Montag, 1. August 2016

Blumenmeer und negative Höhenmeter im Urnerland (9./10. + 11. Etappe Zürich - Gotthard)

Mit drei Etappen über das lange 1. August-Wochenende näherten wir uns weiter dem Gotthard: Da am ersten Tag nur eine kurze Wanderung ohne nennenswerte Steigung anstand, begannen wir gemütlich und starteten erst gegen elf Uhr beim Hotel auf dem Klausenpass.

Der Weg führte - ganz untypisch für unsere Tour - mehrheitlich hinab oder geradeaus. Wir durchquerten blühende Alpwiesen in denen die Blumen teilweise kniehoch standen. Die kurze Etappe, das schöne Wetter und die zahlreichen bewirteten Alpen luden zum Verweilen ein. Auf der letzten Terrasse in Wannelen verweilten wir fast zu lange, denn über dem Brunnital, wo wir übernachten wollten, zogen sich dunkle Wolken zusammen. Wir mussten uns plötzlich beeilen, die letzten Kilometer hinter uns zu bringen. Mit den ersten Regentropfen erreichten wir das Alpstubli auf der Trogenalp. Dort wurden wir herzlich von Franz Müller und seiner Familie empfangen, die uns für die Nacht in ihrer einfachen, aber gemütlichen Alp bewirteten und beherbergten. Franz zeigte uns auch seinen Käsekeller und beim Frühstück am nächsten Morgen konnten wir uns selber davon überzeugen, dass die verschiedenen Käsespezialitäten nicht nur gut aussahen, sondern auch sehr gut schmeckten.

Am Samstag begann die Wanderung mit einem sanften Einlaufen bis zur Brunnialp. Dann kam die Steigung, die wir schon fast vermisst hatten: Schritt für Schritt stiegen wir zwischen Alpenrosen hoch und näherten uns immer mehr den steilen Felswänden, die das Brunnital umschliessen. Unterdessen hatte leichter Regen eingesetzt und auf dem Seewligrat auf 2'245 m bliess auch noch ein scharfer Wind. Wasserdicht eingepackt machten wir uns an den rutschigen Abstieg zum Seewli. Selbst beim trüben Wetter hatte der kleine See eine wunderschöne smaragdgrüne Farbe. Auf ein Bad hatte aber niemand Lust, und so wanderten wir auf direktem Weg zur Seewlialp weiter, wo wir bereits kurz nach Mittag ankamen.

Unser Wanderprojekt basiert auf einem Wanderführer, verfasst von einem Reto Friedmann. Und auch wenn die Routenwahl toll ist und durch unbekannte und immer wieder überraschende Gegenden führt (zur Nachahmung dringend empfohlen) - wir sind uns nicht sicher, ob Herr Friedmann die Strecke tatsächlich gelaufen ist, denn wir stellten immer wieder Diskrepanzen insbesondere bei Wanderzeiten und Höhenmeter fest. Für die heutige Wanderung hatte Herr Friedmann fünf Stunden eingeplant, wir brauchten nur etwas mehr als drei. Damit hatten wir mehr als ausreichend Zeit, die Aussicht von der Seewlialp ins Reusstal hinunter zu geniessen und als die Wolken sich verzogen, zurück zum See zu wandern für ein paar Schönwetterfotos.

Die sehr einfache - aber ausreichende - Unterkunft auf der Seewlialp wurde von Toni Epp geführt, der selber nicht sehr gesprächig war, dafür aber ausgezeichnete Älpermakaroni kochte. In der Nacht hörten wir den Regen auf das Dach der kleinen Hütte prasseln, in der wir schliefen.

Am nächsten Morgen nieselte es immer noch und wir starteten den letzten Tag des Wochenendes in dichtem Nebel. Wieder stand ein heftiger Abstieg an, diesmal fast 900 Höhenmeter am Stück. Der nasse Pfad führte - teilweise ausgesetzt - im Zickzack den steilen Hang hinunter und aufgrund der dichten Wolken schien es, als würden wir ins weisse Nichts hinab steigen. Die einzigen Lebewesen, die dem nassen Wetter etwas abgewinnen konnten, waren die zahlreichen Alpensalamander, die über den Weg krochen.

Das letzte Stück des Wochenendes war dann ein stetiges Auf und Ab von Kilcherberg bis Golzern, entlang von senkrechten Felswänden und durch einen sehr schönen Wald, der von Moos und Farnen überwuchert war, was bewies, dass es hier nicht nur feucht ist, wenn wir wanderten. Bei Golzern Bergstation stiegen wir schliesslich in die Gondelbahn und liessen uns knieschonend ins Tal hinabfahren.

Auf der gegenüberliegenden Talseite sahen wir bereits Richtung Etzlihütte hoch, dem Ziel der nächsten Etappe. Und als wir auf der Terrasse des Restaurant Alpenblick in Bristen auf das Postauto warteten, rissen dann die Wolken auch noch auf und brachten die Sonne hervor.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag/Montag, 30./31. Juli + 1. August 2016
  • Route: Hotel Klausen-Passhöhe - Klausenpass - Chammli - Nideralp - Wannelen - Trogenalp (Samstag); Trogenalp - Brunni - Widerflüe - Vorder Griesstal - Seewligrat - Seewli - Seewlialp (Sonntag); Seewlialp - Römersbalmen - Kilcherberg - Eisten - Golzern Bergstation (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 15 min (Samstag); 3 h 20 min (Sonntag); 3 h 30 min  (Montag)
  • Distanz: 12,5 km (Samstag); 10 km (Sonntag); 10,4 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 450 m (Samstag); 970 m (Sonntag); 510 m (Montag)
  • Übernachten: Alpstubli, Trogenalp (Samstag); Alphüttli Seewli (Sonntag)
  • Weitere Etappen des Höhenwegs Zürich - Gotthard finden sich hier





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