Donnerstag, 16. September 2021

Lago di Lei - Unterwegs im italienisch-bündernischen Grenzgebiet

Lago di Lei, Avers
Ich hatte Ende Januar ein verlängertes Schneeschuhwochenende im Avers verbracht und mir schon damals versprochen, das abgelegene Bergtal auch mal im Sommer zu besuchen. Schneller als gedacht ergab sich dazu die Gelegenheit.

Das Avers mag abgelegen sein, unbekannt ist es hingegen nicht, wenn man das überfüllte Postauto als Massstab nahm. Ich war froh, als ich in Innerferrera aussteigen und den Menschenmassen entfliehen konnte. 

@wandernohneende
Der Wanderweg folgte zunächst auf der alten Aversstrasse dem Averser Rhein. Der viele Regen der letzten Zeit hatte dafür gesorgt, dass die Vegetation üppig grün war - und der Weg immer wieder Teil eines Bachlaufs. Bald verliess ich das Haupttal und bog ins Val digl Uors ein. Der Einstieg in dieses Seitental begann mit einem Aufstieg durch ein steiles Waldstück. In einer etwas flacheren Lichtung vereinten sich zwei rauschende Bäche und ich war begeistert von der lieblichen Landschaft.

Nur ein paar Meter weiter stolperte ich fast über einen Grenzstein, der anzeigte, dass ich mich jetzt in Italien befand. Ich liess den Wald hinter mir und plötzlich öffnete sich die Landschaft und vor mir lag das Valle di Lei, das in der Mitte durch einen mächtigen Staudamm geteilt wird.

Auf einer breiten Fahrstrasse ging es flach zwei italienischen Alpen entlang, bis ich den Staudamm erreichte. Der Grenzverlauf ist hier sehr speziell: Während die Staumauer auf Schweizer Boden liegt, ist der Rest des Sees und des Tals italienisch.

Lago di Lei, Avers
Ich machte unzählige Fotos von dem grossen, blauen See, in dem sich die umgebenden Berge spiegelten, während ich die Staumauer überquerte. Auf der anderen Seite gab es ein kleines Infocenter über die Energiegewinnung und die Geschichte des Stausees.

Auf Schweizer Boden ging es dann wieder aufwärts. Der breite Weg wand sich in langgezogenen Kurven den Hang hoch, so dass es nie wirklich steil war. Die Mittagssonne und der fehlende Schatten brachten mich trotzdem heftig ins Schwitzen, bis ich endlich die Furgga (2'167 m) erreicht hatte. Unter mir lag jetzt wieder das Avers.

@wandernohneende
Um den Abstieg in Angriff nehmen zu können, musste ich einen Zaun überqueren, an welchem ein Schild angebracht war, das mit den Worten "MÖGLICHE TODESGEFAHR!" vor Mutterkühen warnte. Ich musterte argwöhnisch ein paar Tiere, die etwas weiter unten mitten auf dem Wanderweg weideten. Ich überlegte mir schon Alternativrouten, als eines der Tiere mit dem Schwanz schlug und damit klar erkennbar wurde, dass es sich vielleicht um eine Mutter handelte, aber keinesfalls um eine Kuh. Vielmehr war es eine kleine Gruppe von Pferden und Eseln, die mich kaum beachteten, als ich sie passierte.

@wandernohneende
Über Weiden und Wälder ging es hinunter, bis ich in der Nähe von Cröt wieder auf die alte Aversstrasse und den Averser Rhein traf. Das letzte Stück zog sich dann hin und als auf der anderen Talseite ein Postauto auf der neuen Aversstrasse an mir vorbeifuhr, fragte ich mich schon, warum ich mir diesen eher überflüssigen Gegenanstieg überhaupt antat. 

Das erste Haus von Cresta, das in Sicht kam, war dann aber bereits mein Hotel und beim kühlen Bier auf der Terrasse, mit Blick auf das Grosshorn, das ich im Winter mit Schneeschuhen erklommen hatte, liessen sich die Ferien wieder geniessen.





Wanderinfos:

  • Gewandert: Donnerstag, 12. August 2021
  • Route: Innerferrera - Val digl Uors - Alpe Motta - Alpe del Crot - Lago di Lei - Furgga(Passo del Scengio - Furggawold - Lezibrücke - In der Chella - Cresta (Avers)
  • Meine Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 15 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'150 m

@wandernohneende



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