hüttencrew unser Essen gebracht, setzte Regen ein. Wir flohen in die gemütliche Gaststube der kürzlich renovierten Hütte.

Am nächsten Morgen hatte sich der Regen verzogen. Übrig geblieben waren ein paar vereinzelte Wolken vor blauem Himmel. Eine dieser Wolken hatte sich aber ausgerechnet am Gipfel des Piz Blaisun festgesetzt, dem Gipfelziel des Tages. Zunächst hatten wir die Hoffnung, dass sich die Wolke noch verziehen würde. Doch auf der Fuorcla Pischa angekommen, war klar, dass es nichts werden würde mit einem ungetrübten Gipfelrundblick. Wir entschieden uns trotzdem für den Aufstieg - wenn man ja schon mal da war. 

@wandernohneende
Der pyramidenförmige Piz Blaisun besteht vornehmlich aus brüchigem Schiefergestein und Dreck. Im Zickzack ging es die steile Flanke hoch in die Wolke. Auf dem Gipfel (3'200m) angekommen gratulierten wir uns zur erfolgreichen Besteigung eines Dreitausenders und versuchten, durch die raren Lücken in der Wolke einen Blick auf das Bergpanorama um uns herum zu erhaschen.

Der Abstieg über den rutschigen Untergrund ging besser als ich befürchtete hatte und bald standen wir wieder auf der Fuorcla Pischa. Von da stiegen wir über ein ausgedehntes Schotterfeld hinunter ins Val Plazbi. Als wir die Alp digl Chants erreichten, hatte ich eigentlich für den Tag genug gewandert, doch auf uns wartete der Wiederanstieg zur Keschhütte.

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Ich hatte diesen Aufstieg schon zweimal im Winter mit Schneeschuhen gemacht - und jedes Mal verflucht. Ich bezweifelte, dass es im Sommer besser sein würde. Am Anfang führte der gut ausgebaute Weg durch ein lichtes Lärchenwäldchen, bevor wir die Baumgrenze wieder hinter uns liessen und ein ausgedehnte Hochtal erreichten. Im Gegensatz zum Winter rauschte der Wildbach sichtbar neben uns her. Und aufgrund der Wegführung der Sommeroute verlor man zwischendurch keine Höhe und so war der Aufstieg am Schluss nicht so schlimm wie in meiner Erinnerung. 

In der vollbesetzten Keschhütte mit Blick auf den gleichnamigen Berg und die kümmerlichen Reste des Porchabella-Gletschers verbrachten wir die Nacht, bevor wir am nächsten Tag den zweiten Teil unseres Kesch Treks in Angriff nahmen.

Der zweite Teil der Wanderung gibt es hier.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 29./30. Juli 2023
  • Route: Madulain - Alp Es-cha Dadout - Val d'Es-cha - Chamanna d'Es-cha (Samstag); Chamanna d'Es-cha - Fuorcla Pischa - Piz Blaisun - Fuorcla Pischa - Alp Plazbi - Alp digl Chants - Schegvel - Kesch-Hütte SAC (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 10 min (Samstag); 6 h 45 min (Sonntag)
  • Distanz: 6 km (Samstag); 15 km (Sonntag)
  • Höhenmeter: 890 m (Samstag); 1'300 m (Sonntag)
  • Übernachten: Chamanna d'Es-cha CAS (Samstag); Kesch-Hütte SAC (Sonntag)
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Strecke Sonntag 



Donnerstag, 27. Juli 2023

3-tägige Gletschertour über das Plateau du Trient

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Als ich den Startort meiner Gletschertour in der SBB-App eingab, spuckte diese eine Reise von über vier Stunden Dauer und mit fünfmal Umsteigen aus - ein deutliches Zeichen, dass ich in eine ziemlich abgelegene Ecke der Schweiz unterwegs war. Praz-de-Fort liegt im Val Ferret, südlich von Martigny und damit nahe am Dreiländereck Schweiz-Frankreich-Italien. Werbung macht die Gegend am Fuss des Grossen Sankt Bernhards mit plüschigen Bernhardinern.

Der erste Tag bestand aus einem einzigen, sehr langen Aufstieg: Zuerst - noch etwas geschützt vor der Sommerhitze durch den Wald - entlang der wilden Reuse de Saleinaz. Als wir die Baumgrenze schliesslich hinter uns gelassen hatten, wurde der Weg klettersteigartig: Metallbügel und Ketten boten Hilfe beim Erklimmen von glattgewaschenen Felsen. Die Kraxelei machte den langen Hüttenzustieg interessant, zerrte aber auch an meiner Kondition. 

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Auf dem letzten Stück - die Hütte hoch über uns auf einem exponierten Felsen schon in Blickweite - galt es dann noch über ein ausgedehntes Blockfeld zu balancieren. Erst in diesem Mai hatte ein Bergsturz den Hüttenweg verschüttet und der neue Weg durch dieses Hindernis war nur marginal gekennzeichnet. Der Schlussanstieg war dann einfach nur noch steil und heiss - ich hatte schon lange nicht mehr so gelitten wie bei diesem Aufstieg!

Als Entschädigung wurden wir von der Hüttencrew der Cabane de Saleinaz (2'689 m) mit Tee begrüsst und den ganzen Abend äusserst gastfreundlich bewirtet. Da war der übermässig anstrengende Aufstieg schnell vergessen. Wir waren die einzige Gruppe, welche die Nacht in der Hütte verbrachte, und genossen die Ruhe und den Platz.

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Am nächsten Morgen scheuchte uns Hansruedi, unser Bergführer, früh aus den Betten. Im Lichte der aufgehenden Sonne stiegen wir über das lockere Geröll der abschüssige Moräne hinunter zum Glacier de Saleinaz. Wie schnell ein Unfall passieren kann, zeigte sich, als ein gelöster Felsbrocken eine Mitwanderin nur knapp verfehlte. Doch wir hatten Glück und kamen unbeschadet auf dem Gletscher an. Dieser war aper und problemlos zu überqueren. 

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Auf der anderen Seite ging es wieder aufwärts bis zum Bivouac de l'Envers des Dorées, bei welchem ich - neben der grandiosen Aussicht auf die weisse Bergpracht - vor allem die ausgesetzte Toilette eindrücklich fand. Kurz hinter dem Biwak trat ich in ein Schneeloch und mein linkes Bein versank bis zur Hüfte so fest im Schnee, dass ich nicht einmal mehr meinen Fuss bewegen konnte. Unser Bergführer musste mich schliesslich mit dem Pickel befreien. 

Danach folgte die Schlüsselstelle des Tages: Entlang eines abschüssigen Schneefelds, über welches wir seitlich aufstiegen, erreichten wir einen stotzigen Grat, der im unteren Teil mit lockerem Gestein bedeckt war, im oberen mit einer weichen Schneewächte. Ich war froh, als ich diese Kraxelei unbeschadet hinter mich gebracht hatte. 

Auf dem Col du Plines (3'250 m), am Ufer eines kleinen Gletschersees, der sich hinter einem Felszacken gebildet hatte, machten wir Pause, bevor wir das ausgedehnte Plateau du Trient betraten.

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Auf der anderen Seite des weiten Eisfeldes war bereits unser Ziel, die Cabane du Trient, sichtbar. Während wir den flachen Gletscher überquerten, konnten wir live eine Luftrettung der Air Zermatt miterleben: Zunächst setzte der Helikopter auf dem Schnee auf und lud einen Arzt aus, um dann zwei wohl in den Aiguilles Dorées verunfallte Bergsteiger mit der Longline auszufliegen. 

