Sonntag, 6. Mai 2018

Lötschberger Südrampe: Eisenbahnen, Suonen und Verdurstungsängste

An diesem Wochenende unternahm ich eine Wanderung, die schon länger auf meiner "Wander-to-Do-Liste" stand: Die Lötschberger Südrampe. Der Startpunkt lag in Hohtenn, kurz nach dem (alten) Lötschbergtunnel. Der Zug hält an dieser Station nur "auf Verlangen", ich war aber bei weitem nicht der einzige Wanderer, der Halt verlangte - ein Zeichen, wie beliebt diese Wanderung ist.

Die Wanderung war naturgemäss stark von der Eisenbahnlinie geprägt und immer wieder hatte man einen guten Blick auf die zahlreichen Viadukte und Tunnel der alten - aber noch erstaunlich viel befahrenen - Lötschbergstrecke. Eines der ersten Highlights war die Überquerung einer eisernen Eisenbahnbrücke direkt neben den Schienen. Wie nah der Wanderweg an den Schienen verläuft, zeigte sich eindrücklich als ein Güterzug vorbeirauschte, die Brücke zum Beben brachte und der Fahrtwind meinen Sonnenhut in den Abgrund zu wehen drohte.

Während ich das Eisenbahnlastige an der Wanderung erwartet hatte, überraschte mir der Rest: Die Strecke führte auf schmalen Pfaden entlang von Suonen, durch Tunnel, über Brücken, neben Wasserfällen, durch Wälder und Wiesen - kurzum: Enorm vielfältig und abwechslungsreich. Die zahlreichen Frühlingsblumen verströmten zudem einen süsslichen Duft und unzählige Schmetterlinge und Eidechsen kreuzten meinen Weg.

In Ausserberg endete der erste Streckenabschnitt und ich wollte eigentlich ohne Unterbruch weiterwandern, als mich die Wegweiser direkt in den Vorgarten eines Einfamilienhäuschens führen wollten. Das kann nicht richtig sein, dachte ich und drehte wieder um. Ich irrte kreuz und quer durch Ausserberg - welches grösser ist als man denkt - bis ich schliesslich am Dorfausgang wieder auf den richtigen Weg fand.

Kurz vor Eggerberg biegt das Baltschiedertal ins Walliser Haupttal ein und ich stellte fest, dass ich da schon mal vorbeigekommen war: Vor einem Jahr bei meiner ersten Suonenwanderung. Ich verzichtete dieses Mal auf einen Abstecher ins Seitental, denn ich hatte noch genug Wegstrecke vor mir. Dazu stieg auch die Temperatur und die Sonne brannte direkt in den Südhang: Diese Wanderung muss man unbedingt im Frühling oder Herbst machen, im Hochsommer verbrennt man im Hang!

Nach Eggerberg führte die Strecke eher langweilig und der Sonne ausgesetzt den Geleisen entlang und vom Rhonetal, dem man immer näher kam, drang immer deutlicher Verkehrslärm nach oben. Ich befürchtete schon, dass dies bis Brig so weiter gehen würde und bereute einen Moment, dass ich nicht in Lalden in den Zug gestiegen war. Zudem drohten meine Trinkvorräte zur Neige zu gehen, ich hatte die Länge der Strecke und die Hitze eindeutig unterschätzt (Merke: Nach Lalden gibt es keine Brunnen mehr)!

Sobald der Wanderweg den BLS Schutzwald - vor hundert Jahren aufgeforstet, um die Bahnlinie zu schützen - erreichte, war aber klar, dass es sich gelohnt hatte, durchzuhalten. Das letzte Stück durch den mit blühendem Bärlauch durchsetzten Wald war nicht nur sehr schön, sondern bot auch Schatten und etwas Abkühlung, was ich dringend nötig hatte, insbesondere als meine Trinkflasche trotz Rationierung leer war und der Wegweiser noch über eine Stunde Wanderzeit bis Brig anzeigte.

Der Dorfbrunnen von Naters rettete mich schliesslich vor dem Verdursten und am Bahnhof Brig gab es ein Eis zur Abkühlung. Für den Rückweg nahm ich dann den Zug durch den neuen Lötschbergtunnel - zweifelsfrei zeitsparend, aber eindeutig weniger vielfältig.




Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 5. Mai 2018
  • Route: Hohtenn - Ausserberg - Eggerberg - Lalden - Naters - Brig (ausgeschilderte Wanderroute: Lötschberger Südrampe)
  • Meine Wanderzeit: 6 h 45 min
  • Distanz: 27,8 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 900 m



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