Donnerstag, 11. August 2022

Zermatt - Auf der Suche nach dem Verlorenen Tal

Zur Akklimatisation für meine "Spaghetti Tour" im Monte Rosa-Massiv verbrachte ich vorab ein paar Tage in Zermatt. Bei meinen Recherchen für mögliche Wanderungen stiess ich auf Berichte über das "Verlorene Tal", in welches kein markierter Wanderweg führen soll und welches man angeblich nur findet, wenn man gut Karten lesen kann. Alles Kartenlesen nützt aber nichts, wenn man nicht weiss, wo auf der Karte man suchen muss. Bei Hikr fand ich schliesslich eine brauchbare Wegbeschreibung, die mich ins richtige Kartenquadrat führte.

Mit der Untergrundschnellbahn ging es zunächst von Zermatt hoch zur Sunnegga. Der erste Teil der Wanderung führte vom Leisee zum Mossjesee hinab und folgte damit mehr oder weniger der "5-Seen-Wanderung", die ich bei meinem letzten Besuch in Zermatt gemacht hatte. Nach der Überquerung des Findelbachs stieg ich auf der anderen Talseite im Zickzack ein grünes Lärchenwäldchen hinauf. 

Nachdem ich das Berggasthaus Grünsee passiert hatte, hielt ich Ausschau nach dem Abzweiger ins geheimnisvolle Tal. Dieser war schliesslich einfacher zu finden als gedacht, weil er mit einem einsam in der Wiese stehenden Wegweiser (nach "Triftji") markiert war. Denn entgegen den Beschreibungen im Internet hatten mir bereits meine Kartenlesekünste verraten, dass durchaus ein weiss/roter Wanderweg ins Tal führt. Zugegebenermassen waren die Wegmarkierungen nach dem ersten Wegweiser etwas spärlich und es half tatsächlich, zwischendurch die Karte zu konsultieren.

@wandernohneende
Ich folge dem Feldweg, der sich leicht ansteigend die Bergflanke hochschlängelte. Ich wunderte mich darüber, wie breit und gut ausgebaut der Weg war, bis es mir dämmerte, dass es sich um die Skipiste handelt, die vom Hohtälli herunterführt. Beim Punkt 2563 bog schliesslich ein schmaler Pfad von der Skipiste ab und ein paar Schritte später kam unter mir ein kleines Tal in Sicht, welches zwischen Gletschermoräne und Berghang eingeklemmt war und durch welches ein Bach rauschte. War das schon das Verlorene Tal?

Ich stieg den Hang hinunter und nachdem ich den Bach überquert hatte, folgte ich ihm talaufwärts. Das Wasser war unglaublich klar! Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, meinen müden Füssen ein Bad zu gönnen. Dieses war aber nur von kurzer Dauer: Das Wasser war nämlich auch unglaublich kalt!

Wieder in Socken und Schuhen ging es weiter. Das Gelände stieg leicht an und plötzlich erreichte ich eine von Felsen umgebene Hochebene, durch welche ein kleiner Fluss mäanderte. Da war es, das Verlorene Tal! 

@wandernohneende
Der Wanderweg endete an einem grossen Stein mit einem Kreuz darauf, doch ich ging weiter entlang eines Trampelpfads durch das struppige Gras. Am Ende des Talkessels rauschte ein kleiner Wasserfall über glattgeschliffene Steine. Ich kletterte neben ihm hoch, um zum perfekten Fotospot zu gelangen: Unter mir das Tal mit den glitzernden Flussschlaufen, rechts und links die grauen Felsen und direkt geradeaus das Matterhorn. Ein Bild, eindeutig Instagram tauglich.

Nachdem ich diesen schönen Flecken Erde eine Weile genossen hatte, ging ich zurück bis zum Stein mit dem Kreuz. Stellt man auf den offiziellen Wanderweg ab, ist das Tal eine Sackgasse. Dank meinem ausgiebigen Kartenstudium wusste ich aber, dass es eine Wegspur über die Moräne hinweg geben musste. Diese war im Gelände auch problemlos zu finden und mit Steinmännchen markiert. Von der Moräne aus hatte man einen guten Blick auf die riesige Schwemmebene, die der weichende Findelgletscher zurückgelassen hatte. 

Sobald ich den Talboden erreicht hatte, folgte ich dem Findelbach via Gant wieder zurück zum Mossjesee und ein kurzer Aufstieg brachte mich zur Sunnegga. Am Schluss dieser Wanderung wusste ich eines: Ich hatte das Verlorene Tal gefunden und die Suche hatte sich eindeutig gelohnt!


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 17. Juli 2022
  • Route: Sunnegga - Leisee - Mossjesee - Berghaus Grünsee/Ze Seewjinen - Pkt. 2425 - Pkt. 2563 - Triftji - Pkt. 2469 - Gant - Mossjesee - Leisee - Sunnegga
  • Meine Wanderzeit: 4 h
  • Distanz: 13,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 700 m

@wandernohneende


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen