Sonntag, 16. Dezember 2018

Wintersonne im Tessin

Lago di Vogorno
Der Winter stand vor der Türe, doch bevor ich endgültig die Schneeschuhe aus dem Keller holte und die grossen Teller an meinen Wanderstücke montierte, machte ich nochmals einen Abstecher aus dem nebligen und kalten Zürich in die Südschweiz. Kalt war es zwar auch im Tessin, doch dafür konnte es mit einem wolkenlosen blauen Himmel aufwarten.

Die Wärme kam beim Aufstieg von Tenero Richtung Gordemo durch kahle Weinberge und enge Gässchen im Übrigen von selbst, dafür sorgten - wie im Tessin unvermeindlich - die zahlreichen Treppenstufen. Der Weg wurde flacher, als ich ins Verzascatal einbog und schon bald kam die imposante Staumauer des Lago di Vogorno in Sicht, von der bekanntermassen James Bond herunter gesprungen ist. An diesem Tag war zwar nichts von Pierce Bronsan zu sehen, dafür spiegelten sich die schneebedeckten Bergspitzen im klaren Wasser.

Madonna del Sasso
Ich überquerte die Staumauer und nach kurzer Zeit erreichte ich den Höhenweg, der dem Hügel entlang führt. Es war auch etwas eine Zeitreise, denn nur ein Stück von der modernen Staumauer entfernt führte der Weg über eine römische Bogenbrücke aus Stein. Immer wieder hatte man durch die Bäume schöne Ausblicke auf den Lago Maggiore, was die nicht wirklich anstrengende Wanderung abwechslungsreich machte.

Via der bekannten Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, die prominent über Locarno thront, stieg ich bis ans Seeufer hinunter. Nach einem letzten Blick in die Sonne ging es schliesslich zurück durch den Gotthard, auf dessen Nordseite Nebel und Schnee warteten.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 15. Dezember 2018
  • Route: Tenero - Gordemo - Staumauer Lago di Vogorno - Ronco di Bosco - All'Eco - Monti della Trinita - Locarno Muralto
  • Meine Wanderzeit: 3 h 20 min
  • Distanz: 13,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 620 m


Sonntag, 9. Dezember 2018

Rigi kurz und knapp

Nachdem meine Knie den langen Abstieg der letzten Wanderung nicht so gut vertragen hatten, suchte ich nach einem "knieschonenden" Ziel, das zudem sicher über dem Nebel lag, nicht allzu weit von Zürich entfernt war und keine Planung erforderte: Die Rigi erfüllte alle Voraussetzungen.

Ich bin schon unzählige Male auf die Rigi gewandert. Um die Sache zumindest ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten, nahm ich beim Dächli die Abzweigung in Richtung Blatten. Bei dieser Variante führte der Wanderweg zunächst nur leicht ansteigend durch die Wald. Erst oberhalb der Waldgrenze wurde der Pfad steil. Auf dem letzten, etwas ausgesetzten Stück lag zudem bereits Schnee, so dass ich mich mehrmals versichern musste, noch auf dem Wanderweg zu sein, denn nur ein paar Meter neben mir waren die senkrechten Felswände.

Der Weg endete direkt auf dem Rigi Kulm und als ich das Gitter öffnete, um auf die Aussichtsplattform zu steigen, störte ich zwei asiatische Touristinnen, die gerade dabei waren, Selfies zu schiessen und die ziemlich erstaunt schienen, dass ich scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war.

Mit dem Bähnchen ging es dann gemütlich - und knieschonend - zurück nach Arth-Goldau. Auch wenn nicht besonders ausgefallen, eine Wanderung auf die Rigi lohnt sich immer wieder!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 25. November 2018
  • Route: Arth-Goldau - Dächli - Blatten - Zingel - Rigi Kulm
  • Meine Wanderzeit: 3 h
  • Distanz: 8,7 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'320 m


Sonntag, 2. Dezember 2018

Mühseligkeiten am Oberblegisee

Oberblegisee
Wenn man meinem Facebook-Feed glauben konnte, war der Oberblegisee das Wanderziel der Saison. Auf jeden Fall schienen alle meine Wanderkollegen Fotos davon zu posten, so dass ich mich entschloss, mir den See einmal selber aus der Nähe anzusehen.

