Donnerstag, 12. September 2019

Wetterkapriolen am Fusse des Matterhorns

@wandernohneende
Matterhorn
Angesagt war ein verlängertes Wochenende in Zermatt, organisiert von "Wanderbuddah" Thomas, mit einer Hochtour aufs Breithorn als Höhepunkt. Spoiler vorweg: Auf dem Breithorn stand ich an diesem Wochenende nicht, stattdessen tappte ich ausgiebig durch den Nebel.

Am Samstag machten wir eine "Eingewöhnungtour" zur Europahütte. Als wir in Randa starteten, hingen die Wolken zwar tief ins Mattertal hinunter, doch eigentlich beeinträchtigte das bedeckte Wetter die Wanderung nicht: Einerseits bekam man beim steilen Aufstieg warm genug, andererseits hinterliess der Nebel Wassertröpfchen an den langen Lärchennadeln und verlieh dem Wald eine atmosphärische Stimmung.

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In der Europahütte wärmten wir uns bei einer für Thomas untypisch ausgiebigen Pause mit Suppe und Hochprozentigem wieder auf. Anschliessend folgte der kurzer Abstieg zur Charles Kuonen-Hängebrücke, der angeblich längsten Hängebrücke der Welt. Der eine oder andere unserer Gruppe brauchte für die Überquerung die Unterstützung eines kleinen Feiglings, um den inneren Feigling zu unterdrücken. Nachdem wir alle unbeschadet auf der anderen Seite der kaum schwankenden Brücke angekommen waren, stiegen wir zurück ins Tal hinunter und beendeten in Randa unsere Rundtour.

Am Sonntag wäre dann eben das Breithorn auf dem Programm gestanden. Die Wetterprognosen hatten von Anfang an nicht sehr vielversprechend ausgesehen, doch wir behielten uns bis zum Schluss alle Optionen offen. Wir sassen schliesslich bereits beim Frühstück - alle vier potentiellen Teilnehmer separat in je einem anderen Hotel - als ein letzter Blick auf die Webcam des Klein Matterhorns endgültig klar machte, dass die Durchführung der Tour reine Zwängerei gewesen wäre. Schnell hatten wir uns auf die 5-Seenwanderung als Alternative geeinigt, so dass wir uns eine kurze Umpack- und Umziehaktion später an der Talstation der Sunneggbahn trafen.

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Bei der Bergstation empfing uns Schneegestöber. Zum ersten See, dem Leisee, waren es nur ein paar Meter und der Vorteil des schlechten Wetters war, dass wir ihn ganz für uns alleine hatte. Der Mossjesee schimmerte selbst bei Wolken in einem schönen Türkis.

Beim Grüensee stellten Thomas und eine andere Mitwanderin fest, dass ihnen angesichts der abgesagten Hochtour die Herausforderung fehlte, so dass sie sich entschlossen, im kalten See ein Bad zu nehmen. Mir schien das Wasser zu kalt, um auch nur den kleinen Finger darin zu baden. Pünktlich zum Aufstieg kam plötzlich die Sonne heraus, so dass wir auf dem Weg vom Grindjesee zum Berghaus Fluhalp ins Schwitzen kamen. Oben angekommen, setzte aber bereits wieder der Schnee ein und wir flüchteten ins Restaurant. Zum Schluss besuchten wir den Stellisee, der es auf Instagram zu Berühmtheit geschafft hat, weil sich das Matterhorn darin spiegelt. Alles was sich indessen an diesem Tag in seiner Wasseroberfläche spiegelte, waren die Schneeflocken.

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Stellisee
Damit sich die weite Reise ins Wallis auch lohnte, hatte ich das Wochenende um einen Tag verlängert, und siehe da - als ich am Montagmorgen die Vorhänge meines Hotelzimmers öffnete, strahlte mir vor einem wolkenlosen Morgenhimmel das Matterhorn entgegen.

Angesichts des schönen Wetters blieb mir nichts anderes übrig, als nochmals in die Wanderschuhe zu steigen. Ich nahm also wieder die Bahn zur Sunnegga und fotografierte dort zunächst ausgiebig das Bergpanorama, das uns zwei Tage lang verborgen geblieben war (inkl. Breithorn vor wolkenlosem Himmel).

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Ich folgte dem Höhenweg hoch über dem Mattertal, flankiert von den Walliser Viertausender. Kaum hatte ich die Touristenansammlungen von Zermatt hinter mir gelassen, begegnete ich kaum noch anderen menschlichen Wanderern; dafür trottete mir eine Gämse entgegen, die sich von mir überhaupt nicht aus Ruhe bringen liess. Beim Abstieg entlang des Täschbachs erschreckte mich plötzlich der Warnpfiff eines Murmeltiers, das sich netterweise die Zeit nahm, für ein Foto zu posieren, bevor es zwischen Holzbalken verschwand. Etwas oberhalb von Täsch hoppelte schliesslich eine ganze Murmeltiersippe über die steile Wiese.

In Täsch beschloss ich meinen Abstecher ins Wallis endgültig. Der sonnige Abschluss hatte mich mit der abgesagten Hochtour versöhnt.






Wanderinfos:
  • Gewandert: Samstag/Sonntag/Montag, 7./.8./9. September 2019
  • Route: Randa - Gere - Chüebodmen - Pkt. 2327 - Europahütte - Charles Kuonen Hängebrücke - Höüschbiel - Randa (Samstag); Sunnegga - Leisee - Mossjesee - Ze Seewjinen - Grüensee - Grindjesee - Berghaus Fluhalp - Stellisee - Blauherd - Sunnegga (Sonntag); Sunnegga - Tuftra - Täschalp - Eggenstadl - Resti - Täsch (Montag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 45 min (Samstag); 2 h 45 min (Sonntag); 3 h (Montag)
  • Distanz: 9 km (Samstag); 11 km (Sonntag); 12 km (Montag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 950 m (Samstag); 600 m (Sonntag); 250 m (Montag)


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