Zuerst fing alles aber sehr entspannt an: Ein beim Bahnhof Guarda bereit stehender Bus brachte uns in den höher gelegenen Ort und ersparte uns damit die ersten zweihundert Höhenmeter. Das pitoreske Dörfchen ist auch als "Schellenursli-Dorf" bekannt und die typischen Engadinerhäuser scheinen tatsächlich einem Bilderbuch zu entspringen.
Die Wanderung begann direkt hinter dem Dorf und über blühende Wiesen und durch grüne Wälder aus hohen Lärchen mit leuchtend roten Stämmen stiegen wir immer höher hinauf. Kurz vor der Alp Sura hatten wir den steilsten Teil bereits hinter uns und begossen dies mit einem Glas Wein.Anschliessend ging es eher flach tiefer ins Val Tuoi hinein. Bald kamen wir zur Kreuzung, wo wir uns entscheiden mussten: Wagten wir - trotz den gut sichtbaren Schneefeldern über uns - den Abstecher zum Lai Blau, angeblich der schönste See des Unterengadins, oder folgten wir dem offiziellen und garantiert schneefreien Hüttenzustieg entlang dem Talboden?
Die Gruppe teilte sich schliesslich auf und ich machte mich mit zwei unerschrockenen Mitwanderern an den nochmals ziemlich steilen Aufstieg zum See. Wir schreckten ein paar Murmeltiere und sogar zwei Schneehühner im Sommerkleid auf. Ansonsten waren wir ganz alleine.
Der Lai Blau (2'613 m) war dann nicht so blau, wie ich mir das vorgestellt hatte (beim Bild habe ich nachgeholfen), was vielleicht daran lag, dass er noch halb mit Schnee bedeckt war. Hübsch war er allemal.
Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der sehr gastfreundlichen Chamonna Tuoi, die unterhalb des (rutschgefährdeten) Piz Buin liegt.
Für den nächsten Tag war eigentlich geplant gewesen, über die Fuorcletta ins östlich gelegene Nachbartal Val Tasna hinüber zu steigen. Dafür hatte es mir aber eindeutig zu viel Schnee. Als Alternative hatte ich mir einen Abstecher ins westlich gelegene Val Lavinuoz zu recht gelegt.
Wir folgten zunächst auf dem breiten Hüttenweg dem sehr viel Wasser führenden Flüsschen Cluozza talauswärts. Bei der Alp Suoz wechselten wir die Flusseite und bogen in die Via Engadina ein. Auf schmalen Pfaden wanderten wir immer noch leicht abwärts über Kuhweiden und durch Wälder hoch über der rauschenden Cluozza.
Mehr Wasser aus üblich führte auch ein Wildbach, der den Hang hinunterstürzte und dessen Überquerung die nächste Herausforderung darstellte. Am Schluss kamen aber (fast) alle mit trockenen Füssen auf der anderen Seite an.
Schliesslich ging es nochmals aufwärts. Die Via Engadina ist eine offizielle Wanderroute, doch uns schien, als wären wie die ersten, die sich in dieser Saison den Hang hinauf kämpften: Mehrmals lagen umgestürzte Bäume über dem Weg, deren Um- und Überklettern am abschüssigen Steilhang sich ebenfalls als ziemlich herausfordernd herausstellte. Für nur fünfhundert Höhenmeter Aufstieg fühlte sich diese Wanderung ziemlich anstrengend an.
Wir bogen schliesslich ins Val Lavinuoz ein und die einzigen Lebenwesen, die uns dort begegneten, war eine Herde Schafe. Oberhalb der Alp d'Immez stiegen wir zum Talboden ab - durch einen Hang bedeckt mit pink leuchtenden Alpenrosen so weit das Auge reichte!
Der Weg aus dem Tal heraus nach Lavin war dann nur noch ein lockeres Auslaufen ohne jegliche weitere Herausforderung.
Wanderinfos:
- Gewandert: 29./30. Juni 2024
- Route: Guarda - Alp Sura - Marangun - Lai Blau - Chamonna Tuoi (Samstag); Chamonna Tuoi - Alp Suot - Plan Champatsch - Chamanna dal Bescher - Funtanivas - Alp d'Immez - Alp Dadoura - Lavin (Etappe 7 der Via Engiadina/regionale Route Nr. 87) (Sonntag)
- Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); 4 h 45 min (Sonntag)
- Distanz: 10,4 km (Samstag); 15,4 km (Sonntag)
- Höhenmeter (Aufstieg): 1'010 m (Samstag); 500 m (Sonntag)
- Übernachten: Chamonna Tuoi CAS
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Route Samstag |
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Route Sonntag |