Donnerstag, 21. September 2023

Gletschertrekking über den Grossen Aletschgletscher

@wandernohneende
Als Abschluss meiner Sommerferien hatte ich eine viertägige Gletschertour geplant. Nachdem das Wetter der vorangehenden zwei Wochen heiss und sonnig gewesen war, kündigte sich ausgerechnet für das Wochenende der Tour ein heftiger Wetterwechsel an. Statt der viertägigen Wanderung über vier Gletscher wurde daher ein zweitägiges Trekking über einen Gletscher - den Aletschgletscher - daraus.

Mit dem neuen Eigerexpress ging es von Grindelwald Terminal - wirklich vergleichbar mit einem Flughafenterminal - bis Eigergletscher und von dort mit der Bahn durch die Eigernordwand auf das Jungfraujoch.

Aletschgletscher
Auf 3'463 m herrschte T-shirt-Wetter, als wir unsere Steigeisen anschnallten. Ich hatte die Strecke vom Jungfraujoch zur Konkordiahütte schon vor ein paar Jahren gemacht, doch ich war erneut beeindruckt von der Weite der Gletscherwelt und der zum Greifen nahen Alpengipfel. Davon kann ich einfach nicht genug bekommen!

Nur das oberste Stück des Jungfraufirns war noch schneebedeckt und bald wanderten wir über blankes Eis. Unser Bergführer navigierte uns geschickt um die zahlreichen Spalten herum. Das Wasser rann in kleinen Rinnsalen über das Eis, um sich schliesslich zu einem reissenden Wildbach zu vereinen, der sich tief ins Eis eingegraben hatte. Wir folgten seinem Ufer bis zum Punkt, wo er durch eine Gletschermühle in die Tiefen des Eises verschwand. 

@wandernohneende
Auf dem Konkordiaplatz vereinen sich drei Gletscher. Hoch darüber auf einem Felsen liegt die Konkordiahütte. Der Aufstieg über die senkrechte Felswand führt über eine luftige Metalltreppe. Diese wurde vor ein paar Jahren versetzt und um 100 Stufen verkürzt. Für mich waren es an diesem Tag aber immer noch viel zu viele Stufen - die Hitze und die Höhe forderten ihren Tribut und brachten mich an den Rande des Kollapses. 

Auf der sonnigen Terrasse der Hütte bei einem grossen Bier und einem Stück Aprikosenkuchen mit einer Extraportion Rahm erholte ich mich aber schnell wieder. Der Blick über die ausgedehnte Eismasse des Konkordiaplatzes war unbeschreiblich. Leider wird in weniger als hundert Jahren davon nichts mehr übrig sein.

Am nächsten Morgen starteten wir im Morgengrauen. Über einen schmalen, abschüssigen Trampelpfad ging es wieder zurück auf den Gletscher. Nachdem wir die erste Spaltenzone hinter uns gebracht hatten, erreichten wir den "Aletschhighway", eine flache, fast spaltenfreie Zone im Zentrum des Gletschers, auf der wir zügig vorwärts kamen. 

@wandernohneende
Das pyramidenförmige Eggishorn markierte schon von weitem den Ausstiegspunkt aus dem Gletscher, der an seinem Fuss eine leichte Kurve macht und dabei in grosse Spalten aufreisst. Eigentlich glich der Gletscher hier eher einem Meer aus vereisten Wellen mit tiefen, breiten Tälern und schmalen Kämmen. Wie in einem Labyrinth mussten wir uns den richtigen Weg suchen, um zum Gletscherrand zu gelangen.

Dort verstauten wir die Steigeisen definitiv in unseren Rucksäcken und stiegen über glatte Felsen zu den Märjelenseen hoch. Durch den Tunnel und über breite Wanderwege ging es schliesslich zur Fiescheralp und mit der Gondel bequem ins Tal zurück.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag/Freitag, 24./25. August 2023
  • Route: Jungfraujoch - Jungfraufirn - Konkordiaplatz - Konkordiahütte (Donnerstag); Konkordiahütte - Aletschgletscher - Märjelenseen - Obers Tälli - Fiescheralp (Freitag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min (Donnerstag); 5 h (Freitag)
  • Distanz: 8,7 km (Donnerstag); 13,7 km (Freitag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 180 m (Donnerstag); 250 m (Freitag)
  • Übernachten: Konkordiahütte SAC
@wandernohneende
Strecke Donnerstag

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Strecke Freitag

Donnerstag, 14. September 2023

Sonnenaufgang auf dem Brienzer Rothorn

@wandernohneende
Vor ein paar Jahren hatte ich mit den Schneeschuhen den Höch Gumme oberhalb Lungern bestiegen und dabei entdeckt, dass man von dort über den Grat bis zum Brienzer Rothorn weiter gehen kann. Seither stand diese Tour auf meiner Wander-to-do-Liste und da traf es sich gut, dass das Motto unseres diesjährigen Wanderprojekts "Gratwanderung" lautet.

Mit der Gondelbahn ging es zunächst von Lungern nach Turren hinauf, wo wir das Wanderwochenende mit einem Startkaffee starteten. Ich hatte die Tour so geplant, dass möglichst viel Grat miteingeschlossen war, so dass wir zunächst ein paar Meter Richtung Dundel abstiegen, um anschliessend über einen breiten Feldweg in weiten Kurven zur Dundelegg (1'727 m) hochzusteigen, wo das eigentliche Gratwandern begann.

@wandernohneende
Stetig ansteigend folgten wir dem Kamm und umrundeten so in einem Halbkreis das Turren-Hochplateau. Es war ein warmer, sonniger Tag, auch wenn sich immer wieder eine Wolke in den Berggipfeln verfing und die Aussicht verdeckte. Das Mändli (2'056 m) mit seinem steinernen Kreuz war der erste Gipfel, den wir erreichten. 

Doch da waren wir noch lange nicht am Ziel: Weiter ging es im abwechselnden Auf und Ab dem schmalen Bergrücken entlang mit dem Höch Gumme (2'204 m) als nächste Bergspitze. Dort machten wir Mittagspause und ein Mandelgipfel wäre das perfekte Dessert gewesen, doch niemand liess sich dazu überreden, uns einen im Berghaus Schönbüel (welches nur zweihundert Höhenmeter unter uns lag) zu holen.

Ein steiler Abstieg führte vom Höch Gumme hinunter und wir wussten alle, dass wir diese verlorene Höhe später mühsam wieder zurückgewinnen mussten. Linker Hand - tief unter uns - lag türkisfarben der Brienzersee. Rechter Hand - näher, kleiner, dunkler - der Eisee. Vor uns das Brienzer Rothorn, dessen Spitze sich hinter einer Wolke verborg. Und hinter uns konnte man auf die lange Bergkette zurückblicken, über welche wir gewandert waren.

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Ab dem Eiseesattel begann der Schlussanstieg, der über einen eher langweiligen Schotterweg hinaufführte. Doch schliesslich hatten wir es geschafft! Den Gipfel des Brienzer Rothorns (2'348 m) teilten wir mit zahlreichen "Bähnlitouristen", die eindeutig frischer aussahen als wir. Im Berggasthaus Rothorn Kulm erholten wir uns schnell mit einer Dusche, einem Bier und einem guten Abendessen. 

Am nächsten Morgen waren wir früh genug aus den Betten, um vom Gipfel des Rothorns aus den Sonnenaufgang zu betrachten, bevor es zum reichhaltigen Frühstücksbuffet ging.

Für die Wanderung vom Sonntag gab es verschiedene Varianten: Nicole und Reto entschieden sich für die harte Tour und wanderten auf dem berüchtigt ausgesetzten Brienzer Grat weiter bis Harderkulm. Der Rest von uns machte es den Bähnlitouristen gleich und tuckerte mit der historischen Dampfzahnradbahn (unsere hatte leider eine Diesellock) sehr gemächlich nach Brienz hinunter. 

@wandernohneende
Wir wollten aber auch noch etwas wandern, trotz der bereits am Vormittag drückenden Hitze. Zuerst entlang des Brienzersees, dann durch die beiden hübschen Dörfchen Hofstetten und Brienzwiler machten wir uns auf in Richtung Brünigpass. Dabei konnten wir zur Bergkette hochsehen, über welche wir am Tag zuvor gewandert waren. 

Als die Route schliesslich steiler wurde, führte der Weg zum Glück durch den Wald. Trotzdem - ich hatte selten so geschwitzt wie bei dieser Wanderung. Auf dem Brünigpass (1'008 m) herrschte reges Treiben und Kolonnen von Autos und Motorräder brausten die engen Kurven der Passstrasse empor. 

Wir beschlossen, unsere Wanderung auf der Passhöhe zu beenden. Und auf dem Heimweg im Zug fantasierten wir von kalten Duschen und erfrischenden Apéros. 


Wanderinfos:

  • Gewandert: 9./10. September 2023
  • Route: Turren - Dundel - Dundelegg - Rückenegg - Mändli - Höch Gumme - Zwischenegg - Eiseesattel - Brienzer Rothorn (Samstag): Brienz - Hofstetten b.B. - Brienzwiler - Brääch - Herwäg - Brünigpass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 10 min (Samstag); 2 h 40 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,9 km (Samstag); 9,7 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 650 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berghaus Rothorn Kulm
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Wanderung Samstag

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Wanderung Sonntag


Donnerstag, 7. September 2023

Himmelsleiter und Lisengrat: Ausgesetztes am Säntis

@wandernohneende
Über das lange 1. August-Wochenende hatte ich an einer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch teilgenommen. Dies war zwar eine sehr schöne Tour gewesen, doch als "Souvenir" hatte ich mir einen sehr hartnäckigen Virus eingefangen, der mich mitten im Hitzesommer zwei Wochen flachlegte. Obwohl noch rekonvaleszent, wollte ich unbedingt an der von Reto (unter tatkräftiger Mithilfe von Nicole) organisierten Wanderung über den Säntis mitmachen, denn sowohl Himmelsleiter wie auch Lisengrat standen schon lange auf meiner Wanderwunschliste.

Auf der Schwägalp liefen die letzten Vorbereitungen für das Schwägalp-Schwingen, als wir mit dem langen Aufstieg begannen. In scheinbar endlosen Schlaufen schlängelte sich der schmale Pfad den anfangs noch im Schatten liegenden Hang hoch. Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag auf den Säntis wollten: Wie an einer Perlenkette reihten sich die Wanderer auf dem ausgesetzten Weg in einer Einerkolonne auf. 

@wandernohneende
Für mich war der Aufstieg eine Tortur und von zahlreichen Hustenanfällen begleitet - vielleicht hätte ich mich besser doch noch eine Woche länger geschont. Netterweise nahmen meine Mitwanderer aber Rücksicht auf mich und passten ihr Tempo an. Ich war froh, als wir schliesslich das Berggasthaus Tierwis erreichten, wo wir eine längere Pause einlegten. Einer meiner Hustenanfälle verscheuchte einen anderen Gast von unserem Tisch - er traute meiner Versicherung, dass mein Corona-Test negativ ausgefallen war, offensichtlich nicht.

Nach dem Tierwis wechselte die Route in die sonnenbeschienene Westflanke des Säntis. Diese ist mit weissem, zerfurchten Kalkstein überzogen. Fast senkrecht stehen hier die gut erkennbaren Gesteinsschichten nebeneinander. Über uns sah man bereits die Gipfelstation des Säntis - und die steilen Felswände, die noch vor uns lagen.

Schliesslich erreichten wir die Himmelsleiter, das letzte Stück vor dem Gipfel. Zahlreiche Metalltritte und Stahlseile ermöglichen den Aufstieg über die vertikale Felswand. Kurz aber anstrengend war die Kletterei dieses Nadelöhr hinauf. Oben angekommen war man zwar nicht im Himmel, aber wenigstens nahe beim nächsten Restaurant für eine erneute Verschnaufpause.

Den Säntisgipfel teilen sich übrigens die drei Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen. Dass Appenzell Ausserrhoden - entgegen dem natürlichen Grenzverlauf - einen Anteil am Gipfel hat, geht auf ein Bundesgerichturteil aus dem Jahr 1895 zurück, für welches eine Delegation aus drei Bundesrichtern zu Fuss zum Säntis aufsteigen musste und welches die NZZ als "sympathischstes Fehlurteil" des Bundesgerichts betitelte (Juristisch Interessierte - die auch noch die alte deutsche Schrift lesen können - finden den Originalentscheid des Bundesgerichts hier: BGE 21 I 957)

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Der zweite Teil der Wanderung führte über den Lisengrat, auch dieser ist für seine Ausgesetztheit bekannt. Nach einem ersten kraxeligen Stück wurde der Grat aber schnell wieder breit und ich war schon fast ein wenig enttäuscht. Doch Reto versicherte mir, dass noch weitere interessante Teilstücke kommen würden, und er behielt recht: Der Weg führte entlang von und teilweise zwischen spitzen Felswänden hindurch. Doch überall gab es Metalltritte und Ketten, an denen man sich festhalten konnte. 

Schliesslich erreichten wir die Rotsteinpasshütte, wo wir die Nacht verbrachten und den zahlreichen Steinböcken zuschauen konnten, die sich im Geröllfeld gegenüber der Hütte tummelten. 

Nachdem mich der erste Tag ziemlich geschlaucht hatte, entschied ich mich am nächsten Tag zusammen mit einem weiteren Mitwanderer direkt nach Wildhaus abzusteigen, statt noch einen Umweg über den Altmannsattel zu machen. Gemütlich und mit vielen Pausen erreichten wir so schliesslich gegen Mittag Wildhaus.



Wanderinfos:

  • Gewandert: 19./20. August 2023
  • Route: Schwägalp - Musfallen - Tierwis - Säntis - Lisengrat - Rotsteinpass (Samstag); Rotsteinpass - Schafboden - Gerstei - Dreihütten - Gamplüt - Wildhaus (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 6,1 km (Samstag); 8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 110 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Rotsteinpass
@wandernohneende
Strecke Samstag