Sonntag, 2. September 2018

Wildstrubel-Überschreitung: Eindrückliches Schlechtwetterprogramm

Plaine Morte mit Wildstrubel (rechts)
Der Wildstrubel und das Wetter - das scheint sich zu einer Fortsetzungsgeschichte zu entwickeln: Im letzten Winter war das Wetter zu schlecht gewesen, um ihn mit den Schneeschuhen zu besteigen, dieses Mal war er das "Schlechtwetterprogramm", weil die Hoffnung bestand, dass die angesagte Wetterbesserung den Wildstrubel vor dem ursprünglich anvisierten Vrenelisgärtli erreichen würde.

Von der Wetterbesserung war aber zunächst nichts zu sehen: Die Wolken hingen tief in den senkrechten Felswänden, als wir nach einer kurvenreichen Fahrt auf dem schmalen Strässchen auf der Iffigenalp aus dem voll besetzten Bus stiegen. Der Aufstieg zur Wildstrubelhütte führte über eben diese Felswände, doch der teilweise in den Fels gehauene Weg war problemlos zu begehen. Dafür setzte bald der Regen ein und für eine einigermassen trockene Pause mussten wir in der Blattihütte, einem leeren Schafstall, Zuflucht suchen. Kurz danach hatten wir die gleiche Höhe wie die Wolken erreicht. Damit hörte zwar der Regen auf, dafür reduzierte sich die Sicht auf ein paar wenige Meter. Der Weg wurde immer steiler und die Landschaft - soweit sichtbar - immer steiniger bis wir unvermittelt direkt vor der Hütte standen.

Wildstrubelhütte am Morgen
In der äusserst gemütlichen Wildstrubelhütte wurden wir freundlich empfangen und als wir aufgewärmt und getrocknet beim Apéro sassen, setzte draussen der Schneefall ein. Dieser hielt die ganze Nacht an, so dass am nächsten Morgen gute zehn Zentimeter Neuschnee auf der Hüttenterrasse lagen und der Hüttenwart nach der Schneeschaufel greifen musste. 

Die Stimmung beim Abmarsch war fast so bedeckt wie der Himmel. Doch dann kam die Überraschung: Nach nur ein paar Meter Aufstieg erreichten wir die Wisshorelücke und auf einmal waren die Wolken wie verschwunden. Im Süden herrschte schönstes Wetter mit blauem Himmel soweit wir sehen konnten! 

Unter uns lag die weisse Fläche der Plaine Morte, die wir kurze Zeit später erreichten. Wir seilten uns an, die Steigeisen liessen wir hingegen im Rucksack; dank dem Schneefall war der Gletscher auch ohne problemlos begehbar. Die Überquerung der Eisfläche war ein reiner Genuss. Der anstrengende Teil der Tour kam dann, als wir am Fuss des Wildstrubels den Gletscher verliessen: Fünfhundert steile Höhenmeter lagen vor uns.

Der Wildstrubel ist wohl ein ziemlicher Schotterhaufen, doch überpudert mit dem Neuschnee erinnerte er mich an eine riesige gezuckerte Praline. Leider war beim Aufstieg nur die Aussicht auf die umliegenden Berge süss, der Rest war ziemlich anstrengend und zweimal dachte ich, kurz vor dem Ziel zu stehen, nur um festzustellen, dass hinter der Kuppe nochmals eine Kuppe lag, bevor dann tatsächlich das Gipfelkreuz in Sicht kam.
Plaine Morte
Auf dem ausgedehnten Gipfel des Wildstrubels (3'244 m) machten wir eine ebenso ausgedehnte (Foto-)Pause. Die Rundumsicht und insbesondere der Blick hinunter zur Gemmi waren überwältigend. Dieser zeigte aber auch, dass wir noch einen langen und vor allem steilen Abstieg vor uns hatten. Diesmal schnallten wir für den Gletscher unsere Steigeisen an. Der Wildstrubelgletscher ist nicht nur einiges abschüssiger als die Plaine Morte, sondern auch spaltenreicher. Doch Markus, unser Bergführer, führte uns sicher um alle Spalten herum.
Wildstrubel

Über den Moränenschutt, welcher der schmelzende Gletscher zurückgelassen hatte, und entlang von zahlreichen Bächen erreichten wir schliesslich die Lämmerenhütte, wo wir uns eine Stärkung genehmigten, bevor wir auf dem Wanderweg das letzte kurze Stück zum Gemmipass wanderten. 

Obwohl eigentlich nicht so geplant, war diese Wildstrubel-Überschreitung ein Höhepunkt der diesjährigen Hochtourensaison gewesen und ein eindrückliches Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Und das Vreneli besuche ich im nächsten Jahr.




Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 25./26. August 2018
  • Route: Iffigenalp - Blattihütte - Stiereläger - Rawilseeleni - Wildstrubelhütte (Samstag); Wildstrubelhütte - Wisshorelücke - Glacier de la Plaine Morte - Wildstrubel - Wildstrubelgletscher - Lämmerenhütte - Lämmerenboden - Gemmipass (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 15 min (Samstag); 7 h (Sonntag)
  • Distanz: 6 km (Samstag); 16,8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'240 m (Samstag); 850 m (Sonntag)
  • Übernachten: Wildstrubelhütte SAC





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