Donnerstag, 17. Oktober 2024

Capanna Campo Tencia - 3-Seenwanderung im Tessin

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Als ich für unser diesjähriges Wanderprojekt eine Herbstwanderung zur Capanna Campo Tencia im Tessin plante, stellte ich mir zwei Tage "Indian Sommer" vor mit viel Sonnenschein und Apéro auf der Hüttenterrasse. Soviel vorweg: Es waren an diesem Oktoberwochenende mehr winterliche Vorboten spürbar als sommerliche Ausläufer.

Der Ausgangspunkt der Wanderung war das kleine Dörfchen Dalpe im der oberen Leventina, welches wir nach einer kurvigen Postautofahrt erreichten. Wir wanderten - zunächst nur sanft ansteigend - in das Val Piumogna hinein, immer entlang des kleinen Flüsschens, welches dem Tal den Namen gegeben hatte. Ein lichter Lärchenwald - noch hatten sich die Nadeln der Bäume nicht gelb verfärbt - umgab uns und zunächst schien auch die Sonne, genauso wie ich mir das vorgestellt hatte. Die hohen, spitzen Berggipfel um uns herum waren aber bereits vom Schneefall der letzten Tage weiss gepudert.

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Bei Sgnòi gab es zwei Varianten aus dem Talkessel hinaus. Wir entschieden uns für die kürzere - wirklich fit schien sich an diesem Wochenende niemand zu fühlen. Ein kurzer, aber steiler Aufstieg brachte uns den Steilhang hoch auf eine ausgedehnte Alp. Hier platzierte sich ein Wolkenband direkt vor die Sonne und sorgte für den Rest des Tages für Schatten.

Auf einer Felsterrasse über uns kam schliesslich die Hütte in Sicht. Der Schlussanstieg führte über zahlreiche Bäche, die als kleine Wasserfälle die Felsen hinunterrauschten. 

Die Capanna Campo Tencio (2'140 m) hat eine sehr schöne Terrasse, die aber vollkommen verlassen war, als wir sie erreichten. Die fehlende Sonne, die Kälte und ein aufkommender Wind verhinderten das Apéro im Freien - wir verlegten es in die warme Gaststube. Dabei mussten wir uns mit Weisswein begnügen - der Rotwein war ausgegangen und so kurz vor Saisonende gab es offenbar keinen Nachschub aus dem Tal mehr.

Am nächsten Tag versteckte sich die Sonne komplett hinter tiefliegenden Wolken, welche auch die zahlreichen Gipfel um uns herum die meiste Zeit verbargen. Der Tag begann direkt mit einem Aufstieg zum Lago di Morghirolo, in dessen Oberfläche sich die umliegenden Hänge auf eine Weise spiegelten, dass man kaum zwischen Felsen und Wasser unterscheiden konnte.

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Weiter ging es zur verlassen liegenden Alpe Lei di Cima. Danach folgten ausgedehnte Blockfelder und zwei namenlose Passübergänge. Damit war der höchste Punkt der Wanderung überschritten und es ging nur noch abwärts: Ein abschüssiger, gewundener Pfad führte hinunter zum Lago di Leìt, an dessen Ufer die Capanna Leìt lag, für welche das Saisonende offenbar bereits eingetreten war. 

Über dem See wand sich ein weisses Band durch die Felsen. Wir wunderten uns zunächst, ob es sich um Gletscherreste oder ein Schneefeld handelte. Erst beim Näherkommen entpuppte es sich als weisse Gesteinsschicht. Während wir die Alpe Campolungo umrundeten, passierten wir immer wieder Stellen, welche mit diesem weissen, zuckerartigen Gestein bedeckt waren. Man fühlte sich wie an einem weissen Sandstrand, nur das Meer fehlte (und die Sonne). Eine Infotafel informierte uns schliesslich, dass es sich um Dolomitmarmor handelt. Das körnige, unstabile Gestein hat während des Baus des Gotthardbasistunnels zweifelhafte Berühmtheit in der sogenannten Piora-Mulde erlangt.

Das letzte Stück der Wanderung führte dann auf einem breiten Weg zum kreisrunden Lago Tremorgio hinunter. Dort setzten wir uns doch noch auf die Terrasse - nicht zum Apéro, sondern für eine heisse Suppe, die es aber kaum schaffte, uns aufzuwärmen. Mit der Gondel ging es schliesslich zurück in die Leventina hinunter nach Rodi.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober 2024
  • Route: Dalpe - Piumogna - Sgnòi - Alpe Crozlina - Capanna Campo Tencia (Samstag); Capanna Campo Tencia - Lago di Morghirolo - Cassine Lei di Cima - Lago di Leìt - Passo Vanit - Lago Tremorgio - Capanna Tremorgio (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 4 h (Sonntag)
  • Distanz: 7,2 km (Samstag); 8,3 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 980 m (Samstag); 560 m (Sonntag)
  • Übernachten: Capanna Campo Tencia CAS

     
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Donnerstag, 19. September 2024

Tschima da Flix - Verflixte Wanderung im Bündnerland

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Wie bereits zwei Wochen zuvor war ich wieder mit Ivan unterwegs, wieder im Graubünden und wieder mit einem weglosen Gipfel um die 3000 m Höhe als Ziel - und wieder gab es einen (Ab-)Sturz.

