Donnerstag, 20. Mai 2021

Höhlen, Schluchten und eine sehr alte Dame - Abenteuerwandern im Jura

@wandernohneende
Am Auffahrtsdonnerstag fuhr ich nach Gänsbrunnen im Solothurner Jura für einen besonderen Ausflug voller abenteuerlicher Höhepunkte: Clemens führte uns über unmarkierte Pfade und unsichtbare Wegspuren zu vier versteckten Attraktionen, die er zu einer Wanderung verbunden hatte. 

Die Wanderung begann mit einem regelrechten Sprint den Walenmattwald hinauf, so dass ich ziemlich schweissgebadet war, als wir die Jurakrete erreichten. Wir folgten dem Gratweg und freuten uns über blühende Orchideen und knorrige Bäume, die aus der Felswand heraus zu wachsen schienen.

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Foto©Clemens
Ein kurzer, rutschiger Abstieg führte zum ersten Highlight des Tages: Dem Franzosenloch. Der Name rührt offenbar daher, dass sich in der Höhle während der napoleonischen Besatzung der alten Eidgenossenschaft französische Deserteure versteckt haben sollen. Wir liessen unsere Rucksäcke am Eingang zurück und krochen auf allen Vieren ins dunkle Loch hinein. Zwischendurch weitete sich die Höhle und hohe Kamine, die senkrecht nach oben führten, liessen uns aufrecht stehen. Trotzdem war man gut beraten, immer auf seinen Kopf zu achten, wie einer unserer Mitwanderer, der sich eine blutige Stirn holte, feststellen musste. Abzweigende Schächte und Seitengänge liessen uns über die wahre Ausdehnung des Höhlensystems rätseln.

Wir stellen unsere Höhlenforschung schliesslich ein und stiegen wieder zum Grat hoch, dem wir vorbei am Aussichtspunkt Le Cornet noch ein kurzes Stück folgten, bis wir erneut steil den Hang hinunter stiegen, zunächst noch auf so etwas wie einer Wegspur, dann weglos ein abschüssiges Waldstück hinunter. 

Als Nächstes machten wir einer alten Dame unsere Aufwartung: Der vieille dame de Crémines. Mit über 1'500 Jährchen auf dem Buckel, respektive den Ästen, gilt die Eibe als ältester Baum der Schweiz. Der hohle, rötliche Stamm wand sich gegen den Himmel und wir fragten uns, was die alte Dame alles schon erlebt und gesehen haben musste.

Nach einer kurzen Mittagspause ging das Abenteuer weiter. Ein Stück unterhalb der Eibe führte ein unmarkierter Pfad in eine Schlucht hinein (bei der Kuhtränke links abbiegen). In einer Felsspalte, an der man leicht einfach vorbeigehen könnte, versteckte sich die nächste Überraschung: Über zwei Leitern stiegen wir in eine Eishöhle hinab hinab. Eine dicke Eisschicht bedeckte die Felswände. Geologie und schattige Lage sorgen dafür, dass das Eis auch bei warmen Temperaturen nicht vollständig schmilzt.

Nach diesem kalten Abstecher setzten wir unseren Abstieg entlang einer Felswand fort und über eine Steilstufe gelangten wir schliesslich mitten in den Canyon de Buement. Rechts und links erhoben sich senkrechte Felswände. Moosüberzogene Baumstämme und eine üppig grüne Vegetation verliehen dem Canyon etwas Märchenhaftes. Abzweigungen und Nischen in den Felsen animierten zu Umwegen und Abstechern. Eine enge Felspalte diente als Test, ob wir wohl eine Diät nötig hätten (Resultat: Alle passten gerade noch durch). Je weiter wir abstiegen, desto enger standen die Felswände zusammen. 

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Ein Steilhang führte aus der Schlucht hinaus und etwas oberhalb des Bauernhofes Aux Vaivres erreichten wir schliesslich wieder den Wanderweg und entlang der Bahnlinie ging es zurück nach Gänsbrunnen, wo wir die aussergewöhnliche Rundwanderung beschlossen. 








Wanderinfos:
  • Gewandert: Donnerstag, 13. Mai 2021 (Auffahrt)
  • Route: Gänsbrunnen - Walenmatt - Walenmattgrat - Franzosenloch - Alte Dame von Crémines (Eibe) - Eishöhle - Canyon du Buement - Aux Vaivres - Sikypark - Gänsbrunnen (Weg nicht markiert, teilweise weglos T4)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 20 min
  • Distanz: 10 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 m
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