Sonntag, 20. Januar 2019

Höch Gumme: Aussichten ohne Ende

An diesem Tag stimmte einfach alles: Der Schnee, das Wetter, die Aussicht. Und ich lernte mit dem Gebiet Turren-Lungern erneut eine mir bislang unbekannte Ecke der Schweiz kennen, die ich mir auch im Sommer einmal näher ansehen muss. Doch zunächst ging es mit den Schneeschuhen auf Erkundungstour.

Die ersten paar Höhenmeter überwanden wir mit dem Turren-Bähnchen. Ich hatte mir darunter eine alte, wacklige Seilbahn vorgestellt, doch stattdessen fuhren wir mit einer modernen Gondel in die Höhe. Bereits bei der Bergstation waren diverse Schneeschuhtrails ausgeschildert. Wir wählten den direktesten - und damit auch steilsten - Weg Richtung Schönbüel. Die Strecke war mit dem Pistenfahrzeug frisch präpariert worden, so dass das Schneeschuhlaufen technisch keinerlei Schwierigkeiten bot; hingegen leisteten die Steighilfen der Schneeschuhe an diesem Tag gute Dienste.

Höch Gumme
Wir passierten den Weiler Breitenfeld, dessen Häuser und kleine Kapelle tief eingeschneit waren, und kurz darauf erreichten wir das Berghaus Schönbüel, wo wir uns bei Kuchen und Kaffee aufwärmten. Doch wir waren uns alle - mehr oder weniger schnell - einig, dass die Verhältnisse einfach zu perfekt waren, um direkt wieder umzudrehen. Zu sehr lockte der Gipfel, der direkt hinter dem Berghaus in den blauen Himmel ragte und dessen Flanke bereits mit zahlreichen Spuren von Tourenskifahrern geschmückt war.

Also schnallten wir wieder unsere Schneeschuhe an und überwanden in direkter Linie die letzten zweihundert Höhenmeter bis zum Höch Gumme (2'204 m). Und dieser Abstecher zahlte sich aus: Vom Gipfel hatte man eine herrliche Rundumsicht auf die Alpen und den Brienzersee. Unsere Tourenleiterin brachte uns kaum wieder weg vom Gipfel.

Panorama vom Höch Gumme
Doch schliesslich machten wir uns an den Abstieg - die ersten paar Meter vornehmlich auf dem Hosenboden. Ab Schönbüel folgten wir wieder dem ausgeschilderten Schneeschuhtrail und mit einem kleinen Schlenker ging es zurück zur Gondelstation. Auch auf der Rückreise passte alles zusammen: Die Gondel fuhr ab, kaum hatten wir unsere Schneeschuhe verstaut, und der Shuttle-Bus der Turren-Bahn brachte uns an den Bahnhof, wo gerade der Zug einfuhr.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 19. Januar 2019
  • Route: Lungern-Turren Bergstation - Breitenfeld - Schönbüel - Höch Gumme - Schönbüel - Breitenfeld - Chuematt - Lungern-Turren Bergstation (bis/ab Schönbüel violett ausgeschilderter Schneeschuhtrail)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 10 min
  • Distanz: 7,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 730 m


Sonntag, 13. Januar 2019

Windige Vier-Gipfelwanderung im Tessin (Cima di Lago - Matro di Stinchè - Monte Bigorio - Moschera)

Blick zurück zum Cima di Lago
Eigentlich hatte ich mich beim SAC für eine Schneeschuhwanderung angemeldet, doch diese wurde wegen den gar garstigen Wetteraussichten abgesagt. Als Alternative organisierte die Tourenleiterin eine Wanderung mit vier Gipfeln; zwar ohne Schneeschuhe, dafür mit viel Sonne. Alles was es dafür brauchte, war eine Reise durch den Gotthardtunnel.

Im Süden strahlte der Himmel blau. Von Isone aus stiegen wir unter dem kritischen Blick einer Gämse durch die kahlen Wälder. Die Wege waren teilweise knietief mit Laub bedeckt, unter welchem sich manche Stolperfalle versteckte. Als wir den schützenden Wald hinter uns liessen und uns an den Aufstieg auf den ersten Gipfel des Tages machten, wurde schnell klar, weswegen im Süden das Wetter so viel besser war: Der Nordföhn blies uns heftig um die Ohren, während wir weglos die steile Wiese hochstiegen. Trotzdem nahmen wir uns auf dem Cima di Lago (1'146 m) die Zeit für einen Rundblick auf die umliegenden Gipfel: Zur Linken sah man den Monte Bar, auf dem ich vor etwas mehr als einem Jahr war (auch damals bei windigem Wetter), zur Rechten den Monte Tamaro mit seiner markanten Antenne, der noch auf meiner Wander-to-do-Liste steht.

Ein paar Meter vom Gipfel entfernt befand sich ein grosser, sehr schön gemachter Unterstand, der Schutz vor dem Wind bot und wo wir Pause machten und den Dreikönigskuchen verspiesen, welchen unsere Tourenleiterin mitgebracht hatten. Die Krone windfest auf dem Kopf festzumachen, stellte für den auserkorenen König eine ziemliche Herausforderung dar.

Danach stiegen wir quer durch ein Birkenwäldchen ab und gerade wieder auf bis zum nächsten Gipfel, dem Matro di Stinchè (1'152 m), immer bemüht, nicht vom Wind weggeblasen zu werden. Wieder am Fuss des Hügels angekommen, querten wir den Wanderweg und stiegen - weiterhin weglos - auf den Monte Bigorio (1'188 m). Dieser bot einen schönen Blick vom glänzenden Lago Maggiore bis zur Smog überzogenen Poebene.