Die Wanderung startete auf dem Julierpass und führte über die Fuorcla d'Agnel zur Jenatschhütte. Ich hatte diese Strecke schon im Winter mit einer dicken weissen Schneeschicht wie auch im Sommer, wenn das Wasser über die farbigen Felsen rauscht, gemacht, doch die Landschaft wurde auch beim dritten Mal nicht langweilig.

Bereits in Sichtweite der Hütte - an der technisch vermutlich einfachsten Stelle des Tages - rutschte ich aus mir unerklärlichen Gründen aus und fiel den Abhang hinunter. Glücklicherweise prallte ich mit dem Rucksack - und nicht mit dem Kopf - gegen den Stein, der aus dem Gras herausragte, so dass ich ausser ein paar Schürfungen an Beinen und Ellbogen ziemlich glimpflich davon kam.

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Nach einer erholsamen, aber etwas beengten Nacht in der Jenatschhütte stiegen wir am nächsten Tag zunächst wieder ein Stück weit in Richtung Fuorcla d'Agnel hinauf bis zum türkisfarbenen Gletscherseelein. Dort verliessen wir den offiziellen Wanderweg und folgten von nun an einer mit Steinmännchen markierten Wegspur, welche entlang des kläglichen Rests des Vadret d'Agnel durch lockeres Gestein führte. Vom Eisfeld aus beobachtete eine Herde Steinböcke unseren Aufstieg sehr interessiert.

Auf der Fuorcla da Flix (3'065 m) richteten wir ein Gepäckdepot ein. Ohne zusätzliches Gewicht auf dem Rücken war der steile Gipfelanstieg über grössere und kleinere Gesteinsblöcke zwar immer noch anstrengend, aber eindeutig besser zu bewältigen. Das Versprechen von Ivan, dass das Schlussstück zum Gipfel flach sei, stellte sich übrigens als Falschinformation heraus. Es war nirgends flach.

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Der Blick von der Tschima da Flix (3'315 m) war dann aber spektakulär und wir versuchten, so viele Gipfel des umfassenden Bergpanoramas wie möglich zu identifizieren. Auf der Rückseite sah man zudem hinunter auf Vadret Calderas, ein weiterer stark schrumpfender Gletscher.

Schliesslich stiegen wir über das Blockfeld zurück zur Fuorcla hinunter und luden dort unser Gepäck wieder auf. Danach folgte einer der mühsamsten Abstiege, den ich je gemacht habe. Der sehr abschüssige Weg war sandig und mit lockerem Kies bedeckt, was das Ganze zu einer heimtückischen Rutschpartie machte, die nur von ein paar ausgesetzten Kraxelstellen über Felsen abgelöst wurde. 

Ivan war gottenfroh, als er uns alle heil und munter das heikelste Stück hinuntergebracht hatte und wir eine Ebene mit kleinen Seen erreichten. Ab hier wurde der Abstieg angenehmer und führte entlang eines Wildbachs hinunter zur Alp Flix.

Erschöpft und überhitzt erreichten wir Tigias, wo wir uns auf die schöne Terrasse des gleichnamigen Restaurants setzten und die Kellnerin mit unserer umfangreichen Getränke- und Glacebestellung völlig aus dem Konzept brachten.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 10./11. August 2024
  • Route: Julier, La Veduta - Furocla d'Agnel - Chamanna Jenatsch (Samstag); Chamanna Jenatsch - Fuorcla da Flix - Tschima da Flix - Fuorcla da Flix - Lai Blo - Tigias, Alp Flix (T4; Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h 30 min (Samstag); 5 h 20 min (Sonntag)
  • Distanz: 8,6 km (Samstag); 10,4 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 850 m (Samstag); 780 m (Sonntag)
  • ÜbernachtenChamanna Jenatsch CAS

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Route Sonntag


Donnerstag, 15. August 2024

Von der Schlucht auf den Berg - Heisse Quellen, nette Busfahrer und ganz viel Aussicht

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Ich war auf die Beschreibung einer Wanderung auf den Pizalun gestossen und nachdem ich herausgefunden hatte, wo dieser Berg überhaupt liegt, stellte sich heraus, dass ich ihn mit einem Ziel verbinden konnte, das schon lange auf meiner Wunschliste stand: Der Taminaschlucht.

Die Wanderung fing mit einem gemütlich Spaziergang durch Bad Ragaz zum Eingang der Taminaschlucht an. Auch von hier ging es zunächst nur leicht ansteigend ohne grosse Anstrengung weiter. Die senkrechte Felswand, an deren Fuss die Tamina das enge Tal hinunter rauscht, spendete angenehmen Schatten an diesem bereits warmen Vormittag. 

