Sonntag, 25. August 2019

Lappland ist...weitläufig (Nordkalottleden 3/5)

@wandernohneende
Vor zwei Jahren auf dem Kungsleden hatte ich mich morgens regelmässig über den Porridge beschwert, den es gefühlsmässig täglich zum Frühstück gegeben hatte. Dieses Jahr hatte ich schon fast ein schlechtes Gewissen, was sich Steffi alles hatte einfallen lassen, um Abwechslung in den morgendlichen Essensplan zu bringen: Neben Pancakes gab es unter anderem süssen Couscous und Haferküchlein mit eingelegten Früchten. Da wähnte man sich gar nicht mehr in einer Selbstversorgerhütte mitten in der Wildnis.

Gerade für die nächsten zwei Tagen brauchten wir die Energie eines reichhaltigen Frühstücks, denn vor uns lagen die längsten Etappen der Wanderung. Sie starteten mit der Überquerung einer ziemlich wackeligen Brücke, die scheinbar aus freischwingenden Holzpaletten bestand. Wie am Vortag ging es zu Beginn vornehmlich aufwärts. Wir liessen das grüne Tal von Rostdalen hinter uns und vor uns öffnete sich die schier endlose Weite, die für Lappland so typisch ist. Je weiter nach oben wir kamen, je steiniger wurde die Landschaft, bis wir schliesslich über ein ausgedehntes Geröllfeld aus eckigen Steinbrocken jeglicher Grösse balancieren mussten, was einiges an Konzentration und Kraft erforderte.

Die Wanderwege in Norwegen sind - obwohl weit weg von jeder Zivilisation - sehr üppig mit markierten Steinmännchen gekennzeichnet. Beim Abstieg zur Daertahytta trafen wir auf eine Frau, die gerade dabei war, Steine zu schichten und mit dem typischen roten Punkt zu versehen. Sie erzählte uns, dass sie als Freiwillige für den norwegischen Tourismusverband jedes Jahr mehrere Wochen damit verbringt, von Hütte zu Hütte zu ziehen, die Wege zu kontrollieren und wo notwendig, neu zu markieren. Eine Sisyphusarbeit, wenn man die schiere Ausdehnung des Gebiets bedenkt.

Die Daertahytta lag einsam in der Mitte einen grossen Seenplatte. Dieser folgten wir am nächsten Tag bis uns ein niedriger Übergang ins nächste Tal brachte, in welchem noch mehr Seen aufgereiht aneinander lagen. Wir durchquerten die breite Ebene und kamen dabei das erste Mal so richtig ausgiebig in Genuss von einer weiteren lappländischen Spezialität, die ich schon fast vermisst hatte: Sumpf. Die beste Strategie, die sumpfigen Stelle zu passieren, war, möglichst schnell zu gehen und auf keinen Fall stehen zu bleiben.
@wandernohneende

Wir überquerten einen breiten, flachen Fluss, der so mit so vielen Steinen übersät war, dass wir die Schuhe nicht auszuziehen mussten, sondern einfach von Stein zu Stein balancieren konnten. Danach folgte einer der längsten und steilsten Aufstiege der ganzen Wanderung, für den wir uns mit Snickers stärkten, die uns ein Schweizer Wanderer, den wir in den letzten Tagen mehrmals in den Hütten getroffen hatten, geschenkt hatte. Die Belohnung für die Anstrengung kam schliesslich, als sich vor uns das nächste Tal öffnete: Unter uns lag eine riesige Waldfläche des Dividalnationalparks. Am Horizont glitzerte ein Fluss in der tiefstehende Sonne. Nach der kargen Landschaft der letzten Tage war die plötzlich üppige Vegetation überwältigen.

Durch einen Birkenwald, in welchem die Blumen teilweise kniehoch standen, stiegen wir ab bis zur Hütte, die auf einer baumlosen Kuppe lag und beste Sicht in den Nationalpark bot, so dass die schmerzenden Füsse nach der langen Etappe schnell in den Hintergrund rückte.


Gewanderte Etappen:

  • Tag 4 (Donnerstag, 25. Juli 2019): Rostahytta - Buossir - Daertahytta (17 km/7 h)
  • Tag 5 (Freitag, 26. Juli 2019): Daertahytta - Jertaskard - Dividalshytta (24 km/8,5 h)


  • Hier geht es weiter auf dem Nordkalottleden => Teil 4: Lappland ist...Wildnis pur






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