Blüemlisalpgletscher |
Das Bähnchen von Interlaken nach Lauterbrunnen war mehr als nur überfüllt und als ich mich bei der Sitznachbarin nach dem Grund für den Andrang erkundigte, outete ich mich als völliger Banause: Es war natürlich Jungfrau-Marathon! Vom Bähnchen aus hatten wir einen Logenplatz auf die beiden führenden Läufer, die wir zweimal einholten. In Lauterbrunnen reihten sich die Zuschauer am Strassenrand, doch wir liessen den Marathonrummel schnell hinter uns. Die Wanderung begann mit einem Aufstieg durch den Wald und wir überquerten zahlreiche Bäche, die weiter unten über die senkrechten Felswände stürzen und die Wasserfälle bilden, für welche Lauterbrunnen berühmt ist.
Sefibach |
Am nächsten Tag stand die anstrengendste Etappe der bisherigen Via Alpina-Strecke an. Entsprechend begann er mit einem Aufstieg: Zuerst eher sanft, dann immer steiler wurde der Weg zur Sefinafurgge hinauf. Unterwegs konnten wir ein paar Murmeltiere beobachten, die sich von uns nicht im geringsten gestört fühlten. Im abschüssigen, mit Seilen gesicherten letzten Stück kurz vor der Passhöhe behauptete Reto, dass wir damit die steilste Stelle des Tages hinter uns hätten - Fake News, wie wir schon da ahnten.
Gamchigletscher |
Der Weg führte quer durch schottrige Abhänge, doch jemand hatte sich sehr viel Mühe gemacht, einen sicheren Pfad durch das lose Gestein zu legen. Eine kurze Leiter, um einen Absatz zu überwinden, gab es auch noch. Nach einer scharfen Linkskurve hatten wir dann plötzlich freie Sicht auf den (sehr kläglichen) Rest des Gamchigletschers an der gegenüberliegenden Bergflanke. Über uns auf einem Felsvorsprung thronte die Gspaltenhornhütte. Wir verzichteten aber auf einen Abstecher - selbst die Aussicht auf Kaffee und Kuchen war uns die zusätzlichen Höhenmeter nicht wert. Stattdessen stiegen wir weiter zum Talgrund ab und kamen dem Gletscherabbruch immer näher.
Blüemlisalphütte im Morgenlicht |
Als wir auf der anderen Talseite ankamen, war vor allem eines klar - ab jetzt würde es nur noch aufwärts gehen. Richtig steil wurde es aber erst, als wir am Hohtürlihang wieder in die offizielle Via Alpina-Route einbogen. Mehrere Wegspuren führten in Schlangenlinien die abschüssige Matte hoch und zusammen mit zahlreichen anderen Wanderern quälte ich mich Meter um Meter hoch - ich hatte schon lange nicht mehr so gelitten bei einem Aufstieg!
Oeschinensee |
Am nächsten Tag stand nur noch der Abstieg nach Kandersteg an und wir hätten eigentlich zur Abwechslung spät starten können - doch in einer fast vollbesetzten SAC-Hütte mit einer Frühstückszeit, die um 8 Uhr endet, ist an Ausschlafen nicht zu denken. Also waren wir wieder beizeiten unterwegs. Schnell verloren wir an Höhe und die Aussicht wechselte vom weissen Abbruch des Blüemlisalpgletschers zum türkisfarbenen Oeschinensee. An dessen Ufer machten wir eine letzte Pause, bevor es über einen breiten Wanderweg hinunter nach Kandersteg ging.
Noch zwei weitere Etappen sind dieses Jahr auf der Via Alpina geplant, bevor wir dann in der Lenk "überwintern".
Wanderinfos:
- Gewandert: Samstag/Sonntag/Montag, 8./9./10. September 2018
- Route: Lauterbrunnen - Mürren - Spilboden - Rotstockhütte (Samstag): Rotstockhütte - Sefinafurgge - Gamchigletscher - Oberloch - Hohtürli - Blüemlisalphütte (Sonntag); Blüemlisalphütte - Oberbärgli - Oeschinensee - Kandersteg (Montag) (12. und 13. Etappe der Via Alpina/nationale Route Nr. 1, mit Abweichung über den Gamchigletscher)
- Unsere Wanderzeit: 3 h 50 min (Samstag); 5 h 45 min (Sonntag); 2 h 45 min (Montag)
- Distanz: 12,3 km (Samstag); 13,5 km (Sonntag); 12,5 km (Montag)
- Höhenmeter (Aufstieg): 1'460 m (Samstag); 1'700 m (Sonntag); 40 m (Montag)
- Übernachten: Rotstockhütte (Samstag); Blüemlisalphütte SAC (Sonntag)
- Weitere Etappen der Via Alpina gibt es hier
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