Das erste Stück - zum grössten Teil noch ohne Schneeschuhe - führte fast flach durch das Val Tuors bis nach Chants. Ivan versuchte - auch eher untypisch für ihn - das Tempo unseres sehr fitten Grüppchens zu bremsen, wofür ich dankbar war, denn ich wusste, dass ich meine Kraftreserve für den nun beginnenden Aufstieg brauchen würde.
Der Aufstieg durch den Wald war auch diesmal streng, doch längst nicht so steil, wie ich ihn Erinnerung hatte. Ein zunächst verpasster Abzweiger führte zwar zu einem zusätzlichen Schlenker über die Alp digl Chants, dafür konnten wir von dort einen kurzen Blick ins idyllische Val Plazbi werfen, bevor es zurück auf den richtigen Weg ging.Als wir die Bäume hinter uns liessen und das Gelände wieder abflachte, wurden wir von den Wolken eingeholt. Ich wusste, dass uns noch der Schlussaufstieg zur Hütte bevorstand, doch nachdem ich den ersten Anstieg so gut hinter mich gebracht hatte, war ich optimistisch, dass auch der Rest kein Problem sein würde. Doch da hatte ich mich ver- und überschätzt; selten habe ich bei einem Anstieg so geflucht, während die Hütte - durch den Nebel nur schemenhaft erkennbar - nicht näher zu kommen schien.
Ich schaffte es schliesslich doch noch vor dem totalen Kollaps bis zur Keschhütte (2'627 m) und spätestens beim Essen kam auch die Energie langsam zurück. Die brauchte ich auch, denn am nächsten Tag ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter. Gemütlich wanderten wir das Val dal Tschüvel hinunter, bis der Wiederanstieg zum Sertigpass begann. Rund um uns herum gab es nichts ausser weisse Berge und blauen Himmel. Auf dem Sertigpass (2'738 m) hatten wir den höchsten Punkt des Tages erreicht und danach ging es nur noch abwärts durch das Chüealptal bis nach Sertig.Als wir dort aufs Postauto warteten, wusste ich, dass mich meine Erinnerung nicht getrogen hatte: Die Tour zur Keschhütte ist sehr schön, obwohl sie sch... anstrengend ist. Und wenn ich mich in zwei Jahren davon erholt habe, mache ich sie vielleicht auch noch ein drittes Mal.
Wanderinfo:
- Gewandert: Samstag/Sonntag, 27./28. Februar 2021
- Route: Bergün - Tuors Davant - Tuors Chants - Schegvel - Keschhütte (Samstag); Keschhütte - Sertigpass - Bin Schära - Sertig, Sand (Sonntag)
- Unsere Wanderzeit: 5 h (Samstag); 3 h 30 min (Sonntag)
- Distanz: 13 km (Samstag); 10,4 km (Sonntag)
- Höhenmeter (Aufstieg): 1'370 m (Samstag); 380 m (Sonntag)
- Übernachten: Keschütte SAC
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen