Donnerstag, 26. Dezember 2019

Keine Haie im Rhein

@wandernohneende
Keine Haie im Rhein
Nachdem ich die Woche zuvor alleine in Steilhängen herumgeirrt war, erachtete ich es als sicherer, mich eine Weile auf Flachwanderungen in der Gruppe zu beschränken. Thomas organisierte den ganzen Winter über Wanderungen entlang der ViaRhenana, welche - wie der Name unschwer erkennen lässt - dem Rhein entlang führt. An der Reihe war die dritte Etappe von Stein am Rhein nach Schaffhausen.

MeteoSchweiz hatte für die ganze Schweiz Sturmwarnungen herausgegeben und der Wind bliess uns und den Schwänen auf dem Wasser auch ziemlich um die Ohren. Einen bequemen Rastplatz in einem kleinen Wäldchen verliessen wir fast fluchtartig, als wir sahen, wie sich die Bäume in den Windböen bogen. Abgesehen davon war das Wetter aber insgesamt besser als gedacht. Zu einem Bad im Rhein liess sich trotzdem niemand überreden, auch wenn die lokale Polizei ausdrücklich garantiert, dass es im Fluss keine Haie gibt.

@wandernohneende
Schaffhausen
Die Wanderung selber war eher unspektakulär und führte - erwartungsgemäss - immer flach dem Rhein entlang. Aus geopolitischer Sicht erwähnenswert ist höchstens, dass wir auf der Strecke die deutsche Enklave Büsingen durchquerten. Die mangelnden geländebedingten Herausforderungen machte unser Grüppchen aber mit einem horrenden Tempo wieder wett. Insbesondere wenn man kurz anhielt, um ein Foto zu machen oder die Jacke auszuziehen, war man anschliessend gezwungen, fast in Laufschritt zu verfallen, um wieder aufzuschliessen.

Das Eilzugstempo führte dazu, dass wir anstatt der angekündigten fünfeinhalb Stunden keine vier für die Strecke bis nach Schaffhausen benötigten. Hätte ich etwas für die Wanderung bezahlt, ich hätte eine Minderung wegen blosser Teilerfüllung verlangt. So genossen wir zum Abschluss einfach das milde Wetter mit einem Kaffee auf einer Terrasse direkt am Rhein.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 14. Dezember 2019
  • Route: Stein am Rhein - Diessenhofen - Büsingen (D) - Schaffhausen (Etappe 3 der ViaRhenana/regionale Route Nr. 60)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min
  • Distanz: 21,4 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 150 m



Donnerstag, 19. Dezember 2019

Vom Monte Boglia zu den Denti della Vecchia - Alleine und verloren im Schneehang (Tessiner-Dezember Wochenende 2/2)

@wandernohneende
Grat bei den
Denti della Vecchia
Der zweite Teil meines Tessiner Wochenendes begann mit einer Fahrt über die schmale, kurvenreiche Strasse nach Brè sopra Lugano. Ich war der einzige Fahrgast, der so früh am Morgen zum kleinen Dörfchen am Monte Brè unterwegs war und hatte Bus und Chauffeur für mich alleine. Ich war zeitig unterwegs, weil ich eine lange Wanderung geplant hatte. Meine SchweizMobil-App hatte die Wanderzeit mit knapp sechseinhalb Stunden berechnet, ich war aber guten Mutes, dass ich sie in unter fünf Stunden schaffen würde - dies war meine erste Fehleinschätzung des Tages.

Wie bereits am Vortag folgte ich dem Sentiero Lago di Lugano und beim Aufstieg kam ich immer wieder an Aussichtspunkten vorbei, die einen schönen Blick auf den See erlaubten, welcher als Namensgeber der Route gedient hatte. Über einen zerklüfteten, sonnenbeschienenen Grat gewann ich schnell an Höhe und in einer der zahlreichen Kehren des Zickzackwegs kam erstmals das grosse Kreuz des Monte Boglia in Sicht. Über einen baumlosen Kamm erreichte ich nach nicht einmal zwei Stunden den Gipfel des Monte Boglia (1'516 m). Damit lag ich (noch) gut in meinem Zeitplan.

Die Nordseite des Monte Boglia war mit mehr Schnee bedeckt, als ich erwartet hatte. Der Abstieg war aber zunächst gut gespurt. Doch als ich Wald erreichte, fingen die ersten Schwierigkeiten an: Die dicke Laubschicht war mit einer dünnen Eiskruste bedeckt, was sich als heimtückische Rutschfalle herausstellte. Ich war daher erleichtert, als ich die Plan di Scagn erreichte, von wo aus es zu den Denti della Vecchia wieder hochging. Ich erwartete, dass ich damit den Schnee hinter mir gelassen hatte und ich nur noch auf sonnenbeschienenen Pfaden unterwegs sein würde. So falsch bin ich noch selten gelegen!

@wandernohneende
Blick vom Monte Boglia
Nur Minuten später kam ich auf unerklärliche Weise vom Wanderweg ab und endete in einem abschüssigen, schneebedeckten Hang, wobei ich eine blamable lange Zeit brauchte, bis ich überhaupt feststellte, dass ich falsch war. Um aus der misslichen Lage wieder herauszukommen, musste ich den Steilhang - ebenfalls mit überfrorenem Laub überzogen - auf allen Vieren hochklettern. Das war auch der Moment, als mir in den Sinn kam, dass niemand wusste, wo ich war.

@wandernohneende
Denti della Vecchia
Ich schaffte es zurück auf den Wanderweg, der auf der Rückseite der auffälligen Felsformationen der Denti della Vecchia immer der schweizerisch-italienischen Grenze entlang verlief. Neben schweizerischen Wegweisern gab es an jeder Abzweigung auch italienische. Der Pfad war schmal und teilweise ausgesetzt. Bei trockenem Wetter wäre dies eine abwechslungsreiche, aber nicht besonders anspruchsvolle Wanderung gewesen. Die Schneereste auf dem Grat und den nackten Felsen machten die Sache indes zu einer wackeligen Rutschpartie. Nicht wirklich beruhigend war zudem der Umstand, dass ich den ganzen Tag nur einem anderer Wanderer begegnet war: Er hatte mich am Morgen überholt und kam mir am Nachmittag wieder entgegen - offenbar hatte er es für ratsamer gehalten umzudrehen.

Nachdem ich die Denti della Vecchia hinter mir hatte und der Weg zunächst wieder breiter wurde, dachte ich erneut, dass ich das Schlimmste hinter mir hatte - bis ich mich schon wieder verlief! Diesmal zeugten wenigstens Spuren im Schnee davon, dass ich nicht die Einzige gewesen war, die an der Kreuzung die Orientierung verloren hatte. Ich folgte prompt den falschen Spuren und endete wiederum in einem schneebedeckten Steilhang, aus dem ich mühsam herauskraxeln musste.

@wandernohneende
Blick über den Grat zurück
kurz vor dem Monte Boglia
Während dem Rest der Wanderung kontrollierte ich zur Sicherheit alle fünf Minuten meine Position mit dem GPS. Dies verhinderte aber nicht meinen nächsten unfreiwilligen Abstecher in einen Steilhang: Diesmal nicht, weil ich falsch abgebogen wäre, sondern weil ein grosser Baum mit einer ausladenden Krone über den Weg gefallen war, dem ich ausweichen wusste. Durch die Bäume konnte ich dann endlich die Capanna Pairolo erspähen. Doch bis dahin musste ich mich noch eine ganze Weile durch knöchelhohen Schnee kämpfen.

Auf der Terrasse der geschlossenen Capanna machte schliesslich ich eine Pause. Der Weg von dort weiter war zwar auch schneebedeckt, doch breit und nicht zu übersehen. Da konnte eigentlich nichts mehr schief gehen, dachte ich - bis ich zu einem Wegweiser gelangte, der quer über eine schneebedeckte Wiese zeigte, auf der nicht einmal mehr Fussspuren zu sehen waren. Da ich aber keine Lust auf noch einen Umweg hatte, stapfte ich entschlossen durch den Schnee. Kurz darauf tauchte ich wieder in den Wald ein. Zwar musste ich da wieder auf eisbedeckte Blätter acht geben, dafür gab es an gefühlt jedem zweiten Baum eine weiss/rote Markierung. So lief ich wenigstens nicht Gefahr, mich nochmals zu verirren.

Bei Murio hatte ich genug an Höhe verloren, dass ich Schnee und Eis hinter mir lassen konnte und es endlich wieder die sonnige Wanderung durch raschelndes Herbstlaub wurde, die ich mir eigentlich ausgemalt hatte. Zudem traf ich auch wieder auf andere Menschen, was beruhigend war. Die letzte Herausforderung war dann, im kleinen Dörfchen Villa Luganese die Bushaltestelle zu finden, wofür ich geschlagene zehn Minuten brauchte. Auf mein Orientierungsvermögen war an diesem Tag wirklich kein Verlass! Wenigstens fand ich in Lugano problemlos den richtigen Zug zurück in den Norden.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 8. Dezember 2019
  • Route: Brè sopra Lugano, Paese - Crus - Sasso Rosso - Monte Boglia - Plan di Scagn - Bocchetta di Brumea - Denti della Vecchia - Capanna Pairolo - Murio - Creda - Villa Luganese (bis Capanna Pairolo Etappe 6 des Sentiero Lago di Lugano)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 50 min
  • Distanz: 17 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'100 m
  • Weitere Etappen des Sentiero Lago di Lugano gibt es hier
@wandernohneende


Donnerstag, 12. Dezember 2019

Monte San Giorgio - Aussichtsgipfel im Sottoceneri (Tessiner Dezember-Wochenende 1/2)

@wandernohneende
Blick vom Monte San Giorgio
Richtung Lugano
Nach einem Blick auf die Wettervorhersage fasste ich spontan den Entschluss, über das Wochenende dem ungemütlichen Winterwetter in Zürich zu entfliehen und ein sonniges Wochenende im Tessin zu verbringen.

Ein Hotel war schnell gebucht und so stieg ich am Samstagmorgen in den Zug und fuhr durch den Gotthard, an dessen südlichem Ausgang mich die erhoffte Sonne bereits erwartete. Von Lugano aus ging es mit S-Bahn und Bus bis nach Brusino am Fusse des Monte San Giorgio, den ich mir als erstes Gipfelziel des Wochenendes ausgesucht hatte. Die Strecke ist Teil des Sentiero Lago di Lugano, von welchem ich bereits früher einige Etappen gewandert war.

@wandernohneende
Ruine unterhalb des San Giorgio
Der bewaldete Hang lag noch im Schatten, als ich mit dem Aufstieg begann. Die blattlosen Bäume machten zwar einen etwas trostlosen Eindruck, doch dafür liessen sie den Blick auf das gegenüberliegend Seeufer frei und damit auf die gesamte Hügelkette vom San Salvatore bis zur auffälligen Kirche von Morcote (übrigens ebenfalls eine sehr aussichtsreiche Wanderung). Das Grotto auf der Alpe di Brusino wäre ein guter Platz für eine Kaffeepause gewesen, doch es war leider geschlossen. Es war eindeutig keine Wandersaison im Tessin!

Beim ganzen Aufstieg war mir keine andere Menschenseele begegnet, umso überraschter war ich, als ich auf dem Gipfel zahlreiche Wanderer antraf. Wenn man aber die spektakuläre Aussicht über den Lago di Lugano und die schneebedeckten Tessiner Berggipfel betrachtete, war es kaum erstaunlich, dass der Monte San Giorgio (1'096 m) ein beliebtes Ausflugsziel ist.

@wandernohneende
Damm von Melide und San Salvatore
Auf der Sonnseite ging es schliesslich wieder in Richtung See hinunter. Während der Aufstieg von Brusino her über schmale, aber angenehme Pfade geführt hatte, waren die breiten Wege auf der Südseite mit Natursteinen gepflastert. Sicher eine aufwändige Wegbaumethode, doch bei mir lösen solche Wege immer die Angst aus, dass ich mir einen Knöchel breche.

Unbeschadet kam ich im kleinen, von Reben umgebenen Dörfchen Meride an. Der Wanderweg führte direkt durch seine engen Gässchen, bevor das letzte Stück bis zum See bei Riva San Vitale wieder durch den Wald verlief und vom lauten Rauschen der Autobahn begleitet wurde.

Bereits vom Monte San Giorgio aus hatte ich den Gipfel für den nächsten Tag, den Monte Boglia, in Augenschein genommen und festgestellt, dass er fast schneefrei erschien. Wie falsch ich mit dieser Einschätzung lag und wie es dazu kam, dass ich mich (mehrmals) in schneebedeckten Steilhängen verirrte, kann man in meinem zweiten Blog zu meinem Tessiner Dezember-Wochenende nachlesen.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 7. Dezember 2019
  • Route: Brusino Arsizio, Rondello - Alpe di Brusino - Monte San Giorgio - Cassina - Meride - Ronco dei Bòch - Riva San Vitale - Capolago (Etappe 8 des Sentiero Lago di Lugano/regionale Route Nr. 52)
  • Meine Wanderzeit: 3 h 40 min
  • Distanz: 12,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 810 m
  • Weitere Etappen des Sentiero Lago di Lugano gibt es hier
@wandernohneende




Donnerstag, 28. November 2019

Kemptnertobel: (Spät-)herbstliche Wanderung durch das Zürcher Oberland

@wandernohneende
Kemptner Tobel
Ungefähr Ende November bis Mitte Dezember ist wandertechnisches Niemandsland: Der erste Schnee in den Bergen bereitet dem Alpinwandern ein Ende und nebliges, kaltes Wetter im Flachland nimmt einem die Lust, die Wohnung überhaupt erst zu verlassen. Doch wenn man es aus den wohlig warmen eigenen vier Wänden schafft, kann man auch in dieser wanderfeindlichen Zeit versteckte Perlen ganz in der Nähe entdecken: Ivan hatte die Wanderung durchs Zürcher Oberland von Uster nach Bauma organisiert, eine Gegend mit der ich mich auch nach fast zehn Jahren in Zürich nie näher auseinandergesetzt hatte.

Wir liessen Uster - notabene die drittgrösste Stadt im Kanton Zürich - bald hinter uns und durch den Wald ging es einen kleinen Hügel hinauf. Als wir auf der anderen Seite den Wald verliessen, lag vor uns der Pfäffikersee, eingerahmt von einem braunen Schilfgürtel.

@wandernohneende
Beim Erlebnisbauernhof Juckerfarm - den Leuten und der Anzahl reservierter Tischen an alles andere als ein Geheimtipp - machten wir eine erste Pause. Das Buffet für den "BuureZmorge" sah sehr verlockend aus, doch wir widerstanden der Versuchung und begnügten uns mit einem kurzen Kaffeestopp.

Am Ufer des Pfäffikersees ging es weiter Richtung Wetzwil. Dort bogen wir schliesslich ins Kemptner Tobel ein. Wir wanderten entlang des Aabachs, der in zahlreichen kleineren und grösseren Wasserfällen durch das kleine Tälchen rauschte. Ein Turm sowie alte Wasserrohre zeugten davon, dass der Bach früher zur Energiegewinnung genutzt wurde. Im Sommer bieten der Bach und das Wäldchen sicher eine angenehme Abkühlung, doch an diesem Herbsttag liess sich keiner meiner Mitwanderer zu einem Bad überreden.

@wandernohneende
Föhnstimmung über dem
Pfäffikersee
Als wir das Tobel wieder verliessen, blies uns plötzlich ein warmer Wind entgegen. Verantwortlich dafür war der Föhnsturm, der über den Alpen tobte. Der sorgte auch für eine atmosphärische Wolkenstimmung über den Bergen, die zum Greifen nahe schienen.

Mit dem Wissenbach folgten wir dann dem zweiten Bach, der mit einem verstecken Tobel und Wasserfällen aufwarten konnte. In Bauma beendeten wir schliesslich die kleine Entdeckungstour durch das Zürcher Oberland und ich hatte wieder einmal ein paar neue Ecken meiner Wahlheimat kennengelernt.






Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 23. November 2019
  • Route: Uster - Oberustermer Wald - Römerbrünneli - Holzweid - Seehalden (Erlebnisbauernhof Juckerhof) - Seegräben - Kempten - Kemptnertobel - Bäretswil - Rüetswil - Wissenbach - Neuthal - Bauma
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 21 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 410 m




Donnerstag, 3. Oktober 2019

Tierbergsattel und Schnidejoch: Durch das Rückzugsgebiet der Gletscher

@wandernohneende
Enzian am Iffighore
Die wohl letzte Zweitagestour der diesjährigen Wandersaison führte mich ins Berner Oberland in die wilde Gegend von Wildstrubel, Wildhorn und den gleichnamigen Hütten. Ivan war der Organisator dieser Wanderung der Superlative, die durch eine Landschaft von rauer Schönheit führte und selbst meine Kistenpasswanderung von der Woche zuvor in den Schatten stellte. Da muss auch nicht unbedingt erwähnt werden, dass der Organisator den Zug verpasste und mit einer Aufholjagd starten musste, um "seine" Gruppe einzuholen.

Der Anfang der Wanderung stand im Zeichen der Wasserfälle: Zunächst passierten wir - noch auf einem breiten Spazierweg - die Simmenfälle. Danach stiegen wir auf einem teilweise ausgesetzten, direkt in den Stein gehauenen Pfad eine Steilwand hoch entlang von Bächen, die über die Felsen hinab fielen. Beim türkisblauen Flueseeli legten wir eine erste Verschnaufpause ein. Ein weiterer Aufstieg brachte uns schliesslich auf das vom Gletscher geformte Plateau des Tierbergs. Das Eis ist hier längst verschwunden, geblieben sind die glatt geschliffenen Felsen und das Geröll der Moränen, über welche das Schmelzwasser des Gletschers hinabrauscht. Das Rezligletscherseeli bildet einen blauen Farbtupfer in der grauen Landschaft. Ein eindrücklicher Ort!

@wandernohneende
Post-Gletscher Landschaft
am Tierberg
Ein weiterer, am Schluss ziemlich steiler Aufstieg brachte uns auf den Tierbergsattel (2'654 m). Die Wildstrubelhütte, unser Tagesziel, lag fast auf gleicher Höhe wie der Übergang, versteckte sich aber noch hinter der Flanke des Wisshore. Um die Hütte zu erreichen, mussten wir zunächst fast bis zu den Rawilseeleni hinunter absteigen. Verlorene Höhenmeter, die wir wieder mühsam zurückholen mussten.

Der Schlussanstieg durch den gerölligen Steilhang war dann einer dieser Momente, wo ich mich fragte, warum ich eigentlich nicht ein weniger schweisstreibendes Hobby gewählt hatte. Ich hatte bereits im letzten Jahr auf der Wildstrubelhütte (2'793 m) übernachtet, ich konnte mich aber nicht daran erinnern, dass der Aufstieg beim letzten Mal auch so anstrengend gewesen war.

@wandernohneende
Sonnenuntergang auf der
Wildstrubelhütte
Beim Bier auf der sonnigen Terrasse der Hütte resp. spätestens beim Anblick des Sonnenuntergangs über den Bergketten waren die fast zweitausend Höhenmeter des Tages bereits vergessen und Selbstzweifel wie weggeblasen. Die kamen erst wieder, als wir am nächsten Morgen den gleichen rutschigen Steilhang wieder hinabsteigen mussten.

Beim Rawilpass überschritten wir die Kantonsgrenze zum Wallis. Wir folgten dem ausgedehnten Hochtal, welches von Wasserläufen durchzogen war, bis zu einem (namenlosen) See, in dessen Oberfläche sich das Wildhorn spiegelte. Danach folgte der Aufstieg über ein zerklüftetes Karrenfeld mittels leichter und abwechslungsreicher Kraxelei. Eine Lücke in der Bergkette gab den Blick frei auf die Walliser Viertausender und den Lac de Tseuzier und weckte Erinnerungen an vergangene Wanderungen. Über lockeres Geröll ging es weiter hoch bis zum Schnidejoch (2'756 m) und damit zurück in den Kanton Bern. Knapp unterhalb des kläglichen Rests des Chilchigletschers führte der Weg einer Moräne entlang. Im letzten Winter hatte ich den gleichen Weg beim Abstieg vom Wildhorn genommen, damals war die Steinwüste unter einer dicken Schneeschicht versteckt gewesen.

@wandernohneende
Rawilseeleni vor Wildhorn
Pünktlich zur Mittagszeit trafen wir in der Wildhornhütte ein. Kurz danach trennte sich unsere Wandergesellschaft auf: Einige stiegen auf direktem Weg zur Iffigenalp ab (mit oder ohne Bad im Iffigensee), während ich mich einem kleinen Grüppchen anschloss, welches noch auf das Iffighore steigen wollte - als hätte ich an diesem Wochenende nicht schon genügend Höhenmeter gemacht. Doch der Abstecher stellte sich als lohnenden heraus, nicht nur wegen der Aussicht vom Iffighore (2'378 m), sondern vor allem wegen dem anschliessenden Abstieg. Dieser führte durch eine mit weissen Felsen durchzogene Heidelandschaft inklusive einer Wiese voller blühender Edelweiss.

Auf der Iffigenalp liessen wir das Wochenende ausklingen und trotz den sch... vielen und steilen Höhenmetern - es war eine geniale Tour durch eine wunderschöne Berglandschaft mit Wiederholungspotential gewesen!




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 28./29. September 2019
  • Route: Lenk, Simmenfälle - Rezlibergli - Flueseeli - Rezligletscherseeli - Tierbergsattel - Rawilseeleni - Wildstrubelhütte (Samstag); Wildstrubelhütte - Rawilpass - Plan des Roses - Schnidejoch - Wildhornhütte - Sandbode - Iffighore - Groppi - Iffigenalp (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min (Samstag); 6 h (Sonntag)
  • Distanz: 12 km (Samstag); 19 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'920 m (Samstag); 900 m (Sonntag)
  • Übernachten: Wildstrubelhütte SAC




Donnerstag, 26. September 2019

Mondlandschaft am Kistenpass

@wandernohneende
Kurz vor dem Kistenpass
Es war Zeit für meinen Beitrag zum Wanderprojekt 2019 mit dem wenig eingängigen Namen "2K19:NIL2R". Ich hatte mir den Kistenpass ausgesucht, der das Bündner- mit dem Glarnerland verbindet, ohne viel über die Wanderung oder die Gegend zu wissen. Und ohne mir selbst zu sehr auf die Schulter zu klopfen: Ich hatte sehr gut gewählt.

Nach einer langen Anfahrt durch die Rheinschlucht kamen wir in Brigels an und bevor wir loswandern konnten, deckte sich die halbe Gruppe noch mit Bündner Nusstorte ein, so dass ich Mühe hatte, meine Mitwanderer in Bewegung zu versetzen. Doch als es schliesslich soweit war, kamen wir zügig voran. Zuerst führte der Wanderweg entlang des bewaldeten Ufers des Flems, der die Steine hinabrauschte. Die sanfte Steigung verwandelte sich erst in eine ruppige, als wir vom Bach abbogen und eine steile Weide hochsteigen mussten. Von einem Kreuz, welches auf einem ausgesetzten Absatz stand, hatte man einen schönen Blick hinunter ins Tal und auf die umliegenden Gipfel, welche von Firnfelder geschmückt waren. Kurz danach hatten wir zwar das steilste Stück hinter uns, doch waren noch weit weg vom höchsten Punkt des Tages.

@wandernohneende
"Leitern" zur Kistenpasshütte
©Nicole
Die Vegetation wurde spärlicher und die warme Herbstsonne, die am wolkenlosen Himmel stand, brachte uns ins Schwitzen. Ein Wegweiser zur Bifertenhütte versprach Eiscreme in nur zehn Minuten Entfernung, doch wir blieben unbeirrt auf unserem Weg im Glauben, dass der Kistenpass auch nicht mehr weit seit konnte. Doch diese Wahrnehmung trog eins ums andere Mal: Jeden Mal wenn ich dachte, der nächste Absatz sei der höchste Punkt, tauchte dahinter eine weitere, noch höhere Stufe auf. Wir befanden uns in einer Wüste aus Fels und Stein und wir wähnten uns auf dem Mond. Die Kargheit und Abgeschiedenheit der Gegend war grandios.

Der Kistenpass (2'640 m) selber war dann eher unspektakulär, zumal ein heftiger Wind über die Kante blies. Wir gingen daher direkt weiter bis zur Kistenpasshütte, die einem Adlerhorst gleich in der Felswand klebt. Die Hütte war zwar bereits geschlossen, doch auf der Terrasse waren wir vom Wind geschützt, so dass wir eine ausgiebige Pause mit Aussicht auf Limmerensee (direkt steil unter uns) und Muttsee (etwas weiter entfernt) geniessen konnten. Die beiden Stauseen sind Teil des Pumpspeicherwerks Limmern. Ebenfalls gut sichtbar war die Muttseehütte, das Ziel des Tages. Um sie zu erreichen, ging es zunächst einen schottrigen Steilhang hinunter, bevor uns ein kurzer Gegenanstieg zur Hütte hinauf brachte.

@wandernohneende
Limmerensee
Die Muttseehütte war bis auf den letzten Platz besetzt, offenbar wollte jeder das schöne Herbstwochenende für eine letzte Bergtour nutzen. Am nächsten Tag hingen zunächst die Wolken über den umliegenden Gipfeln. Wir hatten einen langen Abstieg vor uns. Ich hatte im Internet gelesen, dass die kettengesicherte Strecke über Chalchtrittli ausgesetzt und nur für schwindelfreie Berggänger geeignet sei. Beim Frühstück erzählte uns zudem eine Frau, welche den Weg am Vortag begangen hatte, dass dies eines ihrer schlimmsten Erlebnisse gewesen sei und sie auf keinen Fall den gleichen Weg wieder hinabsteigen würde. Meine Mitwanderer konnte man mit Geschichten über ausgesetzte, kettengesicherte Wege eher begeistern denn abschrecken.

Zum Schluss waren wir dann aber etwas enttäuscht. Zwar war der Abstieg teilweise tatsächlich steil und auch ausgesetzt mit unversperrtem Blick bis in den Talgrund, doch der Weg war immer genügend breit und verursachte zumindest bei mir keine weichen Knie. Die Ketten waren zudem teilweise so tief angebracht, dass sie ohnehin keine grosse Hilfe gewesen wären. Bei Kalktrittli nahmen wir die Seilbahn bis Tierfehd und brauchten so für die weiteren 1000 m Abstieg nur sieben Minuten.

Zum Ausklang marschierten wir entlang der Linth, die hier gletschergrau durch das Tal fliesst, bis nach Linthal. Dort kamen wir gerade rechtzeitig zur Mittagszeit an, so dass wir unsere Wanderung auf der sonnigen Terrasse eines Restaurants mit einer grossen Pizza beendeten.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 21./22. September 2019
  • Route: Breil/Brigels - Chischarolas - Rubi Sut - Kistenpass/Pass Lembra - Kistenpasshütte - Muttenalp - Muttseehütte (Samstag); Muttseehütte - Muttenwändli - Chalchtrittli - Seilbahn Kalktrittli/Tierfehd - Tierfehd - Laueli - KW Fätschbach - Linthal (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 3 h (Sonntag)
  • Distanz: 15 km (Samstag); 11,2 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'650 m (Samstag); 170 m (Sonntag)
  • Übernachten: Muttseehütte SAC


Donnerstag, 19. September 2019

Pilatusgrat und Sonnenaufgang auf dem Esel

@wandernohneende
Sonnenaufgang über dem
Vierwaldstättersee
Vor ziemlich genau sechs Jahren wanderte ich vom Pilatus über den gesamten Pilatusgrat hinunter ins Entlebuch. Schon damals dachte ich mir, dass man die Wanderung umgekehrt machen und mit einer Übernachtung auf dem Pilatus verbinden sollte. Zusammen mit einer Kollegin fand ich nun endlich das passende Wochenende, um dieses Vorhaben auch in Tat umzusetzen.

Das perfekte Wanderwetter hatte aber nicht nur uns in die Berge gelockt: Bereits das Postauto von Entlebuch nach Gfellen war so überfüllt, dass der Chauffeur einen Kollegen aus dem Bett holen musste, der umgehend - wenn auch ungeduscht - mit einem zweiten Bus kam, um diejenigen Passagiere aufzulesen, die auf der Strecke zurückgelassen worden waren.

@wandernohneende
Blick auf Mittaggüpfi (vorne) bis
Pilatus (ganz hinten)
Nach dem Startkaffee in Gfellen ging es zunächst einmal zwei Stunden aufwärts. Je höher wir stiegen, desto besser wurde die Sicht auf den Schimbrig, den wir bei unserem letzten Besuch im Entlebuch nur im Nebel gesehen hatten.

Mit dem Risetestock (1'800 m) hatten wir schliesslich den ersten Gipfel des Tages bestiegen. Durch niedriges Heidegestrüpp, das schon begann, sich herbstlich rot zu verfärben, ging es weiter auf die Stäfeliflue (1'921 m). Von dort konnte man die gesamte Pilatuskette überblicken, auf welcher sich ein Gipfel an den anderen reihte. Damit war auch klar ersichtlich, dass wir noch eine ziemlich weite Strecke mit viel Auf und Ab vor uns hatten. Rechts von uns lag der Alpenbogen vom Alpstein bis zu den prominenten Gipfeln des Berner Oberlands, links das Mittelland mit seinen zahlreichen Seen. Die Pilatuskette schien zwischen den beiden Welten die steile Grenze zu bilden.

@wandernohneende
Tomlishorn
Zwischen Tripolihütte und Mittaggüpfi (1'917 m) hatte man das Gefühl, Teil einer Völkerwanderung zu sein, so viele Leute waren unterwegs oder lagen an der warmen Sonne (die mir an diesem Tag an den Beinen den schlimmsten Sonnenbrand seit Jahren verpasste). Die meisten stiegen aber nach dem Mittaggüpfi ins Eigental hinunter, wir dagegen stiegen weiter hoch in Richtung Widderfeld (1'987 m). Bei der Umgehung des Gipfels passierten wir eine kurze Kraxelstelle, die mit Ketten gut gesichert war.

