Donnerstag, 18. August 2022

Auf dem Prättigauer Höhenweg von der Schesaplana- zur Carschinahütte (Prättigauer Wandertage 2/3)

@wandernohneende
Am zweiten Tag unserer Prättigauer Wandertage folgten wir strikt dem Prättigauer Höhenweg. Der Himmel war bedeckt, als wir die Schesaplanahütte hinter uns liessen und in ein breites Hochtal hinein stiegen. Es war eine karge Landschaft, die wir passierten und die uns bis zur österreichischen Grenze auf dem Cavelljoch begleitete. Unter uns zwischen den Wolken konnte man den Lünersee erkennen und für einen kurzen Augenblick kam die Douglasshütte in Sicht, die sich an seinem Ufer befindet. 

Ein kühler Wind vertrieb uns schnell wieder vom ausgesetzten Übergang. Wir blieben auf der Schweizer Seite der Grenze und folgten weiter dem Höhenweg, der unterhalb der hohen, zerklüfteten Felswänden hindurch führte. Als wir beim Partuzbödeli eine Pause machten, entdeckten wir mehrere Kletterer in der senkrechten Wand, was mir angesichts des brüchigen Gesteins nicht ungefährlich erschien, doch offenbar gilt die Gegend als Klettermekka. 

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In der Ferne konnte man bereits die Carschinahütte erkennen, doch der Weg machte immer wieder einer Bogen, um der gewölbten Bergflanke zu folgen. Für Unterhaltung sorgte eine Gruppe von jungen Murmeltieren, die sich zwischen grossen Felsen zankten. Wir passierten diverse Abzweigungen, die zu Übergängen nach Österreich führen, wie das Schweizertor oder das Drusator.

Die Carschinahütte liegt direkt unterhalb der schroffen Felsen der Sulzfluh auf einem ausgesetzten Vorsprung. Der Wind, der um die Ecken bliess, hielt uns nicht davon aus, das Steinbockkafi und ein Stück Bündner Nusstorte auf der Aussichtsterrasse der Hütte zu geniessen. Damit nahm ich eine Tradition wieder auf, die ich bei meinem letzten Besuch der Hütte im Winter mit Schneeschuhen begonnen hatte.

Teil 1 meiner Prättigauer Wandertag (Älpli - Schesaplanahütte) gibt es => hier.
Teil 3 (rund um die Schijenflue) gibt es => hier.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 10. Juli 2022
  • Route: Schesaplanahütte - Wurmchöpf - Cavelljoch/Gafalljoch - Chilchli - Pardutzbödeli - Mittelganda - Carschinafurgga (Etappe 2 des Prättigauer Höhenweg/Regionale Route Nr. 72)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 16 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 800 m
  • Übernachten: Carschinahütte SAC
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Donnerstag, 11. August 2022

Zermatt - Auf der Suche nach dem Verlorenen Tal

Zur Akklimatisation für meine "Spaghetti Tour" im Monte Rosa-Massiv verbrachte ich vorab ein paar Tage in Zermatt. Bei meinen Recherchen für mögliche Wanderungen stiess ich auf Berichte über das "Verlorene Tal", in welches kein markierter Wanderweg führen soll und welches man angeblich nur findet, wenn man gut Karten lesen kann. Alles Kartenlesen nützt aber nichts, wenn man nicht weiss, wo auf der Karte man suchen muss. Bei Hikr fand ich schliesslich eine brauchbare Wegbeschreibung, die mich ins richtige Kartenquadrat führte.

Mit der Untergrundschnellbahn ging es zunächst von Zermatt hoch zur Sunnegga. Der erste Teil der Wanderung führte vom Leisee zum Mossjesee hinab und folgte damit mehr oder weniger der "5-Seen-Wanderung", die ich bei meinem letzten Besuch in Zermatt gemacht hatte. Nach der Überquerung des Findelbachs stieg ich auf der anderen Talseite im Zickzack ein grünes Lärchenwäldchen hinauf. 

Nachdem ich das Berggasthaus Grünsee passiert hatte, hielt ich Ausschau nach dem Abzweiger ins geheimnisvolle Tal. Dieser war schliesslich einfacher zu finden als gedacht, weil er mit einem einsam in der Wiese stehenden Wegweiser (nach "Triftji") markiert war. Denn entgegen den Beschreibungen im Internet hatten mir bereits meine Kartenlesekünste verraten, dass durchaus ein weiss/roter Wanderweg ins Tal führt. Zugegebenermassen waren die Wegmarkierungen nach dem ersten Wegweiser etwas spärlich und es half tatsächlich, zwischendurch die Karte zu konsultieren.

@wandernohneende
Ich folge dem Feldweg, der sich leicht ansteigend die Bergflanke hochschlängelte. Ich wunderte mich darüber, wie breit und gut ausgebaut der Weg war, bis es mir dämmerte, dass es sich um die Skipiste handelt, die vom Hohtälli herunterführt. Beim Punkt 2563 bog schliesslich ein schmaler Pfad von der Skipiste ab und ein paar Schritte später kam unter mir ein kleines Tal in Sicht, welches zwischen Gletschermoräne und Berghang eingeklemmt war und durch welches ein Bach rauschte. War das schon das Verlorene Tal?

Ich stieg den Hang hinunter und nachdem ich den Bach überquert hatte, folgte ich ihm talaufwärts. Das Wasser war unglaublich klar! Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, meinen müden Füssen ein Bad zu gönnen. Dieses war aber nur von kurzer Dauer: Das Wasser war nämlich auch unglaublich kalt!