Ich stellte fest, dass sogar ein Postauto durch die Schluch fährt. Das Kreuzen mit dem breiten Bus war aber selbst als Fussgänger auf der schmalen Strasse nicht ganz einfach, der aufmerksame Chauffeur lotste mich aber auf die richtige Seite.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichte ich schliesslich das Alte Bad Pfäfers. Paracelsus soll dem historischen Heilbad zu Ruhm verholfen haben und Berühmtheiten wie Rainer Maria Rilke haben in der heissen Heilquelle gebadet. 

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Der Zugang zur Quelle ist kostenpflichtig und der Eintrittspreis lohnt sich für Durchquerung der sich hier verengenden Schlucht und des blau beleuchteten Felsentunnels. Von der Heilquelle - die heute nach Bad Ragaz abgeleitet wird - bekommt man dagegen wenig zu sehen. Dafür spürt man sie: Je tiefer ich in den Fels hinein kam, je feuchter und schwüler wurde es, so dass sowohl meine Brille wie auch die Linse meines Fotoapparates alles nur noch durch einen Nebel sahen.

Zurück beim Bad Pfäfers wanderte ich dem Hang entlang zur Naturbrücke, auf welcher ich die Tamina überquerte. Hier begann dann die Wanderung doch noch anstrengend zu werden: Über unzählige holzige Treppenstufen führte der Weg aus der Schlucht heraus und jedes Mal, wenn ich dachte, dass ich die Treppen hinter mir habe, tauchte hinter einer Kehre die nächste auf.

In Ragol erreichte ich schliesslich die Strasse. Mein Plan, Schlucht und Berg zu verbinden, hatte den Nachteil, dass ich dieser fast drei Kilometer würde folgen müssen. Sie war zwar nicht stark befahren, doch ich stellte mich auf ein langes und langweiliges Wegstück ein. Ich hatte noch nicht die erste Kurve erreicht, als ein Mini-Postauto neben mir hielt und der Chauffeur anbot, mich mitzunehmen, obwohl er eigentlich Pause hatte. 

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So dauerte der Aufstieg nach St. Margrethenberg nur ein paar Minuten statt über eine Stunde. Von diesem kleinen Dorf aus war der auffällig geformte, waldbewachsene Pizalun nicht mehr weit. In drei weit ausholenden Kurven führte der Weg ohne grosse Steigung durch den Wald. Über eine Eisenleiter erreichte ich schliesslich den Gipfel des Pizalun (1'478 m). 

Die kleine Aussichtsplattform bot einen spektakulären Blick ins flache Rheintal und die spitzen Ostschweizer Gipfel. Nach einer kurzen Orientierung stellte ich fest, dass ich zahlreiche davon schon bestiegen hatte: Gonzen, Alvier, Falknis, Vilan, Parpaner Rothorn, Alpsteinkette mit Hohem Kasten und Säntis, um nur eine Auswahl zu nennen - ich glaube, ich wandere zu viel...

Für den Rückweg wählte ich den direktesten Abstieg hinunter nach Landquart. Es war eine schöne Wanderung gewesen mit einem lohnenswerten Gipfel. Die Verbindung mit der Schlucht ist aber - sofern man keine netten Busfahrer trifft - nur bedingt zur Nachahmung zu empfehlen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 20. Juli 2024
  • Route: Bad Ragaz - Taminaschlucht - Altes Bad Pfäfers - Naturbrücke - Ragol - St. Margrethenberg - Pizalun - Valzaudawald - Rütiguot - Hagwald - Mastrils - Landquart
  • Wanderzeit: Inkl. Quellbesichtigung und inkl. Abkürzung mit Bus: 4 h 30 min; alles zu Fuss gemäss SchweizMobil: 6 h
  • Distanz: 19,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'010 m
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Donnerstag, 8. August 2024

Piz Tgietschen und Piz Cavel - Zwei Gipfel hoch über der Greina

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Wir hatten Ivan überzeugt, auch eine Wanderung zu unserem diesjährigen, mottolosen Wanderprojekt beizusteuern und sein Beitrag konnte sich sehen lassen: Die Besteigung von zwei Fast-3000er im Büdnerland.

Der Treffpunkt war der kleine Bahnhof Rabius-Surrein in der Surselva. Von dort ging es zunächst nicht zu Fuss, sondern mit dem Alpentaxi ins Val Sumvitg hinein. Damit ersparten wir uns nicht nur über zwei Stunden Wanderzeit, sondern auch fast 300 Höhenmeter. Zudem wusste der einheimische Taxifahrer Interessantes über die Geschichte des leerstehenden Kurhauses Tenigerbad zu erzählen, das mitten im Tal einsam vor sich hin lottert.

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In Runcahez startete dann die eigentliche Wanderung. Diese führte zunächst fast flach entlang des Rein da Sumvitg, der in kleineren und grösseren Wasserfällen das Tal hinunter rauschte. Der anstrengende Teil des Aufstiegs begann erst, als wir das Ende des Tals erreichten und den Fluss überquert hatten. Schon von Weitem waren die Zickzacklinien im grünen Steilhang sichtbar, in welchen sich der Weg in die Höhe wand. Kurve um Kurve gewannen wir an Höhe und der Blick das Val Sumvitg hinaus wurde jedesmal besser.

Schliesslich erreichten wir den Grat Cresta la Greina, dem wir weiter aufwärts folgten. Zwei Wildbäche hatten sich tief in die Felsen hineingraben und auf der Bergkuppe zwischen diesen Einschnitten thronte die Terrihütte (2'170 m). Es war bereits mein dritter Besuch auf der Terrihütte, ich hatte sowohl im Sommer wie auch im Winter bereits in ihr übernachtet.

Die Hütte war vollbesetzt, doch die Leute verteilten sich sehr gut. Nur meine Schlafsituation auf einer sehr schmalen Matratze, eingezwängt in einer Ecke direkt an der rauhen Steinwand, empfand ich dann doch als etwas beengend.

Am nächsten Morgen ging es früh los, denn es standen ja zwei Gipfel auf dem Programm. Wir kamen aber bereits ein paar Meter hinter Hütte vom - sehr spärlich gekennzeichneten - Weg ab und mussten entsprechend die ersten Kraxelpartien absolvieren, um wieder auf den offiziellen Hüttenweg zu kommen. 

Über die Hängebrücke erreichten wir schliesslich die Greinaebene. Das ganze Ausmass und die Schönheit der Hochebene konnte man aber erst bei den zahlreichen Rückblicken während des Aufstiegs zum Pass Diesrut richtig erfassen. Ich fügte meiner bereits umfangreichen Fotosammlung von der Greina zahreiche weitere Bilder hinzu.

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Kurz bevor wir den Pass erreichten, verliessen wir den markierten Wanderweg - diesmal mit Absicht. Über eine Kuhweide ging es weglos hoch zur Fuorcla Cotschna, die nochmals einen tollen Blick über die Greinaebene bot.

Danach hatte ich eine ganze Weile lang keinen Blick mehr für landschaftliche Schönheiten, denn es wurde steil und anstrengend. Ziemlich ausgepowert - ich schob meine fehlende Energie der dünnen Höhenluft zu - erreichten wir den Piz Tgietschen (2'858 m). Ein kleines Holzkreuz zierte seinen Gipfel. Gut sichtbar war auch sein Nachbar, der Piz Cavel, und ich war mir in diesem Moment nicht sicher, ob ich mir diesen zweiten Gipfel wirklich antun wollte.

Doch zunächst ging es über lockeres Schottergestein abschüssig hinunter zur Fuorcla da Ramosa. Die Höhe war schneller verloren als wir sie vorher mühsam gewonnen hatten. Und dann ging es bereits wieder aufwärts. 

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Erstaunlicherweise ging dieser Aufstieg entlang dem Grat besser als befürchtet. Am Schluss musste man noch ein paar Blockfelsen hochsteigen, bis wir schliesslich ganz oben auf dem Piz Cavel (2'945 m) standen. Der Gipfel bot einen schönen Rundumblick über die Bündner und Tessiner Alpen. Vom Val Lumnezia stiegen Wolkenfetzen die steilen Bergwände hoch und erweckten den Eindruck, als würde die Erde dampfen. Eindrücklich!

Danach folgte der unvermeindliche, sehr lange Abstieg. Rutschiges Geröll und lose Blockfelsen machten ihn zu einem teilweise sehr wackligen Balanceakt. Zum Verhängnis wurde uns aber nicht das Geröll, sondern ein übrig gebliebenes Schneefeld. Zwei Mitwanderer fielen auf dem weichen Schnee hin, rutschten ein gutes Stück hinunter und prallten gegen einen Felsen. Das Resultat war eine offene Platzwunde - glücklicherweise am Schienbein und nicht am Kopf. Nach einer Notverarztung im Geröllfeld ging es zügig weiter; unsere Patientin war hart im Nehmen. 

Die Steinwüste machte einer ausgetretenen, durchlöcherten Kuhweide Platz, was den Abstieg nur unwesentlich einfacher machte. Wir waren alle froh, als wir bei der Alp Stavel Sura schliesslich eine Bergstrasse erreichten, welcher wir ins Tal hinunter folgten. 

Eine sehr willkommene Überraschung zum Abschluss war dann die Jurte etwas unterhalb von Puzzatsch, wo es - während wir auf den Bus warteten - Glace und kaltes Bier gab. Es wurde eine lange Rückreise von der hintersten Ecke des Val Lumnezias zurück ins Unterland. Die Wanderung war es aber alle mal Wert gewesen.

 

Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 27./28. Juli 2024
  • Route: Runcahez (Val Sumvitg) - Alp Val Tenigia - Cresta la Greina - Camona da Terri (Samstag); Camona da Terri - Hängebrücke/La Camona - Fuorcla Cotschna - Piz Tgietschen - Fuorcla da Ramosa - Piz Cavel l La Capiala - Stavel Sura - Tegia Sut - Parvalsauns - Puzzatsch (Besteigung der beiden Gipfel T4, weglos und unmarkiert) (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 3 h (Samstag); 6 h (Sonntag)
  • Distanz: 7,5 km (Samstag); 10,5 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 980 m (Samstag); 1'100 m (Sonntag)
  • Übernachten: Camona da Terri CAS

 

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Route Samstag

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Route Sonntag


Donnerstag, 25. Juli 2024

Auf den Spuren von Schellen-Ursli: Herausforderungen im Val Tuoi

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Der Schnee will in dieser Saison einfach nicht verschwinden. Nachdem wir schon zwei Wochen zuvor am Hoghant mit Restschnee zu kämpfen hatten, war absehbar, dass der Schnee auch an diesem Wochenende eine Herausforderung bleiben würde. 

Zuerst fing alles aber sehr entspannt an: Ein beim Bahnhof Guarda bereit stehender Bus brachte uns in den höher gelegenen Ort und ersparte uns damit die ersten zweihundert Höhenmeter. Das pitoreske Dörfchen ist auch als "Schellenursli-Dorf" bekannt und die typischen Engadinerhäuser scheinen tatsächlich einem Bilderbuch zu entspringen.

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Die Wanderung begann direkt hinter dem Dorf und über blühende Wiesen und durch grüne Wälder aus hohen Lärchen mit leuchtend roten Stämmen stiegen wir immer höher hinauf. Kurz vor der Alp Sura hatten wir den steilsten Teil bereits hinter uns und begossen dies mit einem Glas Wein.

Anschliessend ging es eher flach tiefer ins Val Tuoi hinein. Bald kamen wir zur Kreuzung, wo wir uns entscheiden mussten: Wagten wir - trotz den gut sichtbaren Schneefeldern über uns - den Abstecher zum Lai Blau, angeblich der schönste See des Unterengadins, oder folgten wir dem offiziellen und garantiert schneefreien Hüttenzustieg entlang dem Talboden?

Die Gruppe teilte sich schliesslich auf und ich machte mich mit zwei unerschrockenen Mitwanderern an den nochmals ziemlich steilen Aufstieg zum See. Wir schreckten ein paar Murmeltiere und sogar zwei Schneehühner im Sommerkleid auf. Ansonsten waren wir ganz alleine. 

Der Lai Blau (2'613 m) war dann nicht so blau, wie ich mir das vorgestellt hatte (beim Bild habe ich nachgeholfen), was vielleicht daran lag, dass er noch halb mit Schnee bedeckt war. Hübsch war er allemal.

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Beim Abstieg zur Hütte kam es zu den unvermeidlichen Schneefeldquerungen, die diesen Sommer so herausfordernd machen. Ein weiteres Mal in diesem Jahr war ich froh, meine Spikes eingepackt zu haben, den zumindest eines der Schneefelder war mehr als nur ein bisschen abschüssig. Schliesslich hatten wir fast das Ende des Tals erreicht, doch von der Tuoi-Hütte war nichts zu sehen. Erst ganz am Schluss tauchte sie - gut versteckt hinter einem Felsen - schliesslich auf.

Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der sehr gastfreundlichen Chamonna Tuoi, die unterhalb des (rutschgefährdeten) Piz Buin liegt. 

Für den nächsten Tag war eigentlich geplant gewesen, über die Fuorcletta ins östlich gelegene Nachbartal Val Tasna hinüber zu steigen. Dafür hatte es mir aber eindeutig zu viel Schnee. Als Alternative hatte ich mir einen Abstecher ins westlich gelegene Val Lavinuoz zu recht gelegt.

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Wir folgten zunächst auf dem breiten Hüttenweg dem sehr viel Wasser führenden Flüsschen Cluozza talauswärts. Bei der Alp Suoz wechselten wir die Flusseite und bogen in die Via Engadina ein. Auf schmalen Pfaden wanderten wir immer noch leicht abwärts über Kuhweiden und durch Wälder hoch über der rauschenden Cluozza. 

Mehr Wasser aus üblich führte auch ein Wildbach, der den Hang hinunterstürzte und dessen Überquerung die nächste Herausforderung darstellte. Am Schluss kamen aber (fast) alle mit trockenen Füssen auf der anderen Seite an.

Schliesslich ging es nochmals aufwärts. Die Via Engadina ist eine offizielle Wanderroute, doch uns schien, als wären wie die ersten, die sich in dieser Saison den Hang hinauf kämpften: Mehrmals lagen umgestürzte Bäume über dem Weg, deren Um- und Überklettern am abschüssigen Steilhang sich ebenfalls als ziemlich herausfordernd herausstellte. Für nur fünfhundert Höhenmeter Aufstieg fühlte sich diese Wanderung ziemlich anstrengend an.

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Bei der Chamanna dal Bescher hatte ich mir einen Kaffee erhofft, doch die kleine Schutzhütte ist kein Restaurant, bot aber einen schönen Picknickplatz. Danach öffnete sich der Wald und wir hatten Blick ins breite Inntal unter uns. Dunkle Wolken wechselten sich mit kurzen Sonnenscheinmomenten ab; doch wir hatten Glück und es fing nicht an zu regnen - wohl die einzige Ecke der Schweiz, die an diesem Wochenende von Unwettern verschont blieb.

Wir bogen schliesslich ins Val Lavinuoz ein und die einzigen Lebenwesen, die uns dort begegneten, war eine Herde Schafe. Oberhalb der Alp d'Immez stiegen wir zum Talboden ab - durch einen Hang bedeckt mit pink leuchtenden Alpenrosen so weit das Auge reichte! 

Der Weg aus dem Tal heraus nach Lavin war dann nur noch ein lockeres Auslaufen ohne jegliche weitere Herausforderung.


Wanderinfos:

  • Gewandert: 29./30. Juni 2024
  • Route: Guarda - Alp Sura - Marangun - Lai Blau - Chamonna Tuoi (Samstag); Chamonna Tuoi - Alp Suot - Plan Champatsch - Chamanna dal Bescher - Funtanivas - Alp d'Immez - Alp Dadoura - Lavin  (Etappe 7 der Via Engiadina/regionale Route Nr. 87) (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h (Samstag); 4 h 45 min (Sonntag)
  • Distanz: 10,4 km (Samstag); 15,4 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'010 m (Samstag); 500 m (Sonntag)
  • Übernachten: Chamonna Tuoi CAS

 

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Route Samstag

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Route Sonntag


Donnerstag, 4. Juli 2024

Über verwunschene Treppen auf den Cardada

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Ich war vor dem Regenwetter ins Tessin geflohen, doch dann drohte das schlechte Wetter, mich auch im Süden einzuholen. Gemäss Prognose sollte der Regen erst nach dem Mittag einsetzen, so dass es zumindest für eine kurze Wanderung reichen sollte. Mit dem Cardada, dem Hausberg von Locarno, entschied ich mich für einen Klassiker.

Ich wollte eigentlich von Avegno im Maggiatal zum Cardada aufsteigen, doch als ich in Solduno, wo ich übernachtet hatte, an der Busstation stand, entdeckte ich einen Wegweiser, auf dem der Cardada bereits als Ziel angegeben war. Also beschloss ich spontan, auf den Umweg ins Maggiatal zu verzichten.

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Direkt hinter Solduno begannen die Treppenstufen, die für die nächsten knapp 1000 Höhenmeter nicht mehr aufhören sollten. Sie führten durch den dichten Wald und wurden offenbar nicht so oft begangen oder zumindest nicht regelmässig unterhalten. Die üppig grüne Vegetation und die schiefen Stufen aus Natursteinen erweckten den Eindruck einer verwunschenen Märchenlandschaft. 

Zugegebenermassen kam recht schnell der Moment, wo ich begann, die verwunschenen Stufen zu verwünschen. Richtig frustriert war ich, als mich ein Trailrunner überholte, der nicht einmal ansatzweise so stark schwitzte wie ich.

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Schliesslich erreichte ich das kleine Dörfchen Brè sopra Locarno, das sich über eine grosse Lichtung erstreckt und - wenig überraschend - durch ein Netz von Treppen verbunden ist. Als ich endlich den oberen Dorfrand erreicht hatte, hatte ich nicht nur den grössten Teil der Höhenmeter hinter mir, sondern auch die Treppenstufen.

Nur noch leicht ansteigend führte von hier ein wurzelüberwachsener Weg aufwärts. Damit war natürlich der Anstieg nicht mehr so effizient wie zuvor und bald ich langweilte mich schon fast. 

Auf dem Cardada (1'332 m) angekommen, stattete ich kurz der Aussichtsplattform einen Besuch ab - leider an diesem Tag mit einer durch die aufziehende Wetteränderung eingeschränkter Fernsicht -, bevor es mit der Gondel nach Locarno zurück ging.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Sonntag, 2. Juni 2024
  • Route: Solduno - Alla cappella - Brè sopra Locarno - Follia - Pian da Rözz - Cardada
  • Meine Wanderzeit: 2 h 30 min
  • Distanz: 5,3 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'110 m
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Donnerstag, 27. Juni 2024

Überquerung Hohgant: Unmarkierte Pfade und hartnäckige Schneefelder

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Die offizielle Wandersaison startete mit dem Projekt von Nicole, welches uns auf unmarkierten Wegspuren quer über das Hohgantmassiv führte. Die Wetterprognosen für das Wochenende waren - positiv ausgedrückt - durchzogen, doch davon lässt sich unser Grüppchen prinzipiell nicht vom Wandern abhalten.

Zum Start gab es zunächst beim Kemmeriboden Bad eine der berühmten Kemmeriboden Merängge - man kann ja nicht mit leerem Magen wandern. Der Anfang der Wanderung konnte man noch als Verdauungsspaziergang bezeichnen, doch der war schnell vorbei, als wir das Asphaltsträsschen und die markierten Wanderwege hinter uns liessen.

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Der Einstieg zum unmarkierten Teil der Wanderung versteckte sich am Waldrand hinter einer Stallruine. Auf einem schmalen Trampelpfad ging es von dort einen stotzigen Hang hoch. Kurz bevor wir den Wald wieder verliessen, setzte der angekündigte Regen ein. Es war gar nicht einfach, auf dem abschüssigen Weg mit einem Schirm in der Hand die Balance zu halten. 

