Das Postauto von Urnäsch hatte sogar einen Anhänger angehängt, um die vielen Leute zu transportieren, die an diesem (frühen) Morgen ebenfalls auf die Schwägalp wollten. Die meisten waren Skifahrer, die sofort Richtung Säntis-Seilbahn drängten. Der Rest war ein Grüppchen von Einheimischen in Sennenhemden, die ich im Restaurant wieder traf und die - während ich Tageszeit-angemessen einen Kaffee trank - bereits zum Hochprozentigen übergegangen waren. Offenbar ein mir bisher unbekannter Appenzeller Karfreitags-Brauch.
Gegen halb neun Uhr machte ich mich schliesslich auf den Weg. Die Strecke führte zunächst im Schatten der Säntisalpen immer leicht abwärts über blumenübersäte Wiesen. Beim Dunkelboden traf mich der erste Sonnenstrahl, doch die Wolken hatten sich an den Berggipfeln festgehakt und je höher ich Richtung Risipass stieg, je grauer wurde der Himmel. Kurz vor der Passhöhe lagen auch noch letzte Schneereste auf dem Weg.
Der Abstieg führte steile Weiden hinab und nach drei Stunden hatte ich bereits Stein erreicht, wo die 5. Etappe des Alpenpanoramawegs endet. Da ich aber gut in der Zeit lag - schliesslich war ich an diesem christlichen Feiertag zu einer unchristlich frühen Zeit aufgestanden -, beschloss ich, die nächste Etappe direkt anzuhängen. Die Wolken, die auch über den Berggipfeln vor mir hingen, machten mir zwar etwas Sorgen, doch die Wetter-App von MeteoSchweiz versprach für Amden eine grosse, wolkenlose Sonne.
Also machte ich mich daran, die nächste Bergkette zu überschreiten. Der Weg folgte dem Dürrenbach entlang hoch, der über unzählige künstliche Staustufen den Berg hinunter fliesst. Nachdem ich die ersten paar Höhenmeter hinter mir hatte, wollte mich der Wegweiser mit der "3" vom Bach weglotsen, während ich gemäss der auf der Karte eingezeichneten Strecke dem Bach weiter folgen sollte. Ich hatte in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, mich nicht an die Karte zu halten, zudem schien mir der Weg den Staustufen entlang attraktiver, also stieg ich weiter auf dem direkten Weg hoch, was sich als gute Entscheidung erweisen sollte. Der Abschnitt direkt neben dem Bach war das schönste Wegstück dieser Tour.
Bei Staustufe Nr. 1177 trafen sich der kartografierte und der signalisierte Weg wieder und das letzte Stück des Aufstiegs führte durch eine Hochmoorlandschaft, auf welcher bis vor kurzem noch Schnee gelegen hatte. Auf der Vorderhöhi (1'533 m) hatte ich den höchsten Punkt der Wanderung erreicht. Ich verschob meine wohlverdiente Pause noch etwas, weil mich dünkte, dass weiter unten die Sonne schien. Das erwies sich schliesslich - wie die grosse Sonne auf der MeteoSchweiz-App - als optische Täuschung.
Ich ignorierte die zahlreichen Abzweiger, die auf direktem Weg nach Amden geführt hätten, und folgte stattdessen konsequent der ausgeschilderten "3", die der Höhenlinie entlang noch einen Schlenker um die Höhenterrasse, auf welcher Amden liegt, herum machte. Zum Abschluss gab es dann nochmals einen steilen Abstieg fast der Falllinie entlang und man hatte das Gefühl, mit genügend Anlauf hätte man direkt ins blaue Wasser des Walensees springen können.
Und ach ja, an alle Kollegen, die mir Muskelkater gewünscht hatten: Euer Wunsch ging am Tag nach dieser Wanderung in Erfüllung.
Wanderinfos:
- Gewandert: Karfreitag, 14. April 2017
- Strecke: Schwägalp - Dunkelboden - Lutertannen - Risipass - Stein SG - Badhus - Vorderhöhi - Hüttlisboden - Furggle - Hinter Höhi - Strichboden - Amden (Etappen 5 und 6 des Alpenpanoramawegs/nationale Route Nr. 3)
- Meine Wanderzeit: 6 h 30 min
- Distanz: 27 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m
- Weitere Etappen des Alpenpanoramawegs finden sich hier
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