Donnerstag, 24. April 2025

Grüne Wälder, wurzelüberwachsene Gratwege und freie Sicht auf die Alpen (Züri Oberland-Höhenweg Etappe 1)

@wandernohneende
Ich blieb das lange Osterwochenende für einmal zu Hause - was sich wettertechnisch als eine gute Entscheidung herausstellte - und entschloss mich, wieder einmal im nahegelegenen Zürcher Oberland zu wandern. Ich hatte auf SchweizMobil den Züri Oberland-Höhenweg entdeckt, welcher in vier Etappen von Winterthur nach Rapperswil führt. Für die erste Etappe reiste ich an den Startort Winterthur. 

Die Winterthurer Innenstadt liess ich schnell hinter mir und bald wanderte ich durch den ausgedehnten Stadtwald. Die hellgrün leuchtenden Blätter verbreiteten Frühlingsgefühle. Auf den breiten Wegen kam ich gut voran und erreichte bald den Wildpark Bruderhaus. Ein sehr junger und auf sehr dünnen Beinen stehender Wisent war das erste Highlight der Wanderung. 

Ich stellte zudem fest, dass ich diesen Teil der Strecke schon einmal gewandert war: Vor fast zehn Jahren, als Teil des Jakobsweg von Winterthur nach Pfäffikon. Damals waren wir zur Kyburg hochgestiegen. Diese sah ich heute nur von weitem; kurz vor dem Aufstieg zur Burg bog der Züri Oberland-Höhenweg vom Jakobsweg ab und führte stattdessen hinunter zur Töss.

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Entlang des Tössdamms erreichte ich Kollbrunn und dort fing der schönste Teil der Wanderung an, obwohl es ab da tendenziell aufwärts ging. Bisher hatte die Strecke vor allem über breite Waldstrassen geführt, diese wurden nun abgelöst durch einen schmalen, wurzelüberwachsenen und abwechslungsreichen Gratweg. Nach dem Wissenberg und Höchholz folgten zwei weitere schöne Wegstücke über einen Grat. Hier öffnete sich auch die Aussicht auf die Alpen, die ihren Höhepunkt beim Girenbad fand. Ich setzte mich dort auf eine Bank und staunte nur über die freie Sicht auf den gesamten Alpenbogen vom Säntis ganz im Osten bis zur Berner Prominenz im Westen.

Die erste Etappe des Zürcher Oberland-Höhewegs endet eigentlich im Girenbad. Leider sind die öV-Verbindung von hier nur sehr mager. Daher wanderte ich noch ein Stück weiter und stieg nach Turbenthal hinab, von wo zweimal stündlich eine S-Bahn fährt. 

Als ich in den Zug stieg, nahm ich mir fest vor, weitere Etappen dieses Höhenwegs durch das Zürcher Oberland zu wandern, denn es ist eine schöne Route, besonders jetzt im Frühling, wo in der (höheren) Höhe noch Schnee liegt.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Ostersamstag, 19. April 2025
  • Route: Winterthur - Wildpark Bruderholz - Eschenberg - Sennhof - Kollbrunn - Wolfbrunnen - Wissenberg - Höchholz - Girenbad - Turbenthal (Etappe 1 des Züri Oberland-Höhenweg/regionale Route Nr. 69)
  • Meine Wanderzeit: 4 h 30 min
  • Distanz: 20 km
  • Höhenmeter: 740 m; 630 m

 

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Montag, 21. April 2025

Roti Platte - Im Zickzackkurs hoch über Chur

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Mein heutiges Ziel war die Roti Platte, ein markanter Felszahn oberhalb von Chur, dessen senkrechte Felswand - wie der Name schon nahelegte - rötlich in der Morgensonne schimmerte. Wenn diese Wanderung ein definierendes Merkmal hatte, dann waren es Zickzackwege: Enge und weite Serpetinen, flache und sehr steile Kurven - es gab sie an diesem Tag zur Genüge in jeder Variation. Und sie starteten, kaum hatte ich die Churer Innenstadt hinter mir gelassen.

Ich hatte die Route so geplant, dass ich mit einem Abstecher zur St. Luzikapelle begann. Das kleine Kirchlein liegt geschützt unter einem Felsüberhang und ein paar brennende Kerzen zeugten davon, dass tatsächlich Leute zur Andacht zu ihm hochwandern. Von der St. Luzikapelle ging weiter aufwärts zum Mittaberg. Die ausgedehnte, baumlose Alp bot viel Platz, um sich hinzulegen und die Sonne zu geniessen. Doch ich hielt die Pause kurz, der anstrengende Teil des Aufstiegs lag noch vor mir. 

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Das nächste Teilstück der Wanderung führte aber erstmal wieder ein Stück abwärts, zuletzt entlang einer breiten Waldstrasse. Dort erreichte ich schliesslich den Abzweiger Richtung Roti Platte. Ab hier schlägelte sich zunächst ein schmaler, wurzelverwachsener Weg entlang von rauen Felswänden. Ein strategisch gut platziertes Banklein mit freier Sicht auf Chur hinab gab mir einen guten Vorwand für eine kurze Verschnaufpause.

Das Pièce-de-résistance war schliesslich ein mit grossen Steinen und Baumstämmen übersäter Steilhang, den es im schier endlosen Zickzack hochging. Für die einheimischen Churer, die mich in bunten Turnschuhen überholten, ist die Roti Platte offenbar eine kurze Aufwärmrunde vor dem Mittagessen. Ich dagegen musste mir jeden Höhenmeter mühsam erarbeiten, bis ich diesen Hang endlich bezwungen hatte und einen windigen Sattel erreichte. Von da gab es nur noch eine kurze Steilstufe und ein paar Meter Gipfelgrat zu überwinden, bevor ich endlich den Gipfel erreichten. 

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Die Roti Platte (1'508 m) besteht aus einer schmalen Felszunge, welche  exponiert über dem Rheintal liegt. Für die schöne Aussicht hatte sich der anstrengende Aufstieg durchaus gelohnt.

Der Abstieg führte zunächst wieder den Aufstiegsweg hinunter. Der kurvige Weg war abwärts zwar weniger anstrengend, brauchte aber ein gutes Stück Konzentration. Ich war froh, als ich schliesslich wieder den Abzweiger auf der breiten Waldstrasse erreichte. Auf direktem Weg ging es von schliesslich über einfache Waldwege hinunter nach Chur.

 

  

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 12. April 2025
  • Route: Chur - St. Luzikapelle - Mittaberg - Signal - Roti Platte - Signal - Lärchenboden - Chur
  • Meine Wanderzeit: 4 h 50 min
  • Distanz: 13 km 
  • Höhenmeter: 1'200 m

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Montag, 7. April 2025

Gipfeltriologie über dem Lago di Lugano (Poncione d'Arzo - Monte Pravello - Monte San Giorgio)

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Es war höchste Zeit, die diesjährige Wandersaison zu eröffnen, und da der Schnee sich in den höheren Lagen noch hielt, bot sich ein Abstecher ins frühlingshafte Tessin an. 

Mit Bahn und Bus ging es in das kleine Dörfchen Besazio oberhalb von Mendrisio. Die Wanderung startete mit einem ineressanten Einblick in die lokale Wirtschaftsgeschichte: Ein Themenweg führte entlang von alten Steinbrüchen, wo früher rötlicher Arzo-Marmor abgebaut worden war.

In einem stetigen Aufstieg ging es weiter durch den noch blattlosen Wald. Dafür blühten zahlreiche bunte Frühlingsblumen und kleine Eidechsen raschelten im trockenen Laub. Auf die Minute genau nach einer Stunde erreichte ich eine Rastbank, wo ich mich kurz erholen konnte, bevor der Schlussanstieg über die Krete folgte. Der Grat bildete auch die Grenze zu Italien: Rostende Eisenpfosten zeugten von einem Zaun, welcher den prosperiernden Schmuggel zwischen der Schweiz und Italien hätte unterbinden sollen.

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Der bewaldete Gipfel des Poncione d'Arzo (1'017 m) bot eine durch die Bäume etwas behinderte, aber trotzdem schöne Aussicht auf den Luganersee. Zwei überdimensionierte in Beton gegossene Pantoffeln zeigten Richtung Schweiz. Eine Anspielung auf die Zeit, als sich die Schmuggler auf leisen Sohlen durch diese Wälder schlichen? 

Nur ein paar Meter weiter erreichte ich mit dem Monte Pravello (1'107 m) bereits den zweiten Gipfel des Tages. Zwar sieben Meter weniger hoch als der Poncione d'Arzo, aber für eine ausgiebige Pause war er eindeutig besser geeignet: Nicht nur konnte er mit einer ungehinderten Aussicht über den Luganersee und den gesamten Alpenbogen vom Monte Rosa bis weit hin nach Osten aufwarten, er war auch mit gemauerten Rasttischen und -bänken ausgestattet. Ein alter Unterstand war zudem ein weiteres Zeichen dafür, dass Grenzwächter hier früher rege patroullierten. 

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Direkt vom Gipfel führte der Wanderweg im Zickzack die steile Bergflanke hinab. Was mich zunächst etwas verwirrte, war eine zweite Wegspur, die mit brandneuen weiss-roten Markierungen versehen war und parallel den Abhang hinunter zu führen schien. In manchen Spitzkehren gab es eine lottrige Abschrankung, welche beide Wege voneinander trennte. Es dauerte eine Weile, bis mir dämmerte, dass es sich dabei um den italienischen Wanderweg handelte, der vermutlich ins italienische Besano hinunter führte. Da wollte ich aber nicht hin, so achtete ich darauf, auf der Schweizer Seite zu bleiben. Schnell vernichtete ich die Höhenmeter wieder, die ich zuvor mühsam hochgestiegen.

Auf dem Parkplatz von Crocefisso legte ich eine weitere Verschnaufpause ein. Während Gipfel Nummer zwei "gratis" zu haben gewesen war, würde ich mir den dritten wieder erarbeiten müssen. Eine unmarkierte Abkürzung sparte mich zwar ein paar Meter Strecke, doch den Aufstieg konnte ich damit nicht umgehen. Mittlerweile war es Mittag und entsprechend warm schien die Sonne durch die kahlen Bäume. 

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Ziemlich verschwitzt erreichte ich schliesslich den Monte San Giorgio (1'097 m) und damit den dritten Gipfel des Tages mit einer spektakulären Aussicht über Seen und Berge. Zahlreiche andere Wanderer hatten es sich auf dem ausgedehnten Plateau bequem gemacht und genossen Aussicht und Frühlingssonne. Der Monte San Giorgio ist eindeutig einer meiner Lieblingsberge im Tessin.

Für den Abstieg wählte ich den kürzesten Weg nach Capolago. Mit dem hatte ich in der Vergangenheit nicht gerade gute Erfahrungen gemacht und er war auch noch genauso steil und rutschig wie ich ihn Erinnerung hatte. Das letzte Mal war ich dreimal ausgerutscht und hatte dabei meinen Strohhut verloren. Diesmal ging ich die Sache sehr vorsichtig an und kam sturzfrei und mit Hut unten an. Ein Genuss war dieser Abstieg aber immer noch nicht. Abgesehen davon war diese dreiteilige Gipfelwanderung ein schöner Einstieg in die diesjährige Wandersaison gewesen!

 

 Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 30. März 2025
  • Route: Besazio, Crusagh - Poncione d'Arzo - Monte Pravello - Crocefisso - Boscaccio - Monte San Giorgio - Pozzo - Capolago
  • Meine Wanderzeit: 5 h
  • Distanz: 13,9 km
  • Höhenmeter: 1'050 m; 1'280 m

 

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Donnerstag, 17. Oktober 2024

Capanna Campo Tencia - 3-Seenwanderung im Tessin

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Als ich für unser diesjähriges Wanderprojekt eine Herbstwanderung zur Capanna Campo Tencia im Tessin plante, stellte ich mir zwei Tage "Indian Sommer" vor mit viel Sonnenschein und Apéro auf der Hüttenterrasse. Soviel vorweg: Es waren an diesem Oktoberwochenende mehr winterliche Vorboten spürbar als sommerliche Ausläufer.

Der Ausgangspunkt der Wanderung war das kleine Dörfchen Dalpe im der oberen Leventina, welches wir nach einer kurvigen Postautofahrt erreichten. Wir wanderten - zunächst nur sanft ansteigend - in das Val Piumogna hinein, immer entlang des kleinen Flüsschens, welches dem Tal den Namen gegeben hatte. Ein lichter Lärchenwald - noch hatten sich die Nadeln der Bäume nicht gelb verfärbt - umgab uns und zunächst schien auch die Sonne, genauso wie ich mir das vorgestellt hatte. Die hohen, spitzen Berggipfel um uns herum waren aber bereits vom Schneefall der letzten Tage weiss gepudert.

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Bei Sgnòi gab es zwei Varianten aus dem Talkessel hinaus. Wir entschieden uns für die kürzere - wirklich fit schien sich an diesem Wochenende niemand zu fühlen. Ein kurzer, aber steiler Aufstieg brachte uns den Steilhang hoch auf eine ausgedehnte Alp. Hier platzierte sich ein Wolkenband direkt vor die Sonne und sorgte für den Rest des Tages für Schatten.

Auf einer Felsterrasse über uns kam schliesslich die Hütte in Sicht. Der Schlussanstieg führte über zahlreiche Bäche, die als kleine Wasserfälle die Felsen hinunterrauschten. 

Die Capanna Campo Tencio (2'140 m) hat eine sehr schöne Terrasse, die aber vollkommen verlassen war, als wir sie erreichten. Die fehlende Sonne, die Kälte und ein aufkommender Wind verhinderten das Apéro im Freien - wir verlegten es in die warme Gaststube. Dabei mussten wir uns mit Weisswein begnügen - der Rotwein war ausgegangen und so kurz vor Saisonende gab es offenbar keinen Nachschub aus dem Tal mehr.

Am nächsten Tag versteckte sich die Sonne komplett hinter tiefliegenden Wolken, welche auch die zahlreichen Gipfel um uns herum die meiste Zeit verbargen. Der Tag begann direkt mit einem Aufstieg zum Lago di Morghirolo, in dessen Oberfläche sich die umliegenden Hänge auf eine Weise spiegelten, dass man kaum zwischen Felsen und Wasser unterscheiden konnte.

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Weiter ging es zur verlassen liegenden Alpe Lei di Cima. Danach folgten ausgedehnte Blockfelder und zwei namenlose Passübergänge. Damit war der höchste Punkt der Wanderung überschritten und es ging nur noch abwärts: Ein abschüssiger, gewundener Pfad führte hinunter zum Lago di Leìt, an dessen Ufer die Capanna Leìt lag, für welche das Saisonende offenbar bereits eingetreten war. 

Über dem See wand sich ein weisses Band durch die Felsen. Wir wunderten uns zunächst, ob es sich um Gletscherreste oder ein Schneefeld handelte. Erst beim Näherkommen entpuppte es sich als weisse Gesteinsschicht. Während wir die Alpe Campolungo umrundeten, passierten wir immer wieder Stellen, welche mit diesem weissen, zuckerartigen Gestein bedeckt waren. Man fühlte sich wie an einem weissen Sandstrand, nur das Meer fehlte (und die Sonne). Eine Infotafel informierte uns schliesslich, dass es sich um Dolomitmarmor handelt. Das körnige, unstabile Gestein hat während des Baus des Gotthardbasistunnels zweifelhafte Berühmtheit in der sogenannten Piora-Mulde erlangt.

Das letzte Stück der Wanderung führte dann auf einem breiten Weg zum kreisrunden Lago Tremorgio hinunter. Dort setzten wir uns doch noch auf die Terrasse - nicht zum Apéro, sondern für eine heisse Suppe, die es aber kaum schaffte, uns aufzuwärmen. Mit der Gondel ging es schliesslich zurück in die Leventina hinunter nach Rodi.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober 2024
  • Route: Dalpe - Piumogna - Sgnòi - Alpe Crozlina - Capanna Campo Tencia (Samstag); Capanna Campo Tencia - Lago di Morghirolo - Cassine Lei di Cima - Lago di Leìt - Passo Vanit - Lago Tremorgio - Capanna Tremorgio (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 4 h (Sonntag)
  • Distanz: 7,2 km (Samstag); 8,3 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 980 m (Samstag); 560 m (Sonntag)
  • Übernachten: Capanna Campo Tencia CAS

     
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