Samstag, 31. Dezember 2016

Jahresrückblick 2016

Seit gut einem Jahr führe ich meinen "Wandern ohne Ende"-Blog und als ich durch die 55 Einträge aus diesem Jahr klickte, stellte ich fest, dass ich ein - im wahrsten Sinne des Wortes - bewegtes Jahr hinter mir habe: Etwas über 1000 km, nämlich ziemlich genau die Strecke von Zürich nach Warschau (Luftlinie) habe ich 2016 zu Fuss zurückgelegt. Dabei ging es in 280 Wanderstunden 55'286 Höhenmeter hinauf.

Neben den nackten Zahlen bleiben vor allem die lebhaften Erinnerungen an viele tolle Wanderungen: Der Höhenweg von Zürich auf den Gotthard, dem wir etappenweise den ganzen Sommer über folgten und der uns quer durch die Schweiz führte. Die 7. Etappe vom Pragelpass entlang der Silberen zur Glattalp war eine der landschaftlich schönsten Wanderungen, die ich je gemacht habe.

Weitere Höhepunkte waren die Touren über den Col des Audannes, der mir zwar weiche Knie bescherte, aber auch einen Ausflug auf einen scheinbar fremden Planeten, und über die Greina-Ebene, wo ich mich dem Sternenhimmel besonders nahe fühlte. Das Wanderjahr führte mich aber auch an meine eigenen Grenzen: Zähne-zusammen-beissen war beim Rigimarsch gefragt, um nach fast 50 km noch auf die Rigi hochzukraxeln, Augen-zu-und-durch bei meinem ersten Klettersteig in Braunwald.

Doch auch kleinere Wanderungen brachten neue Ein- und Aussichten: Die Einsicht zum Beispiel, dass man auf einen Berg hochsteigen und doch keine Aussicht haben kann, wie auf dem Gonzen oder dem Parpaner Rothorn, wo wir von Nebel und Schnee überrascht wurden. Doch über mangelnde Bergpanoramen konnte ich mich in diesem Jahr beim besten Willen nicht beklagen, die Tour auf den Vilan oder den Wildspitz waren nur zwei Beispiele dafür.

Nach den vielen Erlebnissen und Begegnungen mit alten und neuen Wanderfreunden freue ich mich auf das nächste Jahr: Die ersten Wanderungen für 2017 sind bereits gebucht, die Planung für weitere läuft. Ich wünsche allen Wanderern und Bloglesern einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich freue mich darauf, auch im 2017 mit euch unterwegs zu sein.






Mittwoch, 28. Dezember 2016

Rigi zum Dritten

Ende Dezember, kein Schnee in Sicht, die Schneeschuhe noch tief im Keller vergraben - da blieb mir nichts anderes übrig, als nochmals in diesem Jahr die Wanderschuhe zu schnüren, um an die Sonne zu kommen. Ich schloss mich das erste Mal den "Wanderfreaks" an, die eine perfekt organisierte Wanderung auf die Rigi auf dem Programm stehen hatten. Es war bereits meine dritte Rigi-Besteigung in diesem Jahr, doch die Rundum-Aussicht vom Kulm wird nie alt.

Wir starteten in Immensee und stiegen entlang dem Gratweg zur Seebodenalp hoch, wo wir den Nebel hinter uns liessen. Auf der Seebodenalp kamen auch die Erinnerungen an den diesjährigen Rigimarsch hoch, und ich stellte fest, dass der Aufstieg von hier zum Kulm zwar immer noch anstrengend war, aber eindeutig besser zu bewältigen, wenn man nicht schon fast 50 km in den Beinen hat.

Spätestens bei Rigi Staffel war klar, dass wir nicht die Einzigen auf der Suche nach Sonne und Aussicht waren. Die Leute strömten in Scharen aus den Bähnchen, so dass wir im Restaurant auf dem Kulm zwanzig Minuten für den wohlverdienten Kaffee anstehen mussten. Doch kaum waren wir ein Stück Richtung Goldau abgestiegen, hatten wir auch den Trubel wieder hinter uns gelassen. Als wir das Tal erreichten, hatte sich der Nebel dort zwar auch aufgelöst, doch es lag bereits im Schatten und die Temperatur erinnerte uns daran, dass eigentlich Winter war.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Mittwoch, 28. Dezember 2016
  • Route: Immensee - Seebodenalp - Rigi Staffel - Rigi Kulm - Oberschwändi - Dächli - Harmettlenberg - Arth-Goldau
  • Unsere Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 18,3 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'350 m


Sonntag, 25. Dezember 2016

Weihnachtliches Kalorienverbrennen am Zürichsee

Die ersten Weihnachtsapéros bereits hinter mir, das grosse Weihnachtsessen noch vor mir, war klar, dass ich all die zusätzlichen, in Weihnachtsguetzi und Glühwein versteckten Kalorien auch wieder loswerden musste. Da traf es sich gut, dass Moni zu einer Wanderung von Rapperswil nach Meilen, evtl. bis Küsnacht "oder weiter, hihihi..." einlud. Der letzte Zusatz hätte mich eigentlich vorwarnen sollen, auf was noch kommen sollte.

Unser kleines Grüppchen folgte dem ausgeschilderten Zürichsee-Rundweg, der immer etwas erhöht entlang dem See führt. Wir fragten uns teilweise, nach welchen Überlegungen die Strecke angelegt worden war, denn immer wieder wich der Weg für eine Extra-Schlaufe von der Höhenlinie ab. Vermutlich einzig, um uns ein paar zusätzliche Höhenmeter aufzuzwingen. Es war sicher nicht die attraktivste Wanderung dieses Jahres, doch über mangelnde Abwechslung konnten wir uns nicht beklagen: Wir durchquerten Wälder und Wiesen, passierten Teiche und Sportanlagen, stiegen über steile Treppen in Tobel hinunter (und auf der anderen Seite wieder hinauf) und liefen durch die Villenquartiere der Zürcher Goldküste. Das Ganze immer mit Blick auf den Zürichsee und die Berge auf der anderen Seeseite.

Wie üblich wenn man mit Moni unterwegs ist, war das Tempo von Anfang an äusserst zügig und die Mitwanderer mehr als fit. In Meilen aufzuhören, wurde nicht einmal diskutiert, und kurz vor Erlenbach kam die Idee auf, dass man eigentlich direkt bis Zürich durchmarschieren könnte. Ich spürte zwar bereits deutlich meine Beine, doch als Jüngste der Gruppe konnte ich schlecht Schwäche zeigen, also biss ich die Zähne bis zum Schluss zusammen. Gut, dass ich erst zu Hause herausfand, dass wir schliesslich vier Etappen des Zürichsee-Rundwegs in einem Zug gemacht hatten.

Gerade vor dem Eindunkeln erreichten wir die Tramstation Rehalp in Zürich. Ein Vorteil der verlängerten Wanderung war, dass die Heimreise für mich von da aus nur kurz war. Und ich hatte das Tagesziel erreicht: Eine Menge Kalorien verbrennen!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 24. Dezember 2016
  • Route: Rapperswil - Widmen - Stäfa - Meilen - Herrliberg - Erlenbach - Küsnacht ZH - Zollikon - Zürich, Rehalp (Etappen 7, 8, 9 und 10 des Zürichsee-Rundwegs/regionale Route Nr. 84)
  • Unsere Wanderzeit: 7 h 15 min
  • Distanz: 34,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m
  • Weitere Etappen des Zürichsee-Rundwegs finden sich hier


Sonntag, 11. Dezember 2016

Anfängerfehler am Bachtel

Der Vorteil an den kurzen Wintertagen ist, dass man gar nicht so früh aufstehen muss, um den Sonnenaufgang zu sehen. Als ich kurz nach acht Uhr in Wald aus der S-Bahn stieg, hatte die Sonne gerade den Alpenkamm erreicht. Im Licht der ersten Sonnenstrahlen stieg ich Richtung Bachtel hoch. Tief unter mir konnte ich den Zürichsee sehen, über dem noch ein leichter Nebelschleier lag.

Nach einer kurzen Besichtigung des Bachtelspalts - eine enge Lücke im Nagelfluhfelsen, die entgegen der Legende nicht durch einen Blitzschlag entstanden ist, sondern als Folge eines Unwetters - erreichte ich bei blauem Himmel und Sonne den Bachtel und genoss kurz das Rundum-Panorama. Ein kalter Wind verhinderte aber eine längere Pause und ohnehin war ich erst anderthalb Stunden unterwegs. Also beschloss ich, direkt weiterzulaufen und mir später ein windgeschütztes, sonniges Bänkchen für eine ausgiebigere Pause zu suchen. Nach einem kurzen Abstieg führte die Route Richtung Steg in einem stetigen Auf und Ab mehrheitlich dem Grat entlang.

Das mit dem sonnigen Bänkchen wurde schliesslich nichts, stattdessen zogen von Norden her immer mehr Wolken auf. Das war der Moment, als ich bemerkte, dass ich mir die Wetterprognosen gar nicht angesehen hatte. Ich war einfach davon ausgegangen, dass sich das schöne Wetter der letzten Tage fortsetzen würde. Das Wetter vor einer Wanderung nicht abklären? Ein eindeutiger Anfängerfehler. Bei einer Pause auf einem gar nicht sonnigen Bänkchen holte ich das Versäumte nach und musste feststellen, dass MeteoSchweiz nicht nur Wolken, sondern sogar etwas Regen vorausgesagt hatte.

