Montag, 12. Februar 2018

Zehn Frauen, ein Bergführer und viele Minusgrade

Wir waren eine sehr frauenlastige Gruppe, die sich am Bahnhof Filisur traf und selbst Chrigu, unser Bergführer, musste zugeben, noch nie mit einer reinen Frauengruppe unterwegs gewesen zu sein. Doch soviel vorweg: Er schlug sich gegen die weibliche Übermacht ganz gut.

Die zweitägige Schneeschuhtour führte durch den Parc Ela, den grössten Naturpark der Schweiz. Die ersten paar Meter legten wir ohne Schneeschuhe zurück, bevor wir diese schliesslich anschnallten und gemächlich ein schneebedecktes Fahrsträsschen hochstiegen, das sich kurvenreich den Hang hochschlängelte. Dann ging es weiter über einen schmalen Waldweg, bis wir bei der Alp Prosot den Wald hinter uns liessen. Dort hörte auch die vorgetrampelte Spur auf, so dass Chrigu uns einen Weg durch den Tiefschnee bahnen musste.

Die Strecke führte durch ein breites Tal und man war sich nie ganz sicher, wo der Schnee endete und die Wolken begannen. Die umliegenden Berge konnte man nur erahnen. Ganz alleine waren wir unterwegs. Endlich kam hoch oben die Ela Hütte in Sicht. Zum Endspurt galt es noch einen steilen Hügel zu bezwingen, nachdem bis dahin der Anstieg zwar stetig, aber nie wirklich steil gewesen war.

Im Abstieg von der Fuorcla Tschitta
Die Ela Hütte ist unbewartet und bereitete uns einen entsprechend frostigen Empfang. Auch wenn im Ofen schnell ein Feuer loderte, er vermochte den kleinen Raum nicht wirklich aufzuwärmen, insbesondere weil die Aussentemperatur unterdessen ins Minus gefallen war. Chrigus Versuch, uns die 12°C, die sein digitales Thermometer anzeigte, als 21°C zu verkaufen, schlug fehl, vermutlich weil wir wegen den fehlenden Weinvorräten in der Hütte dafür nicht betrunken genug waren.

Doch der Alkoholmangel konnte ebenso wenig wie unsere kalten Füsse die gute Stimmung trüben. Ich hatte zudem beim Packen in letzter Minute den Geistesblitz gehabt, meinen Seiden- gegen meinen Daunenschlafsack auszutauschen; eine meiner besseren Entscheidungen der letzten Tage.

Am nächsten Morgen zeigte das Thermometer -15°C an. Die schöne Morgenstimmung entschädigte uns aber für die Kälte und die frühe Tagwacht. Und wir bekamen endlich den namensgebenden Piz Ela zu Gesicht. Nach dem Frühstück, welches reichhaltiger war als in mancher bewarteten Hütte, starteten wir warm eingepackt den Aufstieg zum Elapass. Es waren zwar weniger Höhenmeter als am Vortag zu bewältigen, doch dafür waren diese einiges steiler.

Blick zurück zur Fuorcla Tschitta
Nach knapp zwei Stunden standen wir auf dem Elapass (2'723 m). Dem eisigen Wind, der uns dort entgegen blies, entkamen wir durch einen kurzen Abstieg auf die einsame Hochebene Laiets hinunter. Wir waren die einzigen Menschen, die an diesem Morgen hier ihre Spuren durch den Schnee zogen.

Am Ende der Ebene wartete nochmals ein giftiger Anstieg zur Fuorcla Tschitta (2'831 m) auf uns, und ich musste mich mit einem Ovo Sport dopen, damit ich etwas länger durchhalten konnte. Oben angekommen hatte man eine schöne Aussicht auf die Bündner Bergwelt.

Der Abschluss der Tour bildete der lange Abstieg durch das Val Tschitta. Der weiche Tiefschnee war ideal, um mit den Schneeschuhen hinabzurutschen, doch auch sehr kräftezehrend, wie ich bald feststellen musste. Zudem hatte sich endlich die Sonne durchgesetzt und die schon fast ungewohnte Wärme brachte uns zusätzlich ins Schwitzen. Bald erreichten wir die Waldgrenze und schliesslich den Talboden.

Die letzten paar Höhenmeter vom Talboden hoch zum Bahnhof Preda wären normalerweise nicht der Rede wert gewesen, nach dieser Tour spürte ich aber jeden zusätzlichen Meter. Doch die Anstrengung hatte sich gelohnt, der Naturpark Ela ist eindeutig ein Bijou!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 10./11. Februar 2018
  • Route: Filisur - Cloters - Alp Prosot - Pradatsch - Elahütte (Samstag); Elahütte - Elapass - Laiets - Fuorcla Tschitta - Val Tschitta - Preda (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 30 min (Samstag); 5 h (Sonntag)
  • Distanz: 11 km (Samstag); 12,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m (Samstag); 820 m (Sonntag)
  • Übernachten: Chamona d'Ela SAC (ungeheizt!)




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