Sonntag, 15. Juli 2018

SAC Grundkurs Hochtouren: Fels, Eis und geschundene Knie


Nachdem ich im Juni bereits den zweitägigen Hochtouren-Einführungskurs des SAC Uto besucht hatte, legte ich mit dem fünftägigen Grundkurs nach. Der Kurs fand in der Sewenhütte statt, die im Meiental hoch über der Sustenpassstrasse thront, und wo wir während einer Woche überaus gastfreundlich beherbergt und verpflegt wurden. Zwei Bergführer betreuten uns und Tom übernahm die wohl nicht immer nervenschonende Aufgabe, sich um die unerfahrene Hälfte unserer Gruppe zu kümmern.

Die Ausbildung startete am Montagnachmittag mit Knoten üben und damit zahlten sich endlich all die Pfadilager aus meiner Jugend aus. Danach gab es erste Kletterversuche im Fels, wobei mein persönliches Highlight das Abseilen war: Ich hätte nie gedacht, dass dies so einfach ist und ich es auf Anhieb hinkriegen würde!

Am zweiten Tag wechselten wir in den Schnee und bei den Rutsch- und Bremsübungen im steilen Schneefeld stellte sich heraus, dass sich der Bergsport nicht von der Juristerei unterscheidet: Zwei Spezialisten - drei Meinungen. Auf jeden Fall war Tom dezidiert der Ansicht, dass die Technik, die uns ein paar Wochen zuvor im Einführungskurs beigebracht worden war, unbrauchbar war. Am Ende des Tages hatten wir aber etwas gelernt: Wichtig ist, am Schluss über alles noch einen Spierenstich zu legen: Ob Blockierungsknoten, Seilverkürzungen oder zu lange Bändel am Steigeisen, Abspieren ist die Lösung für (fast) alles.
Blick vom Bächenstock auf
Gross und Chli Spannort

Diese neue Erkenntnis half mir dann aber wenig, als es wieder zum Klettern in den Fels ging und ich feststellen musste, dass mir neben den richtigen Klettergenen auch ein paar Armmuskeln fehlen. Der sichtbare "Erfolg" meiner ersten Vorstiegsversuche im dritten Grad waren ein paar heftige Dellen im Knie.

Am Donnerstag stand schliesslich der Höhepunkt der Woche an: Die Hochtour auf den Bächenstock. Im Licht der aufgehenden Sonne, die die weissen Firnfelder rosa färbte, stiegen wir das Tal hoch, bis wir den (kläglichen Rest des) Seewenzwächten erreichten. Mit den Steigeisen und angeseilt ging es über den hart gefrorenen Schnee - wie viel Gletscher tatsächlich noch darunter liegt, konnte man nicht erkennen. Kurz bevor wir den Fels erreichten, wurde das Schneefeld steil und beim Übergang vom Schnee zum Fels zeigte sich, dass Klettern mit Steigeisen seine Tücken hat, was mir prompt die nächsten Schrammen an den Knien einbrachte.

Über ein schottriges Couloir erreichten wir den Grat und kraxelten von einem Felsblock zum nächsten, bis wir auf dem Gipfel des Bächenstock (3'010 m) standen. Bei schönstem Sonnenschein genossen wir den Ausblick auf die umliegenden Berge, darunter ein paar alte Bekannte wie Titlis, die Mythen und die Berner Alpen aus einer ungewohnten Perspektive. Vorsichtig machten wir uns schliesslich wieder an den Abstieg und kurz nach dem Mittag waren wir zurück in der Hütte, wo wir uns eine ausgiebige Siesta gönnten.

Zum Abschluss der Woche gab es am Freitag eine Repetition in Knoten- und Sicherungstechnik, darunter nochmals Abseilen. Und auch wenn es mit dem Hochklettern nicht so klappt, das Mehrseillängen Abseilen lief einwandfrei.

Es war eine lehrreiche und abwechslungsreiche Woche gewesen und ich hatte nicht nur viel über das Bergsteigen gelernt, sondern auch, wie man am effizientesten duscht, wenn das warme Wasser nach jeweils zwanzig Sekunden wieder abstellt.



Infos:
  • Kursdaten: Montag - Freitag, 9. - 13. Juli 2018
  • Tour: Bächenstock (Normalroute, WS) (Donnerstag)
  • Übernachten: Sewenhütte SAC





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