Die Landschaft wurde felsiger und für die eine oder andere Passage musste ich den Regenschirm schliessen, um beide Hände zum Festhalten frei zu haben. Unterdessen hatten wir auch die ersten Verluste zu beklagen: Zwei unserer Mitwanderer entschieden sich zur Umkehr und gaben den Merängge den Vorzug über unsere Gesellschaft.

Eine weite Karstlandschaft lag unter uns und bei schönem Wetter hätte man freie Sicht auf die Alpen gehabt. Die Berner Bergprominenz versteckte sich aber über das gesamte Wochenende vornehm hinter den Wolken.

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Bei einem Geröllfeld hörte die Spur, welcher wir bisher gefolgt waren, plötzlich auf. Ein Blick auf die Karte half nicht weiter, denn dort war der Weg überhaupt nicht eingezeichnet. Da die Richtung ungefähr stimmte, entschlossen wir uns, das Geröllfeld zu überqueren, in der Hoffnung, danach wieder auf die Wegspur zu treffen. Bald stellte sich heraus, dass diese Hoffnung vergebens war. Gut, dass es mittlerweile wenigstens zu regnen aufgehört hatte, so dass wir bei unserem Irrlauf durch das Geröll wenigstens nicht durchnässt wurden.

Ein erneuter Blick auf die Wanderbeschreibung bestätigte schliesslich, dass wir falsch waren. Also ging es zurück quer über das Geröllfeld und dann hoch zum Grat, wo wir bei einer kleinen Schutzhütte wieder auf die richtige Route gelangten (richtiger Weg für allfällige Nachahmer: Vor dem Geröllfeld zur gut sichtbaren Schutzhütte aufsteigen und diese linker Hand passieren).

Es ging noch eine Weile dem teilweise schmalen Grat entlang, direkt auf die senkrechten Felswände des Hohgantmassivs zu, bis wir schliesslich links abzweigten und zur Hohganthütte hinunter stiegen. Die unbewartete Hütte befindet sich in einer kleinen Waldlichtung und dank der Wetterbesserung reichte es sogar für einen Apéro auf der Terrasse.

Am nächsten Tag stiegen wir - zunächst über den ausgeschilderten Wanderweg - in Richtung Hohgant auf. Ein langsames Einlaufen gab es dabei nicht, bereits auf den ersten Metern stieg es zünftig steil an. Wir schreckten ein paar Steinböcke auf, die sich in einem halsbrecherischen Tempo vor Sicherheit brachten. 

@wandernohneende
Wir hatten bereits am Vortag festgestellt, dass noch viel Schnee lag. Ein erstes, flaches Schneefeld passierten wir ohne Probleme. Doch kurz unterhalb des Gipfels galt es ein weiteres, abschüssigeres Schneefeld zu queren. Zudem schien der Gipfel mit mächtigen Wächten bedeckt zu sein. 

Daher entschlossen sich zwei weitere Mitwanderer zur Umkehr. Das restliche, auf vier Personen geschrumpfte Grüppchen schnallte die Spikes an und machte sich an die Querung des Schneefelds, die sich schliesslich als weniger heikel herausstellte, als gedacht. Die restlichen Meter zum Gipfel kraxelten wir über eine schneefreie Wiese hoch. Schneefrei war auch der Gipfel des Hohgants (2'163 m) - die von unten so mächtig erscheinenden Wächten waren von oben nur schmale Streifen Restschnee.

Nach einem kurzen Duchatmen auf dem flachen Gipfelplateau ging es auf einem nur mit ein paar Steinmännchen markierten Weg weiter. Zunächst über ein Feld von Blockfelsen, dann über einen Grat unterhalb des Aff hindurch - der so benannte Felsen glich tatsächlich einem Affengesicht.

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Wir folgten der Hügelkette, welche einen Halbkreis bildet, und hatten damit gute Sicht auf ein weiteres Schneefeld, welches in einer steilen, langgezogenen Rinne liegen geblieben war. Dieses zu queren erschien uns dann doch zu gefährlich. 

Also kraxelten wir - auch sehr steil, aber zumindest schneefrei - einen schroffen Grashang hoch und hielten uns dabei an Alpenrosenstauden fest, bis wir auf einen höher gelegenen Weg stiessen. Dieser führte uns - ganz ungeplant - auf einen weiteren Gipfel, den wir nach einem kurzen Rätselraten als Hohgant West (2'060 m) identifizierten. Das unverhoffte Gipfelglück liess uns den anstrengenden und abenteuerlichen Aufstieg fast vergessen.

Nun wieder auf offiziellen Wanderwegen und unbehelligt von weiteren Schneefeldern wanderten wir in Richtung Trogenhorn. Diesen Gipfel umgingen wir aber, die Anstrengung der letzten beiden Tage machte sich langsam aber deutlich bemerkbar. 

