Donnerstag, 7. September 2023

Himmelsleiter und Lisengrat: Ausgesetztes am Säntis

@wandernohneende
Über das lange 1. August-Wochenende hatte ich an einer 4-tägigen Wanderung rund um den Piz Kesch teilgenommen. Dies war zwar eine sehr schöne Tour gewesen, doch als "Souvenir" hatte ich mir einen sehr hartnäckigen Virus eingefangen, der mich mitten im Hitzesommer zwei Wochen flachlegte. Obwohl noch rekonvaleszent, wollte ich unbedingt an der von Reto (unter tatkräftiger Mithilfe von Nicole) organisierten Wanderung über den Säntis mitmachen, denn sowohl Himmelsleiter wie auch Lisengrat standen schon lange auf meiner Wanderwunschliste.

Auf der Schwägalp liefen die letzten Vorbereitungen für das Schwägalp-Schwingen, als wir mit dem langen Aufstieg begannen. In scheinbar endlosen Schlaufen schlängelte sich der schmale Pfad den anfangs noch im Schatten liegenden Hang hoch. Wir waren nicht die einzigen, die an diesem Tag auf den Säntis wollten: Wie an einer Perlenkette reihten sich die Wanderer auf dem ausgesetzten Weg in einer Einerkolonne auf. 

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Für mich war der Aufstieg eine Tortur und von zahlreichen Hustenanfällen begleitet - vielleicht hätte ich mich besser doch noch eine Woche länger geschont. Netterweise nahmen meine Mitwanderer aber Rücksicht auf mich und passten ihr Tempo an. Ich war froh, als wir schliesslich das Berggasthaus Tierwis erreichten, wo wir eine längere Pause einlegten. Einer meiner Hustenanfälle verscheuchte einen anderen Gast von unserem Tisch - er traute meiner Versicherung, dass mein Corona-Test negativ ausgefallen war, offensichtlich nicht.

Nach dem Tierwis wechselte die Route in die sonnenbeschienene Westflanke des Säntis. Diese ist mit weissem, zerfurchten Kalkstein überzogen. Fast senkrecht stehen hier die gut erkennbaren Gesteinsschichten nebeneinander. Über uns sah man bereits die Gipfelstation des Säntis - und die steilen Felswände, die noch vor uns lagen.

Schliesslich erreichten wir die Himmelsleiter, das letzte Stück vor dem Gipfel. Zahlreiche Metalltritte und Stahlseile ermöglichen den Aufstieg über die vertikale Felswand. Kurz aber anstrengend war die Kletterei dieses Nadelöhr hinauf. Oben angekommen war man zwar nicht im Himmel, aber wenigstens nahe beim nächsten Restaurant für eine erneute Verschnaufpause.

Den Säntisgipfel teilen sich übrigens die drei Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gallen. Dass Appenzell Ausserrhoden - entgegen dem natürlichen Grenzverlauf - einen Anteil am Gipfel hat, geht auf ein Bundesgerichturteil aus dem Jahr 1895 zurück, für welches eine Delegation aus drei Bundesrichtern zu Fuss zum Säntis aufsteigen musste und welches die NZZ als "sympathischstes Fehlurteil" des Bundesgerichts betitelte (Juristisch Interessierte - die auch noch die alte deutsche Schrift lesen können - finden den Originalentscheid des Bundesgerichts hier: BGE 21 I 957)

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Der zweite Teil der Wanderung führte über den Lisengrat, auch dieser ist für seine Ausgesetztheit bekannt. Nach einem ersten kraxeligen Stück wurde der Grat aber schnell wieder breit und ich war schon fast ein wenig enttäuscht. Doch Reto versicherte mir, dass noch weitere interessante Teilstücke kommen würden, und er behielt recht: Der Weg führte entlang von und teilweise zwischen spitzen Felswänden hindurch. Doch überall gab es Metalltritte und Ketten, an denen man sich festhalten konnte. 

Schliesslich erreichten wir die Rotsteinpasshütte, wo wir die Nacht verbrachten und den zahlreichen Steinböcken zuschauen konnten, die sich im Geröllfeld gegenüber der Hütte tummelten. 

Nachdem mich der erste Tag ziemlich geschlaucht hatte, entschied ich mich am nächsten Tag zusammen mit einem weiteren Mitwanderer direkt nach Wildhaus abzusteigen, statt noch einen Umweg über den Altmannsattel zu machen. Gemütlich und mit vielen Pausen erreichten wir so schliesslich gegen Mittag Wildhaus.



Wanderinfos:

  • Gewandert: 19./20. August 2023
  • Route: Schwägalp - Musfallen - Tierwis - Säntis - Lisengrat - Rotsteinpass (Samstag); Rotsteinpass - Schafboden - Gerstei - Dreihütten - Gamplüt - Wildhaus (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 50 min (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
  • Distanz: 6,1 km (Samstag); 8 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'250 m (Samstag); 110 m (Sonntag)
  • Übernachten: Berggasthaus Rotsteinpass
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Strecke Samstag

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