Donnerstag, 29. Juli 2021

Gipfel-Hexalogie mit Fürstein

Glaubenberg, Fürstein, Langis
Wieder einmal eine Montagstour mit Karin; diesmal zwar ohne Schneeschuhe, dafür nach einer Routenbeschreibung, die eigentlich als Schneeschuhtour gedacht war. Wir hielten es für eine gute Idee, uns die Sache vorerst ohne Schnee anzusehen.

Für das kurze Stück von Langis zur Glaubenberg Passhöhe nahmen wir das Postauto, das wir fast verpasst hätten, obwohl wir zwanzig Minuten zu früh an der Haltestelle standen - einfach an der falschen. Vom Glaubenberg aus stiegen wir durch einen wunderschönen, lichten Wald, dessen Boden und Lichtungen mit einem Meer aus Alpenrosen und anderen bunt blühenden Blumen bedeckt war. Das Einzige, was das Erlebnis etwas trübte, war - neben dem wolkenverhangenen Himmel - der pflotschige Untergrund. Innert kürzester Zeit klebte an meinen Schuhen eine dicke Schicht aus nasser Erde.

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Kurz nachdem wir die Waldgrenze hinter uns gelassen hatten, erreichten wir mit dem Rickhubel (1'943 m) den ersten Gipfel des Tages. Hier hatten wir auch erstmals die Übersicht, um uns zu orientieren und einen ersten Blick auf den Hauptgipfel des Tages, den Fürstein zu werfen. 

Vom Rickhubel zum Fürstein mussten wir zunächst eine sumpfige Hochebene überqueren und die karge Vegetation mit den baumlosen Gipfeln erinnerte mich an Lappland. Ein kurzer, steiler Anstieg brachte uns schliesslich auf den Fürstein (2'040 m). Der Wind bliess uns hier kalt um die Ohren und ich war mir sicher, im Winter könnte es nicht ungemütlicher sein. Unsere Pause auf der zugigen, aber unbestrittenermassen sehr aussichtsreichen Gipfelbank war daher nur kurz.

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Die Mittagspause holten wir nach dem Abstieg beim Sewenseeli nach, an dessen Ufer eine kleine, einsame Kapelle steht. Ein idyllischer Ort! Danach folgten wir kurz einem breiten Feldweg, bis es via Trogenegg wieder hoch ging bis zum Miesenstock (1'891 m). Schliesslich folgte das schönste und abwechslungsreichste Stück der ohnehin schon sehr schönen und abwechslungsreichen Wanderung: Über einen schmalen, dicht überwucherten Grat und ein paar kraxlige Felsen führte der schmale Pfad via Nollen (1'891 m, unmarkiert) zum Riedmattstock (1'786 m, temporär ohne Gipfelkreuz). 

Nachdem wir schon fünf Gipfel hinter uns hatten, fanden wir, dass wir den sechsten auch noch mitnehmen könnten, so dass wir einen kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt des Selispitz (1'736 m) machten, um auch noch den Blick auf den Sarnersee zu werfen.

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Danach ging es sehr steil ein paar sehr nasse Weiden hinunter. Der Weg war zwar gut mit Pfosten markiert, die Schwierigkeit war aber, von einem Pfosten zum nächsten zu gelangen, ohne im Matsch stecken zu bleiben (Pfosten zu folgen ist ein bekanntes Problem von Karin und mir). Ab der Ochsenalp begann der Gegenanstieg zurück nach Langis hinauf. Mittlerweile hatte sich die Sonne entschieden, hinter den Wolken hervorzukommen, so dass es mir beim Aufstieg plötzlich mehr als warm wurde und ich schon fast den kühlen Wind vom Gipfel zurücksehnte.

Es war eine schöne, aber lange Wanderung gewesen und Karin und ich waren uns einig: Mit den Schneeschuhen machen wir auf keinen Fall die ganze Runde - viel zu anstrengend.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Montag, 5. Juli 2021
  • Route: Glaubenberg, Passhöhe - Rickhubel - Fürstein - Sewenseeli - Trogenegg - Miesenstock - Nollen - Riedmattstock - Selispitz - Mettlenbüel - Münchenboden - Ochsenalp - Langis
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 15 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'130 m

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Donnerstag, 22. Juli 2021

Aperol Spritz auf der Leutschachhütte

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Diese Saison will der Schnee einfach nicht verschwinden! Es war bereits Mitte Juni und wieder hatte ich meine Spikes griffbereit oben in den Rucksack gepackt. 

Zunächst begann das Wochenende aber bunt blühen und schwül warm: Wir trafen uns beim Arnisee und nach einem kurzen Startkaffee ging es ohne grosse Steigung durch Wald und Alpwiesen in Richtung Intschitalp. Erst als wir den Intschialpbach überquert hatten und der Weg im Zickzack das Tal hinauf führte, wurde die Sache schweisstreibend. 

Wir hatten schliesslich noch nicht einmal die Hälfte der geplanten Höhenmeter hinter uns, als wir den Schnee erreichten und ich tatsächlich meine Spikes hervorholen musste. In der Schindlachhütte wäre eigentlich eine Pause geplant gewesen. Dafür hätten wir aber den unter dem Schnee verstecken Bach überqueren müssen, was Michel, unser verantwortungsvoller Wanderleiter, als zu gefährlich einstufte, weil wir die Tragfestigkeit der Schneedecke nicht kannten - womit er natürlich recht hatte.

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Damit mussten wir ohne Stärkung das steilste Stück des Tages - den Einstieg ins Schindlachtal -  in Angriff nehmen. Da der Weg unter dem Schnee ebenfalls nicht sichtbar war, stiegen wir mehr oder weniger in direkter Linie den abschüssigen Hang hoch - steiler geht fast nicht mehr.

Nachdem wir das Gröbste hinter uns hatten, gab es doch noch eine Pause mit Blick zurück zur Intischialp. Danach kamen wir um eine Bachüberquerung nicht mehr herum: Praktischerweise hatte aber das Schneefeld, welches den Wildbach bedeckte, ein strategisch platziertes Loch genau über dem schmalen Steg, der über das rauschende Wasser führte. Etwas Überwindung brauchte der Schritt vom Schnee auf das Brett, Ausrutschen wäre keine gute Idee gewesen. 

Hinter einer Felsengruppe weitete sich das Tal und es wurde etwas flacher. Wir passierten kleine Seen, deren Ausmasse unter der dicken Schneedecke nur zu erahnen waren und ein letzter Aufstieg brachte uns schliesslich auf den Wichelpass (2'558 m). Von diesem Übergang sah man das erste Mal die Leutschachhütte, die auf einem Felsen in der Talflanke thront. 

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Für den Abstieg über die Felswand vom Wichelpass ins Leutschachtal soll es eine Leiter geben. Diese war aber unter all dem Schnee nicht auffindbar. Wir fanden dann doch noch einen Abstieg über ein abschüssiges Schneefeld und konnten so die Felsen umgehen. Über den Schnee ging es auch weiter nach unten und einige von uns rutschten auf dem Hintern den Abhang hinunter und entwickelten dabei ein ziemliches Tempo.

Danach war es nicht mehr weit bis zur Hütte. Auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf den türkisfarbenen Nidersee - ebenfalls noch teilweise mit Schnee bedeckt - gönnte ich mir einen Aperol Spritz und fand, das Leben könnte schlechter sein.

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Am nächsten Tag war der Himmel bedeckt und die Wetterapp warnte vor Gewittern. Deshalb verzichteten wir auf den geplanten Abstecher zum Sunniggrat - mein Bedürfnis an Höhenmeter war vom Vortag ohnehin mehr als gestillt - und stiegen über den direkten Hüttenweg ab. Doch auch dieser lohnte sich: Nach dem Abstieg zum Nidersee folgten wir dem Leutschachbach, der über die Felsen und unter dem Schnee das Tal hinabrauschte. Kaum hatten wir den Schnee hinter uns gelassen, tauchten die ersten blühenden Alpenrosen auf.

Es dauerte schliesslich keine zwei Stunden, bis wir zurück beim Restaurant am Arnisee waren. So früh, dass der Kuchen, auf den Michel gehofft hatte, noch gar nicht im Ofen war. War trotzdem ein sehr schönes Wochenende gewesen!


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 19./20. Juni 2021
  • Route: Arnisee - Heissigegg - Rostwald - Seewlisegg - Schindlachtal - Wichelpass - Leutschachhütte (Samstag); Leutschachhütte - Bödemli - Heitersbüel - Torli - Arnisee (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min (Samstag); 1 h 45 min (Sonntag)
  • Distanz: 10 km (Samstag); 5,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m (Samstag); 30 m (Sonntag)
  • Übernachten: Leutschachhütte SAC

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Sonntag, 4. Juli 2021

Lukmanier-Rundtour: Vier Pässe und viel Tessiner Gastfreundschaft

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Auch dieses Jahr gibt es wieder ein Wanderprojekt, diesmal unter dem sehr breit auslegbaren Motto "Special Effect". Nicoles Beitrag dazu führte uns auf den Lukmanierpass an der Grenze zwischen Graubünden und Tessin. 

Der Pass selber war zwar bereits schneefrei, doch weil wir uns unsicher waren in Bezug auf die Begehbarkeit des Passo di Gana Negro, beschlossen wir, am ersten Tag auf Nummer sicher zu gehen und die tiefer gelegene, aber weitere Route zur Capanna Bovarina zu nehmen.

Wir wanderten also zunächst eine Weile abwärts in Richtung Tessin. Wir waren noch keine Viertelstunde unterwegs, als sich die Sohle von Retos Wanderschuh löste. Während dieser umkehrte, um Ersatzschuhe aus dem Auto zu holen, folgten wir weiter dem Wanderweg, der zwischen Passstrasse und jungem Brenno eingeklemmt ist. Ein ständiges Rauschen, sowohl von der Strasse wie auch vom Wildbach, war damit unser Begleiter. 

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Bei Acquacalda liessen wir die Strasse hinter uns, dafür begann die Steigung durch den Hang. Der Wald spendete angenehmen Schatten, denn die Sonne sorgte für sommerliche Temperaturen und unsere Organisatorin legte ein flottes Tempo vor. 

Über eine letzte Felsstufe erreichten wir schliesslich den Croce Portera (1'917 m) und plötzlich öffnete sich die Landschaft: Eine weite Hochebene lag vor uns und dahinter erhoben sich die weissen Berge. Wir waren begeistert von der heideartigen Landschaft und Vegetation. Unter einem schattigen Baum gönnten wir uns eine ausgedehnte Pause.

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Auf einem breiten Weg ging es bis zum malerischen Dörfchen Dötra, das mit zahlreichen pitoresken, sichtlich mit viel Liebe restaurierten Häuschen aufwarten konnte. Ein flaches, leider asphaltiertes Strassenstück brachte uns nach Anvéuda, ebenfalls ein schönes, von Blumenwiesen umgebenes Örtchen. 

Kurz vor dem Aufstieg zum dritten Pass des Tages gab auch Daniels Sohle ihre Bereitschaft auf, am Wanderschuh kleben zu bleiben. Diese wurde mit Kabelbinder schon fast fachmännisch geflickt, so dass alle den Aufstieg zum Passo Cantonill unter die (mehr oder weniger stabil besohlten) Füsse nehmen konnten.

Insgesamt waren an diesem Tag nur um die achthundert Höhenmeter zu absolvieren, dies auch noch verteilt auf sechzehn Kilometer. Nur fühlte es sich für mich nach viel mehr Aufstieg an; die Verschnaufpause auf dem Passo Cantonill (1'936 m) brauchte ich dringend und keiner von uns liess sich zu einem Abstecher auf den Pizzo Rossetto motivieren.

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Durch einen leuchtend grünen Wald ging es wieder abwärts. In der Ferne entdeckten wir eine Staumauer, die wir als diejenige des Lago di Luzzone identifizierten. Irgendwo hinter den Bergen musste die Greina liegen. Ein letzter Anstieg brachte uns schliesslich zu Capanna Bovarina, wo Reto, der die Abkürzung über den Passo di Gana Negra genommen hatte, in neuen Schuhen schon auf uns wartete.

Die Capanna Bovarina ist von Aussen nicht gerade eine Augenweide. Die äusserlichen ästhetischen Defizite wurden aber von den inneren Werten, nämlich einem grosszügiges Massenlager mit Bergsicht und der charmanten Tessiner Gastfreundschaft des Hüttenwartes, mehr als aufgewogen.

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Am nächsten Morgen wurden wir von der Sonne geweckt, die direkt in unsere Betten schien. Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns wieder auf zum Lukmanierpass, diesmal aber auf dem direkten Weg über den Passo di Gana Negro. Dank Retos Sohlenunglück wussten wir, dass die Strecke trotz Schnee begehbar war. 

Wir folgten einem Wildbach durch die weitläufige Alpe Bovarina. In einem kleinen, namenlosen See spiegelten sich die Berge und der blaue Himmel. Bald erreichten wir die ersten Schneefelder, zwischen denen sich Krokusse und andere unerschrockene Frühlingsblumen hervorkämpften. Aus den Schneefeldern wurde schliesslich eine geschlossene Schneedecke, aus der nur die riesigen, schwarzen Felsbrocken herausragten, welchen der Pass seinen Namen verdankt. Ein Murmeltier brachte sich über den Schnee vor uns in Sicherheit. 

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Wir genossen die Wanderung durch diese eindrucksvolle Landschaft in vollen Zügen. Kurz vor der Passhöhe passierten wir ein weiteres, ebenfalls namenloses Seelein, das man unter dem Schnee noch kaum erkennen konnte. Der Wind verhindert ein lange Pause auf dem Passo di Gana Negra (2'433 m) und kurz danach forderten einige abschüssige Schneefelder unsere Aufmerksamkeit.

Unter uns war der Lukmanierpass mit dem Stausee Lai da Sontga Maria bereits erkennbar. Kurz vor dem Mittag waren wir schliesslich zurück am Ausgangsort und damit sogar rechtzeitig, um einen Blick auf die Tour de Suisse zu erhaschen, die an diesem Tag über den Lukmanier fuhr. Wahrlich, an "Special Effects" hatte es dieser Wanderung nicht gefehlt!



Wanderinfos

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 12./13. Juni 2021
  • Route: Lukmanierpass - Acquacalda - Croce Portera - Fopp da Pönt - Dötra - Anvéuda - Passo Cantonill - Predasca - Capanna Bovarina (Samstag); Capanna Bovarina - Alpe di Bovarina - Passo di Gana Negra - Lukmanierpass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 3 h (Sonntag)
  • Distanz: 16 km (Samstag); 8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 780 m (Samstag); 610 m (Sonntag)
  • Übernachten: Capanna Bovarina UTOE 
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