Sonntag, 18. August 2019

Lappland ist...anders (Nordkalottleden 2/5)

@wandernohneende
Gappohytta
Am zweiten Wandertag meiner Wanderferien fing das Wandern schliesslich ernsthaft an. Als ich meinen Rucksack schulterte, kamen mir aber kurz Zweifel am Erholungsfaktor der gewählten Urlaubsart: Neben unserer persönlichen Ausrüstung hatten wir Nahrungsmittel für acht Tage dabei, die schwer auf unseren Schultern lasteten.

Die Wanderung begann mit der Durchquerung eines Birkenwäldchens voll knorriger Bäume und Scharen hungriger Mücken. Doch schon bald liessen wir den Wald hinter uns und vor uns lag eine mit Flechten und Steinen überzogene, weite Ebene. Wir hielten auf die Berge am Horizont zu, deren Hänge von Schneefeldern bedeckt waren. Von einer Anhöhe aus warfen wir einen letzten Blick auf Finnland zurück. Auf norwegischem Boden, aber immer nahe an der Grenze zu Schweden, wanderten wir durch die karge Landschaft.

In einem Flussbett auf flach geschliffenen Steinen machten wir Pause und gönnten unseren beanspruchten Füssen eine Abkühlung im kühlen Wasser. Auf dem letzten Stück zur Hütte lernten wir dann die norwegische Variante des Nacktwanderns kennen: Bikini-Wandern. Auch wenn es mir in meinen langen Hosen langsam warm wurde, in dieser Mücken verseuchten Gegend schien mir Schwitzen die schmerzfreiere Option.

@wandernohneende
Letzter Blick auf Finnland

Die Nacht verbrachten wir in der Gappohytta und als wir am nächsten Morgen aufstanden, stellten wir fest, dass nicht nur alle Betten der kleinen Hütte besetzt waren, sondern sich auch auf den Bänken während der Nacht weitere müde Wanderer schlafen gelegt hatten. Damit trat ein weiterer Unterschied zwischen schweizerischer und norwegischer Wanderkultur zu Tage: Während man uns Schweizern von Kind auf beigebracht hatte, dass man vor Sonnenuntergang zurück in der Hütte ist, haben die Norweger offensichtlich verinnerlicht, dass es im Sommer keinen Sonnenuntergang gibt und es entsprechend keine Rolle spielt, ob man tagsüber oder nachts wandert.

@wandernohneende
Isdalen
Wir waren also die ersten, die sich an diesem Tag auf den Weg machten. Die Strecken wurden weiter, der Rucksack aber nicht leichter. Den ganzen Vormittag ging es immer leicht aufwärts, doch ohne die ungewohnte Last auf den Schultern wäre die Steigung nicht der Rede wert gewesen. Dazwischen durchquerten wir unseren ersten lappländischen Fluss und einen Zipfel von Schweden.

Der höchste Punkt des Tages war ein Pass, der nur aus Geröll und See bestand, beides teilweise noch dick mit Schnee bedeckt. Eine Herde Rentiere rannte von einem Schneefeld an einer der Bergflanken zum Pass hinunter und an uns vorbei, um sich etwas später auf einem anderen Schneefeld neu zu versammeln.

@wandernohneende
Bei unserem eigenen Abstieg über die steilen Schneefelder konnte man einen ersten Blick ins breite, grüne Tal unter uns werfen. Am Talboden angekommen, musste erneut ein Fluss überquert werden. Sein Ursprung lag im schneebedeckten See auf der Passhöhe - entsprechend eisig war die Wassertemperatur. Kaum waren die Füsse danach wieder etwas aufgewärmt, kam der nächste kalte Bach. Das Durchqueren der Flüsse stellte sich auch als nicht ganz ungefährlich heraus: Eine Mitwanderin holte sich an einem scharfen Stein einen tiefen Schnitt.

Die Zwangspause zur anschliessenden Wundversorgung verbrachten wir an einem grünen See, in welchen ein rauschender Wasserfall hinabstürzte. Eine einzelne Möwe drehte Kreise über dem Wasser, was die Idylle perfekt machte. Ein kurzer Abstieg brachte uns schliesslich ins Haupttal hinunter, wo unsere nächste Unterkunft, die Rostahytta, direkt an einem breiten Fluss lag.


Gewanderte Etappen:

  • Tag 2 (Dienstag, 23. Juli 2019): Kuohikmajärvi Tupa - Valljihat - Gappohytta (14 km/4,5 h)
  • Tag 3 (Mittwoch, 24. Juli 2019): Gappohytta - Isdalen - Rostahytta (19 km/6,5 h)


  • Hier geht es weiter auf dem Nordkalottleden => Teil 3: Lappland ist...weitläufig




    Keine Kommentare:

    Kommentar veröffentlichen