Donnerstag, 25. November 2021

Von Arosa nach Davos: Brünstige Hirsche, heimeliges Heimeli und ein steiler Tritt

@wandernohneende
Die Anzeichen des herannahenden Herbstes waren nicht zu übersehen, als mich erneut eine Wanderung ins Graubünden führte, diesmal für eine Tour, die Rico organisiert hatte. Gemütlich tuckerten wir mit dem Bähnchen bis nach Arosa. Dort gab es eine Stärkung in einem Café, bevor wir uns dem Wandern zuwandten. Ohnehin war an diesem Wochenende das Kulinarische mindestens so wichtig wie das Wandern.

Zunächst ging es durch das Dorf abwärts zum kleinen Isel-Stausee und auf dessen anderen Seite mit einer stetigen, angenehmen Steigung immer leicht aufwärts durch einen herbstlich gefärbten Wald und verlassene Alpen. Im beschaulichen Weiler Medergen legten wir auf der Terrasse des Restaurants Alpenrose eine Pause ein und genossen ein Bier in der warmen Herbstsonne.

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Über eine offene Heidelandschaft erreichten wir schliesslich das Sapün, wo wir vom lauten Röhren eines zunächst unsichtbaren Hirsches begrüsst wurden. Beim Seebjiboden - wo es tatsächlich einen kleinen Tümpel gab - fing der Abstieg ins Tal hinunter an und wir waren uns bewusst, dass wir diese Strecke am nächsten Tag wieder hochsteigen mussten. 

Wir hielten immer wieder Ausblick nach dem Hirsch und dann sahen wir ihn: Majestätisch mit seinem riesigen Geweih stand er hoch oben auf dem Bergkamm und schaute auf uns herunter. Etwas weiter unten entdecken wir auch sein umfangreiches Harem, das in einer steilen Wiese weidete.

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Die Nacht verbrachten wir im Berggasthaus Heimeli, wo der Name Programm ist: In der liebevoll dekorierten Unterkunft liessen wir uns mit einem Gourmetmenu verwöhnen, bevor wir uns - begleitet vom anhaltenden Röhren des Hirsches - in bequemen Betten schlafen legten.

Am nächsten Morgen als wir zurück zum Seebjiboden hochstiegen, versuchte der Hirsch noch immer, seine Damen lauthals zu bezirzen; seine Ausdauer war bewundernswert. Unsere Ausdauer sollte noch getestet werden, doch nachdem wir wieder den kleinen See beim Seejiboden erreicht hatten, ging es zunächst fast flach ins Chüpfer Tälli hinein und nur die vielen reifen Heidelbeeren, die degustiert werden mussten, verlangsamten unser Vorwärtskommen. 

Je näher wir der senkrechten Felswand kamen, welche den Talkessel abschloss, desto unwahrscheinlicher schien es mir, dass es dort ein Weiterkommen gab. Doch schliesslich konnte man die rotbraune Treppe im grauen Fels gut erkennen. Die letzten Meter vor dem Einstieg in den Tritt führten über ein abschüssiges Schotterfeld, das ausgesetzter war als die anschliessende Treppe. Tritt für Tritt ging es 220 Eisenstufen hinauf. So bringt man Höhenmeter effizient hinter sich!

Über eine sumpfige Wiese erreichten wir die Latschüelfurgga und von da war es nicht mehr weit zum Strelapass, wo wir uns mit einem leckeren Flammenkuchen stärkten. Anschliessend ging es nur noch abwärts und wir hatten eine guten Ausblick auf das "Goldene Ei" von Davos. Bei der Mittelstation der Parsennbahn beendeten wir die Wanderung und gönnten uns für den Rest des Abstiegs die Bahn.



Wanderinfos

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 2./3. Oktober 2021
  • Route: Arosa - Stausee Isel - Furggenalp - Medergen - Seebjiboden - Jatz (Samstag); Jatz - Seebjiboden - Tritt - Latschüelfurgga - Strelapass - Schiawang - Parsennbahn, Höhenweg (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 30 min (Samstag); 4 h (Sonntag)
  • Distanz: 11 km (Samstag); 11,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 m (Samstag); 800 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berghotel Heimeli, Sapün
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Donnerstag, 4. November 2021

Auf dem Walliser Sonnenweg von Crans-Montana nach Leukerbad

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Passend zu einem sonnigen Herbsttag im Wallis machte ich die Wanderung über den "Walliser Sonnenweg" von Crans-Montana nach Leukerbad. Ausgerechnet hatte ich eine Wanderzeit von ungefähr sieben Stunden, entsprechend war ich bereits früh auf den Beinen.

Es dauerte eine Weile, bis ich die letzten Häuser von Crans-Montana und die kahlen Skipisten, auf denen die Schneekanonen für die herannahende Wintersaison schon bereit standen, hinter mir gelassen hatte. Erste Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch die letzten Wolkenreste und liessen das Rhonetal erstrahlen. Die morgendliche Idylle wurde gestört durch laute Motorengeräusche, für die ich zunächst keine Erklärung fand. Als ich schliesslich eine Lichtung erreichte, löste sich das Rätsel auf: An den Hängen oberhalb von Sierre fand an diesem Tag die Rallye du Valais statt und ich sah nicht nur einige der Rennautos, die lärmend und staubend durch den Wald rasten, sondern auch zahlreiche Zuschauer, die es sich am Wegrand bequem eingerichtet hatten.

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Das laute Dröhnen der Motoren bildete einen scharfen Gegensatz zur lieblichen Landschaft: Entlang der Bisse de Tsittoret ging es auf einem sorgfältig angelegten Wanderweg durch gelb verfärbte Lärchenwälder. Erst als es ich die Suone hinter mir liess und den kleinen Wildbach La Tièche überquerte, verstummten allmählich auch die Motorengeräusche.

Richtig spektakulär wurde die Wanderung schliesslich, als ich die Baumgrenze erreichte und die Sonne die letzten Wolkenfetzen aufgelöst hatte, so dass nichts mehr den Blick auf das Panorama der Walliser Bergprominenz störte: Aufgereiht einer neben dem anderen hoben sich die schneebedeckten Viertausender vom blauem Himmel ab. Einer davon - aus dieser Perspektive kaum erkennbar - das Matterhorn, wie mir Peak Finder verriet. 

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Das Planigrächtli (2'231 m) bildete den höchsten Punkt der Wanderung. Ich genoss die Sonne, die schier unbegrenzte Bergsicht, die leuchtenden Herbstfahren und trödelte einfach nur so vor mich hin, bis mich ein Wegweiser daran erinnerte, dass ich noch ein ziemliches Stück von meinem Ziel entfernt war. Da war es gut, dass es nur noch abwärts ging: Über einen steilen, ausgewaschenen Pfad stieg ich zunächst bis zum Chäller ab, wo ich der kleinen Theodulskappelle einen Besuch abstattete. 

Danach bog der Weg in Richtung Leukerbad ab und führte unter den senkrechten Steilwänden der Chällenflüe durch. Bald kamen im Talgrund die ersten Häuser von Leukerbad in Sicht. Bis ich aber das Ortszentrum ganz am Ende des Talkessels erreicht hatte, dauerte es noch eine Weile: Der Abstieg durch die bunten Laubwälder war zwar nicht steil, aber lang und machte sich langsam aber sicher in meinen Füssen bemerkbar. 

Ich erreichte schliesslich Leukerbad noch früh genug, um auf dem Balkon meines Hotelzimmers die letzten Sonnenstrahlen mit hochgelagerten Beinen und mit einem kühlen Bier geniessen zu können. Als ich indes zur Gemmi hoch sah - das Ziel für den nächsten Tag - fingen die Füsse sofort wieder zu schmerzen an.



 Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 23. Oktober 2021
  • Route: Crans-Montana - Les Marolies - Courtavey - Bisse de Tsittoret - Cave du Sex - Plänigrächtli/Vaneralp - Chäller - Larschi - Fiess - Grantscheten - Leukerbad (Etappe 1 des Walliser Sonnenwegs/Regionale Route Nr. 61)
  • Meine Wanderzeit: 6 h 15 min
  • Distanz: 23 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'230 m

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