Sonntag, 8. Januar 2017

Gewaltmarsch durch Eiseskälte

Unter meinen Wanderkollegen grassierte dieser neue Trend zu Langstreckenwanderungen. Ich konnte mich diesem Trend lange verschliessen, bis Thomas eine Wanderung Zürich - Lägern retour mit einer geschätzten Gesamtsdistanz von 57 km organisierte (Es waren am Schluss gute 60 km, und auch wenn eine Differenz von 3 km klein erscheint - nach 50 km macht jeder zusätzliche Meter einen gewaltigen Unterschied!). Erste Zweifel, dass das Mitmachen bei einer solchen Tour tatsächlich eine gute Idee war, kamen mir, als mein Wecker um 6 Uhr in der Früh klingelte und das Thermometer -7 Grad anzeigte. Ich unterdrückte den Wunsch, wieder zurück in mein warmes Bett zu kriechen und traf mich stattdessen mit meinen Mitwanderern am Hauptbahnhof in Zürich.

Wir folgten zunächst der Limmat, bis wir kurz vor der Werdinsel nach Höngg hinauf die erste Steigung zu bewältigen hatten. Diese erste Anstrengung hatte den Vorteil, dass es mir endlich etwas wärmer wurde und meine Finger nicht mehr zu erfrieren drohten. Wir umrundeten halb den gefrorenen Katzensee bevor wir via Regensdorf kurz vor Mittag das mittelalterliche Städtchen Regensberg am Fusse der Lägern erreichten. Damit hatten wir bereits gute 20 km zurückgelegt, doch was für sich alleine bereits als vollwertige Wanderung gegolten hätte, war gerade mal ein Drittel der für diesen Tag geplanten Strecke. Dafür begann nach Regensberg der schönste Teil der Wanderung: Der Gratweg über die Lägern führte durch schneebedeckte Wälder und zwischen den verschiedenen Wolkenschichten hindurch hatte man sogar etwas Aussicht auf die umliegenden Berge und Hügel.

In Baden flüchteten wir uns in ein warmes Café und machten zum ersten Mal an diesem Tag eine richtige Pause. Nach einer heissen Suppe fühlte ich mich auch wieder fit genug, zumindest ein Stück in Richtung Zürich weiterzuwandern. Wir folgten der Limmat und bald brach die Dämmerung herein. Trotz der Dunkelheit war es aber kein Problem, dem Weg zu folgen, denn der Schnee reflektierte die Lichter der Häuser am Ufer und ab und zu schimmerte sogar der Mond durch die Wolken.

Zu einem Problem wurden hingegen mit zunehmender Kilometerzahl meine Beine, Füsse und Schultern, die anfingen, sich schmerzhaft bemerkbar zu machen. Zudem legten meine durchtrainierten Mitwanderer ein ambitioniertes Tempo vor. In Dietikon kamen wir direkt beim Bahnhof vorbei und ich war kurz davor, aufzugeben und mich in die geheizte S-Bahn zu setzen, doch schliesslich entschloss ich mich dagegen, und war es nur, um mir selber eine Lektion zu erteilen, die ich hoffentlich nicht mehr vergessen werde: Keine Langstreckenwanderungen mehr! Die letzten Kilometer wurden zur Tortur und ich lief mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch, als wir schliesslich kurz nach zehn Uhr wieder den Bahnhof in Zürich erreichten.

Zum Glück hatte ich - im Gegensatz zu vielen von meinen Mitwanderern - nur einen kurzen Nachhauseweg, so dass ich meine schmerzenden und durchgefrorenen Glieder bereits eine halbe Stunde später in heisses Badewasser tauchen konnte.



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag, 7. Januar 2017
  • Route: Zürich HB - Höngg - Katzensee - Regensdorf - Regensberg - Lägern - Baden - Killwangen - Dietikon - Schlieren - Hardturm - Zürch HB
  • Unsere Wanderzeit: 13 h
  • Distanz: 60 km
  • Höhenmeter (Steigung): 1'240 m













Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen