Donnerstag, 23. September 2021

Besuch beim Gletscherseeli am Klausenpass (mit Abstecher auf den Chamerstock)

@wandernohneende
In meinem Facebook-Feed tauchten in den letzten Monaten wiederholt Fotos von einem idyllischen Gletscherseeli in der Nähe des Klausenpass auf. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass sich eine Wanderung dorthin gut mit einer kleinen Gipfeltour zum Chamerstock verbinden liess. Dieser markante Gipfel, der den Eingang zum Urnerboden flankiert, war während der kurvigen Postautoanfahrt bereits gut erkennbar - ebenso die Höhenmeter, die es hinaufgehen würde.

Ich stieg etwa in der Mitte des Urnerbodens aus dem Bus und dann ging es tatsächlich eine Weile nur nach oben, wenn auch längst nicht so steil, wie ich befürchtet hatte. Der erste Teil des Aufstiegs führte durch einen angenehm kühlen Wald, der zweite durch weitläufige Weiden mit viel Blick über den langgezogenen Talboden (der Urnerboden ist - gemäss den lehrreichen Ausführungen des Postautochauffeurs - die grösste Alpwirtschaft der Schweiz). 

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Beim Punkt 2150 m erreichte ich den Fisetengrat und für den Abstecher zum Gipfel musste ich sogar ein paar Meter abwärts laufen. Doch diese lohnten sich: Der Chamerstock (2'123 m, keine Gipfelmarkierung) bot eine tolle Aussicht nach Linthal und zum Vrenelisgärtli mit dem Schwandergrat (und weckte damit Erinnerungen an meine Hochtour vom August). Drehte ich mich um, gab es einen Einblick ins Limmerntal mit dem Limmerstausee (und Erinnerungen an eine Wanderung von vor zwei Jahren). Und über allem thronte der Tödi.

Ich ging die paar Schritte zurück zum Fisetengrat und folgte seiner abschüssigen Krete bis zum Fisetenpass. Dorthin würde auch eine kleine Seilbahn fahren, man könnte sich den Aufstieg also sparen, doch heute bereute ich meine Wahl nicht. Weiter ging es zunächst leicht abwärts, direkt am Fuss von Gemsfairenstock und Clariden entlang (ebenfalls Berge, die Erinnerung hochkommen liessen). Beide Gipfel verhüllten sich immer wieder vornehm in den Wolken. Grosse, von Gras und Blumen überwachsene Felsbrocken prägten die Landschaft.

@wandernohneende
Beim Gemsfairenhüttli hätte es Gelegenheit zum Einkehren gegeben, doch ich wähnte mich nur noch einen Katzensprung vom Gletscherseeli entfernt. Eine Fehleinschätzung, wie ich feststellte, als der Weg wieder einstieg. Je näher ich dem See kam, desto gerölliger wurde der Untergrund; frische Wegmarkierungen sorgten dafür, dass der Weg durch die Steinwüste problemlos zu finden war. 

Während ich auf dem ersten Teil der Wanderung fast alleine unterwegs gewesen war, nahm die Anzahl der Wanderer plötzlich exponentiell zu. Auffällig viele davon waren im besten Instagram-Alter; der Facebook-Algorithmus hatte das Gletscherseeli offensichtlich nicht nur in meinen Feed hochgespült.

@wandernohneende
Und dann lag es endlich unter mir, das Gletscherseeli, in natura genauso idyllisch wie auf den Fotos. Laut Karte ist es namenlos, inoffiziell wohl das Griessseeli. Die Uferwände aus Eis und das milchig-blaue Wasser machen es zweifellos zu einem kleinen Gletschersee, wobei unter dem Schutt am Claridenfuss kaum mehr viel Gletscher übrig ist. Ganz so idyllisch und harmlos, wie er mir auf den ersten Blick schien, ist der kleine See aber nicht immer: Zwei Kameras überwachen seinen Abfluss, seit er vor ein paar Jahren den Urnerboden zu überfluten drohte.

Ich vergass etwas die Zeit, während ich mich am Seeufer ausruhte und die schöne Umgebung genoss. Schliesslich musste ich mich beeilen, um das Postauto zu erwischen. Da war es gut, dass es nur noch abwärts ging, nachdem ich die Moräne, die denn See umgibt, überstiegen hatte. Im Nu erreichte ich den Klausenpass, wo das Postauto bereits wartete.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 12. September 2021
  • Route: Urnerboden, Sonne - Wängi - Chamerstock - Fisetengrat - Fisetenpass - Hasentrittli - Gemsfairenhüttli - Gletscherseeli (Griessseeli) - Klausenpass
  • Meine Wanderzeit: 5 h 15 min
  • Distanz: 16,9 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'300 m

@wandernohneende






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