Sonntag, 25. November 2018

Entlang der Engadiner Seenplatte (Senda Segantini 3/3)

Nach zwei wettermässig perfekten Tagen auf der Senda Segantini kam der Wetterumschwung und ich war unschlüssig, ob ich überhaupt weiter wandern oder doch direkt in Maloja ins Postauto nach Hause steigen sollte. Selbst als ich nach dem Frühstück Richtung Dorfzentrum zottelte, hatte ich mich noch nicht definitiv entschieden. Doch ein ausgiebiger Blick in den Himmel zeigte zwar Wolken, aber auch kleinere blaue Löcher dazwischen. Zudem führte der nächste Abschnitt der Senda Segantini mehr oder weniger flach dem Talboden entlang, so dass man jederzeit abbrechen konnte, sollte das Wetter schlechter werden. Also ging ich an der Busstation vorbei und bog stattdessen zum See ab.

Die Route führte als Erstes entlang des Silsersees und und dieser Streckenabschnitt war der schönste an diesem Tag. Der gut ausgebaute Weg führte immer mehr oder weniger direkt dem Ufer entlang und auch im gedämpften Licht waren die gelben Engadinerwälder sehenswert. Von zahlreichen Aussichtspunkten aus hatte man eine schöne Sicht auf die kleinen Inselchen im See.

Am Ende des Sees durchquerte ich das hübsche Dörfchen Sils, bevor der Weg etwas anstieg, um dann zum Ufer des Silvaplanersees wieder abzusteigen. Unterdessen hatte der Wind merklich aufgefrischt und insbesondere als die Route bei Silvaplana die Talseite wechselte, wurde die Wanderung ungemütlicher. Trotzdem wanderte ich hoch über dem Lej de Champfèr noch ein Stück weiter. Hier verdeckte mehrheitlich der dichte Lärchenwald den Blick auf den See.

Langsam spürte ich zudem in meinen Beinen die Wanderkilometer der letzten Tage und als es doch noch zu regnen anfing, nutzte ich dies als willkommenen Vorwand, bei der nächsten Busstation die Wanderung zu beenden. Die letzte Etappe der Senda Segantini, welche über die Alp Languard und Muottas Murragl führt, hole ich in der nächsten Saison nach.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Mittwoch, 24. Oktober 2018
  • Route: Maloja - Isola - Sils/Segl Maria - Palüdetta - Silvaplana - Champfèr (3. Etappe der Senda Segantini/regionale Route Nr. 25)
  • Meine Wanderzeit: 3 h 40 min
  • Distanz: 17,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 410 m
  • Weitere Etappen der Senda Segantini gibt es hier




Sonntag, 18. November 2018

Zwei Pässe und drei Meere (Senda Segantini 2/3)

Silsersee
Der zweite Tag meiner Wanderung entlang der Senda Segantini begann mit einem Frühstück bei Kerzenlicht - in ganz Bivio war für Unterhaltsarbeiten der Strom abgestellt worden. Wie am Vortag versprach das Wetter ungetrübten Sonnenschein, doch als ich loswanderte, stellte ich schnell fest, dass es empfindlich kühl war. Nach ein paar Metern holte ich Mütze und Handschuhe hervor, obwohl der Weg anstieg. Beides zog ich den ganzen Tag nicht mehr aus - und holte mir gleichzeitig auf der Nase einen Sonnenbrand.

Der Aufstieg zum Septimerpass führte über einen breiten Feldweg und bereitete keinerlei Schwierigkeiten. Der Boden war hart gefroren und weisser Reiff überzog die ockerfarbenen Wiesen. Kurz vor der Pass erreichte ich die Sonne, doch ein kühler Wind verhinderte, dass es richtig warm wurde.

Nach zwei Stunden stand ich bereits auf dem Septimerpass (2'310 m). Gemäss der Routenangaben auf der Karte von SchweizMobil führt die Senda Segantini von hier aus in südlicher Richtung weiter hinunter nach Casaccia. Der Wegweiser auf der Passhöhe zeigte aber in unmissverständlicher Weise nach Osten zum Pass Lunghin. Nach kurzem Kartenstudium entschloss ich mich, dem Wegweiser zu folgen. Diese Variante versprach mehr alpinen Charakter und das schöne Wetter wollte ich nicht vergeuden.

