Sonntag, 21. Mai 2017

Zwei Schluchten und ein Canyon

Claude organisierte sein traditionelles Creux du Van-Wochenende und schon Tage vorher hatte ich Appetit auf Fondue Bourguignonne mit feinem Angusrind. Doch das Essen mussten wir uns an diesem Tag redlich verdienen: Wir starteten in Boudry und wanderten zunächst durch die Areuse-Schlucht. Dank der Regenfälle der letzten Tage bot uns das tosende Wasser zwischen den engen Felsen viel Spektakel.

Bei Champ-du-Moulin machten wir eine Pause und das Restaurant La Truite zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass wir - eine 14-köpfige, durstige Gruppe - gar nicht erst bedient wurden. Nur weil Claude schliesslich den Service selber übernahm, gab es dann doch noch einen sehr wässrigen Cappuccino. Gut, dass sich 350 Höhenmeter später bereits die nächste Einkehrmöglichkeit bot: An der charmanten Bedienung der Ferme Robert gab es überhaupt nichts auszusetzen.

Dafür wurde nach der Ferme Robert der Aufstieg so richtig steil. Die senkrechten Felswände des Creux du Van fest im Blick und den Puls am Anschlag, stiegen wir auf dem Sentier du Single immer höher. Endlich oben angelangt, wurden wir von zwei Steinböcken begrüsst, die sich von uns in keiner Weise aus der Ruhe bringen liessen. Wir genossen den Blick über den imposanten Felskessel und wanderten entlang seiner Krete zur Ferme Le Soliat.

Dort hätte der Abend fast mit einer Katastrophe begonnen, denn der Wirt hatte nicht mehr genügend Fleisch für uns alle. Doch dank einer - ebenfalls fleischhaltigen - zusätzlichen Vorspeise ging am Schluss niemand hungrig ins Bett.

Die Nacht verbrachten wir im ungeheizten Massenlager des Restaurants und manch einer fror unter mehreren Schichten Wolldecken. Der heftige Wind, der am nächsten Morgen trotz Sonne und blauem Himmel bliess, war zum Aufwärmen auch nicht gerade geeignet. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem ebenso ausgiebigen Fotostopp beim Creux du Van, bei welchem die grösste Herausforderung war, vom Wind nicht in den Abgrund geblasen zu werden, setzten wir schliesslich unser Wanderwochenende fort und bald wurde uns wieder warm.

Wir folgten zunächst dem ausgeschilderten Jura Höhenweg (nationale Route Nr. 5). Vor zwei Jahren war der Jura Höhenweg unser Sommer-Wanderprojekt gewesen und wir schwelgten in Erinnerungen, als wir über die offenen Juraweiden und entlang der weissen Steinmauern wanderten.

Kurz nach La Combaz verliessen wir den bekannten Weg und bogen Richtung Môtiers ab. Nicole hatte im Internet Bilder der Gorges de la Poëta Raisse gefunden und die Wirklichkeit konnte mit den Bildern mehr als mithalten: Die Schlucht erwies sich als ein echtes Bijou. Die Poëta Raisse ist im Gegensatz zur Areuse-Schlucht zwar kleiner und wird eher von einem Bach denn von einem Fluss durchflossen, doch der Wanderweg zwängt sich über schmale Stege und steile Treppenstufen entlang von kleinen Wasserfällen durch die senkrechten Felsen. Die Schlucht war ein perfekter Abschluss für ein tolles Wochenende!






Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 20./21. Mai 2017
  • Route: Boudry - Gorges de l'Areuse - Champ-du-Moulin -  La Ferme Robert - Bas du Single -Sentier du Single - Le Soliat (Samstag); Le Soliat - Les Rochats - La Combaz - Gorges de la Poëta Raisse - Môtiers (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 5h (Samstag); 4 h 30 (Sonntag)
  • Distanz: 18 km (Samstag); 19 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'030 m (Samstag); 360 m (Sonntag)
  • Übernachten: Ferme Le Soliat







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