Monte Tamaro im Hintergrund
Über einen langgezogenen Grat erreichten wir schliesslich mit dem Moschera (1'167 m) den letzten Gipfel des Tages, welcher zusätzlich noch Aussicht auf den Lago di Lugano bot.

Der anschliessend Abstieg war lang, doch sobald wir ein paar Höhenmeter verloren hatten, hörte der Wind auf und dank der warmen Tessinersonne kam man fast mehr in Schwitzen als beim Aufstieg. Die Strecke führte durch kleinere und grössere Dörfchen bis wir in Torricella den Talboden und den nächsten Bahnhof erreichten.







Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 6. Januar 2019
  • Route: Isone - Muricce - Gola di Lago - Cima di Lago - Matro di Stinchè - Monte Bigorio - Moschera - Condra - Convento Santa Maria - Sala Capriasca - Ponte Capriasca - Taverne-Torricella (grosser Teil der Strecke weglos/unmarkiert)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min
  • Distanz: 16,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 m 



Sonntag, 6. Januar 2019

Carschinahütte - Silvester im Schnee

St. Antönien - Girenspitz - Schafberg
Zum Jahreswechsel hatte ich endlich die Gelegenheit, meine Schneeschuhe aus dem Keller zu holen. In Zürich regnete es noch, in St. Antönien begrüsste uns aber bereits der Winter mit weissen Landschaften und leichtem Schneefall. Das erste Mal in diesem Winter kamen bei mir tatsächlich Wintergefühle auf.

Trotz der fehlenden Sonne waren die Bedingungen zum Schneeschuhlaufen ideal und der Aufstieg via Unter- und Mittelsäss war eine schöne Route, die nie wirklich steil war. Durch coupiertes Gelände ging es weiter und schon bald kam die Carschinahütte in Sicht. Dort wurden wir von Steffi und Stefan, den beiden Hüttenwarten, herzlich begrüsst und nach dem ersten Steinbockkafi fühlten wir uns schon wie zu Hause.

St. Antönien - Girenspitz - Schafberg
Während wir das Silvestermenu genossen, verzogen sich die Wolken und um Mitternacht konnten wir unter dem klaren Sternenhimmel anstossen. Kein schlechter Start ins neue Jahr! Und es wurde noch besser: Der nächste Morgen brachte Sonne und blauen Himmel. Die Landschaft war von einer dicken Neuschneeschicht überzogen, die im Sonnenlicht glitzerte, und die aufgehende Sonne färbte den Himmel und die umliegenden Berge rosa.

Da sich unsere Tagesziele in unmittelbarer Nähe der Hütte befanden, gab es keinen Grund für einen allzu frühen Aufbruch. In einem eher gemütlichen Tempo zogen wir schliesslich unsere Spuren in den Neuschnee und stiegen über den südlichen Rücken auf den ersten Gipfel des Tages, den Girenspitz (2'367 m). Wir mussten uns die Aussicht mit zahlreichen Tourenskifahren teilen, die bei der Abfahrt elegante Schlangenlinien im Neuschnee hinterliessen. Unsere Abstiegsspuren glichen dagegen eher einem umgepflügten Acker.

St. Antönien - Girenspitz - Schafberg - SAC
Carschinahütte SAC
Nach einer Mittagspause und einer kurzen LVS-Übung nahmen wir schliesslich den zweiten Gipfel in Angriff. Keine Stunde brauchten wir, bis wir auf dem Schafberg (2'455 m) standen und nochmals einen ausgiebigen Rundblick auf die Bündner Bergwelt werfen konnten.

Zurück in der Carschinahütte sassen wir im Liegestuhl auf der Terrasse, bis die Sonne hinter dem Berg unterging und es sofort empfindlich kühl wurde. Das Steinbockkafi wärmte aber sofort wieder auf.

In der nächsten Nacht wütete ein Schneesturm, der die Fensterläden der Hütte klappern liess und Schnee bis in den Hüttenvorraum bliess. Auch am Morgen schneite und windete es immer noch und die Sicht betrug nicht mehr als ein paar Meter. Gut eingepackt machten wir uns trotzdem an den Abstieg - es blieb uns ja auch nichts anderes übrig. Die Konturen der hügligen Schneelandschaft hob sich kaum vom grauen Himmel ab. Trotz der eher widrigen Wetterbedingungen machte mir der Abstieg durch den Neuschnee erstaunlich viel Spass. Dank Dänu, unserem Bergführer, fanden wir auch problemlos den Weg ins Alpenrösli, einem Restaurant in Partnun, in dem wir uns zwischendurch wieder aufwärmen konnten.

Immer dem Talboden entlang ging es dann weiter, bis wir in St. Antönien im nächsten warmen Restaurant ankamen, wo wir auf den Bus warteten. Und zum Schluss waren wir uns alle einig: Die Tour war auf ein vielversprechender Start in die Schneeschuhsaison und das neue Jahr gewesen!







Wanderinfos:
  • Gewandert: Montag/Dienstag/Mittwoch, 31. Dezember 2018 und 1./2. Januar 2019
  • Route: St. Antönien - Untersäss - Mittelsäss - Carschinafurgga - Carschinahütte (Montag); Carschinahütte - Fürggeli - Girenspitz - Fürggeli - Schafberg - Carschinahütte (Dienstag); Carschinahütte - Brunnenegg - Partnun - St. Antönien (Mittwoch)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 5 min (Montag); 3 h 50 min (Dienstag); 3 h 15 min (Mittwoch)
  • Distanz: 6,2 km (Montag); 7,2 km (Dienstag); 9,3 (Mittwoch)
  • Steigung (Aufstieg): 760 m (Montag); 715 m (Dienstag); 100 m (Mittwoch)
  • Übernachten: Carschinahütte SAC