Donnerstag, 15. September 2022

Sesvennahütte - Südtiroler Gastfreundschaft und ein spektakuläres Schluchtenerlebnis

@wandernohneende
Nicoles Beitrag zu unserem Wanderprojekt "Hütten, die ich immer schon mal besuchen wollte" führte uns ins Unterengadin nach Scuol. Aufgrund der langen Anreise drudelte ein Teil der Gruppe bereits im Laufe des Freitags in der kubischen Jugi von Scuol ein und läutete das gesellige Wochenende bei einer grossen Pizza ein.

Am nächsten Morgen - die Gruppe war unterdessen vollständig - ging es zunächst mit dem Bus bis zum kleinen Weiler S-charl, der aus traditionellen, dickwandigen Bündner Häusern besteht. Die Wanderung begann gemütlich mit einem äusserst sanften Aufstieg durch ein breites Tal, durch welches die Aua Sesvenna fliesst. Bei der Alp Sesvenna befürchtete ich kurz, dass wir einen der steilen Berghänge um uns herum hinaufsteigen müssen, doch die Strecke führte weiter nur sanft steigend ins Val Sesvenna hinein (Die Flurnamen an diesem Tag konnte man sich einfach merken, alle beinhalteten den Namensteil "Sesvenna").

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Der Bergbach verästelte sich immer mehr je höher wir kamen, bis er sich schliesslich kurvenreich durch eine Schwemmebene mäanderte. Hier hörte der Talkessel plötzlich auf und damit war es auch zu Ende mit dem sanften Anstieg. Stattdessen standen wir am Fuss eines abschüssigen Abhangs, durch welchen die kaum sichtbare Wegspur in mehr der weniger direkter Linie hoch führte. Wenigstens brachten wir so die Höhenmeter effizient hinter uns. 

Irgendein Mitwanderer hatte behauptet, wir würden auf dieser Wanderung an keinem See vorbeikommen. Doch nachdem wir den ersten Steilhang hinter uns gebracht hatten, lag der kleine, milchig-blaue Lai da Sesvenna vor uns.

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Kurze Zeit und ein paar zusätzliche Höhenmeter später erreichten wir bereits die Fuorcla Sesvenna (2'818 m) und überquerten die Grenze ins Südtirol. Nur ein paar Meter unterhalb der Passhöhe kamen wir am nächsten See vorbei, wo es einen ausgedehnten Fotostopp gab, weil sich Felsen und Wolken so fotogen in der klaren Wasseroberfläche spiegelten. 

Reto überredete ein paar von uns schliesslich zu einem Umweg, um auch noch einen dritten See zu besuchen. Dieser Abstecher endete aber nicht bei einem See, sondern weglos in einem rutschigen Schotterhang. Nachahmung nicht empfohlen, besser man bleibt auf dem gekennzeichneten Wanderweg. Auf dem weiteren Abstieg zur Hütte konnten wir dafür noch eine ganze Murmeltierkolonie beobachten, die sich zwischen grossen Felsblöcken eingenistet hatte. 

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In der Sesvennahütte wurden wir mit einem Schnaps begrüsst. Auch sonst waren die Südtiroler sehr gastfreundlich und wir verbrachten einen angenehmen Abend und eine erholsame Nacht in der grossen Hütte.

Am nächsten Morgen wanderten zunächst wir zum Schlinigpass hoch, wobei es übertrieben wäre, dies als Aufstieg zu bezeichnen - es gab nicht mehr als 60 Höhenmeter zu überwinden. Wir passierten die Grenze zurück in die Schweiz, die nicht mehr als ein Viehzaun war, und überquerten dann die ausgedehnte Alp Sursass, die mit zutraulichen Kühen und hübschen Pferden bestockt war.

Anschliessend begann der Höhepunkt des Wanderwochenendes: Wir stiegen in die Uina Schlucht ein, durch welche ein spektakulärer Felsenweg führt. Der Weg ist anfangs des letzten Jahrhunderts direkt in die senkrechten Felswände gehauen worden und diente bereits damals der touristischen Erschliessung der Gegend - und wurde wohl auch rege zum Schmuggeln gebraucht. Der Felsenweg war zwar schmal, aber gut gesichert und bot schwindelerregende Tiefblicke in die enge Schlucht. Ein tolles Erlebnis!

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Kurz nach dem Ende der Schlucht erreichten wir die Alp Uina Dadaint, wo es Kaffee und Kuchen zur Stärkung gab. Der Rest der Wanderung führte schliesslich auf einem breiten Weg, immer leicht abwärts, entlang eines Wildbaches und durch einen schattenspendenden Wald, bis nach Sur-En. Die lange Reise ins Graubünden hatte sich eindeutig gelohnt!





Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 20./21. August 2022
  • Route: S-charl - Alp Sesvenna - Val Sesvenna - Fuorcla Sesvenna - Sesvennahütte (Samstag); Sesvennahütte - Schlinigpass - Alp Sursass - Uina-Schlucht - Uina Dadaint - Uina Dadora - Sur En (Sonntag) (mehrheitlich entlang des Nationalpark-Panoramawegs/regionale Route Nr. 45)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); 3 h 15 min (Sonntag)
  • Distanz: 11,2 km (Samstag); 14 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'070 m (Samstag); 80 m (Sonntag)
  • Übernachten: Schutzhütte Sesvenna AVS
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