Freitag, 26. März 2021

Via del Mercato: Auf schmalen Saumpfaden durchs Centovalli

@wandernohneende
Im Norden kam der Winter zurück, im Süden kündigte sich der Sommer an. Eigentlich war für das verlängerte Wochenende eine Schneeschuhtour über die Greina geplant gewesen, doch das Wetter machte mir (schon wieder) einen Strich durch die Rechnung. Da es mit dem Schnee nicht klappte, entschloss ich mich, nach der Sonne zu suchen, und im Tessin wurde ich fündig. 

Nachdem ich am Freitag bereits alleine hoch über dem Lago Maggiore unterwegs gewesen war, stiess am Samstag Karin zu mir und zusammen tuckerten wir mit dem Centovalli-Bähnchen bis nach Intragna. Vor fast drei Jahren hatte ich in diesem kleinen Dörfchen, das mit dem höchsten Kirchturm des Tessins aufwarten kann, eine Wanderung entlang der Via delle Vose beendet. Auch dieses Mal hatte ich einen historischen Saumpfad ausgesucht, die Via del Mercato, über welche die Bauern früher Waren nach Locarno gebracht hatten.

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Wir stiegen entlang von Weinbergen den Hang hoch und hatten schon bald eine schöne Sicht zurück auf Intragna und das Maggiatal in der Ferne. In Costa - bis dorthin hätte es auch ein Bähnchen gegeben - hatten wir den grössten Teil der Steigung hinter uns. Danach ging es mehr oder weniger der Höhenlinie entlang immer tiefer ins Centovalli hinein. 

Der Weg schmiegte sich dem Hang entlang und war abwechslungsweise mit Wurzeln überwuchert oder in den nackten Fels gehauen. Zahlreiche Bäche hatten tiefe Einschnitte in den Bergrücken gegraben, die jeweils zu kurzen Ab- und Aufstiegen führten. Am Kehrpunkt dieser Einschnitte gab es immer wieder eine kleine Überraschung: Mal eine Brücke, mal eine historische Mühle, mal einen kleinen Wasserfall.

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Dazwischen passierten wir kleine Weiler mit oft schön restaurierten Rustici, wo man gerne ein paar faule Ferientage verbracht und die Ruhe genossen hätte. Durch die kahlen Bäume konnte man einen Blick auf den Lago di Palagnedra werfen, der tief unter uns im Tal lag. Nach Borgnone folgte schliesslich der Abstieg nach Camedo zum letzten Bahnhof vor der italienischen Grenze. 

Wir mussten eine ganze Weile auf den nächsten Zug warten, doch angelehnt an eine sonnige Hauswand liess sich die Wartezeit gut aushalten. Auf der Rückfahrt durch die ganze Länge des Centovalli konnten wir ganz bequem nochmals einen ausgiebigen Blick in das tief eingeschnittene Tal werfen.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 13. März 2021
  • Strecke: Intragna - Pila - Costa - A Slögna - Verdasio - Borgnone - Camedo (Via del Mercato/ lokale Route Nr. 631)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min
  • Distanz: 13 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 m
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Sonntag, 14. März 2021

Montägliche Schneeschuhtouren

Montags nicht arbeiten zu müssen, hat viele Vorteile. Einer davon ist, dass man dann auf den Schneeschuhen unterwegs sein kann, wenn andere im Büro sitzen. Über die Schneeschuhsaison verteilt habe ich mehrmals mit Karin, welche ebenfalls montags frei hat, Innerschweizer Schneeschuhtrails getestet.

Es handelte sich allesamt um kurze Touren entlang von offiziellen, ausgeschilderten Trails - auch wenn wir manchmal unsere liebe Mühe hatten, den richtigen Markierungspfosten zu folgen...


Haldi ob Schattdorf (Halditrail)

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Haldi bewirbt sich selber als die "Sonnenterrasse oberhalb Schattdorf". Bei unserem Besuch präsentierte sich das Hochplateau zumindest am Anfang ziemlich wolkenverhangen. In der Nacht hatte es geschneit, so dass alles - inklusive der Schneeschuhspuren - mit einer dicken Neuschneeschicht bedeckt war. Der offizielle Trailwegweiser beim Ausgang der Gondelbahn zeigte direkt in eine meterhohe Schneewand. Eine Richtung, die wir als offensichtlich fehlerhaft verwarfen. Nach einigem Suchen entdeckten wir etwas entfernt einen besser zugänglichen farbigen Pfosten und so fanden wir doch noch den Einstieg in den Trail - wenn auch in die umgekehrte Richtung als geplant. Ohnehin hatten wir etwas Mühe, den rot, blau oder auch rot und blau gefärbten Pfosten zu folgen - was aber vermutlich an uns lag. 

Als wir schliesslich den Billenwald erreichten, waren wir aber definitiv wieder auf dem richtigen Weg. Der Abschnitt durch den tiefverschneiten Wald war der schönste Teil der Tour. Beim Billentrog mussten wir uns den Aufstieg durch den unberührten Schnee zurück auf das Plateau selber spuren. Danach ging es  in einem weiten Bogen dem Rand der Hochebene entlang retour zur Seilbahnstation. Dort sahen wir dann auch, wo der Anfang der Route gewesen wäre: Direkt hinter der Schneewand, auf welche der Wegweiser zielgenau hingewiesen hatte.


Wanderinfos:
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  • Gewandert: Montag, 18. Januar 2021
  • Route: Haldi (Bergstation) - Billenwald - Böschberg - Sonntagsboden - Haldi (Bergstation) (ausgeschildeter Schneeschuhtrail Nr. 885 "Haldi Trail")
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 50 min
  • Distanz: 8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 400 m



Melchsee-Frutt (Bonistock- und Erzeggtrail)

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Die Seilbahnen Stöckalp-Frutt hatten ein Corona-Schutzkonzept eingeführt, das je eine separate Schlangen vorsah, um ein Ticket zu kaufen, die Toilette zu benutzen und in die Gondel zu steigen. Ich weiss nicht, wie effizient dieses System bei grossem Andrang ist, da aber an diesem Montag - trotz schönstem Wetter und besten Schneeverhältnissen - nur wenige Leute unterwegs waren, hatten wir alle drei Schlangen schnell hinter uns.

Direkt vor der Bergstation schnallten wir unsere Schneeschuhe an und stiegen zum Bonistock (2'169 m) auf, den wir bereits nach nicht einmal einer Stunde erreichten. Wir setzten uns vor dem Selbstbedienungsrestaurant auf die Terrasse, genossen unseren Punsch und blinzelten in die Sonne. So lässt sich der Winter erleben! Schliesslich machten wir uns wieder auf und nach einem kurzen steilen Abstieg bei Chringen ging es locker bis zum Tanneboden. Dort gab es ebenfalls eine sonnige Terrasse und Getränke, so dass unsere Schneeschuhtour immer mehr zu einer Beizentour wurde. 

Zum Ausgleich - und um behaupten zu können, dass wir uns an dem Tag tatsächlich sportlich bestätigt hatten - stiegen wir auf der anderen Seite nochmals hoch in Richtung Erzegg. Auf dem Gumm (2'130 m) genossen wir die Bergsicht, bevor es hinunter und quer über die Ebene zurück zur Seilbahnstation ging.


Wanderinfos:

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  • Gewandert: Montag, 8. Februar 2021
  • Route: Melchsee-Frutt (Bergstation) - Bonistock - Chringen - Tannalp - Gumm - Distelboden - Melchsee-Frutt (Bergstation) (ausgeschildete Schneeschuhtrails Nr. 791 "Bonistock Trail und Nr. 790 "Erzegg Trail")
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 10 min
  • Distanz: 9,9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 500m


Wirzweli (Panoramwelt/Tannenpfad)


@wandernohneende
Wirzweli ist ein bekanntes Schneeschuhgebiet, welches ich schon lange erkunden wollte. Schnee und Wetter waren gerade noch akzeptabel, aber uns war klar, dass unsere Montags-Schneeschuhtouren bald vorbei sein würden, wenn es nicht Schneenachschub geben würde.

Von der Bergstation aus folgten wir dem "Panoramawelt-Trail" den Hang hoch Richtung Gummenalp. Karin und ich waren den gleichen Weg bereits im Sommer gewandert, damals mit dem Ziel Stanserhorn. So hoch hinaus wollten wir diesmal nicht. Hingegen war die Aussicht auf den Titlis vom Wirzweligrat aus im Winter genauso schön wie im Sommer. Als deutlich niedriger gelegenem "Gipfel" nahmen wir den Gummen (1'614 m) mit, der direkt am Weg lag, bevor es kurz nach der Gummenalp entlang des "Tannenpfads" abwärts ging. Der Abstieg im Zickzack durch den Dürrenbodenwald war abwechslungsreich und idyllisch - bis ich mit den Schneeschuhen hängen blieb und gesichtsvoran im harten Schnee landete. Verletzungen trug aber nur mein Stolz davon.

Unten am Waldrand angekommen wollten wir eigentlich dem "Sonnenpfad" zurück zur Seilbahn folgen. Doch wieder einmal hatten wir Probleme, den richtigen Pfosten zu folgen. Keine Probleme hatten wir hingegen, eine offene Sonnenterrasse zu finden, und so beschlossen wir die Tour - nach einem Abstieg über die Skipiste - beim Restaurant Waldegg.


Wanderinfos:
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  • Gewandert: Montag, 15. Februar 2021
  • Route: Wirzweli (Bergstation) - Horn - Gummen - Gummenalp - Dürrenbodenwald - Eggwaldried - Restaurant Waldegg ausgeschildete Schneeschuhtrails "Panoramawelt-Trail" und "Tannenpfand")
  • Unsere Wanderzeit: 2 h
  • Distanz: 6,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 450 m





Montag, 8. März 2021

Keschhütte, die Zweite

@wandernohneende
Auf dem Programm stand an diesem Wochenende die Schneeschuhtour zur Keschhütte, die ich bereits vor zwei Jahren gemacht hatte und die mir als sehr schön, aber auch sch... anstrengend in Erinnerung geblieben war. Ivan war auch dieses Mal der Organisator und ganz untypisch für ihn starteten wir so pünktlich in Bergün, dass ich kaum Zeit hatte, meine Sonnenbrille aufzusetzen. 

Das erste Stück - zum grössten Teil noch ohne Schneeschuhe - führte fast flach durch das Val Tuors bis nach Chants. Ivan versuchte - auch eher untypisch für ihn - das Tempo unseres sehr fitten Grüppchens zu bremsen, wofür ich dankbar war, denn ich wusste, dass ich meine Kraftreserve für den nun beginnenden Aufstieg brauchen würde.

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Der Aufstieg durch den Wald war auch diesmal streng, doch längst nicht so steil, wie ich ihn Erinnerung hatte. Ein zunächst verpasster Abzweiger führte zwar zu einem zusätzlichen Schlenker über die Alp digl Chants, dafür konnten wir von dort einen kurzen Blick ins idyllische Val Plazbi werfen, bevor es zurück auf den richtigen Weg ging.

Als wir die Bäume hinter uns liessen und das Gelände wieder abflachte, wurden wir von den Wolken eingeholt. Ich wusste, dass uns noch der Schlussaufstieg zur Hütte bevorstand, doch nachdem ich den ersten Anstieg so gut hinter mich gebracht hatte, war ich optimistisch, dass auch der Rest kein Problem sein würde. Doch da hatte ich mich ver- und überschätzt; selten habe ich bei einem Anstieg so geflucht, während die Hütte - durch den Nebel nur schemenhaft erkennbar - nicht näher zu kommen schien.

@wandernohneende
Ich schaffte es schliesslich doch noch vor dem totalen Kollaps bis zur Keschhütte (2'627 m) und spätestens beim Essen kam auch die Energie langsam zurück. Die brauchte ich auch, denn am nächsten Tag ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter. Gemütlich wanderten wir das Val dal Tschüvel hinunter, bis der Wiederanstieg zum Sertigpass begann. Rund um uns herum gab es nichts ausser weisse Berge und blauen Himmel. Auf dem Sertigpass (2'738 m) hatten wir den höchsten Punkt des Tages erreicht und danach ging es nur noch abwärts durch das Chüealptal bis nach Sertig.

Als wir dort aufs Postauto warteten, wusste ich, dass mich meine Erinnerung nicht getrogen hatte: Die Tour zur Keschhütte ist sehr schön, obwohl sie sch... anstrengend ist. Und wenn ich mich in zwei Jahren davon erholt habe, mache ich sie vielleicht auch noch ein drittes Mal.



Wanderinfo:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 27./28. Februar 2021
  • Route: Bergün - Tuors Davant - Tuors Chants - Schegvel - Keschhütte (Samstag); Keschhütte - Sertigpass - Bin Schära - Sertig, Sand (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5 h (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 13 km (Samstag); 10,4 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'370 m (Samstag); 380 m (Sonntag)
  • Übernachten: Keschütte SAC