Dienstag, 30. Juni 2020

Bahnlinien und Hochspannungsleitungen (Via Albula Teil 1/4)

wandernohneende
Die Via Albula führt in 10 Etappen entlang der mit dem Prädikat "Weltkulturerbe" geadelten Bahnlinien der Rhätischen Bahn von Thusis nach Tirano. Ein Teil der Strecke bildete nun das kurzfristig zusammengestellte Ersatzprogramm für meine abgesagten Sommerferienpläne. 

Die beiden ersten Etappen liess ich aus und startete mit der 3. Etappe in Filisur, was den Nachteil hatte, dass ich das Landwasserviadukt, einer der bekanntesten Höhepunkte der Albulalinie nur mit dem Zug bei der Anreise überquerte, aber nicht selber "erwanderte".

Das erste Stück der Wanderung durch Filisur war mir bereits bekannt: Vor zwei Jahren  hatte hier eine bitter kalte Schneeschuhtour zur Ela Hütte begonnen. Dieses Mal folgte ich weiter der tosenden Albula durch das Tal. Der Weg - mal auf dieser mal auf jener Flussseite - führte durch eine liebliche Uferlandschaft und immer wieder luden Rastbänke zum Verweilen ein. Nur die Hochspannungsleitung, die durch das Tal führt und sich in jedes Foto drängte, beeinträchtigte das Naturerlebnis etwas. Nach einer Weile fand ich heraus, dass die Stromleitungen auch die Quelle des knisternden Geräusches war, das mich zu verfolgen schien.

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Hochspannungsleitung
im Albulatal
Während die Strecke zunächst dem Talboden folgte, schmiegte sich die Bahnlinie hoch oben an den Hang. Dort hinauf musste ich schliesslich auch. Der Aufstieg durch den Wald brachte mich ins Schwitzen, obwohl die Sonne kaum schien und ab und zu sogar leichter Nieselregen aus den tiefhängenden Wolken tropfte. Der Rucksack - gepackt für eine Mehrtagestour - drückte schwer auf die Schultern. Bei der (ehemaligen) Bahnstation Stugl hatte ich die Höhe der Bahnlinie (und der Drähte der Hochspannungsleitung) erreicht und der Weg folgte ihr dem Hang entlang. 

Nach knapp drei Stunden kam schliesslich Bergün in Sicht und während ich mir im hübschen Dörfchen mit den bemalten Steinhäusern auf einer Terrasse ein Bier gönnte, verzogen sich die Wolken und endlich kam das erhoffte schöne Bündner Wetter zum Vorschein.


Meine weiteren Etappen auf der Via Albula gibt es hier.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Montag, 29. Juni 2020
  • Route: Filisur - Frevgias - Bellaluna - Stazium Stugl/Stuls - Bergün (Etappe 3 der Via Albula/Regionale Route Nr. 33)
  • Distanz: 9,5 km
  • Meine Wanderzeit: 3 h
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 m
  • Übernachten: Hotel Piz Ela, Bergün


Donnerstag, 18. Juni 2020

Mit den Wanderschuhen auf den Hüttkopf

@wandernohneende
Diese Wanderung war die Wiederholung einer Route, die ich drei Jahre zuvor mit den Schneeschuhen gemacht hatte. Das Ziel war der Hüttkopf im Zürcher Oberland. Wie damals startete ich in Wald und folgte dem Schmittenbach durch das Sagenraintobel, das im Sommer ebenso bezaubernd ist wie im Winter.

Bei Tüfi stieg ich aus dem Tobel heraus und über eine sumpfige Kuhweide ging es hinauf Richtung Josenberg, wobei der Weg dessen Spitze linkerhand umging. Bei der Scheidegg lud eine schöne Terrasse zum Verweilen ein, doch leider war ich zu früh unterwegs und das Restaurant hatte noch geschlossen. 

Dafür kam bereits nach der nächsten Wegkurve der Hüttkopf in Sicht; ein grüner, baumloser, gleichmässig geformter Gupf (1'231 m). Ein letzter Aufstieg brachte mich auf den Gipfel, der eine schöne Aussicht über das ganze Zürcher Oberland bietet.

Der Abstieg nach Steg entlang dem Hügelkamm zog sich dann länger hin als ich ihn in Erinnerung hatte, doch der aussichtsreiche Weg über Wiesen wurde nie langweilig. 




