Sonntag, 24. April 2022

Bruder Klausen Weg - Wandern auf den Spuren von Niklaus von der Flüe

@wandernohneende
Niklaus von der Flüe - oder Bruder Klaus, wie er volksmundlich genannt wird - ist der Schweizer Schutzpatron, der dafür heilig gesprochen wurde, dass er seine Frau und seine zehn Kinder verliess und aufhörte zu essen. Schweizer-geschichtlich ist er für die Vermittlung des Stanser Verkommnis von 1481 bekannt, das den Streit zwischen den eidgenössischen Land- und Stadtorten beilegte, den Weg für die Aufnahme von Freiburg und Solothurn in die alte Eidgenossenschaft ebnete und verbot, dass sich die Untertanen zusammenrotten und gegen die Obrigkeit auflehnen.

Der "Bruder-Klausen-Weg" (SchweizMobil Route Nr. 571) ist diesem schillernden Eremiten gewidmet. Ich beging die Route von Sachseln aus. Der Weg stieg zu Beginn etwas an und bald schon konnte ich auf den Sarnersee hinunterschauen. Der Hügelflanke entlang ging es vorbei an Wiesen und blühenden Obstbäumen. Nach etwa einer Stunde erreichte ich Flüeli. Vor der prominent auf einem Felsen thronenden Ranft-Kirche stand Niklaus in Übergrösse. Im kleinen Dörfchen war mehr los, als ich erwartet hatte; tote Heilige scheinen ein gutes Geschäftsmodell zu sein.

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303 Stufen führen in die Ranftschlucht hinunter zur Oberen Ranftkapelle mit der Klause, wo Bruder Klaus gewohnt hat. Zahlreiche Plaketten danken ihm für erhörte Gebete - offenbar sind bestandene Prüfungen und Diplome heutzutage Klaus' Spezialität. Ich habe zwar keine Prüfung anstehen, zündete aber trotzdem eine Kerze an. Die Votivkerzen konnte man mit Twint bezahlen; zumindest wenn es ums Geld geht, scheint die katholische Kirche im 21. Jahrhundert angekommen zu sein.

Vorbei an der Unteren Ranftkapelle führte der Weg weiter über den Bach und dann auf der anderen Seite steil wieder aus der Schlucht heraus - die Anzahl Stufen war hier nicht angegeben. Beim Ausgang der Schlucht stattete ich zunächst der Kapelle Mösli und dann etwas weiter oben am Hügel - mit einer schönen Aussicht - der Kapelle St. Niklausen einen kurzen Besuch ab. Danach wurden die Kirchen weniger und ich konzentrierte mich mehr aufs Wandern.

Ohne grosse Höhendifferenzen führte die Strecke durch die offene, landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Fixpunkt war das Stanserhorn, auf welches ich in ziemlich gerader Linie zusteuerte. Ich passierte unzählige sauber herausgeputzte Bauernhöfe und grüne Weiden mit Kühen, Pferden und Ziegen. Leider gab es zwischendurch immer wieder asphaltierte Wegstücke. 

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An auffällig vielen Hauswänden waren bunte Namensschilder für Kinder angebracht. Ich wunderte mich über die kinderreichen Obwaldner, bis ich am "Chindlibrunnen" vorbeikam. Ein an ihm angebrachtes Schild versprach, dass Mutter wird, wer von seinem Wasser trinkt. Scheinbar funktioniert der Brunnen für Nachwuchs ebenso gut wie Gebete an Bruder Klaus für Prüfungserfolge.

Das letzte Stück der Strecke führte durch den Wald am Fuss des Stanserhorns. Dieses verhüllte sich aber - wie bei meinem letzten Besuch auf dem Gipfel - in den Wolken. Beim Abstieg nach Stans legte ich einen Endspurt ein, so dass ich gerade noch den Zug nach Luzern erwischte. Mein Kirchenpensum für dieses Jahr hatte ich mit dieser Wanderung mehr als erfüllt.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 23. April 2022
  • Route: Sachseln - Lanzenbüel - Flüeli - Ranft - St. Niklausen - Bethanien - St. Anton - Ifängi - Oberhostatt - Murmatt - Hubel - Stans (Bruder-Klausen-Weg/lokale Route Nr. 571)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 20,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 820 m
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Sonntag, 17. April 2022

Cima della Trosa - Vorfrühling im Tessin

@wandernohneende
Ich entschied mich spontan, die diesjährige Wandersaison mit einem Abstecher ins Tessin zu eröffnen. Die passende Wanderung dazu fand ich in der Facebookgruppe "Berg und Alpinwandern - Ausflüge Tessin". 

Der Start lag in Mergoscia, von wo man eine gute Sicht auf den immer noch leeren Verzasca-Stausee hatte. Die Wanderung begann - typisch Tessin - mit vielen Treppenstufen, zunächst durch das hübsche Dörfchen Mergoscia, dann durch einen blattlosen Birkenwald. Ein paar wenige Blümchen hoben sich farbig vom braunen Laub ab, ansonsten waren die Frühlingszeichen noch spärlich. 

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Immer wieder passierte ich kleine Rustici-Siedlungen, wobei einige der Steinhäuschen zu lauschigen Ferienhäuschen ausgebaut waren. Ich fantasierte gerade von einen ausgedehnten Urlaub in einem abgelegenen Rustico, als eine Bewegung im Augenwinkeln mich aus aus meinen Träumereien herausholte: Eine gefleckte Schlange brachte sich - nicht besonders eilig - vor mir in Sicherheit. 

Nach dem kleinen Weiler Faedo hatte ich die Waldgrenze erreicht und mein Gipfelziel, die Cima della Trosa, erhob sich direkt vor mir. Braune Farbtöne dominierten die Landschaft und an der Flanke der Trosa lag noch etwas Restschnee - auch hier stellte sich der Frühling zur zögerlich ein. 

Bei der Alpe di Bietri begann der Schlussanstieg. Der Weg wand sich in weiten Serpentinen den Hang hoch, bis ich eine meiner grundlegenden Wanderregeln über den Haufen warf: Keine weiss/blauen Routen zu gehen, wenn ich alleine unterwegs bin. Doch mir schien die blau/weisse Strecke direkt über den Kamm nicht nur massiv kürzer, sondern auch weniger schneebedeckt als die rot/weisse Alternativroute, die weiter in grossen Kurven zum Gipfel führte.

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Tatsächlich war der Aufstieg technisch nicht besonders schwierig - dafür teilweise sehr steil. Rechterhand hatte ich Sicht in ein breites Tal hinein, wobei es eine Weile dauerte, bis ich mich orientieren konnte und feststellte, dass ich ins Maggiatal blickte. 

Ich kam ziemlich ins Schnaufen, bis ich endlich das grosse Gipfelkreuz der Cima della Trosa (1'869 m) erreicht hatte. Doch die Anstrengung hatte sich gelohnt. Der Gipfel scheint nicht unbekannt zu sein, denn während ich beim Aufstieg alleine unterwegs gewesen war, hatten sich hier schon zahlreiche Wanderer versammelt, wobei die meisten den Aufstieg wohl mit der Sesselbahn zum Cimetta abgekürzt hatten. In umgekehrter Richtung kommt man bei dieser Wanderung vermutlich kaum ins Schwitzen.

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In meiner Richtung ging es zum Gipfel des Cimettas (1'672 m) mehrheitlich abwärts und nach einem Abstecher auf die Aussichtsplattform belohnte ich mich mit einer Pizza auf der Terrasse des Bergrestaurants. Mit zahlreichen anderen Sonntagsausflüglern spazierte ich zum Abschluss weiter zum Cardada (1'329 m) hinunter, von wo ich mit der Gondel bequem nach Locarno hinunterschaukelte. Die Wandersaison hätte schlechter anfangen können. 



Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 10. April 2022
  • Route: Mergoscia - Fossei - Bresciàdiga - Faedo - Alpe di Bietri - Pkt. 1656 (Wegstück bis Gipfel T4) - Cima della Trosa - Cimetta - Alpe Cardada - Cardada
  • Meine Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 13,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'200 m

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