Freitag, 26. Mai 2017

Drei Gipfel zum Sommeranfang

Blick zurück zum Leistchamm
Das lange Auffahrtswochenende brachte die ersten richtigen Sommertage des Jahres und damit ideale Verhältnisse für eine grössere Wanderung. Clemens hatte eine herausfordernde Tour oberhalb von Amden zusammengestellt, der ich mich gerne anschloss.

Wir starteten in Arvenbüel und die Wanderung begann mit einem harmlosen Aufstieg über Wiesen und offene Wälder. Dass der Aufstieg nicht so harmlos bleiben würde, zeigte sich spätestens am Fusse des Leistchamms, unserem ersten Zwischenziel. Gut 400 Höhenmeter auf knapp 1,3 Kilometer waren bis zu seinem Gipfel noch zu überwinden. Dass der Weg sich - wo er nicht mehr schneebedeckt war - in glitschigen Morast verwandelt hatte, der das Profil meiner Bergschuhe im Nu auffüllte, machte den Aufstieg auch nicht einfacher. Meine Lungen verlangten nach mehr Luft und meine Füsse nach mehr Grip, während ich meinen Mitwanderern nachstieg. Als Entschädigung für den anstrengenden Aufstieg gönnten wir uns auf dem Leistchamm (2'100 m) eine ausgiebige Pause. Wir waren die einzigen Wanderer, die den Gipfel um diese Zeit schon erreicht hatten und ausser einem Segelflieger, der leise surrend Kreise um uns herum zog, waren wir alleine, so dass wir die Rundumsicht ungestört geniessen konnten.

Während der Aufstieg vor allem mühsam gewesen war, stellte sich der Abstieg über den gleichen matschigen, steilen Weg als eine sehr rutschige Angelegenheit heraus. Am besten liess sich die Rutschpartie noch kontrollieren, wenn man direkt in den Schneefeldern hinunter glitt. Trotzdem landete ich zweimal auf meinem Allerwertesten.

Leistchamm-Grat
Nachdem wir den Leistchamm ohne bleibende Schäden hinter uns gebracht hatten, bildete der nächste Gipfel keine wirkliche Herausforderung: Der Flügespitz (1'701 m) war kaum mehr als eine Unebenheit im Weg. Dafür bot er einen schönen Blick zurück auf den Leistchamm, dessen steile Flanke mit den hellen Felsen und Schneeresten in der Sonne glänzte.

Wir erreichten schliesslich die Vorder Höhi und es wäre eigentlich Zeit für ein kühles Bier gewesen, doch das Beizli auf der Vorder Höhi hatte geschlossen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als den letzten Gipfel des Tages in Angriff zu nehmen. Von weitem hatte der Gulmen nicht besonders hoch ausgesehen und der breite Weg bot auch keine technischen Schwierigkeiten, doch schliesslich zog sich der Aufstieg länger hin als ich gedacht hatte. Auf dem Gipfel des Gulmen (1'788 m) machten wir die letzte Pause, bevor wir uns an den Abstieg zurück nach Arvenbüel machte.

Clemens hatte für den Rückweg eine Route entlang des Beerenbach ausgesucht und der abwechslungsreiche Weg durch die kleine Schlucht bildete einen schönen Abschluss für diesen gelungenen Sommertag.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Freitag, 26. Mai 2017
  • Route: Arvenbüel - Looch - Leistchamm - Flügespitz - Vorder Höhi - Gulme - Hüttlisboden - Schwisole - Schwaderloch - Arvenbüel
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 16 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'200 m



Sonntag, 21. Mai 2017

Zwei Schluchten und ein Canyon

Claude organisierte sein traditionelles Creux du Van-Wochenende und schon Tage vorher hatte ich Appetit auf Fondue Bourguignonne mit feinem Angusrind. Doch das Essen mussten wir uns an diesem Tag redlich verdienen: Wir starteten in Boudry und wanderten zunächst durch die Areuse-Schlucht. Dank der Regenfälle der letzten Tage bot uns das tosende Wasser zwischen den engen Felsen viel Spektakel.

Bei Champ-du-Moulin machten wir eine Pause und das Restaurant La Truite zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass wir - eine 14-köpfige, durstige Gruppe - gar nicht erst bedient wurden. Nur weil Claude schliesslich den Service selber übernahm, gab es dann doch noch einen sehr wässrigen Cappuccino. Gut, dass sich 350 Höhenmeter später bereits die nächste Einkehrmöglichkeit bot: An der charmanten Bedienung der Ferme Robert gab es überhaupt nichts auszusetzen.

Dafür wurde nach der Ferme Robert der Aufstieg so richtig steil. Die senkrechten Felswände des Creux du Van fest im Blick und den Puls am Anschlag, stiegen wir auf dem Sentier du Single immer höher. Endlich oben angelangt, wurden wir von zwei Steinböcken begrüsst, die sich von uns in keiner Weise aus der Ruhe bringen liessen. Wir genossen den Blick über den imposanten Felskessel und wanderten entlang seiner Krete zur Ferme Le Soliat.

Dort hätte der Abend fast mit einer Katastrophe begonnen, denn der Wirt hatte nicht mehr genügend Fleisch für uns alle. Doch dank einer - ebenfalls fleischhaltigen - zusätzlichen Vorspeise ging am Schluss niemand hungrig ins Bett.

Die Nacht verbrachten wir im ungeheizten Massenlager des Restaurants und manch einer fror unter mehreren Schichten Wolldecken. Der heftige Wind, der am nächsten Morgen trotz Sonne und blauem Himmel bliess, war zum Aufwärmen auch nicht gerade geeignet. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem ebenso ausgiebigen Fotostopp beim Creux du Van, bei welchem die grösste Herausforderung war, vom Wind nicht in den Abgrund geblasen zu werden, setzten wir schliesslich unser Wanderwochenende fort und bald wurde uns wieder warm.

Wir folgten zunächst dem ausgeschilderten Jura Höhenweg (nationale Route Nr. 5). Vor zwei Jahren war der Jura Höhenweg unser Sommer-Wanderprojekt gewesen und wir schwelgten in Erinnerungen, als wir über die offenen Juraweiden und entlang der weissen Steinmauern wanderten.

Kurz nach La Combaz verliessen wir den bekannten Weg und bogen Richtung Môtiers ab. Nicole hatte im Internet Bilder der Gorges de la Poëta Raisse gefunden und die Wirklichkeit konnte mit den Bildern mehr als mithalten: Die Schlucht erwies sich als ein echtes Bijou. Die Poëta Raisse ist im Gegensatz zur Areuse-Schlucht zwar kleiner und wird eher von einem Bach denn von einem Fluss durchflossen, doch der Wanderweg zwängt sich über schmale Stege und steile Treppenstufen entlang von kleinen Wasserfällen durch die senkrechten Felsen. Die Schlucht war ein perfekter Abschluss für ein tolles Wochenende!






Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 20./21. Mai 2017
  • Route: Boudry - Gorges de l'Areuse - Champ-du-Moulin -  La Ferme Robert - Bas du Single -Sentier du Single - Le Soliat (Samstag); Le Soliat - Les Rochats - La Combaz - Gorges de la Poëta Raisse - Môtiers (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5h (Samstag); 4 h 30 (Sonntag)
  • Distanz: 18 km (Samstag); 19 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'030 m (Samstag); 360 m (Sonntag)
  • Übernachten: Ferme Le Soliat







Freitag, 5. Mai 2017

Hörner Spalten Tobel Höhlen

Thomas hatte eine Wanderung zusammengestellt, die alle bekannten und weniger bekannten Attraktionen des Zürcher Oberlands umfasste. Das musste ich natürlich trotz den durchzogenen Wetterprognosen dabei sein, und der angekündigte Regen bot ohnehin eine gute Gelegenheit, meine neue Hardshelljacke zu testen (Das Testergebnis vorab: Es regnete am Schluss nur für knappe fünf Minuten und während diesen fünf Minuten hielt die Jacke dicht).

Beim Start in Hinwil stellte ich fest, dass mehr Leute als gedacht mittwochs (auch) nicht arbeiten: Unser Wandergrüppchen umfasste zu Beginn mehr als zehn Personen (Im Laufe des Tages verringerte sich diese Zahl stetig, weil wir den einen zu schnell und den anderen zu langsam unterwegs waren).

