Samstag, 17. September 2016

Kein Kreuz auf dem Stöcklichrüz

Die Wetterprognosen für das Wochenende sahen durchzogen aus und ich überlegte mir schon, eine Wanderpause einzulegen, doch nachdem ich am Freitagabend ein grosses Cordon Bleu verdrückt hatte, mussten diese Kalorien auch wieder verbrannt werden. Ich hatte über das ganze Jahr verteilt einzelne Etappen des Alpenpanoramawegs gemacht und es bot sich an, dort einige Lücken zu schliessen. Im Januar waren wir im Schnee von Weesen nach Siebnen gelaufen und ich entschloss mich, dort anzuknüpfen, zumal damit zur Abwechslung die Anfahrt zum Startpunkt nur kurz war.

Am Anfang führte der Weg in einem etwas seltsamen Zickzack durch Einfamilienhausquartiere und vorbei an sehr gepflegten Vorgärten. Dabei stellte ich fest, dass es in der Innerschweiz offenbar grosse Mode ist, seinen Garten mit Zwergen oder anderen - mehr oder weniger modernen - Figuren und Kunstwerken zu schmücken. Etwas mühsam war, dass die Strecke vornehmlich über asphaltierte Wege führte. Erst als schliesslich der Weg begann, steil anzusteigen, waren die Teerstrassen zu Ende. Mit jedem Höhenmeter wurde auch die Aussicht besser. Zwar verdeckten die tiefliegenden Wolken die Sicht auf die Alpen, doch der Blick auf den Zürichsee, insbesondere auf den Untersee und den Seedamm, entschädigte dafür.

Das erste und das letzte Drittel dieser Etappe des Alpenpanoramawegs verlaufen gleich wie der Jakobsweg (nationale Route Nr. 4). Letzterer macht aber noch eine zusätzliche Kurve, vermutlich um ja keine Kapelle oder Kirche auszulassen. Doch auch auf meiner Strecke war durch die zahlreichen Weg- und Gipfelkreuze nicht zu übersehen, dass ich mich im katholischen Kanton Schwyz und im Einzugsbereich eines der grössten Klöster der Schweiz befand.

Kein Kreuz, sondern eine Triangulationspyramide, stand hingegen - trotz des Namens - auf dem höchsten Punkt der Wanderung, dem Stöcklichrüz (zur Kompensation befand sich aber kurz davor und kurz danach je ein grosses Kreuz). Von dort sah man auch zum ersten Mal auf die andere Seite der Hügelkette in Richtung Sihlsee hinab. Ziemlich genau entlang der Krete führte der Weg dann abwärts bis zur Tüfelsbrugg. Leider verlief auch auf dieser Seite der Wanderweg meistens auf geteerten Strassen.

Das letzte Stück bis Einsiedeln zog sich dann hin. Unterhaltung bot ein heftiger Luftkampf zwischen einem Schwarm Krähen, einem halben Dutzend Rotmilanen und mindestens zwei Mäusebussharden (das Vogelbestimmungsbuch, das ich vor einer Weile gekauft hatte, zahlte sich endlich aus).

Mittlerweile wurden die Wolken immer dichter und dunkler, doch ich hatte Glück: Der Regen wartete das Ende meiner Wanderung ab. Eigentlich hätte ich den Regenschirm zu Hause lassen können und stattdessen die Sonnenbrille einpacken sollen, denn es gab mehr Sonne als gedacht.

In Einsiedeln angekommen, schaute ich mir - zum wiederholten Male - das Kloster an. Die Klosterkirche ist eine barocke Orgie in rosarot. Doch ich musste selber zugeben, zum Anschauen sind die katholischen Kirchen interessanter als die schlichten reformierten. Mit einem letzten Blick auf das Prunkstück des Klosters, der prächtig in Gold geschmückten schwarzen Madonna, beendete ich die Tagestour.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 17. September 2016
  • Route: Siebnen - Galgenen - Diebishütten - Stöcklichrüz - Chörnlisegg - St. Meinrad - Tüfelsbrugg - Galgenchappeli - Einsiedeln (Etappe 8 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
  • Meine Wanderzeit: 5 h 30 min
  • Distanz: 23,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'100 m
  • Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier






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