Sonntag, 12. August 2018

Verlockungen auf der Via Alpina (10. Etappe Via Alpina)

Es stand wieder ein Via Alpina-Wochenende auf dem Programm und angesichts einer anstrengenden Arbeitswoche und der trüben Wetteraussichten konnte ich mich nicht zu einem frühen Aufstehen motivieren und beschloss daher, etwas später zu starten. Rico sah die Sache wohl ähnlich und so trafen wir zu zweit kurz vor Mittag mit gut zwei Stunden Rückstand auf den Rest der Gruppe in Meiringen ein.

Wir entschlossen uns, das Reichenbachbähnchen zu nehmen, um uns die ersten Höhenmeter zu sparen (recte: um eine bessere Aussicht auf den Reichenbachfall zu haben). Beim Aussteigen aus der Bahn wurden wir das erste Mal nass - nicht vom Regen, sondern vom Gischt des Reichenbachfalls. Entlang des berühmten Wasserfalls machten wir uns an den Aufstieg. Der leichte Regen liess schon fast ein Nostalgiegefühl bezüglich der letztjährigen Via Alpina-Etappen hochkommen. Über den mit Natursteinen gepflasterten Weg wanderten wir unter dem Regenschirm ins Tal hinein. Richtig wohl bei diesem Wetter fühlten sich die Bergsalamander, die unseren Weg kreuzten.

Bei Kaltenbrunnensäge, wo wir die Mittagspause geplant hatten, holten wir bereits den Rest unserer Gruppe ein - offenbar hatten diese die Wanderung in eine Beizentour umgewandelt. Rico und ich gönnten uns im gemütlichen Bergrestaurant eine üppige Käseschnitte, schliesslich waren wir schon fast zwei Stunden unterwegs. Den Kaffee gab es dann ein Stück weiter im Garten des historischen Hotels Rosenlaui, wo man die Sonnen- zu Regenschirmen umfunktioniert hatte und ein umtriebiger Kellner die nassen Tische mit dem Fensterwischer trocknete.

Trotz all der kulinarischen Zwischenhalte erreichten wir unsere Unterkunft auf der Schwarzwaldalp früh genug, um noch mit dem Bus auf die Grosse Scheidegg zu fahren für ein spontanes Apéro (recte: zur Routenrekognoszierung).

Schon als wir wieder zurück auf der Schwarzwaldalp waren, begannen sich die dichten Wolken zu verziehen und am nächsten Tag war von ihnen gar nichts mehr zu sehen. Erneut machten wir uns auf den Weg zur Grossen Scheidegg, diesmal zu Fuss. Auf der Grossen Scheidegg (1'962 m) fand gerade ein Schwingfest statt, doch keiner meiner Mitwanderer liess sich dazu bringen, einen Hosenlupf mit den Bösen zu wagen.

Tom, der Organisator des Wochenendes, verführte uns dann aber, von der vorgegebenen Via Alpina-Route abzuweichen und stattdessen dem Höhenweg zur First zu folgen. Er lockte uns mit dem Versprechen auf die bessere Aussicht auf die Bergwelt und zugegebenermassen konnte er dieses Versprechen auch halten. Mit stetiger Aussicht auf den Eiger folgten wir dem beliebten Wanderweg. Bei der First (2'165 m) trennte sich dann unsere Gruppe: Einige wollten zur Mittagspause direkt ins Restaurant, andere zu einem nahen Bergsee. Einzelne waren auch bereits unterwegs in ein Seitental abgebogen.

Ich entschloss mich, direkt abzusteigen. Die Herausforderung dabei war nicht nicht die Steilheit, sondern die Wegfindung: An praktisch jeder Kreuzung gab der Wegweiser mindestens drei Varianten für Grindelwald an, teilweise sogar in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war. Es schien, als würde jeder Weg - egal in welche Himmelsrichtung - nach Grindelwald führen; welches der kürzeste war, war dagegen nur schwer zu eruieren.



Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 28./29. Juli 2018
  • Route: Meiringen (Reichenbachfall) - Kaltenbrunnensäge - Rosenlaui - Schwarzwaldalp (Samstag); Schwarzwaldalp - Alpligen - Grosse Scheidegg - Chiemattenhubla - Chalberboden - First (Sonntag) (bis Grosse Scheidegg Etappe 10 der Via Alpina/nationale Route Nr. 1)
  • Unsere Wanderzeit: 2 h 30 min (Samstag); 4 h 15 (Sonntag)
  • Distanz: 7,8 km (Samstag); 17,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 600 m (Samstag); 840 m (Sonntag)
  • Übernachten: Chalet-Hotel Schwarzwaldalp
  • Weitere Etappen der Via Alpina gibt es hier



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