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Nach einem letzten Gegenanstieg folgte schliesslich der lange Abstieg: Zunächst erforderten Blocksteine unsere ganze Aufmerksamkeit und kaum hatten wir diese hinter uns gelassen und erreichten den Wald, wurden sie von rutschigen Wurzeln abgelöst. Für den idyllischen Wald voller verknorrter Bäume hatte ich kaum einen Blick, zu sehr musste ich mich konzentrieren, im stotzigen Gelände nicht auszurutschen (was nur fast gelang). Der ganze Waldboden war überwuchert von Heidelbeersträuchern, leider waren wir für eine Ernte ein paar Wochen zu früh.

Als das Gelände endlich abflachte, mussten wir noch durch ein Sumpfgebiet waten, bis wir schliesslich beim Grüenebergpass ein festes Strässchen erreichten. Normalerweise wandere ich nicht gerne über Asphalt, diesmal war ich froh, mich nicht mehr bei jedem Schritt auf meine Füsse schauen zu müssen.

Die Wanderung - und damit diesen tollen Einstieg in die Wandersaison - beendeten wir bei der ersten Bushaltestelle von Habkern, mit genügend Vorsprung vor dem heranziehenden Unwetter. Die ganze Tour würde sich lohnen, bei etwas besserem Wetter - weniger Schnee und mehr Aussicht -  zu wiederholen.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag/Sonntag, 8./9. Juni 2024
  • Route: Kemmeribodenbad - Brünneligrind - Grätli - Hohganthütte (Samstag); Hohganthütte - Hohgant - Aff - Wysschrützgrat - Hohgant West - (Trogenhorn) - Arnigrat - Grüenebergpass - Habkern (Sonntag)
  • Unsere Wanderzeit: 4 h 20 min (Samstag); 5 h 20 min (Sonntag)
  • Distanz: 8,1 km (Samstag); 12 km (Sonntag)
  • Höhenmeter (Aufstieg): 1'110 m (Samstag); 660 m (Sonntag)
  • Übernachten: Hohganthütte SAC
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Route Samstag

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Route Sonntag


Donnerstag, 20. Juni 2024

Von einsamen Bahnhöfen und Kirchen im Centovalli

@wandernohneende
An der kleinen Bahnstation Palagnedra im Centovalli hält der Zug nur auf Verlangen. Das sehr alte und sehr überfüllte Centovallibähnchen hatte aber keine Knöpfe, um Halt zu verlangen. Der Lokführer hielt schliesslich aber auch ohne ausdrückliches Verlangen an und so konnte ich an dieser einsamen, nur aus einem einzelnen Gebäude bestehenden Bahnstation meine Wandertour beginnen. 

Nach einem kurzen Aufstieg durch den Wald erreichte ich die Via del Mercato. Auf diesem Höhenweg, welcher von Intragna nach Camedo durchs ganze Centovalli führt, war ich vor ein paar Jahren entlang gewandert. Diesmal folgte ich ihm nur ein Stück weit bis kurz nach Verdasio, bevor ich ihn wieder verliess und mich weiter bergwärts wandte. In weiten Kurven führte der Weg durch einen fast baumlosen Hang. Schwarz verkohlte Stämme zeigten schnell, warum hier der Wald fehlte: Vor zwei Jahren hatte es hier gebrannt. Der Vorteil dieses Unglücks ist, dass man eine unbeeinträchtigte Aussicht ins Centovalli hat. 

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Bei der Alp Casaccia war der steilste Teil des Aufstiegs geschafft. Über ausgedehnte Wiesen erreichte ich schliesslich die Madonna della Segna. Die kleine Kirche steht versteckt in einem Wäldchen und bot sich als idealer Rastplatz an.

Weiter führte der Weg durch verstreute Weiler und Häuser rund um den Monte di Comino. Von dort würde es auch eine kleine Gondelbahn ins Tal geben, doch ich war entschlossen, zu Fuss abzusteigen. Zu Beginn war der Abstieg auch gar nicht steil, sondern führte und stetigem Auf und Ab der Bergflanke entlang mit Aussicht nicht nur ins Centovalli, sondern bis hin zum Lago Maggiore.

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In Calascio erklomm ich einen kleinen Hügel, um auch noch einen Blick ins Valle Onsernone zu verwerfen. Danach wurde der Abstieg schliesslich doch noch steil. In typischer Tessiner Manier waren die Wege mit Natursteinen gepflastert, was meine Fussgelenke gar nicht mögen.

Unterhalb von Pila hatte ich vor ein paar Jahren eine Schlange gesehen, als ich von Loco aus auf der Via delle Vose gewandert war. Diesmal waren kleine Eidechsen die einzigen Reptilien, die ich zu Gesicht bekam. 

In Intragna wartete ich dann an der Sonne auf das Centovallibähnchen, diesmal war es neuer und weniger überfüllt und an der Endstation in Locarno hielt es sowieso.


Wanderinfos:

  • Gewandert: Samstag, 1. Juni 2024
  • Route: Palagnedra - Piazze - Verdasio - Casaccia - La Cürta - Corte di Sopra - Madonna della Segna - Cà Vedro - La Cata - Calascio - Pila - Intragna
  • Meine Wanderzeit: 4 h 10 min
  • Distanz: 12,5 km
  • Höhenmeter (Aufstieg): 915 m

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