Das letzte Stück der langen Wanderung führte spektakulär der Krete einer abschüssigen Wiese entlang, der Pfad war aber von nahem weniger ausgesetzt, als es von weitem ausgesehen hatte. Ein letzter Aufstieg brachte uns auf das Tomlishorn (2'128 m), dem höchsten Gipfel der Kette. Dort trafen wir auf die beturnschuhten Touristen, die mit der Bahn auf den Pilatus gefahren waren. Als wir - komplett aus eigener Kraft - den Pilatus (2'105 m) schliesslich erreichten, stiessen wir auf den mehrfachen Gipfelerfolg des Tages an.

@wandernohneende
Wir übernachteten im historischen Hotel Pilatus-Kulm und genossen die Vorzüge, die ein schickes Hotel gegenüber einer einfachen SAC-Hütte bot. Am nächsten Morgen standen wir dann vor Tagesanbruch auf, um noch vor dem Frühstück auf den Esel (2'118 m) zu steigen und den fast schon kitschigen Sonnenaufgang über dem Vierwaldstättersee zu bewundern.






Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag 15. September 2019
  • Route: Gfellen - Mittlishütten - Risetestock (Blaue Tosse) - Stäfeliflue - Tripolihütte - Mittaggüpfi - Rottosse - Widderfeld - Gemsmättli - Tomlishorn - Pilatus Kulm
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 30 min
  • Distanz: 14,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'750 m
  • Übernachten: Hotel Pilatus-Kulm






Donnerstag, 12. September 2019

Wetterkapriolen am Fusse des Matterhorns

@wandernohneende
Matterhorn
Angesagt war ein verlängertes Wochenende in Zermatt, organisiert von "Wanderbuddah" Thomas, mit einer Hochtour aufs Breithorn als Höhepunkt. Spoiler vorweg: Auf dem Breithorn stand ich an diesem Wochenende nicht, stattdessen tappte ich ausgiebig durch den Nebel.

Am Samstag machten wir eine "Eingewöhnungtour" zur Europahütte. Als wir in Randa starteten, hingen die Wolken zwar tief ins Mattertal hinunter, doch eigentlich beeinträchtigte das bedeckte Wetter die Wanderung nicht: Einerseits bekam man beim steilen Aufstieg warm genug, andererseits hinterliess der Nebel Wassertröpfchen an den langen Lärchennadeln und verlieh dem Wald eine atmosphärische Stimmung.

@wandernohneende
In der Europahütte wärmten wir uns bei einer für Thomas untypisch ausgiebigen Pause mit Suppe und Hochprozentigem wieder auf. Anschliessend folgte der kurzer Abstieg zur Charles Kuonen-Hängebrücke, der angeblich längsten Hängebrücke der Welt. Der eine oder andere unserer Gruppe brauchte für die Überquerung die Unterstützung eines kleinen Feiglings, um den inneren Feigling zu unterdrücken. Nachdem wir alle unbeschadet auf der anderen Seite der kaum schwankenden Brücke angekommen waren, stiegen wir zurück ins Tal hinunter und beendeten in Randa unsere Rundtour.

Am Sonntag wäre dann eben das Breithorn auf dem Programm gestanden. Die Wetterprognosen hatten von Anfang an nicht sehr vielversprechend ausgesehen, doch wir behielten uns bis zum Schluss alle Optionen offen. Wir sassen schliesslich bereits beim Frühstück - alle vier potentiellen Teilnehmer separat in je einem anderen Hotel - als ein letzter Blick auf die Webcam des Klein Matterhorns endgültig klar machte, dass die Durchführung der Tour reine Zwängerei gewesen wäre. Schnell hatten wir uns auf die 5-Seenwanderung als Alternative geeinigt, so dass wir uns eine kurze Umpack- und Umziehaktion später an der Talstation der Sunneggbahn trafen.

@wandernohneende
Bei der Bergstation empfing uns Schneegestöber. Zum ersten See, dem Leisee, waren es nur ein paar Meter und der Vorteil des schlechten Wetters war, dass wir ihn ganz für uns alleine hatte. Der Mossjesee schimmerte selbst bei Wolken in einem schönen Türkis.

Beim Grüensee stellten Thomas und eine andere Mitwanderin fest, dass ihnen angesichts der abgesagten Hochtour die Herausforderung fehlte, so dass sie sich entschlossen, im kalten See ein Bad zu nehmen. Mir schien das Wasser zu kalt, um auch nur den kleinen Finger darin zu baden. Pünktlich zum Aufstieg kam plötzlich die Sonne heraus, so dass wir auf dem Weg vom Grindjesee zum Berghaus Fluhalp ins Schwitzen kamen. Oben angekommen, setzte aber bereits wieder der Schnee ein und wir flüchteten ins Restaurant. Zum Schluss besuchten wir den Stellisee, der es auf Instagram zu Berühmtheit geschafft hat, weil sich das Matterhorn darin spiegelt. Alles was sich indessen an diesem Tag in seiner Wasseroberfläche spiegelte, waren die Schneeflocken.

@wandernohneende
Stellisee
Damit sich die weite Reise ins Wallis auch lohnte, hatte ich das Wochenende um einen Tag verlängert, und siehe da - als ich am Montagmorgen die Vorhänge meines Hotelzimmers öffnete, strahlte mir vor einem wolkenlosen Morgenhimmel das Matterhorn entgegen.

Angesichts des schönen Wetters blieb mir nichts anderes übrig, als nochmals in die Wanderschuhe zu steigen. Ich nahm also wieder die Bahn zur Sunnegga und fotografierte dort zunächst ausgiebig das Bergpanorama, das uns zwei Tage lang verborgen geblieben war (inkl. Breithorn vor wolkenlosem Himmel).

@wandernohneende
Ich folgte dem Höhenweg hoch über dem Mattertal, flankiert von den Walliser Viertausender. Kaum hatte ich die Touristenansammlungen von Zermatt hinter mir gelassen, begegnete ich kaum noch anderen menschlichen Wanderern; dafür trottete mir eine Gämse entgegen, die sich von mir überhaupt nicht aus Ruhe bringen liess. Beim Abstieg entlang des Täschbachs erschreckte mich plötzlich der Warnpfiff eines Murmeltiers, das sich netterweise die Zeit nahm, für ein Foto zu posieren, bevor es zwischen Holzbalken verschwand. Etwas oberhalb von Täsch hoppelte schliesslich eine ganze Murmeltiersippe über die steile Wiese.

In Täsch beschloss ich meinen Abstecher ins Wallis endgültig. Der sonnige Abschluss hatte mich mit der abgesagten Hochtour versöhnt.






Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag/Montag, 7./.8./9. September 2019
  • Route: Randa - Gere - Chüebodmen - Pkt. 2327 - Europahütte - Charles Kuonen Hängebrücke - Höüschbiel - Randa (Samstag); Sunnegga - Leisee - Mossjesee - Ze Seewjinen - Grüensee - Grindjesee - Berghaus Fluhalp - Stellisee - Blauherd - Sunnegga (Sonntag); Sunnegga - Tuftra - Täschalp - Eggenstadl - Resti - Täsch (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 45 min (Samstag); 2 h 45 min (Sonntag); 3 h (Montag)
  • Distanz: 9 km (Samstag); 11 km (Sonntag); 12 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m (Samstag); 600 m (Sonntag); 250 m (Montag)


Sonntag, 8. September 2019

Lappland ist...wunderschön (Nordkalottleden 5/5)

@wandernohneende
Lappjordhytta
Am nächsten Morgen brachte uns der Praktikant der Huskyfarm mit dem Auto auf die Staumauer des Altevatn und damit zurück auf den Nordkalottleden. Auf einem breiten Feldweg wanderten wir entlang eines Baches und wurden Zeugen der ersten Flugversuche eines jungen Raufussbusshards - spektakuläre Bruchlandung inklusive.