Wanderinfos:
  • Gewandert: Sonntag, 24. Mai 2020
  • Route: Wald ZH - Tüfi - Scheidegg - Hüttkopf - Tannen - Oberberg - Steg
  • Meine Wanderzeit: 3 h 40 min
  • Distanz: 12,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 750 m
@wandernohneende


Donnerstag, 11. Juni 2020

Hirzli - Planggenstock: (Unfreiwillig) verlängerte Gratwanderung im Glarnerland

@wandernohneende
Ich hatte mir ein Paar neue Bergschuhe gekauft und brauchte eine geeignete Wanderung, um sie einzulaufen. Im Glarnerland wurde ich schliesslich fündig: Vom Bahnhof Ziegelbrücke aus durchquerte ich Niederurnen. Am Ende des Dorfes würde es eigentlich eine kleine Gondelbahn geben, um die ersten fünfhundert Höhenmeter abzukürzen, doch diese fuhr Corona-bedingt nicht.

Also ging es zu Fuss hoch und das schmale Strässchen, das sich entlang des Dorfbachs den Wald hochwand, hatte es in Sachen Steilheit in sich. Irgendwie hatte ich mir die Sache weniger anstrengend vorgestellt. Bei Morgenholz gab es Gelegenheit, etwas zu verschnaufen und die ersten wunden Stellen zu verarzten, die meine neuen Schuhe an meinen Fersen hinterlassen hatten. Danach ging es nicht minder steil weiter, wenn auch mit weniger Wald, der Schatten spendete. Dafür konnte man über die Schulter einen schönen Blick auf den Walensee und die Kurfirsten werfen.

Richtig geniessen konnte ich die Aussicht aber erst, als ich das Hirzli (1'640 m) erreicht hatte. Neben dem Walensee überblickte man den ganzen Zürichsee und hatte einen schönen Rundumblick vom Zürcher Oberland bis zu den Glarner Alpen. 

Ich folgte dem Weg weiter, der über den Nagelfluhgrat und teilweise etwas abschüssig durch den Hang verlief zum Planggenstock (1'674 m), der eine nicht minder schöne Aussicht bot. Nach einer weiteren (Foto-) Pause stieg ich über den Kamm vom Planggenstock hinunter. Konzentriert auf den teilweise ausgesetzten Weg, musste ich irgendwo die Abzweigung verpasst haben, und als ich meinen Fehler bemerkte, hatte ich keine Lust mehr umzudrehen. Also folgte ich einfach weiter dem Kamm. Damit wurde meine Wanderung nicht nur länger als geplant, sondern es gab auch mehr Höhenmeter, denn statt nur noch runter, ging es auf dem teilweise schmalen Grat munter auf und ab.

@wandernohneende
Ausblick vom Planggenstock Richtung Hirzli, mit Walensee. Kurfirsten und Glärnisch

Der Grat endete schliesslich auf einer ausgedehnten, moorigen Hochebene mit bunten Blumen und herumflatternden Schmetterlingen. Da hatte sich mein unfreiwilliger Abstecher doch gelohnt! Ich passte aber genau auf, die Abzweigung bei der Alp Lachen nicht zu verpassen, und danach ging es wirklich nur noch runter. Zuerst durch Wiesen und dann - ebenso steil und lang wie der Aufstieg gewesen war - durch den düsteren Ussbergwald. Die Durchquerung von Reichenburg war schliesslich nur noch ein lockeres Auslaufen bis zur Busstation.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Pfingstmontag, 1. Juni 2020
  • Strecke: Ziegelbrücke - Niederurnen - Tannholz - Morgenholz - Forsthaus - Hirzli - Planggenstock - Kämmli - Pkt.  1465 und 1520 - Lachen - Nöchen - Ausserbergweid - Reichenburg
  • Meine Wanderzeit: 6 h 15 min
  • Distanz: 19 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'450 m




Donnerstag, 4. Juni 2020

Umrundung Wohlensee mit Wildniseinlage

Wohlensee
Unser Wanderprojekt für das Jahr 2020 steht unter dem Motto "See". Aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen rechnete ich nicht wirklich damit, dass wir das Projekt wirklich würden starten können. Doch zu meiner Überraschung kam ein paar Tage vor dem reservierten Termin die Einladung von Dani zu einer Umrundung des Wohlensees. Ich freute mich darauf, wieder einmal in Gesellschaft zu wandern. Die Wanderung selber erschien mir zunächst weder besonders herausfordernd noch versprach sie Abenteuer - doch da unterschätzte ich das wilde Ufer des scheinbar harmlosen Wohlensees.

Nachdem wir uns in Hinterkappelen versammelt hatten - aufgrund der zahlreichen Bushaltestellen in nächster Nähe mit jeweils unterschiedlichem Namen kein triviales Unterfangen -, wanderten wir über breite Wege zum See hinunter und gelangten über die Wohleibrücke ans gegenüberliegend Ufer. Schon bald führte uns die Route vom Wasser weg und in den Wald hinein, so dass die Wanderung mehr Aufstiege und weniger Seeblicke aufwies, als man gemeinhin von einer Seeumrundung erwarten würde. 

Wohlenseeumrundung
Wanderleiter Dani 
auf Wegsuche
Wir passierten zwei Schilder, die eine Sperrung des Wanderwegs vorankündigten, wobei zunächst unklar blieb, wo genau der Weg unpassierbar sein sollte. Als wir schliesslich kurz nach der Jaggisbachau tatsächlich auf eine Absperrung trafen, waren wir zunächst unschlüssig, ob wir trotzdem unser Glück versuchen sollten. Organisator Dani sprach schliesslich das Machtwort für eine gesetzestreue Umgehung. 

Leider wurde die erste Ausweichvariante von zwei Lamas belagert, die uns misstrauisch musterten, so dass wir es nicht wagten, ihr Gehege zu durchqueren. Damit blieb uns nur ein wegloser Aufstieg über ein abschüssiges Waldstück übrig. Der Plan war, den Grat zu überqueren und auf der anderen Seite wieder zum Wanderweg abzusteigen. Als wir über Stacheldrahtzäune und umgestürzte Bäume den Grat schliesslich erreichten, wurde aber schnell klar, dass die Flanke für einen Abstieg viel zu steil war. Also blieb uns nichts anderes übrig, als weiter dem Grat zu folgen. Man kann darüber diskutieren, ob es zumindest eine Wegspur gab - teilweise hatte es einfach eine (sehr) schmale Lücke im dicht stehenden Unterholz. Wir kämpften uns durch das Gebüsch immer höher bis wir schliesslich - Schweiss gebadet und ausser Atem - direkt neben der Deponie Teuftal wieder aus dem Wald herausfanden und auf einen richtigen Weg trafen.

Wohlensee, Kraftwerk Mühleberg
Der Strasse entlang ging es weiter durch kleine Weiler und wir erkundigten uns bei jedem Einheimischen, den wir antrafen, nach der nächsten Einkehrmöglichkeit, denn nach dem unfreiwilligen Abstecher in die Wildnis hatten wir uns eine Abkühlung verdient. Leider tendierte die Restaurantdichte in der Gegend gegen null. Beim Wasserkraftwerk Mühleberg überquerten wir die Aare wieder und machten uns am anderen Ufer an den Rückweg. Kurz danach stiessen wir auf einen Selbstbedienungsladen bei einem Bauernhof, welcher Glace verkaufte, so dass wir doch noch zu einer Abkühlung kamen.

Der Wanderweg führte lange entlang einer asphaltierten Strasse, die wir mit vielen Velofahrern und vereinzelten Autos teilen mussten, was etwas auf den Erlebnisfaktor drückte. Dafür folgte dem ersten Hofladen in immer kleineren Abständen weitere, so dass man sich vom Obstsaft bis zur Züpfe mit allem Nötigen eindecken konnte. Das letzte Stück bis zurück zur Wohleibrücke war dann wieder ein Feldweg direkt dem See entlang und an den zahlreichen Badeplätzen lagen die Leute an der Sonne.

Zurück in Hinterkappelen fanden wir schliesslich doch noch ein Restaurant, so dass wir den unerwartet erlebnisreichen Tag mit einer Pizza beschliessen konnten.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 30. Mai 2020
  • Route: Hinterkappelen - Wohleibrügg - Aebischen - Studenweid - Jaggisbauchau - Oberei - Fuchsenried - Kraftwerk Mühleberg - Wickacker - Steinisweg - Ausser-/Vorderprägel - Hofen - Hinterkappelen
  • Unsere Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 20,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 550 m
Umrundung Wohlensee