Die Cabane du Trient (3'169 m) liegt hoch über dem Gletscherplateau und die sonnige Terrasse inklusive atemberaubender Aussicht und extra bereit gestellten Sonnenliegen hätten für ein ausgiebiges Sonnenbad eingeladen - wenn nicht ein kühler Wind einen Strich durch diese Rechnung gemacht hätte. Daher verbrachten wir den Rest des Tages lieber im warmen Speisesaal. Im Gegensatz zur Cabane de Saleinaz war die Trient voll besetzt und damit wurde der Abend nicht ganz so gemütlich am Tag zuvor.

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Auch am letzten Tag unserer Tour gab es eine frühe Tagwacht. Schnell waren wir von der Hütte wieder zum Gletscher hinabgestiegen. Wir wanderten quer über die weisse Fläche des Trientgletschers, die rundherum von zerklüfteten, spitzen Zacken umgeben ist. Ein eindrücklicher Ort. 

Immer leicht aufwärts gehend, erreichten wir schliesslich den Col Supérieur du Tour (3'288 m). Auf dem zugigen Übergang hatte eine Gruppe Bergsteiger offenbar die Nacht verbracht - ich hätte mir für ein Biwak eine geschütztere Stelle ausgesucht. Hier überschritten wir auch die Grenze nach Frankreich.

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Auf der anderen Seite des Passes ging es steil hinunter, zuerst ungeschickt kletternd über Felsen, dann vorsichtig ein abschüssiges Schneefeld hinunter, bis wir den Glacier du Tour erreichten. Diesem folgten wir eine Weile, immer leicht abwärts, bis wir schliesslich kurz vor dem Refuge Albert 1er das Eis hinter uns liessen und die Steigeisen im Rucksack verstauten. 

Direkt beim Refuge bricht der Glacier du Tour spektakulär über eine Steilstufe und bildet riesige, zerklüftete Spalten. Ebenfalls spektakulär, gleichzeitig aber auch beängstigend, waren die gigantischen Wassermassen, die aus dem Sockel des Gletscher heraus- und die Felsen hinabströmten. Hier konnte man der Gletscherschmelze in Echtzeit zuschauen.

Während wir den Hüttenweg hinabstiegen, kamen uns zahlreiche Wanderer und vor allem Trailrunner entgegen - ein deutliches Zeichen, dass wir uns wieder der Zivilisation näherten. Am Horizont - etwas hinter Wolken verborgen - erhob sich der Mont Blanc und im Tal zu seinem Fusse erkannte man Chamonix. 

Für den letzten Teil des Abstiegs gönnten wir uns schliesslich die Gondel. Mit dem Zug - durch einen sehr malerischen Teil von Frankreich und der Schweiz, welcher mir bisher gänzlich unbekannt war, ging es dann wieder zurück nach Norden.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag/Samstag/Sonntag, 14./15./16. Juli 2023
  • Route: Praz-de-Fort, Le Revers - Prise d'eau de Saleina - Plan Monay - La Gare - Cabane de Saleinaz (Freitag); Cabane de Saleinaz - Glacier de Saleinaz - Bivouac de l'Envers des Dorées - Plateau du Trient - Cabane du Trient (Samstag); Cabane du Trient -  Plateau du Trient - Col Supérieur du Tour - Refuge Albert 1er CAF - Charamillon/La Tour (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Freitag); 4 h (Samstag); 5 h (Sonntag)
  • Distanz: 6,7 km (Freitag); 5,5 km (Samstag); 10,6 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'530 m (Freitag); 850 m (Samstag); 250 m (Sonntag)
  • Übernachten: Cabane de Saleinaz CAS (Freitag); Cabane du Trient CAS (Samstag)
Freitag: Praz-de-Fort bis zur Cabane Saleinaz

Samstag: Cabane Saleinaz zur Cabane du Trient

Sonntag: Cabane du Trient nach Tour (F)


Donnerstag, 6. Juli 2023

HHH: Heinzenberger Höhenweg mit Hotpot

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Das Motto unseres diesjährigen Wanderprojekts lautet "Gratwanderung". Luzias Beitrag dazu führte uns in eine mir bisher unbekannte Ecke des Graubündens, den Heinzenberg.  