Wir erreichten eine mit zahlreichen Wasserläufen durchzogene Ebene und da wir mehrere davon durchwaten mussten, zogen wir unsere Wanderschuhe zwischendurch gar nicht mehr an. Am höchsten Punkt des Tages kamen dann bereits die schwedischen Berge in Sicht. Wir stiegen zu unserer letzten Hütte auf norwegischem Boden ab. Die Lappjordhytta lag auf einer Anhöhe mitten in einem violetten Blumenmeer. Unter uns lag der Torneträsk, der grosse See, an welchem - am Horizont bereits sichtbar - Abisko und damit unser Endziel lag.

@wandernohneende
Am nächsten Tag ging es aber zunächst nur bis Björkliden, welches mehr oder weniger gegenüber der Lappjordhytta am anderen Seeufer lag. Von Weitem hatte es nach einer kurzen Wanderung ausgesehen, von Nahem zog sich das Ganze ziemlich in die Länge. Beim Abstieg überquerten wir zunächst die schwedische Grenze. Im ständigen Auf und Ab ging es dann durch das zerklüftete, coupierte Delta zweier Flüsse. Näherkommender Strassenlärm zeugte schliesslich davon, dass wir die Wildnis langsam aber sicher hinter uns liessen.

Wir überquerten eine Strasse und und die schmalen Wanderpfade verwandelten sich in breite Wanderwege. Wenig abwechslungsreich und vor allem lange zog sich die Strecke bis Björkliden schliesslich noch hin. Dort übernachteten wir in einem einfachen Hotel, doch als wir im Restaurant fast zwei Stunden auf unseren Rentierburger warten mussten, wünschten wir uns schon fast wieder die Selbstkocherhütten zurück.
@wandernohneende
Blick vom Njulla auf den Torneträsk
Von Björkliden nach Abisko ist es kaum mehr als ein Steinwurf. Doch so ohne letzten Höhepunkt - diesmal im eigentlich Sinn des Wortes - sollte die Wanderung nicht enden. Daher stiegen wir zum Abschluss auf den Njulla, denn schliesslich kann man so ganz ohne Gipfelerlebnis ja nicht zwei Wochen wandern. Für die zusätzliche Anstrengung wurden wir mit einem überwältigenden Ausblick über den langgezogenen, tiefblauen Torneträsk belohnt. Ein perfekter Abschluss für die gelungene Tour!

@wandernohneende
In Abisko verbrachten wir die letzte Nacht in der Fjällstation, wo sich viele andere Wanderer versammelt hatten, die auch auf dem Nordkalottleden oder dem Kungsleden unterwegs waren. Beim Abendessen im ziemlich schicken Restaurant der sonst eher einfachen Herberge stiessen wir auf unseren Erfolg an, bevor wir am nächsten Tag die (sehr) lange Heimreise antreten mussten.







Gewanderte Etappen:

  • Tag 9 (Dienstag, 30. Juli 2019): Innset Huskyfarm - Laievaggi - Lappjordhytta (23 km/8,5 h)
  • Tag 10 (Mittwoch, 31. Juli 2019): Lappjordhytta - Björkliden (15 km/5,5 h)
  • Tag 11 (Donnerstag, 1. August 2019): Björkliden - Njulla - Abisko (10 km/4 h)


  • => Alle Etappen des Nordkalottleden gibt es hier.

    => Bereits 2017 wanderte ich ab Abisko auf dem Kungsleden nach Vakkotavare. Meine Blogbeiträge dazu gibt es hier.



    Sonntag, 1. September 2019

    Lappland ist...Wildnis pur (Nordkalottleden 4/5)

    Von der Dividalshytta stiegen wir durch einen Mischwald aus Birken und Fichten hinab zum Fluss, der das breite Tal durchfloss. Wir schlugen uns durch den dichten, sumpfigen Uferbewuchs und zusammen mit der schwülen Hitze wähnte man sich in einem tropischen Urwald und nicht im hohen Norden. Eine wacklige Brücke brachte uns über den Fluss und entlang eines rauschenden Wildbachs stiegen wir in ein Seitental hoch. Ein Wasserfall stürzte tosend über die Felsen und in seiner Gischt leuchtete ein Regenbogen. Wildnisfeeling pur!

    Weiter ging es durch einen scheinbar endlosen Birkenwald und die Wanderung entwickelte sich schon zum zweiten Mal an diesem Tag zu einem Kampf gegen eng stehende Bäume und sumpfigen Boden, in welchem die Wegspur teilweise einfach verschwand. Als die Strecke wieder etwas anstieg, liessen wir den Wald hinter uns und sofort wurde die Landschaft wieder karg und baumlos. Der ständige, übergangslose Wechsel der Vegetationszonen erstaunte mich immer wieder.

    @wandernohneende
    Hinter einer Kuppe tauchte plötzlich ein blauer See auf und daneben die nächste Hütte. Die Vuomahytta und der gleichnamige See auf der einsamen, baumlosen Hochebene war für mich der schönste Ort der gesamten Wanderung. Nach dem schweisstreibenden Tag genossen wir ein erfrischendes Bad im See und setzten uns dann in die gemütliche Sofaecke der Hütte, welche eine atemberaubende Aussicht auf die urtümliche Landschaft bot. 

    Ich hätte es in der Vuomahytta noch ein paar Tage ausgehalten. Doch am nächsten Morgen ging es wie gewohnt weiter. Unterdessen lastete der Rucksack nicht mehr so schwer auf den Schultern und weder lockeres Geröll, Sumpf noch die Überquerung von Bächen oder Schneefeldern machten uns noch etwas aus. Wir kamen schon fast so gut vorwärts, die wie Rentiere, die unseren Weg kreuzten.

    @wandernohneende
    Vuomahytta
    Die Gaskashytta lag oberhalb eines grossen Sees und die Boote, die auf ihm kreuzten, sowie der Handyempfang zeigten, dass wir zumindest wieder in der Nähe der Zivilisation waren. Am nächsten Tag war die Wanderung nur kurz. Über zahlreiche Holzplanken, die trocken über den Sumpf am Seeufer führten, erreichten wir eine lockere Ansammlung von Ferienhäuschen. Dort wurden wir mit dem Auto abgeholt, denn für einmal übernachteten wir nicht in einer Hütte, sondern im Gästehaus einer Huskyfarm. Da gab es nach einer Woche nicht nur die erste warme Dusche, sondern auch frischen Lachs und Gemüse zum Abendessen.




    Gewanderte Etappen:

  • Tag 6 (Samstag, 27. Juli 2019): Dividalshytta - Anjanvassdalen - Vuomahytta (19 km/6,5 h)
  • Tag 7 (Sonntag, 28. Juli 2019): Vuomahytta - Gaskasdalen - Gaskashytta (17 km/6 h)
  • Tag 8 (Montag, 29. Juli 2019): Gaskashytta - Innset Huskyfarm (10 km/3 h)


  • Hier geht es weiter auf dem Nordkalottleden => Teil 5: Lappland ist...wunderschön



    Donnerstag, 29. August 2019

    Via Glaralpina: Ausgesetzte Balanceakte im Glarnerland

    @wandernohneende
    Blick zurück zum Gulderstock
    Die Via Glaralpina ist ein dieses Jahr neu eröffneter alpiner Etappenwanderweg, welcher den Kanton Glarus umrundet. Diverse Wegstrecken sind blau/weiss markiert und damit nicht nur konditionell, sondern auch technisch anspruchsvoll, wie ich nun am eigenen Leib erfahren musste resp. durfte.