Wieder in Socken und Schuhen ging es weiter. Das Gelände stieg leicht an und plötzlich erreichte ich eine von Felsen umgebene Hochebene, durch welche ein kleiner Fluss mäanderte. Da war es, das Verlorene Tal! 

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Der Wanderweg endete an einem grossen Stein mit einem Kreuz darauf, doch ich ging weiter entlang eines Trampelpfads durch das struppige Gras. Am Ende des Talkessels rauschte ein kleiner Wasserfall über glattgeschliffene Steine. Ich kletterte neben ihm hoch, um zum perfekten Fotospot zu gelangen: Unter mir das Tal mit den glitzernden Flussschlaufen, rechts und links die grauen Felsen und direkt geradeaus das Matterhorn. Ein Bild, eindeutig Instagram tauglich.

Nachdem ich diesen schönen Flecken Erde eine Weile genossen hatte, ging ich zurück bis zum Stein mit dem Kreuz. Stellt man auf den offiziellen Wanderweg ab, ist das Tal eine Sackgasse. Dank meinem ausgiebigen Kartenstudium wusste ich aber, dass es eine Wegspur über die Moräne hinweg geben musste. Diese war im Gelände auch problemlos zu finden und mit Steinmännchen markiert. Von der Moräne aus hatte man einen guten Blick auf die riesige Schwemmebene, die der weichende Findelgletscher zurückgelassen hatte. 

Sobald ich den Talboden erreicht hatte, folgte ich dem Findelbach via Gant wieder zurück zum Mossjesee und ein kurzer Aufstieg brachte mich zur Sunnegga. Am Schluss dieser Wanderung wusste ich eines: Ich hatte das Verlorene Tal gefunden und die Suche hatte sich eindeutig gelohnt!


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 17. Juli 2022
  • Route: Sunnegga - Leisee - Mossjesee - Berghaus Grünsee/Ze Seewjinen - Pkt. 2425 - Pkt. 2563 - Triftji - Pkt. 2469 - Gant - Mossjesee - Leisee - Sunnegga
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 13,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 m

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Donnerstag, 4. August 2022

Grenzwandern im Prättigau (Prättigauer Wandertage 1/3)

@wandernohneende
Ich startete meine Sommerferien mit einer dreitägigen Wandertour durch das Prättigau, die Daniela organisiert hatte. Für den Einstieg zwängten wir uns in die kleinen Kabinen der Älplibahn und ersparten uns den initialen Aufstieg von 1'200 Höhenmeter. Die Bergfahrt kostete 12 Franken und damit einen Franken pro 100 Höhenmeter - was eindeutig ein Schnäppchen war, wenn man von der Gondel zu den steilen Hängen hinunterblickte.

Die eigentliche Wanderung startete ebenfalls eher gemütlich. Auf breiten Wegen durchquerten wir ausgedehnte, saftig grüne Alpen. Über uns thronte der Vilan, der erste Gipfel, den ich vor über sechs Jahren im Prättigau bestiegen hatte.

Ohne grosse Anstrengung stiegen wir hoch zum Kamm, von wo wir einen ersten Blick auf die Schesaplana werfen konnten und sogar glaubten, die gleichnamige Hütte - unser heutiges Ziel - zu erspähen. Am Fuss des markanten Glegghorns entlang wanderten wir weiter bis zum Vorderscht See, wo wir die Mittagspause geplant hatten. Vor ein paar Jahren hatte ich den See vom Falknis her kommend schon mal passiert, leider erwartete uns dieses Mal statt einer türkisfarbenen Idylle nur brauner Morast - der See war vollständig ausgetrocknet.

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Doch unmittelbar nach dem See begann das schönste Stück der Wanderung: Neben einem kleinen Bach und zwischen grossen Felsbrocken hindurch wanderten wir über Wiesen mit einer Vielfalt an Blumen, wie ich sie noch selten gesehen hatten. Immer wieder blieben wir stehen, um Fotos zu machen oder eine neu entdeckte Blüte zu bewundern. 

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Durch zwei Tunnel hindurch gelangten wir schliesslich zur Alp Ijes. Von dort hätte man leicht in den Prättigauer Höhenweg einbiegen können, der dem Talboden entlang führte. Doch wir wollten höher hinaus. Also bogen wir nach Norden ab und stiegen steil hoch zum Barthümeljoch (2'319 m). Eine Metallplatte markierte die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich - solche Metallplatten würden wir in den nächsten Tagen noch öfters begegnen.

Diesmal war der Abstecher nach Österreich aber nur von kurzer Dauer. Wir querten unter dem Tschingel durch, stiegen auf der anderen Seite hoch zur Gross Furgga (2'359 m) und hatten schon wieder Schweizer Boden unter den Füssen. Ein langgezogener Abstieg über schotterige Wege brachte uns schliesslich zur Schesaplanahütte. 

Auf der sonnigen Terrasse der traditionellen Hütte stiessen wir auf die Wanderung an, bevor wir im vollbesetzten Massenlager eine überraschend erholsame Nacht verbrachten, um uns für den nächsten Tag zu wappnen.

Teil 2 meiner Prättigauer Wandertag (auf dem Prättigauerhöhenweg von der Schesaplana- zur Carschinahütte) gibt es => hier.
Teil 3 (rund um die Schijenflue) gibt es => hier.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 9. Juli 2022
  • Route: Älpli - Mittelsäss - Kamm - Talegg - Vorderscht See - Guggernel - Alp Ijes - Bartümeljoch - Gross Furgga/Hochjoch - Compor - Schesaplanahütte
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 10 min
  • Distanz: 16,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 970 m
  • Übernachten: Schesaplanahütte SAC
@wandernohneende