Am frühen Morgen stiegen wir in Thusis in ein Minipostauto, das wir ganz für uns alleine hatten, und liessen uns in das kleine Örtchen Präz chauffieren. Dort starteten wir unsere Wanderung, welche dem ausgeschilderten "Heinzenberger-Gratweg" folgte. Doch um überhaupt auf den Grat zu gelangen, galt es zunächst 800 Höhenmeter die Flanke des Heinzenbergs hochzusteigen. Ein nicht ganz unanstrengendes Unterfangen. Beim Pkt. 1981 erreichten wir schliesslich den Grat und machten Pause umringt von verblühenden Alpenrosen. 

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Anschliessend folgten wir dem Gratweg, welcher in einem abwechslungsreichen Auf und Ab von einem Gipfel zum nächsten führte. Der höchste war der Tguma (2'162 m), welcher mit einem modernen Gipfelkreuz aufwartete. Unter uns - auf der rechten Seite - sah man ins Safiental hinunter, in welches sich ein Fluss tief eingegraben hatte. Auf der linken Seite prägte der markante Piz Beverin die Aussicht.

Nach dem Abstieg zum Bischolapass ging es eine Weile flach über breite Feldwege, was mir gut passte, denn eigentlich hatte ich für den Tag bereits genügend Höhenmeter gemacht. Doch zum Abschluss folgte noch ein erneuter Aufstieg zum Glaser Grat (2'124 m). Ein weiteres, nicht ganz unanstrengendes Unterfangen. Danach ging es aber wirklich nur noch abwärts.

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Weiter unten beim Glaspass erlagen wir fast der Versuchung, für den Rest des Abstiegs ins Postauto zu steigen. Doch wir widerstanden und stiegen zu Fuss durch den üppig grünen Wald hinab nach Tschappina. 

Dort übernachteten wir im Gasthaus Alpina und liessen den Abend mit einem kühlen Drink im warmen Hotpot mit Blick auf den Piz Beverin ausklingen. Manchmal ist das Leben gar nicht so schlecht. Und ganz unanstrengend.

Am nächsten Tag ging es nochmals hoch zum Glasspass - diesmal gönnten wir uns das Postauto. Wir stiegen auch nicht mehr bis zum Grat hoch, sondern wanderten mehr oder weniger flach entlang der Hügelflanke bis zum Bischolapass. Im kleinen Pascumineree hatten wir am Vortag Leute baden sehen und dies wollten wir auch tun. Es brauchte etwas Überwindung in den kühlen Bergsee zu tauchen, doch auf jeden Fall fühlte ich mich danach nachhaltig erfrischt.

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Eine Fliegenplage verscheuchte uns schliesslich vom See- und Sonnenbad und wir stiegen über Weiden und Wälder hinunter nach Flerden, wo dieses schöne Wanderwochenende ein Ende fand.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 24./25. Juni 2023
  • Route: Präz - Pranzolas - Alp Gronda - Pkt. 1981 - Präzer Höhi - Tguma - Bischolapass - Lüsch - Glaser Grat - Glaspass - Tschappina (Heinzerberger-Gratweg, regionale Route Nr. 763) (Samstag); Glaspass - Seeboda - Lüschersee - Lüsch - Bischolapass - Pascuminersee - Rascheins - Sanestris - Badugns - Flerden (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 50 min (Samstag); 2 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 19 km (Samstag); 9,9 km (Sonntag)
  • Höhenmeter: 1'325 m (Samstag); 240 m (Sonntag)
  • Übernachten: Gasthaus Alpina, Tschappina
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Heinzenberger Gratweg (Samstag)



Donnerstag, 27. April 2023

Schneefelder am Moléson (Ostern 3/3)

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Der letzte Tag meiner Osterwochenendwanderung entlang des Alpenpanoramawegs begann früh und ohne Frühstück. Dies lag daran, dass mein überteuertes Hotel in Gruyères Frühstück erst ab halb neun Uhr anbot und die Busverbindungen in Les Paccots, dem Zielort meiner Wanderung, sehr spärlich waren. Am Vorabend hatte ich daher ausgiebige Berechnungen angestellt, um meine geschätzte Wanderzeit mit dem Busfahrplan in Einklang zu bringen, und ein früher Start schien das beste Resultat zu versprechen.

Gruyères war so früh am Morgen komplett ausgestorben und alle Geschäfte hatten noch geschlossen. Das galt leider auch für den Bahnhof, wo ich zumindest auf Kaffee und Gipfeli gehofft hatte. Also ging es ungestärkt an die erste Steigung, welche durch Wälder und über Alpweiden führte. Am Horizont hob sich imposant der schneebedeckte Moléson vom blauen Himmel ab. Eine frühere Idee, die Wanderung mit einem Abstecher auf seinen Gipfel zu verbinden, hatte ich nicht nur wegen dem engen Zeitmanagement, sondern vor allem wegen dem vielen Schnee schon am Vortag verworfen. Ansonsten startete ich mit der Hoffnung in den Tag, wenigstens zum Abschluss meiner Wanderung nicht wieder im Schnee stecken zu bleiben. Wiesen voller Krokusse unterstrichen das hoffungsvolle Frühlingsgefühl.

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Ich kam gut voran und lag vor meiner Zeitplanung, so dass ich mir auf einer sonnenbeschienen Bank bei Maulatrê-d'Amont eine ausgedehnte Pause gönnte. Ich unterlag der - falschen - Annahme, dass ich hier den Aufstieg schon hinter mir hatte und es nur noch flach oder abwärts weiter gehen würde. Doch leider zog sich der Anstieg noch bis Plan Francey, der sehr verlassen wirkenden Talstation der Gondelbahn auf den Moléson, hin.

Dort wurde auch meine Illusion einer schneefreien Wanderung zerstört: Entlang des Nordhanges des Molésons lag noch ein ausgedehntes Schneefeld, das es zu traversieren galt. Eis und Schnee hielten sich auch danach hartnäckig auf den Wegen.

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Ich folgte dem Alpenpanoramaweg, welcher als nationale Route Nr. 3 ausgeschildert ist. Auf dieser Etappe wichen aber die Wegweiser mehrmals von der Route auf der Karte ab und schienen in eine völlig andere Richtung zu weisen. Bei Chalet du Gros-Plané war Situation besonders verwirrlich, indem sich Wegweiser und Karte um 180 Grad widersprachen. Abgelenkt mit der Wegfindung rutschte ich prompt auf einer Eisblase aus, was mir für den Rest des Tages ein schmerzhaftes Knie bescherte.

Der folgende Abstieg war eher ereignislos und schneefrei. Am Anfang folgte die Route einem breiten Alpsträsschen, bog dann aber in den Wald ab, wo ein weicher, mit Holzspänen bedeckter Weg ein Wohltat für mein lädiertes Knie war. Das letzte Stück bis Les Paccots führte schliesslich unschön einer Nebenstrasse entlang. Ich erreichte das verschlafene Ferienressort früh genug, um mich auf die Suche nach einer Toilette und einem Kaffee zu machen. Während Ersteres schnell gefunden war, musste ich an diesem Tag komplett auf Kaffee verzichten.


Die beiden anderen Teile meiner Osterwanderung finden sich hier: Karfreitag (Guggisberg-Schwarzsee) und Ostersamstag (Schwarzsee-Charmey).


Wanderinfos:

  • Gewandert: Ostersonntag, 9. April 2023
  • Route: Gruyères - In Maulatrê-d'Amont - Petites-Clés - Plan Francey - Chalet du Gros-Plané - Le Villard - Les Rosalys - Les Paccots (Etappe 22 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 17 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 930 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs gibt es hier
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