Donnerstag, 31. August 2023

Kesch Trek (2/2): Kopflos durch den Regen

@wandernohneende
Nach einer kurzen Nacht in der Kesch-Hütte - mein Schlaf in SAC-Hütten wird von meiner Fitnessuhr regelmässig mit "schlecht" bewertet - nahmen wir den zweiten Teil unserer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch in Angriff. 

Der Morgen begann wenig anstrengend: Wir folgten dem schmalen Pfad, der meist flach oder leicht abwärts der Flanke des Val dal Tschüvel entlang führt. Das Tal ist mit kargen, eintönigen Weiden überzogen und ich fand, dass die Gegend im Winter schneebedeckt viel eindrücklicher ist. Wir bogen schliesslich ins Val Funtauna ab und erreichten bald den Scalettapass (2'605 m). Von hier aus war geplant, mit dem Scalettahorn den zweiten Dreitausender der Tour zu besteigen. Wir folgten einer spärlich mit Steinmännchen markierten Spur durch ein ausgedehntes Geröllfeld, in welchem jeder Stein eine andere Farbe zu haben schien. Ein paar besonders glänzende Exemplare hätten sich gut auf meinem Balkon gemacht, doch leider fand sich kein Träger dafür.

@wandernohneende
Am Fuss des kläglichen Rest des Eisfelds unterhalb des Scalettahorns verloren wir kurz die richtige Wegspur, was dazu führte, dass wir in einem lockeren Moränenfeld endeten. Als wir schliesslich wieder die richtige Route fanden, hatten wir aber die Lust auf den Rest des Aufstiegs verloren. Daher ging es nach einer kurzen Pause zurück zum Scalettapass - ohne Gipfelerlebnis.

Wir stiegen vom Scalettapass hinunter und kurz vor dem Dürrboden bogen wir Richtung Grialetschhütte ab. Wie bereits am Vortag hätte nach meinem Geschmack die Wanderung hier enden können. Doch wir kamen um den Aufstieg zur Fuorcla da Grialetsch (2'537 m) nicht herum. Belohnt für die Anstrengung wurden wir mit schönen Bergseelein auf der Passhöhe und den Annehmlichkeiten der neu renovierten Chamanna da Grialetsch - ich gönnte mir sogar eine 5-minütige warme Dusche.

@wandernohneende
Für den letzten Tag der Tour - den 1. August - war ab Mittag Regen angesagt. Der geplante Aufstieg auf das Flüela-Schwarzhorn strichen wir daher von Anfang an. Wir waren aber zuversichtlich, vor dem Regen den Flüelapass zu erreichen.

Der Aufstieg zur Fuorcla Radönt (2'786 m) ist mit ausgedehnten Blockfeldern bedeckt, über welche wir hinweg balancieren mussten. Irgendwann fielen die ersten Tropfen vom Himmel, zuerst aber nur sehr spärlich. Auf der anderen Seite des Übergangs erhob sich dunkel vor den tief hängenden Wolken das Schwarzhorn. Schade, dass wir auch diesen Dreitausender auslassen mussten. 

@wandernohneende
Wir hatten den Flüelapass schon fast erreicht, als sich schliesslich der feine Nieselregen in einen regelrechten Wolkenbruch verwandelte - zwei Stunden vor der von MeteoSchweiz vorhergesagten Zeit. Er dauerte nur eine Viertelstunde, doch diese reichte aus, um uns komplett zu durchnässen.

Wir erreichten die Passstrasse bei der Busstation "Susch, Abwz. Schwarzhorn" und suchten Schutz vor dem Wind hinter einem geparkten Kleinbus. Dort stellten wir fest, dass der Bus erst ab der Passhöhe fuhr. Die Kopflosigkeit, die unsere Gruppe danach erfasste, liess sich später nur schwer nachvollziehen: Irgendjemand lief aus nicht erklärbaren Gründen in die falsche Richtung - und alle anderen ohne nachzudenken hintendrein. Der Einzige, der zurückblieb, war unser Organisator Ivan, der so sehr mit dem Reissverschluss seiner Regenhose beschäftigt war, dass ihm der Totalverlust seiner Gruppe zunächst gar nicht auffiel. 

Wir waren sicher einen Kilometer der Passstrasse gefolgt - abwärts statt aufwärts - bis Ivan unsere Abwesenheit bemerkte und uns wieder auf den richtigen Weg leitete. Nass und leicht frustriert erreichten wir schliesslich die Passhöhe, wo wir uns bei einem Kaffee wieder aufwärmten. Trotz des nassen Endes waren es eine schöne Tour gewesen!

Der Blogbeitrag über den ersten Teil des Kesch Treks findet sich hier.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Montag/Dienstag, 31. Juli/1. August 2023
  • Route: Kesch-Hütte - Val dal Tschüvel - Val Funtauna - Scalettapass - Seeböden - Ober Schönbüel - Fuorcla da Grialetsch - Chamanna da Grialetsch (Montag); Chamanna da Grialetsch - Fuorcla Radönt - Radönt - Susch, Abzw. Schwarzhorn (Dienstag
  • Unsere Wanderzeit: 6 h 15 min (Montag); 2 h 20 min (Dienstag)
  • Distanz: 16 km (Montag); 5,1 km (Dienstag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 890 m (Montag); 320 m (Dienstag)
  • Übernachten: Chamanna da Grialetsch SAC (Montag)
@wandernohneende
Strecke Montag


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