Sonntag, 2. Dezember 2018

Mühseligkeiten am Oberblegisee

Oberblegisee
Wenn man meinem Facebook-Feed glauben konnte, war der Oberblegisee das Wanderziel der Saison. Auf jeden Fall schienen alle meine Wanderkollegen Fotos davon zu posten, so dass ich mich entschloss, mir den See einmal selber aus der Nähe anzusehen.

Von Luchsingen aus folgte ich dem Bösbächibach (Pleonasmus?) aufwärts und ignorierte den Wegweiser, der für den Oberblegisee nach rechts zeigte. Ich hatte mir zu Hause eine Route zusammengestellt, die weiter das Tobel hinauf führte. Schon nach kurzer Zeit erreichte ich die Schwefelquelle Luchsingen, deren Wasser Heilkräfte zugesagt werden. Der starke schweflige Geruch, welchen der tröpfelnde Hahn verströmte, hinderte mich aber am Selbstversuch. Im Rückblick war dies vermutlich ein Fehler gewesen, denn an diesem Tag hätte ich die Unterstützung aller verfügbaren Wundermittel gebrauchen können.

Heilquelle
Schwefel- und Heilquelle Luchsingen
Beim Aufstieg machte sich nämlich deutlich bemerkbar, dass ich die letzten beiden Wochen auf den kanarischen Inseln vornehmlich die Beine hochgelegt und den Blick aufs Meer genossen hatte: Ich kam sehr schnell ausser Atem. Vielleicht verpasste ich deshalb bei Schlattberg den Abzweiger, der mich zurück in die Schlucht gebracht hätte. Da ich keine Lust (und keine Kondition) hatte, Höhenmeter doppelt zu machen, entschied ich mich, erst weiter oben wieder in den Wanderweg einzubiegen. Dafür musste ich einer unmarkierten, schmalen Wegspur durch den Wald folgen, die abschüssig einem steilen Hang folgte. Die dicke Laubschicht, welche den Boden bedeckte, und die umgestürzten Bäume, die man über- oder unterkraxeln musste, halfen bei der Wegfindung nicht wirklich. Irgendwann stellte ich mir zudem die Frage, wann wohl im Kanton Glarus die Jagd anfing und zog zur Sicherheit meine dunkle Jacke aus.

Bei der Bösbächialp stiess ich endlich wieder auf den markierten Wanderweg und der war bis zum Oberblegisee so breit, dass man ihn auf keinen Fall verpassen konnte. Obwohl der See offenbar ein beliebtes Ausflugsziel ist, war ich an diesem Tag ganz alleine. Für mich war Oberblegi nur ein Zwischenziel, ich wollte nämlich auch noch den nächsten See "mitnehmen", das Guppenseeli. Dafür ging der Aufstieg nochmals weiter - bei der Planung zu Hause hatte die Wanderung irgendwie viel weniger anstrengend ausgesehen als draussen im Gelände.

"Guppenseeli"
Dazu kam, dass weiter oben auf dem Weg ein Schäumchen Schnee lag. Beim Aufstieg war dies kein Problem, doch den steilen und etwas ausgesetzten Abstieg zum Guppenseeli verwandelte der Schnee in eine heikle Rutschpartie, zumal plötzlich auch noch mein Knie anfing zu schmerzen. Ziemlich ungelenk, auch mal unter Zuhilfenahme meines Allerwertesten, stieg ich im Zeitlupentempo Richtung Guppen ab. Dass es - ausser ein paar Gämsen, die mir mitleidige Blicke zuwarfen - keine Zeugen für meine uneleganten Abstiegskünste gab, war nur ein kleiner Trost.

Zur Krönung des Tages stellte sich schliesslich heraus, dass vom Guppenseeli nichts zu sehen war - der trockene Sommer hatte es zum Verschwinden gebracht, alles was übrig geblieben war, war eine dünn mit Schnee überzogene Fläche. Dafür standen weitere 1'000 negative Höhenmeter mit einem schmerzenden Knie an. Zu sagen, dass sich der Abstieg hinzog, wäre eine Untertreibung. Nach über sechs Stunden - knapp vor dem Eindunkeln - erreichte ich endlich den Bahnhof von Schwanden. Ich hatte definitiv schon erholsamere Wanderungen gemacht!



Wanderinfos:
  • Gewandert: Donnerstag, 22. November 2018
  • Route: Luchsingen-Hätzingen - Schlattberg - Bösbächialp - Unterstafel - Oberblegisee - Guppenseeli - Guppenalp-Oberstafel - Untere Stelli - Enneteggen - Schwanden
  • Meine Wanderzeit: 6 h 15 min
  • Distanz: 17,2 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'390 m



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