Von Luchsingen aus folgte ich dem Bösbächibach (Pleonasmus?) aufwärts und ignorierte den Wegweiser, der für den Oberblegisee nach rechts zeigte. Ich hatte mir zu Hause eine Route zusammengestellt, die weiter das Tobel hinauf führte. Schon nach kurzer Zeit erreichte ich die Schwefelquelle Luchsingen, deren Wasser Heilkräfte zugesagt werden. Der starke schweflige Geruch, welchen der tröpfelnde Hahn verströmte, hinderte mich aber am Selbstversuch. Im Rückblick war dies vermutlich ein Fehler gewesen, denn an diesem Tag hätte ich die Unterstützung aller verfügbaren Wundermittel gebrauchen können.

Heilquelle
Schwefel- und Heilquelle Luchsingen
Beim Aufstieg machte sich nämlich deutlich bemerkbar, dass ich die letzten beiden Wochen auf den kanarischen Inseln vornehmlich die Beine hochgelegt und den Blick aufs Meer genossen hatte: Ich kam sehr schnell ausser Atem. Vielleicht verpasste ich deshalb bei Schlattberg den Abzweiger, der mich zurück in die Schlucht gebracht hätte. Da ich keine Lust (und keine Kondition) hatte, Höhenmeter doppelt zu machen, entschied ich mich, erst weiter oben wieder in den Wanderweg einzubiegen. Dafür musste ich einer unmarkierten, schmalen Wegspur durch den Wald folgen, die abschüssig einem steilen Hang folgte. Die dicke Laubschicht, welche den Boden bedeckte, und die umgestürzten Bäume, die man über- oder unterkraxeln musste, halfen bei der Wegfindung nicht wirklich. Irgendwann stellte ich mir zudem die Frage, wann wohl im Kanton Glarus die Jagd anfing und zog zur Sicherheit meine dunkle Jacke aus.

Bei der Bösbächialp stiess ich endlich wieder auf den markierten Wanderweg und der war bis zum Oberblegisee so breit, dass man ihn auf keinen Fall verpassen konnte. Obwohl der See offenbar ein beliebtes Ausflugsziel ist, war ich an diesem Tag ganz alleine. Für mich war Oberblegi nur ein Zwischenziel, ich wollte nämlich auch noch den nächsten See "mitnehmen", das Guppenseeli. Dafür ging der Aufstieg nochmals weiter - bei der Planung zu Hause hatte die Wanderung irgendwie viel weniger anstrengend ausgesehen als draussen im Gelände.

"Guppenseeli"
Dazu kam, dass weiter oben auf dem Weg ein Schäumchen Schnee lag. Beim Aufstieg war dies kein Problem, doch den steilen und etwas ausgesetzten Abstieg zum Guppenseeli verwandelte der Schnee in eine heikle Rutschpartie, zumal plötzlich auch noch mein Knie anfing zu schmerzen. Ziemlich ungelenk, auch mal unter Zuhilfenahme meines Allerwertesten, stieg ich im Zeitlupentempo Richtung Guppen ab. Dass es - ausser ein paar Gämsen, die mir mitleidige Blicke zuwarfen - keine Zeugen für meine uneleganten Abstiegskünste gab, war nur ein kleiner Trost.

Zur Krönung des Tages stellte sich schliesslich heraus, dass vom Guppenseeli nichts zu sehen war - der trockene Sommer hatte es zum Verschwinden gebracht, alles was übrig geblieben war, war eine dünn mit Schnee überzogene Fläche. Dafür standen weitere 1'000 negative Höhenmeter mit einem schmerzenden Knie an. Zu sagen, dass sich der Abstieg hinzog, wäre eine Untertreibung. Nach über sechs Stunden - knapp vor dem Eindunkeln - erreichte ich endlich den Bahnhof von Schwanden. Ich hatte definitiv schon erholsamere Wanderungen gemacht!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Donnerstag, 22. November 2018
  • Route: Luchsingen-Hätzingen - Schlattberg - Bösbächialp - Unterstafel - Oberblegisee - Guppenseeli - Guppenalp-Oberstafel - Untere Stelli - Enneteggen - Schwanden
  • Meine Wanderzeit: 6 h 15 min
  • Distanz: 17,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'390 m