Und wie aufs Stichwort fing es tatsächlich an zu nieseln - und ich entdeckte den nächsten Anfängerfehler, den ich an diesem Tag begangen hatte: Ich hatte keinen Regenschutz eingepackt. Ich hatte angenommen, dass es zwar kalt, aber eben trocken sein würde und hatte entsprechend Regenjacke und Schirm zu Hause gelassen und stattdessen die warme, aber nur beschränkt wasserdichte Winterjacke angezogen. Ich überlegte kurz, die Wanderung frühzeitig abzubrechen. Doch in der Hoffnung, dass MeteoSchweiz nicht nur den Regen korrekt vorausgesagt hatte, sondern auch, dass er bald wieder aufhören würde, ging ich weiter, steigerte aber etwas das Tempo.

Über den Alpen war im Übrigen der Himmel noch offen, so dass die Berge unter der Wolkendecke sichtbar blieben. Das waagrecht einfallende Licht tauchte die Landschaft in einen seltsam gelblichen Farbton. Der Regen hörte tatsächlich nach einer Weile wieder auf. Ein steiler Abstieg führte hinab ins Tösstal und in Steg stieg ich wieder in die S-Bahn zurück nach Zürich, ohne dass ich wirklich nass geworden war. Da hatte ich nochmals Glück gehabt.

 Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 11. Dezember 2016
  • Route: Wald (ZH) - Tänler - Bachtelspalt - Bachtel - Egg - Allmen - Ferenwaltsberg - Ghöch - Wil - Steg im Tösstal
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 15,6 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 800 m







Sonntag, 4. Dezember 2016

Zwei Stauseen, ein kleiner Berg und ganz viele Eiszapfen

Ich lese regelmässig die Wandertipps von Heinz Staffelbach in der "Stil"-Beilage der NZZ am Sonntag. Vor ein paar Wochen empfahl Staffelbach unter dem Titel "Terra incognita" eine Wanderung vom Wägitalersee zum Sihlsee. Da die Gegend auch für mich unbekanntes Land war, entschloss ich mich, dem Tipp zu folgen, und ich konnte sogar ein paar Mitwanderer motivieren, mich zu begleiten.

Kurz vor neun Uhr stieg unser kleines Wandergrüppchen also bei der Staumauer des Wägitalersees aus dem Postauto und angesichts des blauen Himmels, der sich hinter den Bergen abzeichnete, beklagte sich auch (fast) niemand mehr über das frühe Aufstehen.

Der Weg führte zunächst über die Staumauer und dann ein kurzes Stück dem See entlang, bevor er über Raureif-überzogene Weiden und lichte Wälder den Hang hochstieg. Es war ein kalter Morgen, doch durch den Aufstieg und die Sonne wurde uns rasch warm. Bei wärmeren Temperaturen ist das Gebiet um den Nüssen vermutlich sumpfig und schwieriger zu begehen, doch jetzt war der Boden gefroren, was das Fortkommen einfacher machte. Schon bald waren wir hoch genug, um die Rundumsicht auf die Innerschweizer Bergwelt und das unter einer Nebeldecke versteckte Unterland zu geniessen. Auf der Terrasse der leider geschlossenen Alp-Wirtschaft Wildegg machten wir eine frühe Mittagspause und befürchteten schon, uns einen Sonnenbrand zu holen.

Von der Wildegg zum Chli Aubrig sind es nur noch gut 100 Höhenmeter, so dass sich der Abstecher zu diesem kleinen Gipfel geradezu aufdrängte. Oben angekommen, folgte eine ausgiebige Fotopause, denn an dem Bergpanorama um uns herum konnte man sich kaum satt sehen.


Schliesslich machten wir uns doch an den Abstieg in Richtung Sihlsee. Bei der Vorder Chrummflue hatten wir die Wahl, das Chilentobel entweder zu umgehen, oder direkt durch das Tobel abzusteigen. Wir entschlossen uns für die zweite Variante und kamen dadurch zu einem weiteren Highlight an diesem Tag: Im Tobel war es zwar schattig und merklich kühler, doch gerade deswegen hatten sich an den Felswänden und den kleinen Wasserfällen unzählige Eiszapfen gebildet. Zahlreiche weitere Fotostopps waren die Folge davon.

In Euthal angekommen, nahmen wir das Postauto nach Einsiedeln. Dabei stellten wir fest, dass es die Schwyzer Postautogesellschaft mit der Billettkontrolle sehr genau nimmt; so etwas wie Selbstkontrolle kennen sie offenbar nicht. In Einsiedeln liessen wir den Tag auf dem Weihnachtsmarkt bei Glühwein und Fonduebrot (wofür man eine ausführliche Essanleitung bekommt: Nicht kippen, nicht zusammenpressen, langsam essen) ausklingen.

Nach diesem Tag war mir klar, dass dies zwar mein erster, aber sicher nicht mein letzter Besuch im Wägital gewesen war, und ich noch öfters den Wanderratschlägen von Heinz Staffelbach folgen sollte.


Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 3. Dezember 2016
  • Route: Innerthal, Staumauer - Brandhaltli - Nüssen - Wildegg - Chli Aubrig - Wildegg - Vorder Chrummflue - Chilentobel - Euthal
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 15 min
  • Distanz: 13,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 820 m