Sonntag, 11. Juni 2017

Stairway to Heaven

Nachdem ich mich schon bei den letzten beiden Wanderungen jeweils mehr als tausend Höhenmeter hochgequält hatte, gab es eigentlich keinen Grund, damit aufzuhören. Entsprechend schloss ich mich Thomas an, der kurzfristig eine Wanderung auf den mir bisher unbekannten Niederbauen Chulm organisierte.

Der Tag fing ganz idyllisch an, nämlich mit einer kurzen Bootsfahrt von Brunnen zum Rütli. Ab dem Moment, als wir wieder das Ufer betraten, ging es dann aber für die nächsten dreieinhalb Stunden nur aufwärts: Zunächst auf einem breiten Zickzackweg durch den Wald, bis wir die Terrasse erreichten, auf welcher Seelisberg liegt. Von da hatte man auch erstmals Sicht auf unser Ziel, doch der Gipfel des Niederbauen versteckte sich noch hinter den Wolken. Vorbei am Seelisberg-Seeli und an der Seilbahn, die uns gute 400 Höhenmeter erspart hätte, stiegen wir weiter den Hang hoch. Die kurze Pause beim Alprestaurant Weid, um etwas Kühles zu trinken und die Sicht auf den Urnersee und das Reusstal zu geniessen, hatten wir uns in dem Zeitpunkt bereits mehr als verdient. 

Ein Blick hoch zum Niederbauen Chulm, von welchem sich die Wolken unterdessen verzogen hatten, zeigte nur senkrechte Felswände und ich fragte mich, wie ich da überhaupt hochkommen sollte. Ab Weid war der Weg denn auch weiss/blau markiert und führte ausgesetzt der Felswand entlang. An ein paar Stellen musste man die Hände zu Hilfe nehmen, um hochzukraxeln, und die schmalsten Stellen waren mit einem Stahlseil gesichert. Wir passierten eine Steinbock-Geiss, die nur wenige Meter von uns entfernt in einer steilen Grasnarbe stand und sich von uns beim Grasen nicht stören liess. Der Höhepunkt des Weges war eine Treppe, die durch einen Felsstollen führt, direkt dem blauen Himmel entgegen!

Aufstieg zum Niederbauen
Nach dem Stollen folgte ein letzter steiler Anstieg, bevor wir den Grat erreichten, von wo aus es nur noch ein kurzer Schlenker zum Niederbauen Chulm (1'923 m) war. Ich bin schon auf ein paar Gipfeln in der Innerschweiz gestanden, einen so umfassenden Ausblick auf den Urner- und den Rest des Vierwaldstättersees hatte ich noch nie!

Da Thomas die Wanderung als Überschreitung von See zu See geplant hatte, liessen wir auch beim Abstieg die Seilbahn, die uns direkt hinunter nach Emmetten gebracht hätte, links liegen. Am Anfang führte der Weg hinunter auch sehr schön über blumenübersäte Wiesen und Waldlichtungen, doch bald wünschte ich - und meine Knie -, dass wir endlich unten ankommen würden. Eine kleine Verschnaufpause gab es in Emmetten, wo wir uns im lokalen Volg mit Getränken und Glace eindeckten. Doch das streng getaktete Pausenmanagement von Thomas sorgte dafür, dass wir beim Glaceessen - wie bereits bei der Mittagspause auf dem Gipfel -nicht zu sehr ins Trödeln kamen.

Vierwaldstättersee beim Abstieg
Die letzten Höhenmeter von Emmetten hinunter an den See führten über zahlreiche Treppenstufen und meine Knie protestierten endgültig. Dafür erreichten wir Beckenried gerade rechtzeitig, um diesen Wandertag gleich zu beschliessen, wie wir ihn angefangen hatten: Mit einer Schifffahrt.

Auf der Rückfahrt über den Vierwaldstättersee nach Luzern waren wir uns alle einig: Es war eine tolle Wanderung gewesen, für die sich die Anstrengung beim Auf- und Abstieg gelohnt hatte. Und wer die Aussicht vom Niederbauen mit weniger Höhenmeter geniessen will: Mit den diversen Bahnen liesse sich die Anstrengung minimieren.







Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 10. Juni 2017
  • Route: Rütli - Seelisberg Oberdorf - Weid - Niederbauen Chulm - Frutt - Sagendorf - Emmetten - Beckenried
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 15 min
  • Distanz: 20,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'620 m


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen