Donnerstag, 30. April 2020

"Rossberg lang"

@wandernohnende
Abrisskante des
Goldauer Felssturzes
Schon seit über einem Jahr hatte ich in meiner Wanderapp unter dem Namen "Rossberg lang" eine Wanderung von Arth-Goldau über Gnipen und Wildspitz bis nach Unterägeri abgespeichert. Jetzt schien dies mir die ideale Tour, um etwas mehr Höhenmeter zu sammeln als bei einem Spaziergang über den Zürichberg.

Für den Aufstieg zum Gnipen wählte ich den direkten Weg durch den Hang des Goldauer Bergsturzes. Bei meiner letzten Wanderung durch dieses Gebiet war ich auf der Suche nach dem Gelben Frauenschuh gewesen. Diesen entdeckte ich diesmal nicht; gleich geblieben war aber der heimelige Wurzelpfad, der sich durch moosüberzogenen Felsbrocken schlängelte - und der steile Aufstieg. Dieser wurde noch etwas steiler, als der Wald lichter und die Landschaft felsiger wurde.

@wandernohneende
Schotterwald
Tief unter mir lag Arth-Goldau und der Lauerzersee, rechts von mir die eindrucksvolle Abrisskante des Bergsturzes. Der Weg führte spannend einem Felsgrat entlang und ab und zu gab es sogar ein paar kleine Felsen zu erkraxeln. Ich war begeistert vom alpinen Charakter der Wanderung und der tollen Landschaft! Das Einzige, was meine Begeisterung etwas dämpfte, war die Anstrengung. Besonders auf den letzten 300 Höhenmeter merkte ich, dass der Zürichberg nicht wirklich eine adäquate Vorbereitung für die Bergwandersaison ist.

Kurz vor dem Gipfel des Gnipen (1'566 m) endete der Steilhang und beim Gipfelkreuz genoss ich erstmal ausgiebig die Aussicht. Vom Gnipen zum Wildspitz (1'579 m) war dann nur noch ein kurzes Stück. Hier waren zahlreiche andere Wanderer unterwegs, doch alle schienen den empfohlenen BAG-Abstand einzuhalten.

@wandernohnenende
Kraxelstelle
Ich folgte weiter dem Grat des Rossbergs - endlich ging es abwärts - bis zur Langmatt, wo Erinnerungen an ein winterliches Risotto hochkamen. Bei der Halsegg drehte ich nicht wie die meisten Wanderer nach Süden ab Richtung Sattel, sondern nach Norden zum Ägerisee. Leider musste ich da zunächst ein gutes Stück entlang einer geteerten Strasse laufen. Dafür kam ich rasch vorwärts.

Erst nach der Cholerhütte ging es wieder über Waldwege und der Duft von frisch geschlagenem Holz erfüllte die Luft. Durch die Bäume konnte man bald einen ersten Blick auf den Ägerisee werfen und als ich die mit blühenden Kirschbäume durchzogene Ebene erreichte, war es nicht mehr weit bis nach Unterägeri.







Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 26. April 2020
  • Route: Arth-Goldau - Schuttwald - Goldauer Bergsturz - Gnipen - Wildspitz - Langmatt - Halsegg - Geissfaren - Cholerhütte - Cholerhöchi - Rossallmig - Brandhöchi - Unterägeri
  • Meine Wanderzeit: 5 h 30 min
  • Distanz: 18 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'230 m

Mittwoch, 22. April 2020

Tobelwandern am Züriberg

@wandernohneende
gesperrte Ruine Dübelstein
Grosse Wanderungen in den Bergen sind im Corona-Zeitalter nicht wirklich angezeigt, daher ich nahm dies als Chance, wieder einmal meinen "Hausberg" näher kennenzulernen. Am Computer hatte ich mir eine Strecke zusammengebastelt, indem ich unbekannte Bachtobel mit unbegangenen Wegen verknüpfte.

Als ich dann die theoretisch geplante Route in die Praxis umsetzte, stellte ich schnell fest, dass das Kartenmaterial zum Zürichberg nicht ganz aktuell ist: Ich stiess auf breite Fahrwege, die es nicht hätte geben dürfen, und folgte eingezeichneten Wegen, die sich im Unterholz ins Nichts auflösten. Dafür entdeckte ich tatsächlich unzählige schöne und teilweise einsame Tobel.

@wandernohneende
Sagenbachtobel
Ich startete beim Rigiblick und stieg als Erstes das Peterstobel hinunter, um dann gerade dem Spitalbach entlang wieder hochzusteigen. Dabei musste ich mich bereits zum ersten Mal an diesem Tag ungeplant durchs Gebüsch kämpfen (zugegebenermassen nicht, weil der Weg falsch eingezeichnet gewesen wäre, sondern weil ich von diesem abgekommen war). Auf der anderen Seite des Zürichbergs ging es wieder hinunter, bis ich ins Sagentobel einbog. Das breite und lichtdurchflutete Tälchen war vermutlich das schönste Tobel des Tages. Gemäss Karte war es eine  Sackgasse, doch ich spekulierte darauf, dass sich schon ein Pfad hinaus finden würde, und tatsächlich gab es einen guten Trampelpfad den Hang hoch.

Ich war bei weitem nicht die einzige Stadtbewohnerin, welche sich in diesen Zeiten den Berg vor der Haustüre als Ausflugsziel ausgesucht hatte, so dass ich immer wieder auf andere Wanderer, Jogger und Familien beim Bräteln traf, doch es gab auch viele einsame Wegstücke, auf denen ich ganz alleine unterwegs war.

@wandernohneende
Einsamer Waldpfad beim
Wisenbachtobel
Ich liess den Sagenbach hinter mir und folgte stattdessen dem Adlisbergbach, bevor es wieder abwärts ging. Dem Schlossbach oberhalb von Dübendorf folgte ich zunächst talabwärts, um dann auf der anderen Seite wieder talaufwärts zu wandern. Aus einem Abstecher zur Burgruine Dübelstein wurde nichts, die Ruine war Corona-bedingt geschlossen.

Danach erkundete ich das Wisenbachtobel, gemäss Karte ebenfalls eine Sackgasse - und dieses Mal gab es keine Abkürzung hinaus. Vielmehr musste ich nach einer kurzen Kraxelei zur anderen Bachseite wieder zurücklaufen und das Tobel grossräumig umgehen.

Damit hatte ich genug Tobel für einen Tag. Auf dem Rückweg passierte ich den Aussichtsturm auf dem Lorenchopf, wo sich - obwohl der Turm gesperrt war - zahlreiche Ausflügler versammelt hatten. Der Lorenchopf ist - wie eine Plakette auf einem Stein verriet - mit 701 m der höchste Punkt des Adlisbergs. Etwas später fand ich dank einem anderen plakettierten Stein heraus, dass der höchste Punkt des Zürichbergs, die Escherhöhe, dagegen nur 675 m hoch ist. So entdeckte ich an diesem Tag nicht nur unbekannte Seiten des Zürichbergs, sondern machte sogar noch etwas für mein Allgemeinwissen.





Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 11. April 2020
  • Route: Rigiblick - Peterstobel - Spitalbachtobel - Waldhüsli - Hüttenrain - Leimbach - Sagentobel - Tobelhof - Adlisbergbach - Geeren - Schlosstobel - Burgruine Dübelstein - Wisenbachtobel - Bannholz - Lorenchopf - Adlisberg - Weierholz - Hottingen - Zürichberg - Rigiblick
  • Meine Wanderzeit: 5 h 10 min
  • Distanz: 21,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 740 m





Donnerstag, 2. April 2020

Geltenhütte: Social Distancing auf Schneeschuhen

@wandernohneende
Kurz bevor der Schnee ging und der "Corona-Lockdown" kam, führte mich die - nicht ganz freiwillig - letzte Tour der Saison ins Berner Oberland. Wir starteten "dert hinge bim Louenesee", auch wenn der berühmte See unsichtbar blieb. Der erste Teil der Strecke führte durch den Wald und die Schneeschuhe schleiften immer wieder mit einem ziemlich unangenehmen Geräusch über apere Stellen.

Eine erste Herausforderung stellte sich dann bei einer Bachüberquerung, da von der eigentlich vorhandenen Brücke nur noch ein paar Stahlträger übrig geblieben waren. Auch an der schmalsten Stelle brauchte es einen beherzten Sprung über das rauschende, eiskalte Wasser und ganz ohne nasse Schuhe kam nicht jeder davon. Nachdem wir einen mit einem Lawinenkegel verzierten Steilhang hochgestiegen waren, kam dann bereits das nächste Wasserhindernis: Diesmal in Form eines Wasserfalls, welcher einerseits den Schnee zum Schmelzen gebracht und andererseits eisige Skulpturen gebildet hatte. Diesmal kam das Nass also von oben.

@wandernohneende
Geltenhütte
Kurz darauf tauchte im Nebel bereits die Hütte auf. Von aussen sah die Geltenhütte aus wie eine ältere Alphütte, doch innen überraschte sie mit einem modernen Innenausbau. Nach einer kurzen Mittagspausen im hellen Aufenthaltsraum ging es nochmals hinaus ins trübe Wetter. Ziel war das Schafhore, doch mit jedem Meter, den wir höher stiegen, wurde der Nebel dichter, der Hang steiler und die Sicht schlechter. Das Wetter und die vielen abschüssigen Querungen machten die Sache nicht gerade zu einer Genusswanderung.

Schliesslich waren wir fast 600 Höhenmeter hochgestiegen und nur ein flacher Grat trennte uns noch vom Gipfel, doch weil man den Himmel nicht mehr vom Boden unterscheiden konnte - alles war gleichmässig weiss - blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren. Der harte Schnee machte den Abstieg zwar auch nicht gerade zum Genuss, doch wenigstens waren wir schnell wieder zurück in der warmen Hütte.

@wandernohneende
Schlüsselstelle
Dort zeigte sich, dass man auch in einer SAC-Hütte Social Distancing betreiben kann: Wir waren zu fünft in einem 10er-Schlafsaal untergebracht; zwischen mir und meinem nächsten Bettnachbarn befanden sich drei leere Betten. Die Distanz erwies sich nicht nur nützlich zur Vermeidung einer Ansteckung mit heimtückischen Viren, sondern förderte auch die Schlafqualität - so gut hatte ich noch selten in einem Massenlager geschlafen.

Am nächsten Morgen waren die Wolken verschwunden und hatten nichts als einen strahlend blauen Himmel zurückgelassen. Damit waren die Berggipfel um uns herum anders als am Vortag tatsächlich sichtbar, unter anderem das Wildhorn von hinten, das ich letztes Jahr mit den Schneeschuhen von vorne her bestiegen hatte.

Wir folgten dem Furggetäli und ich genoss die Tour bei idealen Verhältnissen in vollen Zügen, was auch einfacher möglicher war, weil der Anstieg nicht ganz so steil war wie am Tag zuvor. Auf dem Übergang (2'683 m) zwischen Hüenerhürli und Arpelihore hatten wir den höchsten Punkt erreicht und der von der Sonne aufgeweichte Schnee erlaubte eine vergnügliche Rutschpartie auf dem Allerwertesten. Mit dem Abstieg durch ein unberührtes Seitental komplettierten wir die Umrundung des Hüenerhürlis und waren bald wieder zurück in der Hütte.

@wandernohneende
Hüenerhürli
Auf der sonnigen Terrasse genossen nochmals ausgiebig den perfekten Wintertag. Doch dann blieb uns nichts mehr anderes übrig, als den Rückweg nach Lauenen anzutreten. Als Schlüsselstelle stellte sich dabei wieder der Wasserfall heraus, während wir das Brückenproblem umgehen konnten.

Während meine Schneeschuhe kratzend über die freiliegenden Steine schleiften, schien es mir zudem, als hätten sich die aperen Stellen seit dem Aufstieg verdoppelt. Beim Louenensee (wieder ohne Sichtkontakt) war die Tour vorbei und die Zeit gekommen, die Schneeschuhe frühzeitig im Keller zu versorgen.







Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 14./15. März 2020
  • Route: Louenesee (Lauenen Seebüel) - In de Dole - Nüwe Berg - Geltenhütte - Jägerstei - irgendwo südlich des Schafhore - Geltenhütte (Samstag); Geltenhütte - Furggetäli - Pkt. 2683 - Rottal - Geltenhütte - Nüwe Berg - in de Dole - Louenesee (Lauenen Seebüel) (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 45 min (Samstag); 4 h (Sonntag)
  • Distanz: 9,5 km (Samstag); 10 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 720 m (Sonntag)
  • Übernachten: Geltenhütte SAC