Die Wanderung begann mit dem Aufstieg zum Bachtel, dessen Gipfel wir nach knapp anderthalb Stunden erreichten und der einen schönen Blick über den Zürichsee bot. Sogar die Patrouille Suisse drehte für uns eine Runde über den See. Beim Abstieg passierten wir den engen Bachtelspalt, so dass wir testen konnten, ob wir in den nächsten Wochen Diät halten müssen (Resultat: Niemand blieb im Spalt stecken). Kurz vor Wald begegneten wir einem Bauern, der uns darauf hinwies, dass wir auch den Bus nehmen könnten, der in wenigen Minuten fahren würde. Wir verzichteten auf den Bus, schliesslich hatte die Wanderung gerade erst angefangen.

Nach Wald stiegen wir in das Sagenraintobel ein, wo der Wanderweg über unzählige Brücklein und Springsteine immer dem Bach entlang führt. Ich war im letzten Winter bereits bei Eis und Schnee durch dieses Tobel gewandert und auch wenn es diesmal nicht ganz so märchenhaft daherkam - mit den unzähligen kleinen und grossen Wasserfällen und Stufen war das Tobel der attraktivste Teil der Wanderung.

Nachdem wir das Sagenraintobel hinter uns gelassen hatten, erreichten wir über nicht gekennzeichnete, schmale und ausgesetzte Pfade eine weitere versteckte Trouvaille des Zürcher Oberlands: Den Mondmilchgubel mit dem Brandenfels. In der offenen Höhle im Nagelfluhfelsen, über welche ein Wasserfall hinabstürzt, machten wir eine kurze Pause. Ohnehin waren die Pausen an diesem Tag immer sehr kurz bemessen, was einerseits an den eher kühlen Temperaturen lag und andererseits an Organisator Thomas, der dafür sorgte, dass wir nicht plötzlich anfingen zu bummeln.

Entlang der Vordertöss erreichten wir schliesslich die Tössscheidi, wo sich Vorder- unter Hintertöss vereinen. Damit standen wir am Fuss des letzten Bergs, den wir an diesem Tag erklimmen wollten: Das Schnebelhorn, seines Zeichens der "höchste Zürcher". Für den Aufstieg nahmen wir den Weg via Dägelsberger Wiesli, was distanzmässig zwar nur ein kleiner Umweg war, dafür aber die steilere Variante. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits fast fünf Stunden unterwegs und hatten 17 km und einige hundert Höhenmeter in den Beinen, so dass ich für den steilen Aufstieg meine letzten Reserven anzapfen musste. Grund für den atemraubenden Umweg war, dass die Strecke über den Grenzgrat zwischen Zürich und St. Gallen führt, von welchem man (zumindest bei besserem Wetter) eine schöne Aussicht auf beide Kantonsseiten hinüber hat.

Kurz vor dem Gipfelkreuz des Schnebelhorns kam dann die bereits erwähnte fünfminütige Regenschauer, doch davon liessen wir uns die gute Laune darüber, auch den letzten Berg des Tages erfolgreich bezwungen zu haben, nicht verderben. Ein Blick zurück zum Bachtel zeigte die beachtliche Strecke, die wir bereits zurückgelegt hatten.

Nach einem langen Abstieg und einer Wanderzeit von fast acht Stunden erreichten wir schliesslich Steg (wo kein Restaurant für das mehr als verdiente Abschlussbier geöffnet hatte). Es war eine schöne, abwechslungsreiche Wanderung mit vielen Highlights gewesen, aus der man problemlos auch drei separate, weniger anstrengende Wanderungen machen könnte.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Mittwoch, 3. Mai 2017
  • Route: Hinwil - Wernetshausen - Bachtel - Bachtelspalt - Tänler - Wald - Sagenraintobel - Ger - Wolfsgrueb - Mondmilchgubel - Brandenfels - Tössscheidi - Dägelsberger Wiesli - Schindelberghöchi - Schnebelhorn - Hirzegg - Rütiwis - Steg
  • Unsere Wanderzeit: 7 h 50 min
  • Distanz: 29 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'560 m