    Während es für mich die ersten Gehversuche auf der Via Glaralpina waren, hatte Moni, welche die Zweitagestour organisierte, mit einer Kollegin bereits mehr als die Hälfte der Etappen begangen. Die Mitwanderer für die Etappen 16 und 17 waren alle ebenfalls von Moni handverlesen. Damit war von Anfang an klar, dass es eine schweisstreibende Angelegenheit werden würde - und da hatte ich die Höhenmeter und das warme Sommerwetter noch gar nicht mit eingerechnet.

    @wandernohneende
    Blick vom Gulderstock
    Für die ersten Höhenmeter bis Weissenberge nahmen wir zwar noch die Seilbahn, doch dann folgte der weitere Aufstieg im erwarteten forschen Tempo. Bald liessen wir die Waldgrenze hinter uns und wanderten über einen mit Erika und Heidelbeeren bedeckten Kamm. Als wir die Lawinenverbauungen am Sonnenhorn erreichten, kamen wir kurz vom richtigen Weg ab, was aber nicht an den Markierungen lag - diese waren auf der ganzen Strecke zahlreich und brandneu -, sondern an unserer Unaufmerksamkeit.

    Eine Abkürzung durch eine steile Wiese brachte uns wieder auf Kurs und mich an den Rande des Kollaps. Mit einer kurzen Verschnaufpause und einer halben Banane päppelte ich mich zumindest vorläufig wieder auf. Nach dem Sonnenhorn (2'163 m) wurde der Weg zunehmend felsiger, bis wir auf dem zerklüfteten Gipfel des Gulderstocks (2'510 m) standen. Von hier aus konnten wir den dreigeteilten Grat überblicken, der uns bis zum Wissmeilen führen würde.

    @wandernohneende
    Spitzmeilen
    Nachdem es bis zum Gulderstock zwar steil, am nicht besonders ausgesetzt gewesen war, fing das technisch schwierige Stück mit dem Abstieg durch ein lockeres Schotterfeld zum Guldergrat an. Dieser bestand aus einem violetten, schieferartigen Gestein mit einer glatten Oberfläche. Ausrutschen war auf dem ausgesetzten und stellenweise schmalen Grat aber verboten. Die blau/weisse Markierung (T4) war mehr als gerechtfertigt. An diversen Stellen musste man die Hände zu Hilfe nehmen, um hoch- oder runter zu kraxeln, denn - entgegen meinen Hoffnungen - hörten die Höhenmeter auf dem Gulderstock nicht auf, sondern sammelten sich munter weiter an.

    Eine kurze Kletterstelle bildete den Einstieg zum weiss leuchtenden Gipsgrat. Langsam spürten wohl alle die Anstrengung in den Gliedern, denn die Wanderung verlangte nicht nur der Ausdauer, sondern auch der Konzentration ziemlich viel ab. Eine letzte Steigung brauchte uns schliesslich auf den Wissmeilen (2'581 m). Am gleichen Punkt war ich zwei Jahre zuvor im Winter schon einmal mit den Schneeschuhen gestanden, im Sommer präsentierte sich die Aussicht nicht minder schön.

    @wandernohneende
    Wanderbloggerin vor Kollaps
    ©Clemens
    Ein kurzer Abstieg führte uns zum Wissmeilenpass und von da ein längerer Abstieg ins Mülibachtal hinunter. Fast parallel zu unserer Aufstiegsstrecke ging es den Talkessel hinaus bis zur Skihütte Mülibachtal. Dort nahm sich der Hüttenwart Werner sehr viel Zeit für uns und bekochte uns mit einem Risotto mit frisch gesammelten Pilzen.

    Im Gegensatz zum Vortag begann der Montag mit einem (fast) gemütlichen Einlaufen entlang der Höhenlinie. Erst nachdem wir den Widersteiner Bach überquert hatten, fing der Aufstieg durch einen mit Felsen und Wasserläufen durchzogenen Steilhang an. Die abwechslungsreiche Route war gut markiert, doch die teilweise kaum sichtbare Wegspur zeigte, dass dieser Streckenabschnitt bisher wenig begangen worden war. Das letzte Stück bis zum ersten Gipfel des Tages führte schliesslich über die nackten Felsen. Auf dem Gufelstock (2'435 m) gab es ein wolkenloses 360°-Panorama mit Glärnisch, Kurfirsten, Alpstein und - ganz nah - Mürtschenstock, den ich nur eine Woche zuvor umrundet hatte.

    @wandernohneende
    Mürtschenstock
    Entlang des "Schoggigrat" ging es weiter bis zum Schwarzstöckli (2'383 m). Warum der Grat den Namen trägt, blieb unklar, im Gegensatz zum Vortag war aber die Schwierigkeit wirklich (fast) "schoggi".

    Ich hatte unterdessen eingesehen, dass ich mit meinen Mitwanderern nicht ganz mithalten konnte und mein Tempo gedrosselt, um den Kollaps zu vermeiden und noch genügend Reserven für den Abstieg zu haben. Und diese brauchte ich auch: Entlang des Fusses des Schilt, dessen Besteigung ich auch dieses Mal verpasste, ging es auf ziemlich mühsamen Wegen, die entweder abgerutscht oder mit lockerem Schotter bedeckt waren, die Hänge hinunter bis zum Naturfreundehaus Fronalp, wohin wir das Alpentaxi bestellt hatten.

    Es war eine anstrengende, anspruchsvolle und wunderschöne Wanderung gewesen, die mir noch drei Tage heftigsten Muskelkater bescherte, und von der ich jeden Moment genossen hatte. Via Glaralpina, ich komme wieder!




    Wanderinfos:
    • Gewandert: Sonntag/Montag, 25./26. August 2019
    • Route: Weissenberge - Engisboden - Bärenboden - Sonnenhorn - Gulderstock - Guldergrat - Gipsgrat - Wissmeilen - Wissmeilenpass - Mülibach Oberstafel - Skihütte Mülibachtal (Sonntag); Skihütte Mülibachtal - Widersteiner Hüttli - Chüebuch - Gufelstock - Heustock - Schwarzstöckli - Rotärd - Fronalppass - Ober-/Mittelstafel - Naturfreundehaus Fronalp (Montag) (Etappen 16 und 17 der Via Glaralpina; mehrheitlich weiss/blau markiert/T4+)
    • Unsere Wanderzeit: 6 h 30 min (Sonntag); 5 h (Montag)
    • Distanz: 19 km (Sonntag); 15 km (Montag)
    • Höhenmeter (Aufstieg): 1'700 m (Sonntag); 900 m (Montag)
    • Übernachten: Skihütte Mülibachtal





    Sonntag, 25. August 2019

    Lappland ist...weitläufig (Nordkalottleden 3/5)

    @wandernohneende
    Vor zwei Jahren auf dem Kungsleden hatte ich mich morgens regelmässig über den Porridge beschwert, den es gefühlsmässig täglich zum Frühstück gegeben hatte. Dieses Jahr hatte ich schon fast ein schlechtes Gewissen, was sich Steffi alles hatte einfallen lassen, um Abwechslung in den morgendlichen Essensplan zu bringen: Neben Pancakes gab es unter anderem süssen Couscous und Haferküchlein mit eingelegten Früchten. Da wähnte man sich gar nicht mehr in einer Selbstversorgerhütte mitten in der Wildnis.

    Gerade für die nächsten zwei Tagen brauchten wir die Energie eines reichhaltigen Frühstücks, denn vor uns lagen die längsten Etappen der Wanderung. Sie starteten mit der Überquerung einer ziemlich wackeligen Brücke, die scheinbar aus freischwingenden Holzpaletten bestand. Wie am Vortag ging es zu Beginn vornehmlich aufwärts. Wir liessen das grüne Tal von Rostdalen hinter uns und vor uns öffnete sich die schier endlose Weite, die für Lappland so typisch ist. Je weiter nach oben wir kamen, je steiniger wurde die Landschaft, bis wir schliesslich über ein ausgedehntes Geröllfeld aus eckigen Steinbrocken jeglicher Grösse balancieren mussten, was einiges an Konzentration und Kraft erforderte.

    Die Wanderwege in Norwegen sind - obwohl weit weg von jeder Zivilisation - sehr üppig mit markierten Steinmännchen gekennzeichnet. Beim Abstieg zur Daertahytta trafen wir auf eine Frau, die gerade dabei war, Steine zu schichten und mit dem typischen roten Punkt zu versehen. Sie erzählte uns, dass sie als Freiwillige für den norwegischen Tourismusverband jedes Jahr mehrere Wochen damit verbringt, von Hütte zu Hütte zu ziehen, die Wege zu kontrollieren und wo notwendig, neu zu markieren. Eine Sisyphusarbeit, wenn man die schiere Ausdehnung des Gebiets bedenkt.

    Die Daertahytta lag einsam in der Mitte einen grossen Seenplatte. Dieser folgten wir am nächsten Tag bis uns ein niedriger Übergang ins nächste Tal brachte, in welchem noch mehr Seen aufgereiht aneinander lagen. Wir durchquerten die breite Ebene und kamen dabei das erste Mal so richtig ausgiebig in Genuss von einer weiteren lappländischen Spezialität, die ich schon fast vermisst hatte: Sumpf. Die beste Strategie, die sumpfigen Stelle zu passieren, war, möglichst schnell zu gehen und auf keinen Fall stehen zu bleiben.
    @wandernohneende

    Wir überquerten einen breiten, flachen Fluss, der so mit so vielen Steinen übersät war, dass wir die Schuhe nicht auszuziehen mussten, sondern einfach von Stein zu Stein balancieren konnten. Danach folgte einer der längsten und steilsten Aufstiege der ganzen Wanderung, für den wir uns mit Snickers stärkten, die uns ein Schweizer Wanderer, den wir in den letzten Tagen mehrmals in den Hütten getroffen hatten, geschenkt hatte. Die Belohnung für die Anstrengung kam schliesslich, als sich vor uns das nächste Tal öffnete: Unter uns lag eine riesige Waldfläche des Dividalnationalparks. Am Horizont glitzerte ein Fluss in der tiefstehende Sonne. Nach der kargen Landschaft der letzten Tage war die plötzlich üppige Vegetation überwältigen.

    Durch einen Birkenwald, in welchem die Blumen teilweise kniehoch standen, stiegen wir ab bis zur Hütte, die auf einer baumlosen Kuppe lag und beste Sicht in den Nationalpark bot, so dass die schmerzenden Füsse nach der langen Etappe schnell in den Hintergrund rückte.


    Gewanderte Etappen:

  • Tag 4 (Donnerstag, 25. Juli 2019): Rostahytta - Buossir - Daertahytta (17 km/7 h)
  • Tag 5 (Freitag, 26. Juli 2019): Daertahytta - Jertaskard - Dividalshytta (24 km/8,5 h)


  • Hier geht es weiter auf dem Nordkalottleden => Teil 4: Lappland ist...Wildnis pur






    Donnerstag, 22. August 2019

    Rund um den Mürtschenstock - Quer durch die Mutterkühe

    @wandernohneende
    Kampferprobte Mutterkuh
    Die "rund um den Mürtschenstock"-Wanderung im Glarnerland stand schon länger auf meiner Wunschliste und als ich am Freitag eher ungeplant zu einem freien Tag kam, nutzte ich die Gelegenheit, den Wunsch in die Tat umzusetzen.

    Mit dem Sessellift schaukelte ich gemächlich von Filzbach zur Habergschwänd. Ein kurzer Spaziergang brachte mich zum Talalpsee, der noch im Schatten lag. Das steile Ufer spiegelte sich in der glatten Wasseroberfläche. Ein Ort, der zum Verweilen einlud, doch dafür hatte ich leider nur wenig Zeit, da es ja einen Berg zu umrunden galt.

    Ich folgte dem See zum Ende des Talkessels, wo aus dem Spaziergang dann eine "richtige" Wanderung mit einem kräftigen Anstieg wurde. Nachdem ich etwas an Höhe gewonnen hatte, führte die Strecke nahe an den senkrechten und sichtbar bröckelnden Felswänden des Mürtschenstocks vorbei. Ein Schild warnte vor erhöhter Steinschlagsgefahr und Spuren von schweren Baumaschinen zeugten von kürzlich erfolgten Wiederherstellungsarbeiten am Weg.

    @wandernohneende
    Talalpsee
    Ich folgte der Anweisung, das gefährdete Wegstück möglichst schnell zu passieren; die Mittagspause hatte ich ohnehin auf der Mürtschenfurggel geplant. Doch dieser Plan wurde von einer weiteren Naturgefahr durchkreuzt, vor welcher ein anderes Schild warnte: Mutterkühe.

    Der Ratschlag, den Kühen und ihren Kälbern nicht zu nahe zu kommen, klang in der Theorie zwar gut, war in der Praxis aber eher schwierig umzusetzen, weil sich die Kühe gleichmässig über die Weide verteilt hatten und sich die Mütter zudem ausgerechnet den Wanderweg ausgesucht hatten, um ihre Jungen zu säugen. Entsprechend musste ich in den Sumpf und den Steilhang ausweichen. Eine einhörnige Mutterkuh musterte mich besonders misstrauisch und ich war mir ziemlich sicher, dass sie ihr fehlendes Horn im Bauch eines Wanderers verloren hatte.

    @wandernohneende
    Mürtschenstock
    Ich kam schliesslich schadlos am anderen Ende der ausgedehnten Weide an und war erleichtert, als ich den Elektrozaun hinter mir schliessen konnte. Weiter ging es der Flanke des Mürtschenstocks entlang, dessen Wände auf der Ostseite weiss und glattgeschliffen in die Höhe ragten. Im Talboden unter mir floss der Mürtschenbach durch eine mit Felsen übersäte Sumpflandschaft.

    Ich hatte mir für die Habergschwänd-Seilbahn ein Retourticket gekauft, weil ich den Mürtschenstock ja ganz umrunden und mir zudem den zusätzlichen Abstieg bis ans Walenseeufer ersparen wollte. Leider bedeutete dies, dass ich 400 Höhenmeter Abstieg gegen 300 Höhenmeter Aufstieg eingetauscht hatte. Doch die Talfahrt war die zusätzliche Mühe wert: Auf dem Sessellift hatte man einen Logenplatz für die Aussicht auf die aufgereihten Kurfirsten und den türkisfarbenen Walensee mit dem Seerenbachfall, den ich zwar schon aus der Nähe, aber noch nie in seiner ganzen Höhe gesehen hatte. Sogar der Zürichsee kam noch ins Sichtfeld.



    Wanderinfos:
    • Gewandert: Freitag, 16. August 2019
    • Route: Habergschwänd - Talalpsee - Spanneggsee - Mürtschenfurggel - Robmen - Hüttenberg - Talhütten - Habergschwänd (Rundtour)
    • Meine Wanderzeit: 5 h 45 min
    • Distanz: 19 km
    • Höhenmeter (Aufstieg): 1'150 m