Also ging es als Erstes weiter nach oben, bis ich mit dem Lunghin (2'645 m) schon den zweiten Pass an diesem Tag erreichte. Auf der Passhöhe befindet sich eine dreifache Wasserscheide: Das Wasser fliesst von hier aus entweder in die Adria, ins Schwarze Meer oder in die Nordsee.

Lägh dal Lunghin
Ich wähnte mich in einer Wüste aus Schotter und Steinen, doch der Abstieg zum Lägh dal Lunghin war alles andere als grau: Die Felsen schimmerten in rot, grün und schwarz und unter mir lag der blaue See, welcher als Quelle des Inn gilt. Sein klares Wasser lud (fast) zum Baden ein, doch die gefrorenen Stellen am Ufer waren ein deutliches Zeichen, dass er nicht meine bevorzugte Badetemperatur aufwies.

Der Abstieg ging weiter und bald kam tief unter mir das Bergell und der Silsersee in Sicht. Wie bereits am Vortag war der Weg ins Tal hinunter lang, dieses Mal zusätzlich auch noch ziemlich steil. Ich war froh, als ich endlich in Maloja ankam und freute mich auf einen warmen Cappuccino - vergeblich, auch in Maloja war die Saison vorbei und ausser einem kleinen Kiosk hatte alles geschlossen.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Dienstag, 23. Oktober 2018
  • Route: Bivio - Septimerpass - Pass Lunghin - Lägh dal Lunghin - Pila - Maloja (2. Etappe der Senda Segantini/regionale Route Nr. 25)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 
  • Distanz: 14 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 960 m
  • Übernachten: Hotel Longhin, Maloja
  • Weitere Etappen der Senda Segantini gibt es hier


Sonntag, 11. November 2018

Marathonwanderung rund um Zürich

Zürich urban
Wanderungen mit Nicolas haben die Tendenz, weit und schnell zu sein. Das war im Frühling beim Freiämterweg der Fall und auch dieses Mal waren über vierzig Kilometer im Eiltempo angesagt: Der "Green Marathon" ist eine ausgeschilderte Strecke rund um die Stadt Zürich. Die Idee ist wohl, dass man den Rundkurs rennt, doch auch im (zügigen) Wandertempo stellte er eine Herausforderung dar.

Die Route begann nahe beim Hauptbahnhof Zürich und führte zunächst quer durch die Stadt. Doch schon nach ein paar Metern zeigte sich, warum es sich um einen "grünen" Marathon handelt: Der Weg führte dem Schanzengraben entlang, welcher sich wie eine Oase durch die Stadt schlängelt, und bereits nach fünf Minuten schreckten wir den ersten Fischreiher auf. Nachdem wir den See und das Seefeld hinter uns gelassen hatten, fing die Strecke entlang des Wehrenbachtobels an zu steigen, bis wir beim Lorenkopf (693 m) auf dem höchsten Punkt des Tages standen.

Zürich ländlich
Damit hatten wir auch mein "Joggingrevier" erreicht. Nachdem wir knapp die Hälfte der Strecke geschafft hatten, kamen wir (fast) bei mir zu Hause vorbei, doch ich widerstand der Verlockung, direkt meine Badewanne anzusteuern. Diese Selbstdisziplin brauchte man den ganzen Tag über, denn immer wieder kreuzten wir Bus- und Tramlinien, die einem in wenigen Minuten nach Hause gefahren hätten.

Im Restaurant Waid gönnten wir uns einen Kaffee mit Aussicht über die Stadt Zürich. Beim Rütihof hatten wir dann den westlichen Wendepunkt der Rundwanderung erreicht und staunten, wie ländlich Zürich in dieser Ecke ist. Weniger ländlich war dafür gerade anschliessend die Überquerung des Limmattals bei Altstetten, um schliesslich am Fuss des Üetlibergs wieder in ein beliebtes Naherholungsgebiet einzutauchen.

Unterdessen machten sich die Kilometer in den Beinen und Füssen bemerkbar und ich spürte deutlich die Blase, welche sich an meiner Ferse gebildet hatte. Man sollte nicht mit neuen Trekkingschuhen eine Marathonwanderung starten! Doch unser kleines Wandergrüppchen hielt trotz Wehwehchen durch und beim Albisgüetli fing der Abstieg zurück in die Stadt an. Das letzte Stück führte entlang der Sihl und mit dem Eindunkeln erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt auf der Gessnerbrücke.

Trotz meinen geschundenen Füssen - es war eine schöne Wanderung gewesen, durch welche ich bekannte und weniger bekannte Ecken meiner Stadt ganz neu entdeckte.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 3. November 2018
  • Route: Gessnerbrücke, Zürich - Schanzengraben - Quaibrücke - Seefeld - Wehrenbach - Witikon - Lorenkopf - Fluntern - Rigiblick - Irchel - Bucheggplatz - Waid - Hönggerberg - Grünwald - Rütihof - Frankental - Werdhölzli - Albisrieden - Triemli - Friesenberg - Albisgüetli - Sihlcity - Sihl - Gessnerbrücke (ausgeschilderte Strecke "Green Marathon Zürich")
  • Unsere Wanderzeit: 8 h
  • Distanz: 43,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 970 m


Sonntag, 4. November 2018

Malerisches Graubünden (Senda Segantini 1/3)

Giovanni Segantini war ein italienischer Maler, dem es insbesondere die Berglandschaften des Engadins und Surses angetan hatten. Die Senda Segantini, welche ich Ende Oktober während dreier Tage bewanderte, folgt seinen Spuren.

Die Route beginnt eigentlich in Savognin, doch wegen den - in der Nebensaison sogar qualifiziert - schlechten öV-Verbindungen in die Bündner Seitentäler, schaffte ich es erst gegen Mittag ins Surses und liess daher das erste Stück aus. Von der Busstation Vardaval führte ein breiter Weg den Wald hoch, bis ich bei Plaz Beischen schliesslich in die Senda Segantini einbog.

Im lockeren Auf und Ab führte die Route durch den mit leuchtend gelben Lärchen versetzten und sehr einsamen Bündner Herbstwald. Ab und zu passierte ich kleine Alpen, die aber alle schon verlassen und winterfest verriegelt waren. Motive zum Malen hätte es reichlich gegeben, ich behalf mich mit fleissigem Fotografieren, doch die Fotos schafften es kaum, die Vielfältigkeit der Herbstfarben wiederzugeben.

Marmorera-Stausee
Bei der Alp Flix verliess ich den Wald und vor mir lag ein ausgedehntes, baumloses Plateau. Die Alp Flix ist eines der grössten Hochmoore der Schweiz und steht unter Schutz. Über die Ebene verteilt liegen einzelne Häuser und das erste Mal seit ich die Wanderung angefangen hatte, sah ich andere Menschen - wenn auch nur von weitem. Auf den Kaffee, den ich für die Alp Flix geplant hatte, musste ich indessen verzichten, alle Gasthäuser hatten geschlossen.

Also wanderte ich weiter über die schier endlos scheinende Hochebene. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich schliesslich ihr Ende und tauchte wieder in den herbstlichen Wald ein. Entlang von lauschigen Lichtungen führte der Weg abwärts und bald blitzte die glitzernde Oberfläche des Marmorera-Stausees durch die Bäume.

Beim Abstieg Richtung Bivio, der sich lange hinzog, fielen die zahlreichen pinkfarbenen Pfosten auf, welche Schneeschuhrouten markierten. Ein  deutliches Zeichen, dass der Winter nicht mehr weit war. Als ich schliesslich in Bivio ankam, war die Sonne bereits hinter dem Berg versunken und hatte das Tal im Schatten zurückgelassen.

Im historischen Hotel Post wurde ich von der Wirtin mit rauem Bündner Charme empfangen. Das Hotel war ebenfalls gerade dabei, für die Zwischensaison zu schliessen. Doch ich konnte in einem komfortablen Zimmer noch eine angenehme Nacht verbringen.





Wanderinfos:
  • Gewandert: Montag, 22. Oktober 2018
  • Route: Tinizong, Vardaval - Plaz Beischen - Alp digl Plaz - Alp Flix - Alp Natons - Bivio (1. Etappe der Senda Segantini/regionale Route Nr. 25)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 50 min
  • Distanz: 17,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'140 m
  • Übernachten: Hotel Post, Bivio
  • Weitere Etappen der Senda Segantini gibt es hier